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Die Videos sind alle gleichgestrickt: Die beteiligten Prominenten tun so, als unterstützten sie die Maßnahmen und wollten noch strengere, machen sich in Wahrheit darüber lustig. Der Schauspieler Volker Bruch appelliert an die Bundesregierung: „Macht uns mehr Angst.“ Ulrich Tukur fordert, endlich auch die Supermärkte zu schließen. Denn sobald alle Menschen verhungert seien, könne sich das Virus nicht mehr verbreiten. Haha.
Die Videos enthalten Botschaften, wie man sie von Querdenken-Demos kennt: Die Pandemie sei Panikmache, die Medien seien gleichgeschaltet, die Bundesregierung regiere autoritär.
Ja, die Kulturbranche leidet seit mehr als einem Jahr, etliche stehen vor dem Ruin, die Hilfen sind unzureichend. Aber diese Aufnahmen zeigen privilegierte, gut verdienende Menschen, viele von ihnen sind etablierte „Tatort“-Darsteller. Ist ihre Teilnahme ein Zeichen von Zivilcourage oder nicht eher von Wohlstandsverwahrlosung?
Auf den ersten Blick wirkt es, als habe sich die gesamte deutsche Showprominenz an der Aktion beteiligt. Doch das ist eine Wahrnehmungstäuschung. Tatsächlich trifft das Gegenteil zu.
Im Vorfeld derartiger Aktionen fragen Mitwirkende üblicherweise ihre Kollegen, ob diese nicht auch teilnehmen wollen. Je mehr mitmachen, desto besser. So gesehen ist die Zahl der Mitwirkenden erstaunlich klein geraten. Die vielen, vielen Schauspieler, die angefragt wurden und ablehnten, bleiben leider unsichtbar, sind aber dennoch bedeutend.
Allein zur aktuellen „Tatort“-Riege gehören 42 Hauptdarsteller, die große Mehrzahl ist nicht dabei. Danke, Maria Furtwängler. Danke, Fahri Yardim. Danke, Nora Tschirner. Danke, Christian Ulmen. Danke, Axel Prahl. Und so weiter…
Hans-Georg Maaßen gefällt das
Elyas M’Barek hat sich noch in der Nacht von seinen Kollegen distanziert. Er schrieb: „Come on, das ist doch Blödsinn... Kann ich null nachvollziehen...Mit Zynismus ist doch keinem geholfen.“ Tobias Schlegl schreibt: „Die Schauspieler*innen von #allesdichtmachen können sich ihre Ironie gerne mal tief ins Beatmungsgerät schieben.“
Gefeiert wird die Aktion dagegen von Querdenkern, Rechtsextremisten und anderen Verschwörungsgläubigen. Hans-Georg Maaßen ist begeistert. Nein, dafür können die beteiligten Schauspieler:innen nichts. Aber es könnte ihnen zu denken geben.
Wer die Idee zu der Kampagne hatte, ist noch unklar. Im Impressum der zugehörigen Internetseite steht ein Mann, der das Coronavirus schon vor Monaten mit dem Grippevirus gleichsetzte.
Ein gefährlicher Logikfehler
Unter denen, die sich beteiligt haben, sind einige, denen man diese Unverschämtheit nicht zugetraut hätte. Wotan Wilke Möhring und Meret Becker zum Beispiel. Man hat die leise Hoffnung, dass sie schnell alles aufklären werden: War doch nur Spaß. Und dass sie dann vielleicht stattdessen zum Impfen aufrufen. Aber das wird nicht passieren. Die meinen das so. Es ist eben nicht vorhersehbar, wer in dieser Pandemie stabil und vernünftig bleibt und wer leider abdriftet.
Es ist verstörend, wie Meret Becker in ihrem Beitrag das Maskentragen verhöhnt. Was möchte sie damit sagen? Dass sie eine Durchseuchung der Bevölkerung bevorzugt? Dass sie nicht an die Wirkung von Masken glaubt? Sie verrät es nicht.
Videos wie dieses sind ein Schlag ins Gesicht aller, die gelitten haben, die berechtigte Angst haben, die solidarisch sein wollen.
Die Prominenten, allen voran Jan Josef Liefers, begehen zudem einen Logikfehler, den man ebenfalls von der Querdenken-Fraktion kennt: Sie unterstellen, die Befürworter der Sicherheitsmaßnahmen seien regierungstreu, ja untertänig. Das ist grob falsch.
Die Regierenden werden - zu recht - ständig und heftig kritisiert. Wegen des Impfdesasters, wegen uneinheitlicher Regelungen, wegen inkonsequenter Maßnahmen und voreiliger Lockerungen. Aber eben nicht, weil man angeblich nicht mal mehr dem Pizzaboten die Tür öffnen dürfe.
Einige der Schauspieler:innen werden sich in den kommenden Tagen sicher über den massiven Gegenwind beschweren. Sie werden argumentieren: Das wird man doch wohl noch sagen dürfen. Ja, das darf man. Aber man muss auch damit leben, dass solcher Unsinn nicht unwidersprochen bleibt.