Der neue "Führer" der Gießener Gelbwesten steht vor Gericht.
Es scheint, dass er nicht nur mit dem Volksleerer, sondern auch mit den "Enten" sympathisiert und "das Volk" dann auch gleich mal über die "rechtliche Situation" aufgeklärt hat. Ergebnis: Es kommt quasi keiner mehr.
T.E.R. Sven hat seinen Account ursprünglich als "Rocco Richter" angemeldet. Ob das sein echter Name ist?
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»Volksverräter«-Parolen
Anführer der Gießener Gelbwesten steht vor Gericht
Auch nach dem Rückzug des Initiators stehen die Gelbwesten im Zwielicht. Ihr neuer Anführer steht derzeit in Biedenkopf vor Gericht. Dort verhält er sich wie ein sogenannter Reichsbürger.
Der Bundestagswahlkampf im September vor zwei Jahren war im beschaulichen Hinterland alles andere als ereignisarm. Eine Woche vor dem Wahltermin wurden in der Region um Breidenstein, Gönnern, Niedereisenhausen, Biedenkopf und Dautphetal zahlreiche Wahlplakate mit hetzerischen und beleidigenden Parolen überklebt. Auf Großplakaten des CDU-Bundestagsabgeordneten Stefan Heck prangte in großen Lettern die Bezeichnung »Volksverräter«. Auf weitere Plakaten der CDU und anderer Parteien wurden Sprüche wie »Arbeiterverräter«, »Schariapartei Deutschland« und »Kinderschänder« oder rote Halbmonde geklebt. »Da sind Zerstörer-Banden mit Nazi-Jargon unterwegs«, erklärte Heck damals gegenüber der Oberhessischen Presse (OP).
Nach dem Hinweis eines Zeugen, dem in der Nacht auf den 22. September in Steffenberg ein Mann aufgefallen war, in dessen Auto eine Trittleiter lag, griff die Polizei zu. Laut der damaligen Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Marburg und der Polizeidirektion Marburg-Biedenkopf wurde am folgenden Nachmitttag die Wohnung eines 41-jährigen Tatderdächtigen durchsucht und »umfangreiches Beweismaterial« sichergestellt. Seit Anfang Februar steht der Mann in Biedenkopf vor Gericht.
Hitler-Reden in der »Playlist«
Nach Informationen der GAZ handelt es sich bei dem Angeklagten um den neuen Wortführer der Gießener Gelbwesten. Der 42-jährige Steffenberger, der sich im Internet T.E.R. Sven nennt, hielt am Samstag mehrere Reden und hat die Nachfolge von Ronny Böhm aus Buseck angetreten. Der Initiator hatte sich aus der ersten Reihe der Gießener Gelbwesten nach seiner – von dieser Zeitung enthüllten – Einladung an die NPD-Aktion »Schutzzone« zurückgezogen. Zur Demonstration am Samstag war er nicht erschienen.
In der Marburger Straße hatte die auf 20 Personen geschrumpfte Gruppe, die sich fast nur aus Personen von außerhalb Gießens zusammensetzt, gegen die »Macht der Lügenpresse« demonstriert und die bisherige Berichterstattung der GAZ zu den Gelbwesten als »tendenziös« kritisisiert.
Der Blick auf die Internetaktivitäten von T.E.R. Sven indes bestätigt die bisherigen Recherchen zu den Gelbwesten. Auf Facebook und in seinen Videokanälen gibt sich ihr neuer Anführer als Anhänger von Naziführer Adolf Hitler und Holocaustleugnern zu erkennen. In seiner Playlist im Videokanal Youtube finden sich Hitler-Reden, bei Facebook Videos des sogenannten »Volkslehrers«. Die Filme des vom Dienst suspendierten Berliner Lehrers Nikolai N. sperrte Youtube vor wenigen Tagen wegen rechtsextremer Hetze; zuletzt hatte der »Volkslehrer« knapp 70 000 Abonnenten in seinem Kanal.
Bundesrepublik kein rechtmäßiger Staat
Zu seiner Gerichtsverhandlung Anfang Februar vor dem Amtsgericht in Biedenkopf musste der 42-Jährige laut einem Bericht des Hinterländer Anzeigers polizeilich vorgeführt werden. Im Gerichtssaal habe er sofort betont, dass er die Richterin nicht anerkenne und somit auch keine Aussagen machen werde. Er erkenne die Rechtsmäßigkeit der Bundesrepublik nicht an. »Ich kooperiere nicht« und »Ich verweigere mich diesem Gericht«, zitierte ihn die Zeitung. Wortreich habe er seine ablehnende Haltung zur Bundesrepublik und somit auch zur Gerichtsbarkeit dargelegt. Dieses Argumentationsmunster findet man oft bei Reichsbürgern, die die Existenz der Bundesrepublik Deutschland leugnen. Laut Auskunft der Staatsanwaltschaft Marburg wird das Verfahren erst im Juli fortgesetzt.
Abzuwarten bleibt, ob die Gelbwesten – wie angekündigt – auch am kommenden Samstag wieder durch Gießen marschieren werden. Angemeldet worden war die letzte Veranstaltung nicht von dem Steffenberger, sondern einer Frau aus Fronhausen. Am vergangenen Samstag hatten 60 bis 80 Personen aus der Gießener Linksszene vergeblich versucht, die Gelbwesten-Demo zu blockieren.
https://www.giessener-allgemeine.de/regional/stadtgiessen/Stadt-Giessen-Anfuehrer-der-Giessener-Gelbwesten-steht-vor-Gericht;art71,578646Sein Profil bei FB
https://www.facebook.com/rocco.richter.7?________________________
Scientology, braune Esoterik und "Reichsbürger"
Schon lange sind, was dem einen oder anderen vielleicht auch aufgefallen ist, Scientologen unter den "Reichsbürgern" zu finden. Klar, nichts eignet sich besser um Menschen zu rekrutieren und sektenartige Strukturen aufzubauen als die "Reichsbürgerszene". Der Nachteil dürfte nur sein, dass die, die sich da finden zwar eine Menge psyhische Probleme haben, aber kein Geld um die Taschen von Scientology zu füllen.
Ganz unbemerkt ist dieser Zusammenhang aber wohl nicht geblieben.
Ich frage mich ja schon lange wie viele Scientologen bei der AfD zu finden sind.
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Sektenbericht
Scientology im Südwesten im Sinkflug
Die vom Verfassungsschutz beobachtete Organisation hat Probleme, dafür boomt „braune Esoterik“.
17.04.2019
Von ROLAND MUSCHEL
Stuttgart. Die Scientology-Organisation (SO), die seit 1997 vom Verfassungsschutz beobachtet wird, leidet offenbar unter erheblichen Mitgliederverlusten. „Trotz intensiver Bemühungen um eine positive Außendarstellung kann die SO die schwindenden Mitgliederzahlen nicht mehr verbergen“, heißt es im aktuellen „Bericht der interministeriellen Arbeitsgruppe für Fragen sogenannter Sekten und Psychogruppen“ für den Landtag.
Danach werden Scientology noch rund 750 bis 800 Mitglieder in Baden-Württemberg zugerechnet. Das ist ein Drittel weniger als zu Beginn der Beobachtung durch die Verfassungsschützer.
Dennoch verfüge die SO aufgrund ihrer verfestigten Strukturen und ihres dichten organisatorischen Netzes in Baden-Württemberg über mehr Anhänger als in anderen Bundesländern, heißt es im Sektenbericht der Landesregierung für die Jahre 2013 bis 2018 weiter. Seit September 2018 betreibt Scientology in Stuttgart eine zentrale Repräsentanz, die „Ideale Org“, daneben gibt es vier Basisorganisationen („Missionen“ genannt) in Göppingen, Karlsruhe, Kirchheim unter Teck und Ulm.
Esoterik und Nazi-Okkultismus
Das Landesamt für Verfassungsschutz hält der SO ein „totalitäres Programm“ und verfassungsfeindliche Bestrebungen vor. Im vom US-Außenministerium veröffentlichten „International Religious Freedom Report“ zur Religionsfreiheit für das Jahr 2016 wird Baden-Württemberg wegen seines Umgangs mit Scientology dagegen kritisch erwähnt.
Die SO hatte im September 2016 Antrag nach dem Landesinformationsfreiheitsgesetz auf Einsicht in die Akten der interministeriellen Arbeitsgruppe gestellt, die den kritischen Bericht erstellt. Die Einsicht hat, unter Wahrung des personenbezogenen Datenschutzes Dritter, im Mai 2017 stattgefunden. Gegen den Gebührenbescheid und den Umfang der vorgenommenen Schwärzungen geht die SO laut dem Bericht gerichtlich vor.
Eine „wachsende Konjunktur“ bescheinigen die Autoren dem Esoterikbereich – nicht zuletzt der „braunen Esoterik“ mit Überschneidungen von esoterischen und rechtsextremen Strömungen. Die Gefährlichkeit dieser Angebote zeichne sich häufig durch antidemokratisches und antiliberalistisches Denken aus, verknüpft mit Reichsbürger-Ideologien oder Nazi-Okkultismus.
Standen lange Jugendliche im Fokus, versuchen Sekten laut dem Bericht nun zunehmend, einen „Kundenstamm“ mit deutlich höherer Finanzkraft anzusprechen. Insgesamt erschwere die Dezentralisierung der Gemeinschaften die Analyse. Roland Muschel
zuletzt aktualisiert: 17. April 2019, 06:00 Uhr
https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Scientology-im-Suedwesten-im-Sinkflug-411943.html