Na, eben! Der glorreiche Eiserne traute sich wenigstens, an der Verfassung und am Parlament vorbei zu regieren, weshalb seine Regierungszeit von einigen Historikern als Diktatur bezeichnet wurde. Nicht so luschenhaft wie heute.
Ach, heute ist Diktatur? Wußte ich wieder nicht.
Spoiler
Symbole und Farben erinnern an jene des Deutschen Reiches. Dessen Flagge war Schwarz-Weiß-Rot. Ebenfalls ein mit dem Reich verbundenes Symbol: das Eiserne Kreuz und der Reichsadler.
Nachfrage beim Kulturbüro Sachsen. Der Verein mit Sitz in Dresden beschäftigt sich seit Jahren mit rechtsextremen Strukturen im Freistaat. „Auch wir interpretieren die fotografierten Teile dieser Grundstückseinfriedung sehr deutlich als Eisernes Kreuz, einen abgewandelten Reichsadler und die Farben Schwarz, Weiß, Rot als die Farben der Reichsflagge“, sagt Mitarbeiter Michael Nattke. Zwar handle es sich „nicht um Symbole, die strafrechtlich relevant wären oder eindeutig als verfassungsfeindlich einzustufen sind.“
Trotzdem sei „in dieser Kombination davon auszugehen, dass der Verantwortliche hier eine politische Botschaft mit Farb- und Symbolwahl treffen möchte.“ Da alle drei Symbole gleichzeitig auftauchen würden, sei zudem davon auszugehen, dass damit „ein positiver Bezug auf rechtsextreme Organisationen oder den Nationalsozialismus ausgedrückt werden soll“. – Der Grundstückseigentümer sieht das anders. Er sei kein Nazi und auch kein extremer Rechter, so der 44-Jährige am Telefon. Wenn er ein Nazi wäre, wie könne er dann einen Engländer in seiner Firma beschäftigen, fragt der Mann, der selbstständig im Baugewerbe arbeitet.
Dass Symbole wie Eiserne Kreuze, Eiserne Kreuze oder der Reichsadler in rechtsextremen Kreisen verbreitete Symbole sind, sieht der Gröditzer nicht so.
„Nur ein wenig Nationalstolz“
Ob er Nazi sei, das hätten ihn allerdings auch schon die Nachbarn gefragt, nachdem er 2014 den Zaun gebaut hatte. Eine Frage, die der Gröditzer offenbar schon damals nicht verstehen konnte. „Ich bin der bravste Bürger, den sich der Staat vorstellen kann“, sagt er. „Ich stehe jeden Tag früh auf, komm abends heim, verdien’ mein Geld, zahl’ meine Steuern.“ Er sehe sich auch nicht als Reichsbürger. „Damit habe ich mich beschäftigt. Die sind für mich einfach nur hirnrissig.“
Was er sich bei den Symbolen am Grundstücksrand gedacht habe? „Das ist einfach nur ein klein wenig Nationalstolz“, so der Gröditzer, der sich als Freund des Deutschen Reiches unter Reichskanzler Otto von Bismarck (1815-1898) bezeichnet. Unter Bismarck sei es mit Deutschland wirtschaftlich aufwärtsgegangen, es sei etwas geschaffen worden. Daher auch die Flaggenfarben Schwarz-Weiß-Rot. „Das sind für mich die Nationalfarben schlechthin.“
Warum er nicht die Nationalfarben der Bundesrepublik – Schwarz, Rot und Gold – nutzt? „Auf Schwarz-Rot-Gold muss man auch nicht unbedingt stolz sein.“ Grund sei, was im Staat teilweise laufe. „Ich finde, man sollte mehr für unsere Leute tun als für die, die von außerhalb kommen.“ Ob er sich als Demokrat sehe? Ja, sagt der Gröditzer. Aber der deutsche Staat sei für ihn momentan weniger Demokratie als Diktatur. „Früher hieß es Stasi, heute Verfassungsschutz.“ Seine Meinung dürfe man nicht sagen.
Dass bei Demos wie in Dresden am Wochenende Tausende ihre ( gegensätzlichen) Meinungen sagen konnten, tut aus Sicht des Gröditzers da keinen Abbruch. Bei Pegida sei er auch einige Male gewesen, so der 44-Jährige. Aber da sei er kein Anhänger mehr. „Die Leute, die da hingehen, tun mir nur leid, weil die nichts erreichen.“
Wenn er hätte provozieren wollen, so der Gröditzer zum Ende des Gesprächs, hätte er eine AfD-Flagge im Vorgarten gehisst. „Dann hätte ich wahrscheinlich ein Problem mit Linksextremen bekommen, die Zeug über den Zaun geschmissen hätten.“ Das sei ja gang und gäbe.