Umfrage

In meinem direkten Umfeld höre ich seit Beginn der Corona-Krise:

Deutlich weniger Verschwörungstheorien
3 (2%)
Etwas weniger Verschwörungstheorien
6 (4.1%)
Unverändert / Ich habe kein Umfeld (mehr)
36 (24.3%)
Etwas mehr Verschwörungstheorien
52 (35.1%)
Deutlich mehr Verschwörungstheorien
51 (34.5%)

Stimmen insgesamt: 140

Autor Thema: Die VT der Corona-Virus-Ungläubigen  (Gelesen 1287107 mal)

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Offline SchlafSchaf

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Re: Die VT der Corona-Virus-Ungläubigen
« Antwort #7665 am: 25. April 2021, 00:57:44 »
Das kannst du gerne rauslassen, ich erwarte in einem Diskurs auch bitte nichts anderes

Ich habe mir das Video von JJL gerade noch zweimal angesehen und ehrlicherweise kann ich kein Verhöhnen der Toten oder Angehörigen erkennen.
Seine Rede ging gegen/über die Presse und die Regierung, gleiches hat er später in dem WDR-Interview auch noch einmal bekräftigt
Auch in dem Interview mit dem WDR konnte ich das nicht hören oder erkennen das er Angehörige, Opfer und Pflegepersonal verhöhnt, im Gegenteil
Er hat es auch mMn nicht mit der DDR verglichen, er sagte das er das letzte Mal in der DDR gefragt wurde ob er naiv sei und bei einer Aussage gebe ich ihm recht: Wir können uns nicht aussuchen von wem wir Applaus kriegen

War es unüberlegt und kurzsichtig, ja das war es, definitiv und vor allem hätte man sich über den Macher im Hintergrund informieren müssen

Wollen wir jetzt jeden der einen solchen Fehler, und als das betrachte ich es, begangen hat ins gesellschaftliche und berufliche Abseits stellen?  Ich rede hier über ein Fehler und keine Systematik wie bei den Hatdcorquerdeppen
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Offline mork77

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Re: Die VT der Corona-Virus-Ungläubigen
« Antwort #7666 am: 25. April 2021, 01:15:24 »
Wollen wir jetzt jeden der einen solchen Fehler, und als das betrachte ich es, begangen hat ins gesellschaftliche und berufliche Abseits stellen?

1. Er hatte eine Wahl. Das war ja kein spontanes Interview. Das war eine geplante Aktion. Nun muss er mit den Konsequenzen seiner Wahl leben.

Zitat
Er hat es auch mMn nicht mit der DDR verglichen, er sagte das er das letzte Mal in der DDR gefragt wurde ob er naiv sei

2. Das ist ein Vergleich, wenn auch ein indirekter. Was soll das? Was kommt als nächstes?

Zitat
Wollen wir jetzt jeden der einen solchen Fehler, und als das betrachte ich es, begangen hat ins gesellschaftliche und berufliche Abseits stellen?

3. Wenn der Fehler wie in diesem Fall weitere Menschenleben fordern kann und wird, ja.

Er hat eine Entscheidung getroffen. Nun muss er mit den Konsequenzen leben.

Zitat
Ich habe mir das Video von JJL gerade noch zweimal angesehen und ehrlicherweise kann ich kein Verhöhnen der Toten oder Angehörigen erkennen.

übrigens gab es unter den 50 ein Video, wo mit einer Plastiktüte ein Beatmungsgerät "nachgemacht" wurde. Ihr, die an Beatmungsgeräten hängen, lacht doch mal. Ist total lustig, sowas!

Liefers ist Teil eines Ganzen! Mitgegangen, mitgefangen!

Es soll auch Schauspieler gegeben haben die NICHT mitgemacht haben. Es scheint also nicht alternativlos gewesen zu sein.

Fazit
https://www.n-tv.de/leute/Danke-Jan-Josef-Liefers-und-Co--article22510006.html

 
Zitat
Moderator Tobias Schlegl, der auch Notfallsanitäter ist, reagierte drastisch: "Die Schauspieler(innen) von '#allesdichtmachen' können sich ihre Ironie gerne mal tief ins Beatmungsgerät schieben",

Eben!
« Letzte Änderung: 25. April 2021, 01:24:40 von mork77 »
Die Erfahrung lehrt uns, dass Liebe nicht darin besteht, dass man einander ansieht, sondern dass man gemeinsam in gleicher Richtung blickt.
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Offline theodoravontane

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Re: Die VT der Corona-Virus-Ungläubigen
« Antwort #7667 am: 25. April 2021, 01:53:54 »
Bis dahin ist alles richtig.
Man muss ihn weiter zeigen.
Und man muss weiter mit dem Finger auf ihn zeigen.
[…]
Und außerdem, wollte niemand etwas von uns wissen. . . .
Ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt gerade an Dir vorbei rede …

Ein Berufsverbot fordert sicher niemand, und was die Zurschaustellung anbelangt, eine solche sollte nicht über das normale Maß der selbstverschuldeten medialen Öffentlichkeit hinaus gehen.

Da haben sich Menschen einfach vor einen Karren spannen lassen, den sie nicht wie gehofft aus dem Dreck, sondern im Gegenteil mitsamt sich selbst erst hineingefahren haben.

Man kann zu ihrer Verteidigung anbringen, daß sie nicht die hellsten Kerzen auf der Torte sind, daß sie, wie sie es eben gelernt haben, einfach nur ihre Texte rezitieren, oder daß sie es wirklich gut gemeint haben, daß sie tatsächlich dachten, sie könnten etwas bewegen. Aber das wirft Fragen auf. Vor allem eine: Wieso? Die hat, soweit ich das verfolgt habe, bisher noch niemand plausibel beantwortet.

Dumm sind diese Menschen vermutlich nicht. Vielleicht haben manche einfach nur eine Rolle gespielt, wie sie es gelernt haben, vielleicht dachten manche wirklich, sie täten etwas Gutes im Sinne "der Menschen".

So oder so, es war halt nix. Und damit müssen sie jetzt klarkommen. Und sie müssen einsehen, daß sie zwar vermutlich nicht dumm sind, sich aber für dumm haben verkaufen lassen. Ihr Engagement zur Beendigung der Pandemie wäre an anderer Stelle deutlich sinnvoller gewesen. Zum Beispiel bei Impfaufrufen. Oder bei Aufrufen, Masken zu tragen und Abstände einzuhalten. Von daher waren sie vielleicht nicht dumm, aber sie haben sich dumm verhalten.

Und das darf und muss man ihnen vorhalten können, ohne daß sie, wie kleine Kinder, anfangen zu flennen und sich ungerecht behandelt fühlen. Es sind erwachsene Menschen, Herrgott noch mal.
« Letzte Änderung: 25. April 2021, 02:00:17 von theodoravontane »
"Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, würde ich die gleichen Fehler wieder machen, aber ein bißchen früher anfangen, damit ich mehr davon habe."

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Offline califix

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Re: Die VT der Corona-Virus-Ungläubigen
« Antwort #7668 am: 25. April 2021, 02:13:18 »
Vielleicht gibt man den Beteiligten mal einige Tage Zeit, um darüber nachzudenken. Ich habe in meinem Leben auch schon Fehler begangen, zum Glück nichts, was mich mit dem Gesetz in Konflikt gebracht hätte, ein falsches Wort, eine falsche Entscheidung. Aber so richtig kapiert habe ich es nicht gleich. Trotzdem maße ich es mir an, dass ich nicht für einen ♥♥♥ gehalten werden möchte.
Schauspieler leben in einer merkwürdigen Welt. Jeder sieht sie und lauscht ihren Worten, oft gibt es dafür Applaus, doch die "klugen" Worte sind nicht von ihnen selbst geschrieben, die Gedanken nicht von ihnen selbst entwickelt worden. Und plötzlich sollen sie sich zu komplexen Themen äußern, möglicherweise auch in Unkenntnis, in welchem Kontext das mal erscheint?
Dass und wie man sie als Sprechpuppe benutzen kann haben einige ja wohl hoffentlich erkannt.
@theodoravontane war schneller.
 

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Re: Die VT der Corona-Virus-Ungläubigen
« Antwort #7669 am: 25. April 2021, 02:18:00 »
Wohlstandsverwahrlosung ist für mich jetzt schon das Wort des Jahres.

Ein Passenderes fällt mir im Bezug auf diese knapp 50 Schauspieler und ihre Clips nicht ein.

Klar die Debatte wird hart geführt. Aber ich habe, soweit ich mich erinnere, weder Todesdrohungen (was absolut inakzeptabel wäre) noch so etwas wie Forderung nach Berufsverboten (was absolut bescheuert wäre) gelesen. Und mit Meinungsfreiheit ist nun mal nicht gemeint, dass es keine Gegenrede geben darf.

Und wenn ich z.Bsp. einen Clip sehe, in dem sich über Beatmungsmaschinen lustig gemacht wird, während ich gleichzeitig Schlagzeilen lesen muss wie

Zitat
Indiens Coronakatastrophe
»Bitte helft uns mit Sauerstoff, sonst kommt es zur Tragödie«
Eine Million Infizierte – in drei Tagen: Nirgendwo grassiert das Coronavirus so heftig wie in Indien. Nach SPIEGEL-Informationen bittet das Land nun die Bundeswehr um Hilfe.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/indiens-kampf-gegen-corona-in-kliniken-fehlt-sauerstoff-deutschland-prueft-hilfe-a-663c9539-25d1-457b-97da-0eacef0c3e88

dann darf die Gegenrede auch gern sehr scharf ausfallen.

Ich selbst möchte den Protagonisten und Initiatoren auch gar nicht auf ihr Schlachtfeld der Deutungshoheit über diese "Affäre" folgen.
Beim Querlesen der Reaktionen kam aus der Ecke derer, die diese Krise gerade ausbaden, also zumeist medizinisches Personal, eine sehr deutliche Antwort: F*ck you.
 
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Re: Die VT der Corona-Virus-Ungläubigen
« Antwort #7670 am: 25. April 2021, 03:10:56 »
Ich bezog mich rein auf das JJL Video und nicht auf das

Zitat
übrigens gab es unter den 50 ein Video, wo mit einer Plastiktüte ein Beatmungsgerät "nachgemacht" wurde. Ihr, die an Beatmungsgeräten hängen, lacht doch mal. Ist total lustig, sowas!
-Video

Das ist ein anderes Kaliber, das fällt für mich auch nicht unter Kritik/Satire/ironie


Ich beende für mich die Debatte an dieser Stelle, Mitforisten haben eine Meinung die konträr zu meiner ist, das ist okay und gut so.
Gegenseitig die Köpfe zerreden überlasse ich lieber der Kundschaft
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Re: Die VT der Corona-Virus-Ungläubigen
« Antwort #7671 am: 25. April 2021, 03:38:06 »
Zitat
Falls hier wer meint, Jan Josef Liefers wäre nur missverstanden worden & sein Video sei nur ironisch gemeint gewesen... Also wenn man sich das Interview hier anschaut wird klar: Der denkt das wirklich.
https://youtu.be/aIfy3vlQZz0 #allesdichtmachen

...

(Katharina Nocun, 24.04.2021 - 12:11)

https://twitter.com/kattascha/status/1385717949223383040

https://twitter.com/kattascha/status/1385722063269281794

Scheint so:

Zitat
Jan-Josef Liefers ist hier aber über jeden Zweifel erhaben. Spätestens bei seinem Engagement bei "Menschen für Xavier Naidoo" hat er bewiesen, dass er nicht auf jeden Aluhutträger oder Verschwörungskram hereinfällt.

...

https://twitter.com/rolandquabis/status/1385483835417186304

(beides waren Reaktionen auf: https://twitter.com/politicalbeauty/status/1385464274043162625 )


Und hier noch, was Böhmermann dabei auffiel: https://twitter.com/janboehm/status/1385906891050586113



 
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Offline theodoravontane

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Re: Die VT der Corona-Virus-Ungläubigen
« Antwort #7672 am: 25. April 2021, 04:20:36 »
Ich beende für mich die Debatte an dieser Stelle, Mitforisten haben eine Meinung die konträr zu meiner ist, das ist okay und gut so.
Gegenseitig die Köpfe zerreden überlasse ich lieber der Kundschaft
Aber wieso denn? Ich zum Beispiel habe eine starke TV-Intoleranz. Ich ertrage das lineare Programm mit seinen kurzen, die Werbung unterbrechenden Filmausschnitten einfach nicht. Deshalb wüsste ich nicht mal, woher ich z.B. den Herrn Liefers kennen sollte.

Alleine deshalb erlaube ich mir eine Meinung, die völlig unbeleckt seiner Leistungen ist. Für mich ist der Mann ein Mann wie jeder andere. Übrigens auch wie jede andere Frau. Er ist einfach Bürger dieses Landes. Wie alle anderen Protagonisten dieser "Comedy" auch.

Was das Köpfe zerreden angeht, wir sind hier doch nicht wie die Kundschaft, wo jede abweichende Meinung gleich zum Ausschluss führt. Hier sollten wir doch auch ein kontroverses Thema besprechen oder auch diskutieren können.

Beim Liefers und anderen, da kommt dann mein nichtlinearer Medienkonsum zum tragen, wüsste ich nicht, woher ich die kennen sollte. Plötzlich sind sie da, in den Kommentarspalten oder den Beiträgen der Presse und des Rundfunks. Sie sind plötzlich da und jammern aus einer Ecke, in der sie angeblich nie sein wollten.
Also entweder alles richtig, weil "bad news are good news", oder alles falsch gemacht. Oder irgendwo dazwischen. Nur an das dazwischen glaube ich seit Naidoo, Hildmann und Wendler und deren steiler Karriereleiter (nach unten) irgendwie nicht so recht.

Menschen wie ich haben das mitbekommen und sie, die Protagonisten, haben dann auf einmal gemerkt, daß sie sich da irgendwie im Ton vergriffen haben. Jetzt versuchen sie, zumindest soweit sie es erkannt haben, den Schaden wieder gut zu machen. Und mein Eindruck ist, die meisten außenstehenden Beobachter finden das albern. Aber ich bin trotzdem auch neugierig auf die Erklärungen, warum die Protagonisten kurz mal dachten, daß das gut wäre, soweit sie über "X hat mich gefragt und ich hab den Text dann halt vom Blatt gelesen" hinausgehen. Und vor allem, warum sie jetzt nicht mehr denken, daß das gut war. Wegen des Gegenwindes oder weil sie tatsächlich gemerkt haben, was für eine erbärmliche Scheixxe sie da reden. Das will ich wirklich wissen. Und darüber sollte man reden können.

Eben, weil man auch darüber reden muss. Nicht nur reden können muss, man muss wirklich darüber reden, was diese Menschen dazu bringt, sich für sowas herzugeben. Denn vielleicht liegt da auch ein kleiner Teil des Schlüssels, wieso Menschen so agieren, wie sie agieren.

Also kurz: die Aktion war scheixxe, sie war nicht lustig, sie war kontraproduktiv. Aber sie hatte einen Grund, und den würde ich gerne kennen.

Deshalb muss man drüber reden und man kann drüber reden. Wenn nicht hier, wo dann?
« Letzte Änderung: 25. April 2021, 05:01:04 von theodoravontane »
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Offline Reichsschlafschaf

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Re: Die VT der Corona-Virus-Ungläubigen
« Antwort #7673 am: 25. April 2021, 08:10:05 »
Vielleicht gibt man den Beteiligten mal einige Tage Zeit, um darüber nachzudenken.


Das Problem besteht auch darin, jedem noch so Unbedeutenden ein Mikro vor die Nase zu halten und die Leute zu Sachen zu befragen, von denen sie keine Ahnung haben.

Nachdenken ist nicht mehr, jedes Problem soll gefälligst am nächsten Tag schon gelöst sein und eine Pandemie soll bitte nach einem halben Jahr vorbei sein, sonst werden alle nervös.

Dazu kommen Rituale und Stereotypen.

Scholz schwallt heute etwas von „Fahrplan“.

Obwohl jedem klar Denkenden völlig einsichtig ist, daß es keinen „Fahrplan“ gibt, gar nicht geben kann, weil das Ende von vielen Faktoren abhängig ist, die nicht exakt berechnet werden können. Das Wort weckt völlig falsche Erwartungen.

Dabei ist der Herr Scholz ja nicht blöd.

Aber Politiker folgen bestimmten Ritualen.
Und Medienschaffende folgen auch Ritualen.

Wenn's dann schiefgeht, isses halt blöd.

Wenn der „Fahrplan“ nicht eingehalten werden kann.
Oder wenn das Statement dann doch nicht so gut ankommt.
___________________________

Man wird ja noch friedlich demonstrieren dürfen???!!eins!!!ölf!!!!


Zitat
Polizei Demonstrationen Berlin

Startseite  Politik 
Bei Demo in Berlin: Polizist verliert in Gerangel Munition

Am Rande einer Demonstration in Berlin hat ein Polizist in einem Gerangel mehrere Patronen seiner Dienst­munition auf der Straße verloren.

Polizisten sammelten die Munition anschließend wieder auf.
Die Polizei Berlin erklärte, ein Demonstrant habe versucht, dem Beamten seine Waffe zu entreißen.

Spoiler
Felix Huesmann

24.04.2021, 19:33 Uhr
Berlin. Am Rande einer Demonstration von Corona-Leugnern und -Verharmlosern in Berlin ist es am Samstag zu einer gefährlichen Situation gekommen. Bei einem Einsatz gegen Gegen­demonstranten verlor ein Polizist in einem Gerangel Munition aus seiner Dienst­waffe. Ein Demonstrant habe zuvor versucht, die Pistole des Beamten zu entreißen, erklärte die Polizei Berlin.

Gerangel zwischen Demonstranten und Polizei
Bis zu hundert Menschen hatten an einer Demonstration gegen die Corona-Schutz­maßnahmen im Berliner Stadt­teil Kreuzberg teilgenommen. Deutlich mehr Menschen protestierten dagegen. Teile der Gegen­demonstranten blockierten die Demonstration­strecke mehrfach mit Fahr­rädern, Müll­tonnen und Baustellen­schildern, die sie auf die Straße zogen. Die Berliner Polizei räumte die Strecke daraufhin immer wieder frei und drängte die Gegen­demonstranten zurück.

In der Nähe des früheren Tempelhofer Flughafens kam es erneut zu einem Gerangel von Gegen­demonstranten mit den Einsatzkräften. Bei einer versuchten Festnahme lösten sich dabei mehrere Patronen aus der Dienst­waffe eines Beamten und verteilten sich auf der Straße. Mehrere Polizisten sammelten sie anschließend wieder ein.

Die Polizei Berlin erklärte auf Anfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland, ein Demonstrant habe versucht, dem Beamten die Waffe zu entreißen. Wie sich die Munition dabei lösen konnte und ob es einen Defekt an der Waffe gab, konnte ein Polizeisprecher nicht beantworten. Auch ob alle verlorenen Patronen wiedergefunden wurden, war am Samstagabend zunächst unklar.

Bei der Munition handelt es sich offenbar um sogenannte Deformations­munition, die seit einigen Jahren von der deutschen Polizei eingesetzt wird.
[close]
https://www.rnd.de/politik/bei-demo-in-berlin-polizist-verliert-in-gerangel-munition-FDQQ7HY6HRE5LH2SPNR35NGOCY.html
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Re: Die VT der Corona-Virus-Ungläubigen
« Antwort #7674 am: 25. April 2021, 08:42:25 »
Ihr interpretiert da viel zu viel. Liefers steckt einfach noch in seiner Prof. Boerne-Rolle :)

Promis haben eine sehr spezielle Rolle, und zwar gerade Schauspieler. Auf der einen Seite haben sie eine eigentlich unverdiente Vorbild-Funktion und beeinflussen die öffentliche Meinung in besonderer Weise, ohne dass sie dafür ein Mandat hätten oder dass eine besondere Bildung dafür Voraussetzung wäre. Auf der anderen Seite beruht ein wesentlicher Teil ihrer Karriere auf der öffentlichen Meinung über sie.

Beides sollte dazu führen, dass man sich zu problematischen Themen vorsichtig und mit Bedacht äußert, und hier hat ja niemand die Leute überrascht und ihnen nachts um 3 ein Mikro vor den Mund gehalten. Das ist letztlich für die Arbeitgeber absolut wichtig: Die suchen Schauspieler, die neben Schauspielleistung auch möglichst zuverlässig Publikum bringen.

Wenn also demnächst irgendein Filmfuzzi die Schauspieler zusammensucht, wird er um solche Kandidaten einen Bogen machen. Nicht, weil hier irgendwer ein Berufsverbot ausgesprochen hätte, sondern weil er nicht riskieren wird, dass ihm dieser unsichere Kandidat, der seinen Mund nicht halten kann, mit einem Shitstorm die Premiere von seinem Film zerstört, dieses Risiko lohnt sich nur bei ganz wenigen Ausnahmetalenten. Davon kann man halten, was man will, so ist halt Filmproduktion im kapitalistischen Umfeld.

Ich persönlich bin da gar nicht rachsüchtig. Ich stelle nur fest, dass Liefers im Interview nicht wirklich von seinen Inhalten abgerückt ist. Aber ich habe schon lange keinen Tatort mehr geguckt, da habe ich einfach besseres zu tun :P

soɥdʎsıs sǝp soɥʇʎɯ ɹǝp 'snɯɐɔ ʇɹǝqlɐ –
˙uǝllǝʇsɹoʌ uǝɥɔsuǝɯ uǝɥɔılʞɔülƃ uǝuıǝ slɐ soɥdʎsıs sun uǝssüɯ ɹıʍ ˙uǝllüɟnzsnɐ zɹǝɥuǝɥɔsuǝɯ uıǝ ƃɐɯɹǝʌ lǝɟdıƃ uǝƃǝƃ ɟdɯɐʞ ɹǝp

P.S.: Cantor became famous by proving it can't be done.
 
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Re: Die VT der Corona-Virus-Ungläubigen
« Antwort #7675 am: 25. April 2021, 08:55:16 »
Man wird ja noch friedlich demonstrieren dürfen???!!eins!!!ölf!!!!
Das waren diesmal wirklich linke Demonstranten, die für die Eskalation gesorgt haben. Lejeune und der Ex-NPDler Stefan Böhlke wurden dabei attakiert. Allerding hat auch Fuad auf die Mütze bekommen, von der Polizei. War halt nicht die beste Idee von Captain Unterhose und seiner Deppenparade, durch Kreuzberg laufen zu wollen, selbst wenn es der bürgerlich-situierte Teil (ehemals Zustellbezirk 61) war.
Frei nach Loriot: Ein Leben ohne Hut-Mops ist möglich - aber sinnlos.
 
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Re: Die VT der Corona-Virus-Ungläubigen
« Antwort #7676 am: 25. April 2021, 09:02:17 »
Aber ich habe schon lange keinen Tatort mehr geguckt, da habe ich einfach besseres zu tun


Da hast Du echt was verpaßt!

Gerade im Hinblick auf die Tatorte an denen Brüggemann beteiligt war: „Stau“, „Murot und das Murmeltier“, „Das ist unser Haus“.

Bei allen hat er auch Drehbuch geschrieben oder mitgearbeitet.

Murot gucke ich sonst nicht, aber der war nicht nur schräg, sondern genial.

Und „Das ist unser Haus“ ist einfach nur Klasse!
Wie da das Spießertum der links-grünen Wohngemeinschaften seziert und mit Humor betrachtet wird, ist einfach nur genial! (Da war man in der Szene auch etwas angepißt nach der Sendung, man hat gefälligst anders präsentiert zu werden!)

@regintrud weiß hoffentlich meine damalige Empfehlung zu goutieren!  ;)
Diese Empfehlung nehme ich auch nicht zurück, das Ding ist genial.

Und JJL als Boerne ist eine richtige Besetzung.
„Limbus“ zuletzt war wirklich gut.

Und ich finde es begrüßenswert, wenn die ARD Mut zum Experiment hat und nicht nur einen langweiligen Whodoneit bringt.

Das war halt jetzt nix!
Es kann halt nicht jeder zu allen Zeiten stets das Passende und Richtige bringen.
Man kann dann ja danach durchaus Einsicht zeigen.
____________________________


Zitat
Lieber Dietrich Brüggemann,

die einzige Ironie, die ich vermag zu sehen, ist, dass Sie sich als Regisseur (wirklich guter Tatorte) nebst einigen Schauspielkolleg:innen und offenbar auch Follower:innen für bewandert genug halten, eine weltweite Pandemiesituation besser einschätzen zu können, als (im übrigen nicht nur deutsche) Expert:innen.

Wenn weltweit führende Expert:innen im Grunde dasselbe sagen, gibt es natürlich noch welche, die Anderes vertreten – nur setzt sich deren Haltung im wissenschaftlichen Kosmos eben wohl nicht durch. Was daran liegen könnte, dass es im Großen nicht haltbar (zu validieren) ist, was sie vertreten.

Da nützen auch „alternative“ Medien nichts, denn die machen weder Sie noch mich zum Epidemiologen oder Virologen.
Ja, es leiden sehr viele Menschen unter den Maßnahmen, ob direkt Corona-betroffen oder psychisch an der Isolation leidend – das ist keine Frage und ich teile vorbehaltlos die (Ihre) Kritik an unserer Regierung, hier versagt zu haben und an vielen Stellen nicht genug getan zu haben und noch zu tun.

Was ich nicht teile, ist die Überheblichkeit, Arroganz und den Zynismus, die aus Ihrer Aktion und aus Ihren aktuellen Statements sprechen. Allein, allen, die jetzt Ihrer Meinung nach „kleffen“, vorzuwerfen, sie würden sich ja sonst nicht interessieren, ist eine bodenlose Frechheit. Diese können Sie sich gern „In den A…“ (Zitat Ihres Songs) stecken, da ist neben Masken, Abstands- und Hygieneregeln hoffentlich noch Platz.

Auf einen solchen Diskurs verzichte ich gern.
Von Ihnen sehr enttäuschte Grüße
Ihre #HoGeSatzbau

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Re: Die VT der Corona-Virus-Ungläubigen
« Antwort #7677 am: 25. April 2021, 09:05:01 »
Kommentar des Urhebers
Zitat

Regisseur von #allesdichtmachen
"Wir unterwerfen uns absurden Regeln"


Spoiler

Dietrich Brüggemann ist seit vielen Jahren im Filmbusiness tätig, führte unter anderem bei mehreren "Tatort"-Folgen Regie. Er war es auch, der einen Teil der an der #allesdichtmachen-Aktion beteiligten Schauspieler - viele unter anderem ebenfalls aus dem "Tatort" bekannt - für die Idee begeistern konnte. Brüggemann führte bei einigen #allesdichtmachen-Videos Regie und entwickelte die Ideen zu den einzelnen Clips gemeinsam mit anderen Mitwirkenden.
Während unter anderem Heike Makatsch, Richy Müller, Meret Becker und Ulrike Folkerts inzwischen zurückgerudert sind, stehen vor allem Jan Josef Liefers und Dietrich Brüggemann weiter hinter #allesdichtmachen und versuchen zu relativieren, was in den Augen vieler bei dem Projekt gründlich schiefgelaufen ist. Ist das wirklich Satire oder nicht doch nur Zynismus pur?

ntv.de: Fühlen Sie sich momentan von aller Welt missverstanden?

Dietrich Brüggemann: Die Aktion wurde tatsächlich missverstanden, aber ich persönlich fühle mich nicht missverstanden. Ich habe damit gerechnet, dass sie missverstanden wird. Vielleicht ist es auch notwendig. Unser Land ist momentan so zwiegespalten, dass die Aktion von einem Teil der Leute überhaupt nicht verstanden werden kann. Sie fühlen sich davon ungeheuer vor den Kopf gestoßen, ins Gesicht geschlagen und so weiter. Es ist für sie unbegreiflich, wie

man sowas machen kann. Wir leben in zwei völlig voneinander getrennten Sphären in diesem Land. Und der andere Teil hat uns sehr, sehr gut verstanden. Die E-Mail-Adresse der Seite wird überschüttet mit Nachrichten, 98 Prozent davon sagen "Danke". Die andere Seite kennen Sie ja.
Vielen ist sauer aufgestoßen, dass sich ausgerechnet privilegierte Schauspieler wie Jan Josef Liefers oder auch Ulrike Folkerts und Richy Müller vor eine Kamera setzen, um mit viel Zynismus die Corona-Maßnahmen zu kritisieren.
Erstmal: Es sind zu einem Drittel Promis, zu einem Drittel Leute, die zwar noch arbeiten, die aber keine Stars sind, und zu einem Drittel Schauspieler, die kein Schwein kennt, die noch am Anfang stehen. Die meisten von ihnen kommen gerade so durch. Und was ist daran sauer aufgestoßen? Was machen die Personen denn? Das muss ja erstmal decodiert werden. Kritik an den Maßnahmen - zu welchem Zweck? Was machen diese Videos überhaupt? Das muss man erstmal analysieren. Was wird durch den Kakao gezogen? Das ist eine komplexe Sache. Ein Beispiel: Wenn eine Schauspielerin sagt: "Ich bin zu Hause, kann ich mir leisten, denn es gibt ja viele Leute, die mir Sachen bringen. Die krempeln die Ärmel hoch, damit ich hier sitzen und mich schützen kann. Nicht gut finde ich, wenn diese Leute dann am Wochenende rausgehen aus ihren kleinen, dunklen Wohnungen und in den Parks sitzen. Davon mache ich dann Fotos und sage, dass ich die egoistisch finde." Was wird hier kritisiert?
Nun, das bezieht sich auf das Video von Heike Makatsch, und für mein Dafürhalten wird hier kritisiert, dass sich eben Superpriviligierte über die erheben, die ihnen ihr Priviligiertenleben in dieser Zeit überhaupt weiter ermöglichen.
Genau. Was wird also kritisiert? Eine privilegierte Situation, oder?
In dem Fall könnte man das so sehen, aber das gilt ja nicht für alle 53 Clips.

Gut, aber das haben wir jetzt schon mal einigermaßen decodiert, würde ich sagen. Das ist ein Einzelfall, und den möchte ich nennen, um den Vorwurf auszuhebeln, dass das alles von oben herab und menschenverachtend sei. Mit diesem Video habe ich bewiesen, dass das Umgekehrte der Fall ist. Dass hier eine privilegierte Situation kritisiert wird, indem wir sie spielerisch einnehmen und satirisch so überhöhen, damit jeder merkt, dass das bescheuert ist.


Wenn es so ist, wie Sie sagen, wie erklären Sie sich dann, dass es so viele Menschen "missverstehen"? Sind die, die es kritisieren, also einfach nur zu doof?
Dafür muss ich ein bisschen ausholen. Es heißt: "Jeder Covid-Tote ist einer zu viel", diesen Satz können wir alle unterschreiben, oder? Das impliziert aber auch, dass wir gleichzeitig sagen, jeder andere Tote ist nicht einer zu viel. Wir haben eine gewisse Anzahl an Toten, die akzeptieren wir, nur Corona-Tote akzeptieren wir nicht.
Aber Covid-Tote lassen sich durch eine - kurzfristige - Anpassung unseres Verhaltens vermeiden, während wir den Tod durch Krebs, Herzinfarkt, Alkoholismus oder auch Altersschwäche als Gesellschaft ja akut weniger beeinflussen können.
Das, was wir mit Corona machen, können wir mit allem machen. Wir können den Autoverkehr komplett einstellen, dann haben wir keine Verkehrstoten mehr. Wir könnten alle möglichen drakonischen Maßnahmen treffen, damit niemand mehr Krebs kriegt. Die Art, wie wir mit Corona umgehen, ist eine andere, als die, mit der wir mit dem Tod in unserer Gesellschaft generell umgehen. Natürlich müssten wir eigentlich sagen: Jeder Tote ist einer zu viel. Punkt. Niemand soll sterben. Aber wir sterben alle irgendwann, also haben wir als Gesellschaft einen Modus gefunden, uns durch diesen Widerspruch so durchzulavieren. Wir gehen gewisse Risiken ein. Wir fahren Auto, aber wir haben ein Tempolimit. Wir trinken Schnaps, aber nicht jeden Tag. Und jetzt kommt Covid, und da spielen wir auf einmal nach anderen Regeln. Da heißt es auf einmal: Jeder Corona-Tote ist einer zu viel. Wir haben ein neues System. Wir müssen um jeden Preis Corona-Tote verhindern. Das ist das neue Paradigma unserer Gesellschaft. Gleichzeitig läuft das alte Paradigma aber weiter. An anderen Sachen darf man weiter sterben. Wir haben ein schizophrenes System aus zwei Regelwerken, und das führt dazu, dass wir uns absurden Regeln unterwerfen und uns etwas vorlügen und uns als Gesellschaft in eine Zwangsjacke stecken, was zu psychischen Verrenkungen führt. Wenn wir sagen, jeder Corona-Tote ist einer zu viel, dann können die Maßnahmen nie genug sein, und das kritisieren wir mit dieser Aktion. Das führt dann irgendwann zum Exzess, den übersteigern wir, indem wir es nochmal viel weiter drehen. Die Message, die dabei rauskommen könnte, und das ist die bittere Wahrheit, ist: Dass es uns als Gesellschaft irgendwann gelingen muss, dass wir auch Corona in unser etabliertes, erprobtes Verhältnis zum Tod einbauen.
Nun gibt es den Autoverkehr schon eine Weile, Corona aber gerade mal etwas mehr als ein Jahr. Wir sind in einer Findungsphase. Der Mensch, die Politik, die Wissenschaft. Lösungsansätze bietet die Aktion #allesdichtmachen ja nun auch nicht. Oder haben Sie welche?

Es ist nicht die Aufgabe von Schauspielern, Musikern, Künstlern, Lösungen zu präsentieren. Es ist unsere Aufgabe, das Problem beim Namen zu nennen. Für Lösungen sind andere zuständig. Und Lösungsvorschläge gibt es doch zuhauf. Seit einem Jahr sind lauter kluge Leute dabei, der Politik zu sagen, es ginge auch alles ganz anders. Es gibt eine Gruppe von alten, erprobten Medizinern um einen gewissen Matthias

Schrappe. Die schreiben ein Thesenpapier nach dem anderen, wie man das alles anders und deutlich besser machen könnte. Die werden komplett ignoriert. Sie kommen manchmal in den Medien vor, das war's dann aber auch. All das wird ignoriert. In den Medien gibt es schon ein bisschen Widerspruch, aber es bleibt vollkommen wirkungslos. Ein Widerspruch bis zum gewissen Grad ist vollkommen okay, aber wenn man dann zu laut wird oder zu grell, dann wird aufgeheult. Dann gibt es einen unglaublichen Shitstorm. Deswegen ist es tatsächlich so, dass sich Leute nicht trauen, ihre Meinung zu sagen. Diese Aktion war natürlich auch ein Versuch, diesen verengten Diskursraum zu sprengen.
Aber Sie sind dennoch das Risiko eingegangen, von gewissen Leuten und Organisationen - darunter Ken Jebsen, Roland Tichy und die AfD - Applaus zu erhalten. Das muss Ihnen doch vorher bewusst gewesen sein. Haben Sie das billigend in Kauf genommen oder sogar einkalkuliert?
Man musste damit rechnen, egal ist mir das nicht. Ich bin kein Freund der AfD. Das überrascht Sie jetzt vielleicht, ich finde diese Partei schrecklich. Ich habe mein ganzes Leben lang gehandelt und gedacht auf Pfaden, die ich richtig fand. Nach meinem eigenen Urteil das getan, was ich richtig fand und nicht geschaut, was die anderen machen oder ob ich damit links oder rechts bin. Das, was ich für sinnvoll hielt, war fast immer eher links. Auch in dieser Situation tue ich, was ich für richtig halte, und auf einmal sehe ich mich in Gesellschaft mit der AfD und Teilen der FDP und Sahra Wagenknecht. Warum wird mir deren Zuspruch nicht vorgeworfen?
Weil die meisten Menschen die AfD als gefährlicher einstufen würden als Frau Wagenknecht vermutlich.
Wenn sich in der politischen Sphäre nur die AfD für sowas zuständig fühlt, ist das nicht mein Problem, sondern das Problem unserer Öffentlichkeit. Das heißt doch, dass wir dieses Thema der AfD dringend wieder wegnehmen müssen. Die Diskussion, wie viel Lockdown verhältnismäßig ist und wie viel wir kaputt machen in unserer Gesellschaft - das kann man doch nicht der AfD überlassen. Und den Prozess dann stigmatisieren und jedem, der protestiert, sagen: "Du vertrittst jetzt hier AfD-Positionen." Das ist doch totalitär. Damit ist das ganze Thema im Keim erstickt.

Sehen Ihre Mitstreiter das anders? Viele von denen rudern ja gerade zurück, haben sich von der Aktion #allesdichtmachen und natürlich den die Aktion feiernden Querdenkern, Rechten und der AfD distanziert ...

Ich äußere mich prinzipiell nicht zum Verhalten von anderen Leuten, das sollen sie selber machen. Aber generell und in der Gruppe kann ich Ihnen sagen, dass so ein Shitstorm gar nicht so leicht auszuhalten ist. Das macht die Leute wirklich fertig. Teilweise kriegen sie Morddrohungen. Von einigen Leuten, deren Videos nicht mehr online sind, weiß ich, dass die komplett hinter der Aktion stehen und das wahnsinnig wichtig finden, aber die Kinder werden bedroht und sie möchten das Video deswegen erstmal nicht mehr online haben.
Glauben Sie, dass diese Aktion mit dem öffentlichen Diskurs noch in eine brauchbare Richtung gelenkt werden kann oder ist das Kind in den Brunnen gefallen und die Sache in Ihrem Sinne gescheitert?
Unser Ansatz war, dass wir den Diskursraum wieder aufmachen, und das ist geglückt, es wird drüber geredet. Wir wollten das Thema in die Mitte holen. Jens Spahn hat in der Pressekonferenz gesagt, dass er mit denen reden würde. Armin Laschet hat ein bisschen rumgedruckst (Im Gespräch mit Liefers bei "3nach9" - Anm.d.Red.), aber er hat Verständnis signalisiert. Warum machen diese Leute das? Die haben politischen Instinkt. Die haben gemerkt, dass ein großer Teil der Bevölkerung dahinter steht. Dass viele Millionen Menschen in diesem Land die Welt nicht nicht mehr verstehen und die Maßnahmen in dem Ausmaß auch nicht mehr mittragen wollen. Dass wir damit auch eine Wahrheit ausgesprochen haben. Dass jede Menge Heuchelei und Selbstbetrug im Spiel sind, auch von Seiten der bessergestellten Klasse, die auf Twitter die Lufthoheit hat.
Aber warum sind unter anderem Sie der Richtige, um für diese vielen Millionen Menschen in die Bresche zu springen?

Film wird immer identifiziert mit roter Teppich und Glamour. Das ist völliger Quatsch. Wenn man Filme macht, kommt man vor allem rum, und zwar auch an die obersten und untersten Ecken der Republik. Wenn man in einem Keller drehen will, steht man vorher in fünf Kellern auf Motivbesichtigung, lernt den Hausmeister kennen, den Typ, der die Halle aufsperrt oder den Hund dressiert. Man ist auf eine andere Weise volksnah als das ein Journalist oder ein Politiker ist, die immer nur unter ihresgleichen sind. Ich habe über die Jahre schon mitbekommen, wie die Leute ticken. Es ist nur ein Gefühl, aber das sagt mir, dass wir in diesem Land eine ganz große Gruppe von Menschen abgehängt haben und deren Leben kaputt machen auf eine Art, die eigentlich nicht mehr zu vermitteln ist. Und die vielen E-Mails, die da kommen, die geben mir Recht.
Prallt die Kritik, der sogenannte Shitstorm, an Ihnen weitgehend ab? Immerhin kann sowas in Zeiten von "Cancel Culture" auch ganz schnell berufliche Probleme mit sich bringen.
Ich finde es nicht angenehm, ich hätte lieber eine Welt, in der sich alle lieb haben. Aber diese Hassattacken auf Leute, wie man auch bei Hendrik Streeck seit einem Jahr beobachten kann - die Schärfe, der Tonfall, der totalitäre, einseitige Vernichtungsfuror, der sich ihm gegenüber breit macht - der drängt das ganze Land in eine Richtung, in der ich nicht sein möchte. Wenn sich unser Land jetzt in einen Staat verwandelt, wo man für seine Meinung so derartig berufliche Nachteile zu befürchten hat, dann möchte ich diese Position hier auch nicht mehr haben. Wenn ich vorher noch daran mitwirken kann, dass sich das vielleicht wieder ändert, setze ich auch gern alles auf Spiel, was ich habe. Und setze auch gerne diese durchaus privilegierte Situation ein, um meine Stimme zu erheben. Natürlich tue ich das auch für die, die keine Stimme haben. Kinder, die ein Jahr ihres Lebens versäumen, die durchdrehen mit dieser ganzen Maskengeschichte. Das ist millionenfach der Fall. Der Blick in andere Länder zeigt, dass da auch nicht die riesen Katastrophe eingetreten ist.
An welche Länder denken Sie da?

Teile von Amerika haben schon im Herbst wieder aufgemacht. Schweden hatte die ganze Zeit keinen Lockdown. Schweden hatte am Anfang hohe Zahlen, steht aber in der zweiten Welle besser da als Deutschland. Die Maßnahmen dort sind moderat und vor allem zivil.
Portugal, Italien, Frankreich ...
Da ist es auch mit Maßnahmen explodiert. Wir sagen immer nur: Modellrechnung Riesenwelle. Die Riesenwelle kommt nicht, die Maßnahmen haben funktioniert. Das ist ja wohl eine logisch eingeschränkte Denkweise. Wenn wir uns die ganze Welt anschauen, sehen wir keine großartige Korrelation zwischen Maßnahmen und Pandemieverlauf. Da kommen immer mehr Studien, die sagen, Lockdown bringt wenig bis gar nichts. In der Presse steht wenig davon, aber wenn man ein paar internationalen Wissenschaftlern auf Twitter folgt, dann sieht man da schon einiges. Wenn man das in Deutschland sagt, wird man wieder gleich als Querdenker beschimpft. Und das ist ein bisschen schwierig.
Würden Sie eine solche Aktion noch einmal genauso machen oder doch eher ganz anders? Vielleicht mit weniger Sarkasmus beziehungsweise Zynismus und eher mit deutlichen, klaren Worten?
Hätten wir etwas mit klaren Worten gemacht, sowas wie: "Ich bin Jan Josef Liefers, ich bin Schauspieler und gegen die Maßnahmen, denn sie sind unverhältnismäßig", dann hätten wir genau denselben Shitstorm gehabt.

Als sich Till Brönner im vergangenen Jahr in einem Video mit deutlichen Worten zum Umgang mit der Kunst- und Kulturszene geäußert hat, gab es keinen Shitstorm.
Der hat für die Verantstaltungszenen gesprochen. Hat das irgendwas gebracht? Hat das irgendwen interessiert? Niemanden, der etwas zu sagen hat. Und wenn wir diese Aktion unironisch gemacht hätten, das hätte vielleicht einen etwas kleineres Shitstorm gegeben, es hätte aber auf jeden Fall weniger Unterhaltungswert gehabt und wäre nicht so auf breiter Front geteilt worden. Die Videos stehen weiter bei Youtube und werden beschimpft als menschenverachtend, zynisch und Verhöhnung der Opfer. Aber ist das wirklich eine Verhöhnung der Opfer? Eher doch nicht.
Vor allem das Video von Richy Müller, in dem er in zwei Tüten spricht und atmet, kam nicht gut an. Die Leute sahen darin die Darstellung eines Beatmungsgeräts und fanden es pietätlos.
Es hat nichts mit Beatmung zu tun. Es persifliert eindeutig die vielen Gedanken, die wir uns machen um Raumluft und Aerosole. Da muss man schon sehr böswillig sein, um etwas anderes zu unterstellen. Wenn man aber natürlich von vornherein der Meinung ist, dass wir zynische, menschenverachtende Arschlöcher sind, dann braucht man nicht mal Phantasie, um das darin zu sehen, klar.
Mit Dietrich Brüggemann sprach Nicole Ankelmann

[close]

https://www.n-tv.de/leute/Regisseur-von-allesdichtmachen-Dietrich-Brueggemann-Wir-unterwerfen-uns-absurden-Regeln-article22512402.html


Als Ergänzung

Zitat

#allesdichtmachen
Auf die Fresse

An „#allesdichtmachen“ beteiligte Schauspieler:innen zeigen sich über den Shitstorm entsetzt. Einer der Drahtzieher will ihn hingegen erwartet haben. Der „Tatort“-Regisseur Dietrich Brüggemann steht im Zentrum der Kampagne.

24.04.2021 um 20:40 Uhr - Daniel Laufer - in Demokratie - eine Ergänzung

Spoiler

Die Aktion „#allesdichtmachen“ sollte wohl den Eindruck erwecken, dass lauter bekannte Schauspieler:innen Maßnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus ablehnen. Doch in den zwei Tagen seit der Veröffentlichung der Clips auf YouTube ist dieses Bild ins Wanken geraten. Fast jeder dritte Beitrag wurde offenbar zurückgezogen, in den sozialen Netzwerken und Interviews gehen Teilnehmende auf Distanz, sie relativieren, sprechen von einem Missverständnis und bitten um Verzeihung.

Überraschend ist dabei vor allem, wie überrascht sich manche:r über die deutliche Kritik an der Aktion zeigt. Wieso würden 53 Schauspieler:innen praktisch mit Anlauf in einen Shitstorm springen?

Die Antwort auf diese Frage könnte mit Dietrich Brüggemann zu tun haben. Der Regisseur und Drehbuchautor ist in der deutschen Film- und Fernsehszene hoch angesehen, 2019 durfte er sogar beim Europäischen Filmpreis Regie führen. Zugleich ist er bestens vernetzt. Mit einer Reihe von Schauspieler:innen, die an „#allesdichtmachen“ mitgewirkt haben, drehte er zuvor eigene Filme, Richy Müller und Ulrich Tukur etwa spielten Hauptrollen in seinen „Tatort“-Produktionen.

Brüggemanns Anteil an der Aktion ist undurchsichtig, aber in der Geschichte über den Shitstorm ist der Filmemacher womöglich eine Schlüsselfigur. Auffällig ist: Wo andere zurückrudern, teilt der 45-Jährige jetzt erst so richtig aus. Am Freitagnachmittag beklagt er gegenüber netzpolitik.org am Telefon ein „alleiniges Regime des Coronavirus“, aus seiner pauschalen Ablehnung der Schutzmaßnahmen macht er keinen Hehl. Mehrere Beteiligte sehen ihn im Zentrum der Kampagne, er selbst hingegen spielt seine Rolle herunter.

„Diese Aktion besteht aus 50 Einzelstimmen und ich bin eine dieser Einzelstimmen.“ Er sei nicht derjenige, der sich das alles ausgedacht habe, auch nicht der Urheber oder der Rädelsführer. Als wir ihn fragen, wer die Fäden zusammengeführt habe, spricht er bloß von einer „starken Gruppe“. Ob das heiße, dass die rund 50 Beteiligten über Entscheidungen abgestimmt hätten? „Ungefähr so, müssen Sie sich das vorstellen, strengen Sie Ihre Fantasie an!“

Unterschiedliche Vorzeichen

Aussagen von Beteiligten wecken Zweifel daran. Die Clips mögen allesamt unter der Überschrift „#allesdichtmachen“ erschienen sein, doch die Vorzeichen, unter denen Einzelne an der Aktion mitgewirkt haben, unterschieden sich zum Teil offenbar deutlich.

So meldete sich am Morgen nach der Veröffentlichung der Wiener Schauspieler Manuel Rubey zu Wort. Eine nicht näher benannte Person, die er sehr schätze, habe ihn gefragt, ob er einen Beitrag über die Bedeutung der Kunst machen wolle – die übrigen Videos von „#allesdichtmachen“ habe er gar nicht gekannt, sagt er in einem Video, das er auf Twitter veröffentlicht hat.

„Tatort“-Kommissar Richy Müller berichtete dem Fernsehsender ntv hingegen, er sei gefragt worden, ob er bei einer Aktion für jene Menschen mitwirken wolle, die „beim Lockdown durchs Raster fallen, die man nicht wahrnimmt“.

Der Schauspieler Kida Khodr Ramadan („4 Blocks“) war an „#allesdichtmachen“ nicht beteiligt, nach eigenen Angaben aber angefragt worden, erzählt er in einem Video auf Instagram. Er habe dabei jedoch kein gutes Gefühl gehabt, weil ihn die Erfinder der Aktion nie richtig aufgeklärt hätten. Ramadan zufolge hätten sie verschwiegen, „um was es geht und was es soll“.

Autor, Regisseur, Cutter

Es ist nicht bekannt, wer genau Ramadan kontaktiert haben soll. Richy Müller sagte ntv, er sei von Brüggemann angesprochen worden, mit dem er sehr gern und sehr vertraut zusammenarbeite. „Ich dachte eigentlich, das er der Kopf der Aktion ist, deshalb habe ich das nicht weiter hinterfragt.“

Der Filmproduzent Bernd Katzmarczyk Wunder, der von München aus arbeitet, erzählte dem NDR-Magazin ZAPP, Brüggemann sei einer von drei Initiatoren gewesen, gemeinsam mit den Schauspielern Jan Josef Liefers und Volker Bruch. Wunder müsste wissen, wovon er spricht – mit seiner Firma steht er im Impressum der offiziellen Website. ZAPP zitiert ihn auch mit der Aussage, er selbst und Brüggemann hätten die Videos in Berlin, München und Wien gedreht und schließlich geschnitten.

Das RedaktionsNetzwerk Deutschland schreibt, der Regisseur habe die meisten der Clips gedreht. Rund zwei Dutzend der Videos, in denen vorwiegend in Berlin lebende Schauspieler:innen auftreten, wurden nachvollziehbar im selben Raum gedreht.

Der Wahlberliner Brüggemann räumt grundsätzlich ein, Schauspieler:innen ermuntert zu haben, bei „#allesdichtmachen“ mitzumachen, auch gibt er zu, mehr als nur sein eigenes Video gedreht zu haben – auch wenn nicht sämtliche in Berlin entstandene Videos von ihm gedreht worden seien, etwa weil manche sich selbst mit dem Handy aufgenommen hätten.

Auch die Texte, welche die Schauspieler:innen vortragen, stammen teilweise aus seiner Feder. „Irgendwelche Leute haben Textfetzen in die Runde geworfen, dann haben andere Leute was dazu geschrieben“, sagt Brüggemann. Er habe nicht Buch geführt, welchen Text er geschrieben habe und welchen nicht, betont aber: „Ich als Autor und Regisseur bin natürlich in der Lage, etwas dazu beizutragen.“

Auch inhaltlich, könnte man sagen, ist Brüggemann durchaus erfahren darin, die Maßnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus zu kritisieren. „#allesdichtmachen“ ist nur eine Form, die seine Pauschalkritik in den vergangenen Monaten angenommen hat. Er hat noch weitaus mehr geschrieben als Texte für Videos, die nun einen Shitstorm ausgelöst haben.

„Steckt euch eure Hygienemaßnahmen in den Arsch“

Auf dem Soundcloud-Profil mit dem Namen „Noisy Nancy“ fand sich ein Song, der mit den folgenden Zeilen beginnt: „Steckt euch euren Polizeistaat in den Arsch, steckt euch eure Maskenpflicht in den Arsch, steckt eure Abstandsregeln in den Arsch, steckt euch eure Hygienemaßnahmen in den Arsch.“

„Noisy Nancy“ ist ein kaum bekanntes Projekt, hinter dem niemand sonst steckt als Dietrich Brüggemann. Bei der Musik handelt es sich offenbar um ein auf „Querdenken“-Demos beliebtes Lied, das er neu aufgelegt hat. Seit seine Autorenschaft bekannt wurde, hat jemand den Track von der Musikplattform Soundcloud entfernt.

Auf seinem Blog, wo Brüggemann vor allem oberflächliche Gesellschaftskritik veröffentlicht, stehen noch immer Texte, in denen er pauschal die Schutzmaßnahmen in Frage stellt. Schon im März 2020, als die Pandemie mit inzwischen mehr als drei Millionen Toten erst ganz am Anfang stand, beklagte er demnach „gelegentlich totalitäre Züge“.

Im vergangenen Monat erschien auf dem Blog ein wohl satirisch gemeinter Ausblick auf eine mögliche Zukunft. Darin beschreibt er eine fiktive Chronologie mit einem noch lange andauernden Lockdown und neuen Gesetzen, wie man sie höchstens aus autoritären Staaten kennt.

Im Gespräch mit netzpolitik.org sagt der Filmemacher, er würde niemals leugnen, dass das Coronavirus etwas sei, das weit über eine saisonale Atemwegserkrankung hinausgehe. Aber er sagt auch Dinge wie: „Ich möchte mal eine klare Untersuchung sehen, ob die Maskenpflicht überhaupt etwas bringt oder nicht.“ Dabei gibt es solche Untersuchungen längst, Forscher:innen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz etwa kamen in einer Studie zu dem Schluss, dass ein Mund-Nasen-Schutz das Risiko einer Infektion mit dem Coronavirus um fast die Hälfte senkt.

Der Regisseur gibt an, er lese eigentlich lieber die Süddeutsche Zeitung, müsse sich Nachrichten zu „alternativen Ansätzen ohne Lockdown“ nun aber „irgendwie in alternativen Medien zusammensuchen“.

Ganz allgemein könnte man wohl sagen: Mancher, der sich sogenannten Alternativmedien zuwendet, tut dies auch, um sich die Wahrheit auszusuchen, an die er glauben möchte.

Dass es Auswirkungen auf eine Aktion wie „#allesdichtmachen“ hat, wenn jemand die Maßnahmen pauschal ablehnt, wie Brüggemann das tut, und dann auch noch an den Texten mitwirkt und viele der Videos inszeniert, scheint vorstellbar. Mit dem, was dabei am Ende herausgekommen ist, sind nicht mehr alle Beteiligten zufrieden.

Brüggemann erwartete einen Shitstorm – andere wohl nicht

Auf der Website von „#allesdichtmachen“ ist an diesem Samstag ein langer Text erschienen. „Dies ist kein offizielles Statement von sämtlichen Teilnehmer:innen der Aktion“, steht darunter. Diffus bleibt damit, wessen Sichtweise es tatsächlich entsprechen soll. Die Verfasser:innen schreiben aber: „Einige aus der Gruppe sind erschrocken über den Shitstorm.“

Die Meinungen darüber, inwiefern „#allesdichtmachen“ sein Ziel erreicht hat, gehen auseinander. Für die zahlreichen Schauspieler:innen, die ihre Beiträge zurückgezogen haben – darunter dem Anschein nach auch Manuel Rubey und Richy Müller – dürfte die Einschätzung eher negativ ausfallen. Heike Makatsch, die als Erste einen Rückzieher gemacht hat, versah ihre Bitte um Entschuldigung auf Instagram zunächst mit dem Hashtag „#womöglichgescheitert“.

Dietrich Brüggemann, der maßgeblich zu der Kampagne beigetragen hat, wertet die „überschäumenden Reaktionen“ indes als Erfolg. Die Aktion habe eine Wirkung erzielt, etwas ausgelöst, sagt er. Den Shitstorm, räumt er ein, habe er erwartet. Damit scheint er sich von einigen Schauspieler:innen zu unterscheiden, die bloß ihren Text eingesprochen haben wollen und nun in den sozialen Medien und in Interviews Schadensbegrenzung betreiben.

Brüggemann dagegen teilt gegen Kritiker:innen weiter aus. Er schimpft, die Leute verlören jedes Maß, im Prinzip sei es ein Lynchmob, der sich da zusammenrotte, und Leute privat und beruflich fertigmachen wolle. „Das ist in der Struktur faschistoid.“ Auf Twitter teilte er die Behauptung, „#allesdichtmachen“ sei viel weniger Kritik an den Maßnahmen und der Regierung, als an denen, die laut und entrüstet bellten.

Es gibt einen alten Artikel über Brüggemann, ausgerechnet in der Süddeutschen Zeitung, der er heute Alternativmedien vorzieht. Der Text handelt von seiner Band mit dem Namen „Theodor Shitstorm“, was wohl eher Zufall ist. Aber der Regisseur verrät auch eines seiner „Lieblingsthemen“, das rückblickend viel mit dem zu tun haben könnte, wozu sich nun „#allesdichtmachen“ entwickelt hat: „Auf die Fresse.“

Korrekturhinweis: Wir hatten zunächst geschrieben, der „Noisy Nancy“-Song sei auf einer „Querdenken“-Demo gespielt worden. Offenbar handelte es sich dabei um eine andere Fassung des Liedes, die nicht von Brüggemann stammt. Wir haben das korrigiert.

[close]

https://netzpolitik.org/2021/allesdichtmachen-auf-die-fresse/
« Letzte Änderung: 25. April 2021, 10:22:43 von Ba_al »
 
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Re: Die VT der Corona-Virus-Ungläubigen
« Antwort #7678 am: 25. April 2021, 09:18:22 »
Off-Topic:
@Reichsschlafschaf Ich hab gar keinen Fernseher mehr.

Nun könnte ich über die Mediathek gucken, aber abends habe ich anderes vor, und vor 20.00 Uhr könnten ja kleine Kinder gucken, und für die ist der Tatort nichts. Also verbietet man allen Leuten, vor 20.00 Uhr Tatort zu gucken, obwohl es ja nun übers Internet bessere Möglichkeiten gäbe, Erwachsene von Kindern zu unterscheiden.

Ich in inzwischen völlig fernsehentwöhnt.

Lustigerweise kann man nun als Beitragszahler nochmal Geld einwerfen, um diverse Tatortfolgen bei Amazon zu sehen. Die kriegen das merkwürdigerweise mit dem Kinderschutz hin.

P.S., die Videos tauchen jetzt auf Youtube auf. In gnädige Vergessenheit wird die Aktion wohl nicht geraten, das Netz vergisst nichts.

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P.P.S.

Zu Brüggemanns Begründung, und mal nur zu den Aussagen und nicht dem Stil:

Zitat
Und jetzt kommt Covid, und da spielen wir auf einmal nach anderen Regeln. Da heißt es auf einmal: Jeder Corona-Tote ist einer zu viel. Wir haben ein neues System. Wir müssen um jeden Preis Corona-Tote verhindern. Das ist das neue Paradigma unserer Gesellschaft. Gleichzeitig läuft das alte Paradigma aber weiter. An anderen Sachen darf man weiter sterben. Wir haben ein schizophrenes System aus zwei Regelwerken, und das führt dazu, dass wir uns absurden Regeln unterwerfen und uns etwas vorlügen und uns als Gesellschaft in eine Zwangsjacke stecken, was zu psychischen Verrenkungen führt.

Und hier nähert sich Brüggemann den Quarkdenkern.

Corona würde, wenn man keine Maßnahmen ergriffe, 2 % der Bevölkerung innerhalb von einem Jahr oder weniger töten, falls das Gesundheitssystem das noch auffangen kann, ansonsten wohl mindestens doppelt so viele. Das schaffen all die anderen Dinge, mit denen Brüggemann Corona vergleicht, nicht ansatzweise. Der Vergleich geht völlig in die Hose. Und zwar nicht zufällig in irgendeine Hose, sondern er folgt exakt dem Quarkdenker-Narrativ, das Corona als harmlos wie einen Schnupfen hinstellt (und damit großzügig über die Realität in Trumpscher Weise hinweggeht, wo man diese als normal Denkender Mensch gar nicht mehr übersehen kann!)

Zudem sind die Maßnahmen auch nicht besonders drastisch und definitiv nicht darauf gerichtet, jeden einzelnen Corona-Totenzu verhindern, ganz im Gegenteil. Wenn man beispielsweise beim Autofahren derart konsequent auf Regeln pfeift, wie das in den Quarkdenker-Demos zu sehen ist, wird einem die Erlaubnis zum Autofahren entzogen, und nach ein paar weiteren Versuchen winkt der Knast. Die Demos laufen weiter. Wer konsequent Masken verweigert, hat Bußgelder zu befürchten, nach mehrfacher Aufforderung, und auch nur, wenn er Pech hat.

Auch alle anderen Maßnahmen sind eher halbherzig und beeindrucken nur denjenigen, der grundsätzlich ein Einsehen hat. Die anderen treffen sich eben zu verbotenen Demos und feiern dort ab, tauschen Coronatestergebnisse miteinander aus, fälschen Atteste, und die Ausgangssperre lässt sich mit einem Hund problemlos umgehen. Es dürfen sich nur zwei Haushalte treffen?

Die Corona-Maßnahmen sind eben nicht intensiver als andere, ganz im Gegenteil. Auch das ist für jeden Normaldenkenden unmittelbar ersichtlich. Nirgendwo gibt es eine Coronapolizei, die die Bevölkerung überwacht und gängelt, analog zu Nazi-Deutschland oder der DDR-Stasi.

Auch hier folgt Brüggemann dem Quarkdenker-Narrativ, das schon das einfache Maskentragen hochdramatisiert, weil diese angeblich den Sauerstoff ausfiltern, Zähne ausfallen ließen und Schulkindern das Gesicht verformten.

Das ist eben gerade keine Kritik daran, dass hier eine Oberschicht, die die Maßnahmen gut aushält, auf Kosten der anderen übertriebene Vorsicht übt, sondern Anschluss an die Quarkdenker mit deren völlig anders gehaltener Argumentation.

Zudem fehlt mir von Brüggemann der Alternativvorschlag. Was schlägt er an Umgang mit dieser Krise vor? 2-4 % der Bevölkerung sterben lassen, die Krankenhäuser ins Chaos stürzen? Und da sollen die Politiker zustimmen, und das ausgerechnet jetzt, wo die Impfungen endlich voran kommen? Sollen wir jetzt die Ergebnisse der Warterei von einem Jahr wegwerfen, weil wir's das halbe Jahr nicht mehr aushalten?

Ich erwarte keinen detaillierten Plan, aber welche Grundrichtung schlägt Brüggemann vor?
« Letzte Änderung: 25. April 2021, 09:58:19 von Sandmännchen »
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Re: Die VT der Corona-Virus-Ungläubigen
« Antwort #7679 am: 25. April 2021, 10:02:40 »
Das kannst du gerne rauslassen, ich erwarte in einem Diskurs auch bitte nichts anderes

Ich habe mir das Video von JJL gerade noch zweimal angesehen und ehrlicherweise kann ich kein Verhöhnen der Toten oder Angehörigen erkennen.
Seine Rede ging gegen/über die Presse und die Regierung, gleiches hat er später in dem WDR-Interview auch noch einmal bekräftigt
Auch in dem Interview mit dem WDR konnte ich das nicht hören oder erkennen das er Angehörige, Opfer und Pflegepersonal verhöhnt, im Gegenteil
Er hat es auch mMn nicht mit der DDR verglichen, er sagte das er das letzte Mal in der DDR gefragt wurde ob er naiv sei und bei einer Aussage gebe ich ihm recht: Wir können uns nicht aussuchen von wem wir Applaus kriegen

War es unüberlegt und kurzsichtig, ja das war es, definitiv und vor allem hätte man sich über den Macher im Hintergrund informieren müssen

Wollen wir jetzt jeden der einen solchen Fehler, und als das betrachte ich es, begangen hat ins gesellschaftliche und berufliche Abseits stellen?  Ich rede hier über ein Fehler und keine Systematik wie bei den Hatdcorquerdeppen

Es geht doch um die gute Sache!

Was ist Demokratie wert, wenn jeder Unsinn plärren darf? Das ist doch vollkommen undemokratisch. Und die Mehrheit in der veröffentlichten Meinung der Medien, ist ja auch für harte Maßnahmen. Also entspricht es doch der veröffentlichten Mehrheitsmeinung, wenn solche Hetze harte Konsequenzen hat. Damit ist es doch wieder demokratisch.

Außerdem jubeln die Rechten. Das ist doch der Beleg, dass man das nicht einfach so hinnehmen kann. Da brauch man gar nicht mehr darüber diskutieren. Das ist doch dann eindeutig faschistoid,

Berufsverbote räume ich ein, war eine schlechte Idee. das ist zu offenkundig. Aber was dtx vorschlägt, Zermürben durch permanente soziale Ausgrenzung und shitstorms, wie es z. B. die Antifa in diversen Unis gegen rechtsverdächtige Professoren macht, das ist doch genial.

Und da es ja nicht vom Staat kommt, kann da auch niemand von Diktatur reden. Man kann ja wählen.
Als Gott den Mann erschuf, übte sie nur
 
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