Autor Thema: Presseschnipsel  (Gelesen 1264331 mal)

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #1185 am: 22. September 2016, 11:08:34 »
Mein Vollziehungsbeamter hat gerade herzlich gelacht.
Er wird das jetzt jedes Mal aus der Tasche ziehen, wenn das einer versucht.
Fällt Dir nur Unsinn ein und immer,
erzähle nichts, sonst wird es schlimmer.
 

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #1186 am: 22. September 2016, 15:54:11 »
Bundesregierung warnt vor "Reichsbürgern" und "Identitärer Bewegung"
Aus dem Tagesspiegel. Es werden allerdings nur länger bekannte Vorkommnisse mit dem Klientel erwähnt.
http://www.tagesspiegel.de/politik/gewalttaten-bis-hin-zu-toetungsdelikten-bundesregierung-warnt-vor-reichsbuergern-und-identitaerer-bewegung/14586390.html
Spoiler
In Sachsen schoss ein "Reichsbürger" auf Polizisten, ein ehemaliger "Mister Germany" erklärte sein Anwesen zum Ministaat. Solche Probleme könnten zunehmen. von Frank Jansen

Die Umtriebe der mehrheitlich rechtsextremen Bewegung der „Reichsbürger“ bereiten der Bundesregierung Sorgen. Das aggressive Verhalten gegen Vollzugsbeamte belege, „dass zumindest in Teilen der Bewegung anlassbezogen auch vor schwersten Gewalttaten bis hin zu Tötungsdelikten nicht zurückgeschreckt wird“, warnt das Innenministerium jetzt in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünenfraktion zur rechten Gefahr in Deutschland. „Die Nichtanerkennung hoheitlicher Maßnahmen dürfte die Hemmschwelle zur Begehung von Gewaltdelikten insbesondere im Rahmen von Vollzugsmaßnahmen gegen eingesetzte Beamte herabsetzen“, heißt es in dem Papier, das dem Tagesspiegel vorliegt.

Das Ministerium verzichtet zwar darauf, Beispiele zu nennen, dennoch dürften zwei Gewalttaten vom August den Ton der Antwort beeinflusst haben. In der Gemeinde Korb in Baden-Württemberg schleifte ein Reichsbürger mit seinem Auto einen Polizisten mit, der den Ausweis des Mannes sehen wollte. Ein weiterer Beamter stoppte den Wagen mit einem Schuss in einen Reifen. Eine Woche darauf kam es zu einem noch härteren Vorfall.

In Sachsen-Anhalt schoss im Ort Reuden der Reichsbürger Adrian U. auf Polizisten, die zur Zwangsräumung seines Grundstücks anrückten. Beamte eines Spezialeinsatzkommandos feuerten zurück, U. wurde mehrmals getroffen. Drei Polizisten erlitten leichte Verletzungen. Vor dem Schusswechsel hatten weitere Reichsbürger, die zur Unterstützung von U. gekommen waren, Steine geworfen.
Zwangsmaßnahmen gegen „Selbstverwalter“

Adrian U., der 1998 bei einem Schönheitswettbewerb zum „Mister Germany“ gekürt worden war, hatte sein überschuldetes Anwesen zum „Staat Ur“ erklärt. Die Sicherheitsbehörden zählen U. zum Milieu der „Selbstverwalter“. Das sind Reichsbürger, die ihre Immobilie zu Ministaaten erklären und behaupten, die Behörden der Bundesrepublik hätten kein Zugriffsrecht. Beamte, vor allem Gerichtsvollzieher, sind bei Zwangsmaßnahmen gegen „Selbstverwalter“ oft gezwungen, die Hilfe der Polizei in Anspruch zu nehmen. Im Fall Adrian U., der im Internet massiv gegen die Behörden gehetzt hatte, setzte die Polizei beim Termin im August 200 Beamte ein.

Das Innenministerium befürchtet eine Zunahme solcher Probleme. Es sei nicht auszuschließen, „dass sich der Aktionismus und die Aggression im sogenannten Reichsbürgermilieu verstärken und es zu Radikalisierungseffekten kommt“, heißt es in der Antwort auf die Anfrage der Grünen. Ähnlich bewertet das Innenministerium zudem eine weitere rechtsextreme Bewegung: die Identitären.

Sie versuchen mit provokativen Aktionen, ihre Wahnvorstellung vom „großen Austausch“ des deutschen Volkes durch Flüchtlinge und andere Migranten zu propagieren. Ende August besetzten Identitäre das Brandenburger Tor, entrollten ein Transparent und schwenkten Rauchfackeln. Im Rahmen der sogenannten Flüchtlingskrise könne in der Agitation der Identitären Bewegung „eine weitere Radikalisierung festgestellt werden“, teilt das Innenministerium mit. Zuwanderer islamischen Glaubens würden als „Besatzer“ angesehen. Die von Muslimen mitgebrachte Kultur sähen die Identitären „ausschließlich als Bedrohung für die westliche Wertegemeinschaft“.
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« Letzte Änderung: 22. September 2016, 16:56:47 von Evil Dude »
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Offline Gutemine

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #1187 am: 22. September 2016, 16:40:59 »
Bundesregierung warnt vor "Reichsbürgern" und "Identitärer Bewegung"
Aus dem Tagesspiegel. Es werden allerdings nur länger bekannte Vorkommnisse mit dem Klientel erwähnt.
http://www.tagesspiegel.de/politik/gewalttaten-bis-hin-zu-toetungsdelikten-bundesregierung-warnt-vor-reichsbuergern-und-identitaerer-bewegung/14586390.html
Spoiler
In Sachsen schoss ein "Reichsbürger" auf Polizisten, ein ehemaliger "Mister Germany" erklärte sein Anwesen zum Ministaat. Solche Probleme könnten zunehmen. von Frank Jansen

Die Umtriebe der mehrheitlich rechtsextremen Bewegung der „Reichsbürger“ bereiten der Bundesregierung Sorgen. Das aggressive Verhalten gegen Vollzugsbeamte belege, „dass zumindest in Teilen der Bewegung anlassbezogen auch vor schwersten Gewalttaten bis hin zu Tötungsdelikten nicht zurückgeschreckt wird“, warnt das Innenministerium jetzt in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünenfraktion zur rechten Gefahr in Deutschland. „Die Nichtanerkennung hoheitlicher Maßnahmen dürfte die Hemmschwelle zur Begehung von Gewaltdelikten insbesondere im Rahmen von Vollzugsmaßnahmen gegen eingesetzte Beamte herabsetzen“, heißt es in dem Papier, das dem Tagesspiegel vorliegt.

Das Ministerium verzichtet zwar darauf, Beispiele zu nennen, dennoch dürften zwei Gewalttaten vom August den Ton der Antwort beeinflusst haben. In der Gemeinde Korb in Baden-Württemberg schleifte ein Reichsbürger mit seinem Auto einen Polizisten mit, der den Ausweis des Mannes sehen wollte. Ein weiterer Beamter stoppte den Wagen mit einem Schuss in einen Reifen. Eine Woche darauf kam es zu einem noch härteren Vorfall.

In Sachsen-Anhalt schoss im Ort Reuden der Reichsbürger Adrian U. auf Polizisten, die zur Zwangsräumung seines Grundstücks anrückten. Beamte eines Spezialeinsatzkommandos feuerten zurück, U. wurde mehrmals getroffen. Drei Polizisten erlitten leichte Verletzungen. Vor dem Schusswechsel hatten weitere Reichsbürger, die zur Unterstützung von U. gekommen waren, Steine geworfen.
Zwangsmaßnahmen gegen „Selbstverwalter“

Adrian U., der 1998 bei einem Schönheitswettbewerb zum „Mister Germany“ gekürt worden war, hatte sein überschuldetes Anwesen zum „Staat Ur“ erklärt. Die Sicherheitsbehörden zählen U. zum Milieu der „Selbstverwalter“. Das sind Reichsbürger, die ihre Immobilie zu Ministaaten erklären und behaupten, die Behörden der Bundesrepublik hätten kein Zugriffsrecht. Beamte, vor allem Gerichtsvollzieher, sind bei Zwangsmaßnahmen gegen „Selbstverwalter“ oft gezwungen, die Hilfe der Polizei in Anspruch zu nehmen. Im Fall Adrian U., der im Internet massiv gegen die Behörden gehetzt hatte, setzte die Polizei beim Termin im August 200 Beamte ein.

Das Innenministerium befürchtet eine Zunahme solcher Probleme. Es sei nicht auszuschließen, „dass sich der Aktionismus und die Aggression im sogenannten Reichsbürgermilieu verstärken und es zu Radikalisierungseffekten kommt“, heißt es in der Antwort auf die Anfrage der Grünen. Ähnlich bewertet das Innenministerium zudem eine weitere rechtsextreme Bewegung: die Identitären.

Sie versuchen mit provokativen Aktionen, ihre Wahnvorstellung vom „großen Austausch“ des deutschen Volkes durch Flüchtlinge und andere Migranten zu propagieren. Ende August besetzten Identitäre das Brandenburger Tor, entrollten ein Transparent und schwenkten Rauchfackeln. Im Rahmen der sogenannten Flüchtlingskrise könne in der Agitation der Identitären Bewegung „eine weitere Radikalisierung festgestellt werden“, teilt das Innenministerium mit. Zuwanderer islamischen Glaubens würden als „Besatzer“ angesehen. Die von Muslimen mitgebrachte Kultur sähen die Identitären „ausschließlich als Bedrohung für die westliche Wertegemeinschaft“.
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Und hier versucht es einer mit der Fitzek-Abwärtsspirale:

Aufseher gehen gegen den "Freistaat Preußen" vor
http://www.fondsprofessionell.de/news/recht/headline/aufseher-gehen-gegen-den-freistaat-preussen-vor-127116/

Spoiler
Aufseher gehen gegen den "Freistaat Preußen" vor
Mitunter müssen sich die Mitarbeiter der Finanzaufsicht Bafin mit skurrilen Fällen beschäftigen. Einer davon war Peter Fitzek, alias "König von Deutschland". Nun haben sie es mit illegalen Versicherungsgeschäften des "Freistaats Preußen" zu tun.

Die Finanzaufsicht Bafin geht gegen einen Anhänger des "Freistaats Preußen" vor. Sie hat Thomas Mann die Einstellung verschiedener Versicherungsgeschäfte auferlegt. Dieser gehört der Behörde zufolge zu den Personen, die von dem Bonner Büro der Vereinigung aus die Aktivitäten des selbsternannten Staates steuern. Die Gruppe bot unter anderem Haftpflicht-, Kfz-, Unfall- sowie Krankenversicherungen auf der Internetseite www.freistaat-preussen.info an. Dies haben die Aufseher nun untersagt.

Der Fall erinnert an Peter Fitzek, den selbsternannten "König von Deutschland". Auch gegen ihn war die Aufsicht wegen unerlaubter Finanz- und Versicherungsgeschäfte vorgegangen. Sowohl Fitzek und seine Gefolgschaft als auch die Anhänger des preußischen Freistaates leugnen die Existenz der Bundesrepublik: Letztere beharren darauf, dass der Staat Preußen 1946 nicht aufgelöst wurde. Sie meinen, er besteht weiter.

Die Anhänger zogen aus ihrer Interpretation der Vergangenheit den Schluss, dass sie eigene Versicherungen brauchen. Dass sie dafür nicht die Bafin um Erlaubnis fragen, liegt für sie auf der Hand. Die Behörde sieht das freilich anders. Der am 3. August dieses Jahres zugestellte Bescheid ist auch rechtskräftig. Mann muss die Versicherungsgeschäfte abwickeln. (jb)
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Die Meldung zum Freistaat hatten wir schon - an der dafür vorgesehenen Stelle. ;)

https://forumzwo.sonnenstaatland.com/index.php?topic=577.msg98484#msg98484
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #1188 am: 22. September 2016, 16:55:54 »
Wie konnte ich mir nur einbilden, ich hätte was vor Dir gefunden!  :-[
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #1189 am: 22. September 2016, 18:28:01 »
Mein Vollziehungsbeamter hat gerade herzlich gelacht.
Er wird das jetzt jedes Mal aus der Tasche ziehen, wenn das einer versucht.

Glaub mir, Götterbote, dem Vollziehungsbeamten war nicht zum Lachen zumute. Der Vollstreckungsschuldner war nämlich nicht allein. Hier eine Schilderung der näheren Umstände:

Zitat
Angeklagter: Beamte hat sich nicht richtig ausgewiesen
Anwalt reicht weitere Beweisanträge ein – Richter will am 21. September Schlussvorträge hören
Sequenzen aus dem Video werden noch einmal angeschaut werden müssen.
Sequenzen aus dem Video werden noch einmal angeschaut werden müssen. Frank Rumpenhorst

Ravensburg/Mengen sz Das Landgericht Ravensburg beschäftigt sich derzeit bereits zum zweiten Mal mit dem Fall eines Mannes aus Mengen, der im Mai 2013 einen Finanzbeamten daran gehindert haben soll, seine Küche zu verlassen (siehe Kasten). Die Verhandlung am Montagnachmittag brachte außer weiteren Beweisanträgen der Verteidigung kaum nennenswerte Erkenntnisse. Richter Axel Müller bat allerdings beide Seiten für den 21. September ihre Schlussvorträge vorzubereiten.

Der Angeklagte hatte gegen ein Urteil des Amtsgerichts Bad Saulgau Berufung eingelegt und war in zweiter Instanz vom Landgericht Ravensburg freigesprochen worden. Dieses Urteil wiederum wurde auf die Revision der Staatsanwaltschaft hin vom Oberlandesgericht aufgehoben und an eine andere Strafkammer des Landgerichts zurückgegeben. Im Mai 2013 hatte ein Vollziehungsbeamte des Finanzamts den Mann in seiner Privatwohnung in Mengen aufgesucht. Der Angeklagte hatte sich dort in der Wohnküche mit drei befreundeten Männern aufgehalten. Nach einem Streitgespräch, bei dem es um den Dienstausweis des Beamten ging, wollte der Beamte die Wohnküche wieder verlassen. Der Angeklagte hinderte ihn angeblich durch das Versperren der Tür daran. Er habe selbst in der Tür gestanden und sei auch auf Aufforderung nicht zur Seite gegangen, lautete die Anklage auf Freiheitsberaubung. Erst nach knapp zwei Minuten – exakt einer Minute und 50 Sekunden wie eine Videoaufzeichnung verrät – habe er den Weg freigegeben.

So, wie sich der Beginn der Verhandlung darstellte, steht der Angeklagte der Reichsbürgerbewegung nahe. Er weigerte sich, den Platz neben seinem Verteidiger einzunehmen. Er erfülle als lebender und beseelter Mann aus der Familie, die seinen Nachnamen trage, nicht den Tatbestand des Angeklagten, sagte er. Ein Vorgang, der sich offenbar schon an den vorangegangenen Verhandlungstagen so abgespielt hatte, denn routiniert wurde der Beschluss erlassen, ihn durch Justizwachmeister an seinen Platz bringen zu lassen. Dem leistete der Mann sofort Folge.

Sympathisanten der Reichsbürgerbewegung oder Germaniten - wie Richter Müller den Angeklagten bezeichnete - erkennen die Bundesrepublik Deutschland nicht als Staat an. Ihrer Ansicht nach gilt weiter die Verfassung des Dritten Reichs von 1937. Dies führt teilweise dazu, dass Reichsbürger von Behörden ausgestellte Führerscheine und Ausweise nicht akzeptieren und ihre eigenen Dokumente erstellen. Der Angeklagte betonte deshalb auch, dass er sich zwar der „Gewalt“ beuge, die die Vollzugsbeamten ausübten, nicht aber der „Staatsgewalt“.

Die Ehefrau des Angeklagten wurde zu der Gestaltung der Küche befragt. Dem Anwalt Markus Zeller ging es dabei darum, ob der Finanzbeamte die Küche durch eine Terrassentür hätte verlassen können. Sein Antrag auf ein psychologisches Gutachten des Finanzbeamten, um seine Glaubwürdigkeit zu überprüfen, wurde von Richter Müller abgelehnt.

Trotzreaktion des Angeklagten?

Zeller verlas eine Einlassung des Angeklagten, die den Verlauf des besagten Treffens im Mai aus seiner Sicht zusammenfasste. Weil er von Kriminellen gehört habe, die sich als Finanzbeamte ausgeben, sei er sehr misstrauisch gewesen, als der Finanzbeamte mit einer weiblichen Kollegin vor der Tür stand. Da er Einspruch gegen eine Steuernachzahlung erhoben hätte, sei er nicht davon ausgegangen, derartigen Besuch zu bekommen. Trotzdem habe er sie hereingebeten. Drei anwesende Geschäftspartner sollten als Zeugen dienen. Als er sich die Ausweise zeigen und Namen und Dienstnummern notieren wollte, hätte der Beamte ihm seinen Ausweis nur kurz gezeigt und mit dem Daumen das Lichtbild verdeckt, sodass er es nicht habe abgleichen können. Der Beamte habe sich vor ihm aufgebaut und verlangt, vorbeigelassen zu werden. Sonst rufe er die Polizei. „Aus Trotz habe ich gesagt, dass er das tun soll.“ Der Beamte habe dann aber offenbar mit einer Mitarbeiterin des Finanzamtes telefoniert und nicht mit der Polizei. „Weil ich kein Interesse daran hatte, dass die Polizei kommt, habe ich ihn des Hauses verwiesen.“ Er habe den Beamten zu keiner Zeit am Verlassen des Hauses gehindert, ihn aber auch nicht mehr dazu aufgefordert, seinen Ausweis zu zeigen, weil er davon ausging, dass der andere dazu eh nicht mehr bereit gewesen sei.

Am 21. September um 14 Uhr werden einzelne Sequenzen aus der Videoaufzeichnung angesehen. Die Verteidigung erhofft sich daraus weitere Erkenntnisse. Das Video war entstanden, weil der Angeklagte mit seinen Geschäftspartnern eine Präsentation hatte trainieren wollen.

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Angeklagter-Beamte-hat-sich-nicht-richtig-ausgewiesen-_arid,10522098_toid,60.html
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #1190 am: 22. September 2016, 18:47:40 »
Wie konnte ich mir nur einbilden, ich hätte was vor Dir gefunden!  :-[

 :-[ :-[ :-[ :-[ :-[ :-[

Aber das hab gar nicht ich gefunden. ich habs nur ergänzt.  :-[
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #1191 am: 22. September 2016, 22:11:01 »
Mein Vollziehungsbeamter hat gerade herzlich gelacht.
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Glaub mir, Götterbote, dem Vollziehungsbeamten war nicht zum Lachen zumute. Der Vollstreckungsschuldner war nämlich nicht allein. Hier eine Schilderung der näheren Umstände:
Ich glaube gerne, dass der betroffene VzB nicht gelacht hat. Was den meinen zum Lachen gereizt hat war, dass hier konsequent eine Strafe ausgesprochen wurde.
Versucht wird das immer wieder. Einen VzB mit Zeugen etc zu beeindrucken oder den Weg zu versperren. Und da tut so ein Urteil durchaus gut und kann helfen.
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Offline Arno

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #1192 am: 24. September 2016, 13:16:09 »
Die taz-nord lohnt sich heute m.M.n.. Schwerpunkt diesmal: Verschwörungstheorien. Auf drei Seiten geht es u.a. auch um Chemtrails, Axel Stoll, MKULTRA, Reichsbürger, BRD GmbH, AFD und Nazi-UFOs. Sehr viel Platz nimmt der Hoaxilla Podcast ein.
Online habe ich kostenlos nur jeweils einen Teil der Hoaxilla-Vorstellung und des zweiten Hauptartikels ("Mit dem Aluhut gegen "Manipulation"") finden können:
http://www.taz.de/Verschwoerungstheorien-auf-der-Spur/!5340019/ und http://www.taz.de/!5340034/
Weiterlesen geht glaub ich nicht kostenlos.
„Die Forderung einer großen Mehrheit der Bürger dieser Vereinigten Staaten vorwegnehmend, ernenne ich, Joshua Norton, [...] mich selbst zum Kaiser dieser Vereinigten Staaten." 17.09.1859
 

Offline Chemtrail-Fan

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #1193 am: 25. September 2016, 17:26:08 »
Inzwischen auch Thema bei Deutschlandradio Kultur:
Zitat
"Nicht nur Spinner, die ihre Propaganda verbreiten"
http://www.deutschlandradiokultur.de/gewalttaten-sogenannter-reichsbuerger-nicht-nur-spinner-die.1008.de.html?dram:article_id=366698

Spoiler
Sie nennen sich "Reichsbürger", erkennen die Existenz der Bundesrepublik Deutschland nicht an und glauben an das Deutsche Reich. Der Politologe Steffen Kailitz warnt davor, die Anhänger dieser Bewegung zu verharmlosen. Sie seien bereit, "ihre kruden Ideologiefragmente durchzusetzen".

Steuern sind illegal, Ausweise ungültig, und die Polizei ist kein Exekutivorgan des Staates, weil der Staat so nicht existiert. Die sogenannten "Reichsbürger" erkennen die Existenz der Bundesrepublik Deutschland nicht an, glauben an das Deutsche Reich, meist in den Grenzen von 1937.
Gruppe der "Reichsbürger" ist sehr heterogen

Jetzt könnte man die "Reichsbürger" für ein paar versprengte Spinner halten, die eben in ihrer eigenen Welt leben, aber die Auseinandersetzung mit ihnen wird immer aggressiver. Da entzieht sich ein Autofahrer der Führerscheinkontrolle, indem er den Polizisten einfach mitschleift. Da kommt es zum Schusswechsel, weil sich ein ehemaliger Mister Germany gegen die Zwangsräumung wehrt. Und gerade erst hat der Prozess gegen den selbst ernannten König von Deutschland, Peter Fitzek, begonnen, der im Verdacht steht, über eine Million Euro veruntreut zu haben.

"Das haben wir in den letzten Monaten erkennen müssen, dass das nicht nur Spinner sind, die ihre Propaganda verbreiten, sondern dass die auch bereit sind, ihre kruden Ideologiefragmente gewalttätig durchzusetzen."

Das sagt Steffen Kailitz. Er arbeitet am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung und hat die Reichsbürger schon länger im Auge.
Viele ernennen sich zum König oder Reichsführer

Die Gruppe der Reichsbürger sei ausgesprochen heterogen.

"Wir haben einen Teil der Reichsbürger, die eindeutig dem rechtsextremen Milieu zuzuordnen sind, die von Deutschland in den Grenzen von 1937 träumen und entsprechend die gesamte Bundesrepublik ind ihre demokratische Grundordnung infrage stellen." Die Ideologie des rechtsextremen Teils stehe in der völkischen Traditionslinie des historischen Nationalsozialismus.

Bei anderen seien ganz unterschiedliche, teilweise "krude" Gründe vorhanden. Persönliche Erlebnisse könnten dazu führen, dass sich die Betroffenen zu Märtyrern stilisieren und den Staat ablehnen.
Brisantes Gewaltpotenzial

Das Gewaltpotenzial erwachse insbesondere aus der Infragestellung des staatlichen Gewaltmonopols: "Wenn die Autoritäten der Bundesrepublik Deutschland nicht anerkannt werden, bedeutet es im Umkehrschluss, man darf sogenannten Widerstand dann entsprechend leisten, weil vermeintlich, man sagt ja, die Gesetze gelten gar nicht für mich." Dies könne bereits brisant werden, wenn der Staat versuche, die Steuern zu vollstrecken.

Es gäbe keine homogene Bewegung – und grundsätzlich "viele, die sich selbst zum Reichführer oder König" ernennen, aber wenige, die ihnen folgen.

Das Interview im Wortlaut:

Ute Welty: Steuern sind illegal, Ausweise ungültig, und die Polizei ist kein Exekutivorgan des Staates, weil der Staat so nicht existiert – die sogenannten Reichsbürger erkennen die Existenz der Bundesrepublik Deutschland nicht an, sondern glauben immer noch an das Deutsche Reich, meist in den Grenzen von 1937. Jetzt könnte man die Reichsbürger für ein paar versprengte Spinner halten, die eben in ihrer eigenen Welt leben, aber die Auseinandersetzung mit ihnen wird immer aggressiver. Da entzieht sich ein Autofahrer der Führerscheinkontrolle, indem er den Polizisten einfach mitschleift. Da kommt es zum Schusswechsel, weil sich ein ehemaliger Mister Germany gegen die Zwangsräumung wehrt, und gerade erst hat der Prozess gegen den selbsternannten König von Deutschland, Peter Fitzek begonnen, der im Verdacht steht, 1,3 Millionen Euro veruntreut zu haben. Das alles dürfte Steffen Kailitz kaum überraschen. Der Politikwissenschaftler am Hannah-Ahrendt-Institut in Dresden für Totalitarismusforschung hat die Reichsbürger schon länger im Auge. Guten Morgen, Herr Kailitz!

Steffen Kailitz: Schönen guten Tag!

Welty: Wie kommt jemand auf das schmale Brett, weiter vom Deutschen Reich nicht nur zu träumen, sondern auch zu leben, als würde es noch existieren? Alle Fakten sprechen ja nun mal dagegen.

Kailitz: Also wir müssen sagen, diese Gruppe der Reichsbürger ist ausgesprochen heterogen. Also wir haben hier ganz unterschiedliche Motivationen der einzelnen Beteiligten, und es gibt ja im Grunde auch keine homogene Reichsbürgerbewegung, sondern es gibt ja Reiche und Gegenreiche. Das heißt, viele, die sich selbst hier zum Reichsführer im Prinzip ernennen oder zum König eines bestimmten Reiches, aber wenige, die dann Gefolgsleute dann jeweils dieser Führer sind.

Welty: Trotzdem noch mal die Frage: wie kommt jemand darauf? Also wenn die Motivationen unterschiedliche sind, welche unterschiedlichen Gründe werden denn da angeführt?
"Wir haben einen Teil der Reichsbürger, die ganz eindeutig dem rechtsextremen Milieu zuzuordnen sind"

Kailitz: Wir haben einen Teil der Reichsbürger, die ganz eindeutig dem rechtsextremen Milieu zuzuordnen sind, die von Deutschland in den Grenzen von 1937 träumen und entsprechend die gesamte Bundesrepublik Deutschland und ihre demokratische Grundordnung infrage stellen. Also hier ist ganz klar vorherrschend die rechtsextremistische Motivation, und bei anderen, da sind ganz unterschiedliche Gründe vorhanden. Nehmen wir jetzt diesen Fall beispielsweise des ehemaligen Mister Germany, also da stand eine Zwangsvollstreckung des Grundstückes bevor. So etwas kann eine Motivation sein, dass man aus diesem Grund, aus diesem persönlichen Schicksal dann etwas ganz großes macht, sich zum Märtyrer, durch den deutschen Staat irgendwie geknechtet wird und erklärt sich nun hier für unabhängig.

Welty: Welche Ideologie steckt dahinter und welche Ideologie folgt möglicherweise daraus?

Kailitz: Na ja, die Ideologie, die jetzt bei dem rechtsextremen Teil dahinter steht ist klar, die steht in der völkischen Traditionslinie des historischen Nationalsozialismus, also dass man hier praktisch auch die Zuwanderungspolitik der Bundesrepublik Deutschland für gefährlich hält für das deutsche Volk und sich deswegen darauf beruft, diese Bundesrepublik Deutschland nicht anzuerkennen, aber in anderen Bereichen ist es eben ein sehr kruder Gedankenmix auch.

Welty: Die Behörden gehen davon aus, dass die Bewegung ein paar hundert Anhänger hat. Was weiß man über den harten Kern?

Kailitz: Im Prinzip weiß man relativ wenig. Also das liegt eben auch an dieser Heterogenität der Bewegung. Das heißt, wir wissen über einzelne der beteiligten Personen hier einiges, aber es ist schwierig, das wieder dann auf andere Fälle dieses Wissen zu übertragen. Es gibt eine gewisse Vernetzung, aber man darf sich das nicht vorstellen wie eine Partei, die bei einer Bundestagswahl antritt, dass es ein klares Programm gibt, und dem folgen dann auch eben alle.

Welty: Ist das auch das besondere Risiko, dass die Reichsbürger als Bewegung eben so unübersichtlich sind?
"Infragestellung des staatlichen Gewaltmonopols"

Kailitz: Ja, klar, weil man dann eben entsprechend das Gefährdungspotential durch Einzelpersonen nicht klar abschätzen kann. Das Gefährdungspotential erwächst natürlich zunächst einmal grundsätzlich daraus, dass wir die Infragestellung des staatlichen Gewaltmonopols hier haben. Wenn die Autoritäten in der Bundesrepublik Deutschland nicht anerkannt werden, bedeutet es im Umkehrschluss, man darf sogenannten Widerstand dann entsprechend auch leisten, weil vermeintlich, man sagt ja, die Gesetze gelten gar nicht für mich. Das ist natürlich dann schon ein grundlegendes Problem, weil dann muss man erst mal noch abschätzen, wie viel Gewaltpotential ist bei den einzelnen Aktivisten jetzt dahinter, wenn man entsprechend zum Beispiel so eine Zwangsvollstreckung wie jetzt in Sachsen-Anhalt durchführen will oder eine Führerscheinkontrolle oder was auch immer. Also mit wie viel Widerstand ist da zu rechnen, muss man da gleich mit einem Sondereinsatzkommando vor der Tür stehen oder kann man tatsächlich erst mal versuchen, auch mit denen zu sprechen.

Welty: Für wie groß halten Sie denn dieses Gewaltpotential?
"Bereit, ihre kruden Ideologiefragmente gewalttätig durchzusetzen"

Kailitz: Also wenn jemand sagt, ich kenne prinzipiell diese Gesetze der Bundesrepublik Deutschland nicht an, dann ist es natürlich schon erst mal sehr brisant. Es fängt ja bei sowas einfachen an wie Steuern. Wenn ich die Steuern vollstrecken will et cetera, dann kann es sein, dass hier tatsächlich gewalttätige Übergriffe stattfinden aus diesem Milieu, und das haben wir jetzt ja auch in den letzten Monaten leider erkennen müssen, dass das eben nicht nur Spinner zum Teil sind, die ihre Propaganda verbreiten, sondern dass die eben auch bereit sind, ihre kruden Ideologiefragmente gewalttätig durchzusetzen.

Welty: Der Extremismusforscher Steffen Kailitz über die Reichsbürger. Ich danke sehr herzlich für das Gespräch, das wir aufgezeichnet haben!

Kailitz: Ja, herzlichen Dank!

Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio Kultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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Ich habe mir bereits eine feste Meinung gebildet! Verwirren Sie mich bitte nicht mit Fakten!
 

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #1194 am: 27. September 2016, 10:47:08 »
Um es mit Rüdi zu sagen: "Es kann nicht mehr gedeckelt werden..." :D

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    Stadt & Kreis   27.09.2016

„Reichsbürger sind eine direkte Bedrohung“

Querulanten bereiten öffentlichen Verwaltungen und den Gerichten immer öfter Schwierigkeiten – Zahl der Anhänger steigt auch im Rems-Murr-Kreis stetig

Die Reichsbürger, die Deutschland nicht als rechtmäßigen Staat anerkennen, sorgen mit ihren skurrilen Rechtsauffassungen derzeit für Schlagzeilen. Auch im Rems-Murr-Kreis gibt es eine schnell und stetig wachsende Zahl von Anhängern dieser Szene. Jüngstes Beispiel: In Korb wollte sich am 19. August ein Reichsbürger einer Verkehrskontrolle entziehen. Er zog einen Streifenbeamten mit und stoppte erst, als ein Kollege des Polizisten auf den Reifen des Autos schoss.

Gar nicht lustig, auch wenn auf dem Titel des Handbuchs „Reichsbürger“ ein Mann mit einer Pickelhaube aus Alufolie vor dem Berliner Reichstag abgebildet ist. Das Handbuch des Brandenburgischen Instituts für Gemeinwesenberatung wurde von Dirk Wilking herausgegeben.

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Das Phänomen der sogenannten Reichsbürger nimmt sprunghaft zu, auch wenn es keine genauen Zahlen gibt. Viele Behördenvertreter haben immer häufiger unschöne Begegnungen. Die Reichsbürger pöbeln gegen Beamte, erklären sich zu Bürgern selbst geschaffener Staaten und sabotieren die Staatsgewalt. Sie drucken eigene Pässe und zahlen keine Steuern. Auch vor Gewalt schrecken einige nicht zurück.

Viele Verwaltungen haben die Reichsbürger lange Zeit als „harmlose Spinner“ eingestuft. Doch das sind sie nicht, zumindest nicht, wenn ihre Zahl weiter wächst und ihre Hartnäckigkeit zunehmend die Verwaltungen beschäftigt. Reinhold Sczuka, Bürgermeister von Althütte, kann ein Lied davon singen. Neuerdings wohnt in seiner Gemeinde jener Mann, auf dessen Auto in Korb geschossen wurde. Mehrfach schon gab es Probleme. Einmal erschien er im Rathaus und verlangte, seinen Ausweis aus dem Melderegister zu löschen. Als alles Zureden nichts mehr half, warf ihn Sczuka höchstselbst aus dem Rathaus. Nun muss sich der Bürger vor Gericht verantworten. Der Vorwurf: Verstoß gegen das Melderecht. Denn bis heute hat er sich nicht bei der Gemeinde angemeldet.

Auch die Wasserrechnung blieb unbezahlt. Wie alle Reichsbürger stellt nämlich auch der Vertreter aus Althütte die Rechtmäßigkeit seiner Gemeindeverwaltung infrage. Sczuka zufolge kam die Rechnung zurück mit dem Vermerk, sie sei nicht rechtmäßig unterschrieben und er lehne das Angebot der Firma Althütte ab. Nun muss sich das Landratsamt als Widerspruchsbehörde mit dem Fall befassen. Sczuka ist verärgert: „Das ist alles ein Riesenaufwand.“

Auch die Verwaltungen von Sulzbach an der Murr, Großerlach oder Burgstetten sind mehr oder weniger betroffen. Wie weit es gekommen ist, verdeutlichen folgende Beispiele. In einem Fall wurde ein Bürgermeister von einem Mitarbeiter gewarnt, er möge beim Gang in die Mittagspause den Hintereingang benutzen, vorne stünden die Reichsbürger. Hintergrund der Warnung ist nicht die Sorge vor körperlicher Gewalt. Noch nicht. Sondern vor dem Diebstahl der Zeit. Wer sich mit den seltsam tickenden Bürgern auf eine Diskussion einlässt, hat schon verloren. So zumindest der Eindruck, den viele Verwaltungen gewonnen haben. Sehen die schwierigen Mitbürger es doch schon als Erfolg an, wenn sie jemanden von der Arbeit abhalten und zutexten können. Im Englischen gibt es dafür einen Fachbegriff: paper terrorism. Übersetzt heißt das so viel wie Papierterrorismus.

In einem anderen Fall bat der Rathauschef, bei einer Veröffentlichung nicht den Gemeindenamen zu nennen. Entgegen der üblichen Gepflogenheiten. Hintergrund. Er befürchtete, die Reichsbürger würden nach der Zeitungslektüre die Verwaltung mit Vorwürfen und Disputen lahmlegen.

Dass die Anhängerschaft der Reichsbürger wächst, bestätigt Steffen Jäger, Erster Beigeordneter des Gemeindetags Baden-Württemberg. Sie seien ein „zunehmend leidiger werdendes Phänomen“. Weshalb es in jüngster Zeit verstärkt zu Zwischenfällen mit den Anhängern des verschwurbelten Gedankenguts kommt.

Bürgermeister wirft Querulanten nach langem Disput

aus dem Rathaus

Inzwischen sind nahezu alle Landesteile betroffen, in einigen Bundesländern werden sie sogar zu einem flächendeckenden Problem. Steffen Jäger spricht in einer Stellungnahme Tacheles: „Aus Sicht des Gemeindetags sind die Reichsbürger eine direkte Bedrohung für die öffentliche Verwaltung. Nachdem die Zwischenfälle in den Kommunen sich in den vergangenen Wochen häufen und verschärfen, wird sich der Gemeindetag beim Innenministerium dafür einsetzen, bei Verstößen dieser Gruppierung gegen die verfassungsmäßige Rechtsordnung mit aller Härte des Gesetzes vorzugehen.“ Der kommunale Landesverband begrüßt auch das Vorhaben von Justizminister Guido Wolf, der sich für Haftstrafen bei Gewalt gegen Polizisten und Vollstreckungsbeamte einsetzen will. Jäger: „Im selben Zuge muss es auch für Mitarbeiter in den Rathäusern mehr Schutz geben. Der Rechtsstaat darf sich hier nicht vorführen lassen.“

Die Weigerungen, Steuern oder Bußgelder zu zahlen, beschäftigten zuerst die Gerichtsvollzieher. Die werden oft bedroht und geschlagen. Oder sogar entführt. Wie etwa im November 2012, als sich im Raum Meißen elf Mann auf einen Gerichtsvollzieher stürzten und diesen 40 Minuten lang gefangen hielten.

In der Folge schlagen die Probleme bei den Gerichten auf. Dort sind inzwischen schon einige Verfahren massiv gestört worden. Die Angeklagten vollziehen eine Mischung aus Widerstand und Kasperletheater. Sie klauen Prozessakten, erscheinen in Richterrobe und mit eigenem Staatsanwalt, halten trotz Verbots lange Reden, schreien dazwischen. Die Süddeutsche Zeitung titelte im Frühjahr „Anarchie im Gerichtssaal“ und beschreibt einen entsprechenden Tumult im Amtsgericht Kaufbeuren. Und Alexander Riedel, Präsident des Oberlandesgerichts Karlsruhe, sagte dieser Tage in Bezug auf die Reichsbürger: „Was sich hier bei uns in manchen Gerichtssälen abspielt, ragt deutlich über das hinaus, was man im Gericht normalerweise mit Querulanten erlebt. Man muss es strafrechtlich ahnden.“

Die Reichsbürger selbst verstehen sich zwar nicht als rechts oder rechtsextrem. Viele wehren sich gegen eine solche Klassifizierung. Aber in den Verfassungsschutzberichten werden sie in der Regel unter der Rubrik Rechtsextremismus geführt. Schließlich gibt es große inhaltliche Schnittmengen. Und dass die Lebensläufe von einem Großteil der schwierigen Zeitgenossen eher tragisch als gefährlich zu bezeichnen sind, ist auch kein wirklicher Trost.

Was diese Leute treibt, ist nicht so einfach zu ergründen. Mehrere Landesregierungen versuchen daher, ihren Behörden Hilfen an die Hand zu geben, wie sie trotz der Störversuche das Funktionieren des Staates sicherstellen können. Zu diesem Zweck haben etwa der Brandenburger Verfassungsschutz und das dortige LKA ein Handbuch mit dem Titel „Reichsbürger“ herausgegeben.

Der hessische Verfassungsschutz geht in einer Broschüre zum Umgang mit Rechtsextremismus ebenfalls auf die Reichsbürger ein. In beiden Fällen lautet der Rat: Erst gar nicht auf Diskussionen einlassen. Aktuell testet Brandenburg einen Notruf für Mitarbeiter bei Finanzämtern. Der Notruf kann über eine Tastenkombination am Computer ausgelöst werden, wenn ein Reichsbürger in der Behörde rumstresst.

Der baden-württembergische Verfassungsschutz verweist ebenfalls auf die Hilfestellungen der erfahrenen, brandenburgischen Kollegen. So werden mehrere Orientierungshilfen aufgelistet. Etwa: „Es ist sinnlos, mit Reichsbürgern zu diskutieren. Denn Reichsbürger verfolgen damit das Ziel, Verwirrung zu stiften, um staatliche Stellen vom rechtlich gebotenen Handeln abzulenken.“

Weiter empfiehlt der Verfassungsschutz, dass die staatlichen Stellen bei Vergehen von Reichsbürgern schnell und konsequent handeln sollten. Wenn jemand beispielsweise Manipulationen am Kfz-Kennzeichen vornimmt, sollte unverzüglich der Betrieb des Fahrzeugs auf öffentlichen Straßen untersagt und der Verdacht der Urkundenfälschung geprüft werden. Hintergrund ist, dass viele Reichsbürger auf dem Kennzeichen schwarze und rote Aufkleber anbringen, sodass auf dem weißen Schild die schwarz-weiß-rote Reichskriegsflagge entsteht.

Soweit das Verhalten der schwierigen Mitmenschen eine Ordnungswidrigkeit darstellt oder eine vollstreckbare Pflicht betroffen ist, etwa bei der Weigerung der Entrichtung von Gebühren oder Steuern oder der Verletzung der Ausweispflicht, sollte die Möglichkeit der Ahndung durch Verhängung eines Bußgeldes und die Vollstreckung im Verwaltungswege konsequent ausgenutzt werden.

Beleidigungen, Bedrohungen und weitere strafrechtlich relevante Verhaltensweisen von Reichsbürgern sollten unverzüglich bei den Strafverfolgungsbehörden angezeigt werden. Und ein letzter Rat: „Dienstlicher Schriftwechsel mit Reichsbürgern sollte auf das absolut notwendige Mindestmaß beschränkt bleiben. Insbesondere Widersprüche oder ähnliche Schriftsätze, in denen die Rechtmäßigkeit der Bundesrepublik Deutschland angezweifelt wird, sind schlicht als unbegründet zurückzuweisen.“
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http://www.bkz-online.de/node/995941
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Offline Gutemine

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #1195 am: 28. September 2016, 07:19:31 »
Die "Lügenpresse" mal wieder zu den Reichsbürgern im Allgemeinen und Besonderen
Spoiler
Horrende Schadenersatzforderungen Reichsbürger belästigen Richter mit Malta-Masche

Die so genannten Reichsbürger belästigen neuerdings märkische Justizbedienstete mit horrenden Schadenersatzforderungen. Die Landesregierung sieht sich gezwungen, den Mitarbeitern Rechtsschutz zuzusichern. Manche Richter sagen jedoch: Man sollte die Bewegung nicht zu ernst nehmen.



Potsdam
. Die rechtsextreme Reichsbürgerbewegung greift in ihrem Kampf gegen die ihrer Auffassung nach illegitime deutsche Regierung märkische Justizbedienstete an. Einzelne Mitarbeiter der Justiz erhielten neuerdings „fingierte Schadenersatzforderungen in teilweise horrender Höhe“, sagt der Sprecher des Justizministeriums Brandenburg, Alexander Kitterer. 13 Fälle bestätigt die Sprecherin des Oberlandesgerichts (OLG) in Brandenburg/Havel, Jasmin Wiriadidjaja. Betroffen seien Richter, Mitarbeiterinnen der Geschäftsstellen und Gerichtsvollzieher.

Zitat
Rechtsextreme Sekte

Reichsbürger erkennen die Bundesrepublik Deutschland nicht als Rechtsnachfolgerin des Deutschen Reiches an. Deshalb verweigern sie Zahlung von Abgaben, Steuern oder Strafzahlungen. Deshalb haben sie ständig Ärger mit Ämtern.

Als rechtsextrem wird die extrem heterogene Bewegung meist in der Literatur bezeichnet, wobei es sich nicht um klassische Neonazis handelt. Eher trägt die Bewegung sektenhafte Züge und beruft sich oft auf den „Freistaat Preußen“. Viele Reichsbürger leugnen den Holocaust.

Die Grenzen von 1914 beziehungsweise 1937 – je nach Gruppe – definieren für die Reichsbürger das Staatsgebiet.
Deshalb hat das Ministerium eine Handlungsanleitung an die Gerichts- und Behördenleiter herausgegeben. Inhalt: Die Führungskräfte sollen regelmäßig überprüfen, ob bedrohte Mitarbeiter in einer internationalen Schuldner-Liste auftauchen – die wird im US-Staat Washington geführt. Eintragungen sind dort viel leichter möglich als in anderen Ländern.
Schuldtitel per „Malta-Masche“

Problematisch wird es, wenn Reichsbürger auf Basis solcher Einträge gegen einzelne Justizmitarbeiter Schuldtitel im Ausland erwirken – insbesondere in Malta. Sie berechtigen auch in Deutschland zum Eintreiben von Forderungen. Behördenintern ist von der „Malta-Masche“ die Rede.

Die Regierung in Potsdam sichert ihren Angestellten deshalb zu, sie im Fall einer solchen Anfeindung zu verteidigen und Kosten zu übernehmen. Konkret können über das US-Konsulat in San Francisco Listen-Eintragungen gelöscht werden. Bislang kam es so weit nur in einem Fall aus Bayern.
Feindselige Post erhalten Gerichte häufig

Feindselige Post von Reichsbürgern – ihre Zahl schätzt das brandenburgische Innenministerium auf 200 bis 300 – erhalten märkische Gerichte oft. 15.000 Euro Schadenersatz habe ein offenbar der Reichsbürger-Bewegung nahestehender Mann vor einiger Zeit gefordert, sagt die Sprecherin des Landgerichts Neuruppin, Iris Le Claire. Die märkische Justiz habe ohne rechtliche Grundlage in sein Leben eingegriffen, so der Reichsbürger. Von Forderungen in Höhe von 100.000 Euro berichtet auch Potsdams Amtsgerichtsdirektor Wolfgang Peters. Allerdings seien die Schreiben schon am Schriftbild als Vorlagen aus dem Internet zu erkennen und so abstrus formuliert, dass sie sofort aussortiert würden.

Peters Kollegin vom Amtsgericht Brandenburg/Havel, Adelheid van Lessen, plädiert dafür, den Reichsbürgern „nicht zu viel Bedeutung“ zukommen zu lassen – auch wenn Angehörige dieser Weltanschauung im Amtsgericht Brandenburg durchaus schon versucht hätten, sich hinter den Richtertisch zu stellen – oder einfach während der Verhandlung stehen blieben.

Von Ulrich Wangemann
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http://www.maz-online.de/Brandenburg/Reichsbuerger-belaestigen-Richter-mit-Malta-Masche
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Offline Ur_Mel

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #1196 am: 28. September 2016, 22:19:35 »
 

Offline Enzo

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #1197 am: 29. September 2016, 17:15:40 »
 

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #1198 am: 30. September 2016, 07:57:24 »
Wenn ich einen Altstoffhandel eröffne, betreibe ich dann automatisch eine Engel-Akzeptanzstelle?
 

Offline Gutemine

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #1199 am: 30. September 2016, 09:01:13 »
Auch nett.
http://justillon.de/2016/09/abschleppunternehmer-reichsbuerger/

Beim Justillion liest man fleissig bei SSL mit - wir hatten das nämlich schon laaaange vorher. Im entsprechenden Thread.

Wobei der Justillion da auch ganz falsch liegt. Der "wurde" nicht, der wahr schon lange, der gehört nämlich zur "Regierung". Andere Verbindungen...siehe im Thread

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