Gelächter bei Berichten über Behinderte
Mensah-Schramm berichtet: "Als ich erzählte, dass ich früher mit Schwerstbehinderten Kindern gearbeitet hatte, kam hämisches Gelächter. Als ich sagte, dass es da nichts zu lachen gibt, vier von ihnen seien unter qualvollen Umständen gestorben, wurde das Gelächter noch hämischer." Die 74-Jährige fuhr laut ihrem schriftlichen Protokoll dennoch fort mit ihrem Projekt, dem kunstvollen Übermalen von neonazistischen Parolen. Diese findet sie an Häuserwänden oder Laternenmasten und bringt sie in Kopien an die Schulen. Aus Hakenkreuzen werden tanzende Männchen oder Blumen, Hassbotschaften werden korrigiert oder mit Herzen übermalt.
Lehrerin greift nicht ein
Den Schülern hatte sie dafür Vorlagen gegeben, um selbst "kreativ" zu sein. Einer der Schüler strich bei "Lasst Menschen verrecken" das Wort "Menschen" durch, ersetzte es durch "Antifas" und malte SS-Runen daneben. "Das ist strafbar, die Lehrerin hätte eingreifen müssen" zeigt sich Mensah-Schramm noch zwei Wochen später entsetzt. "Das einzige Mal, dass die Lehrerin eingehakt hat, war, als sie mich aufgefordert hat, den Vortrag fortzusetzen, der ja massiv gestört wurde."
Am Ende der Doppelstunde gab Irmela Mensah-Schramm den Schülern die Möglichkeit, anonym ein Feedback abzugeben. Die handgeschriebenen Zettel durfte MDR SACHSEN im Original einsehen. Darin heißt es unter anderem (Rechtschreibung unkorrigiert): "Ich habe ein fach eine ide für sie gehen sie in kz und mach sie die Gaskammer an", "ich kack auf ihre Meinung", "Antifaschistisches Veräter Pack".
Ein Zettel mit einer Nazi-Parole und einem Hakenkreuz
Schüler im Erzgebirge schmieren Nazi-Symbole auf Zettel. Eigentlich sollten sie rassistische Parolen kreativ beseitigen. Bildrechte: MDR SACHSENSPIEGEL/Wilke
Schulleitung bittet Gast um Stillschweigen
Die Schulleitung habe Mensah-Schramm daraufhin sehr nachdrücklich um Stillschweigen gebeten, aber die fordert dringend eine Aufarbeitung dessen, was vor zwei Wochen in dieser Schule geschehen sei. "Wenn dieses Problem so sichtbar wird, kann man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Da muss man Schwerpunkte setzen. Da fällt eben mal eine andere Unterrichtsstunde aus und dann redet man darüber." Dass die Schulleitung den Vorfall gemeldet hat, bezweifelt Irmela Mensah-Schramm.
Auch der Sächsische Kultusminister erfuhr erst durch die Recherchen von MDR SACHSEN davon. Christian Piwarz sagte, er kenne den Sachverhalt nicht, er kenne nur die Schilderung. "Sollte es sich so zugetragen haben, dann ist es höchst bedenklich und zeigt deutlich, dass wir gerade auch mit jungen Leuten intensiver in den Diskurs gehen müssen, dass solche Meinungen nicht toleriert werden können, weil sie fundamental gegen alles stehen, was unsere freiheitliche, demokratische Grundordnung und unser Gemeinwesen ausmacht", erklärte der CDU-Politiker.
Menschenrechtsaktivistin Irmela Mensah-Schramm ist bundesweit bekannt, weil sie rassistische und antisemitische Parolen dokumentiert und entfernt. Der resoluten Kämpferin für Demokratie und gegen Ausländerfeindlichkeit wurden schon mehrere Preise verliehen.
Quelle: MDR/lam
Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN
MDR SACHSENSPIEGEL | 24.05.2019 | 19:00 Uhr
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11 Kommentare
24.05.2019 18:28 aus Dresden 11
Die selbsternannte "Aktivistin": Ihre Lieblingsbeschäftigung ist es, wie man den im Internet zugänglichen Videos entnehmen kann, irgendwo Aufkleber etc. abzureißen und die abgerissenen Teile einfach in die Gegend zu werfen und so die Umwelt zu verschmutzen.
Bekannt ist sie in den Medien aber vor allem durch das sachbeschädigende Beschmieren von fremden Eigentum.
Wieso laden Schulen solche Personen ein, wo die Schulen doch mit Müll, Schmierereien etc. genug Probleme haben? Hoffentlich als abschreckendes Beispiel.
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24.05.2019 18:25 Realismus 10
Das ist die Gesellschaft im Jahre 2019! Wenn man so etwas liest.....übelst! Aber die Ansichten bei den Kindern kommen häufig aus dem Elternhaus, wundert also nicht.
24.05.2019 18:15 mare nostrum 9
@ 3
Mikro, ich darf Sie darauf hinweisen, dass man eine (ältere) Dame (= Ihnen persönlich nicht bekannte Frau) niemals mit dem bestimmten Artikel - s. "... Kommentaren (KOMMA) die man von IHR liest, ..." - benennt.
Das hat etwas mit guter Kinderstube zu tun!
24.05.2019 18:09 Irmela Mensah-Schramm 8
@ Mikro
Ich bin nicht 'Opfer' sondern gern Täterin - und besonders gern auch "Intensiv - Täterin" !
Bei mir ist die Menschenwürde sehr groß geschrieben!
Und zum Glück endet das Ganze immer wieder als Blamage, wenn Justiz und Polizei versagt hat.........
24.05.2019 18:08 Greenblack 7
Es kann nicht sein das sich die Lehrerin nicht einmischt und die Schulverwaltung versucht es todzuschweigen.. Es gehört sich gehandelt gegen solch Fehlverhalten vorzugehen! Vorallem ist die Aufarbeitung nötig den Schülern das Schreiben beizubringen! Das stehe an vorderster Stelle, wenn nicht, sollen sie auswandern! Wehret den Anfängen!
24.05.2019 18:07 mare nostrum 6
@ 2
Weit haben SIE es mit der Erziehung nicht gebracht!
Selbst in der DDR waren nicht alle mit zwei Meinungen unterwegs; das liegt dann wohl in der Familie.
Dann harren wir mal der Maßnahmen, die das sächsische Kultusministerium ergreifen wird!
24.05.2019 18:05 Thomas Biegel 5
@Atheist aus... Aussagen wie "Ich habe ein fach eine ide für sie gehen sie in kz und mach sie die Gaskammer an" haben nichts, aber auch gar nichts mit Meinungsfreiheit zu tun!
24.05.2019 17:59 Sebastian Brocks 4
Kultur haben die Kinder, die diese Zeilen verfassten, offensichtlich nicht. Solche Menschenfeindlichkeit ist typischerweise der rechten Szene zuzuordnen. Und mit Meinungsfreiheit hat "lasst Antifas verrecken" in Kombination mit SS-Runen nichts zu tun.
24.05.2019 17:51 Mikro 3
Wer hat der denn den Titel Menschenrechtsaktivistin verliehen?In den meisten Kommentaren die man von der liest,fühlt die sich immer ungerecht behandelt bei Ihren Straftaten.Zum Glück greift die Polizei öfter ein und dann kommt das große Jammern und die übliche Opferrolle.
24.05.2019 17:44 Atheist aus Mangel an Beweisen 2
Nun ja da bin ich bei meinem Enkel sicher, der hat wie seine Oma in der DDR wieder zwei Meinungen, eine die man in der Schule braucht und eine Private.
In der Schule ist er Wortführer für freiday und bekommt Lob und gute Noten, zu Hause lässt er kein gutes Haar an dem Gruppenzwang.
Weit haben wir es jedenfalls nicht gebracht mit der Meinungsfreiheit.
24.05.2019 17:30 anonym 1
Die Kultur der betroffenen Kinder wird uns vorenthalten.
Und bei lachen muss ich an das lachen beim Tod in Köthen denken. Voll krass korrekt oder?
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