Autor Thema: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme  (Gelesen 56110 mal)

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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #435 am: 28. Februar 2020, 21:43:29 »
Ich sehe es schon vor mir, wie ein paar vermummte Zecken die Fassade von Urbans Haus mit Spraydosen verschönern. Urban kommt hinzu und die Zecken so: "Ey Fascho, wenn Du jetzt die Bullen rufst, dann nimmst Du staatliche Leistungen in Anspruch und darfst nicht mehr wählen."
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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #436 am: 28. Februar 2020, 23:17:45 »
@kairo Nach Deiner Argumentation nimmt jeder, der wählen geht, eine staatliche Leistung in Anspruch. Also alle Stimmen ungültig.

Das Wahlrecht wäre aber nicht erst mit dem Betreten des Wahllokals, sondern schon durch die Straßenbenutzung auf dem Weg dahin verwirkt. Urban sollte also zur nächsten Wahl lieber gleich zu Hause bleiben und sich einen Kasten Zitzschewig Death reinpfeifen.
 
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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #437 am: 7. März 2020, 11:16:52 »
"SS" bedeutet natürlich "StaatsSchutz"! Man wollte dadurch bestimmt seine Verbundenheit zu den Ordnungskräften ausdrücken!
Ok, das war jetzt nicht sehr überzeugend ...  ???



Zitat
Freital

06.03.2020 16:42 Uhr
SS-Rune beim Karneval in Freital?

Beim Umzug durch Freital war eine Lok mit angedeutetem Nazi-Schriftzug verziert. Wer steckt dahinter?


Auf den ersten Blick wirkt das alles ganz lustig. Eine lachende Dampflokomotive namens Gertrut, in der ein Mann mit Cowboyhut sitzt, am Fenster klemmt eine Flasche Bier. So etwas kann es nur beim Fasching geben und so rollte die Papp-Lok vor drei Wochen tatsächlich mitten im Karnevalsumzug durch Freital. Hinter sich her zog sie Waggons mit lachenden Kindern und Mitgliedern des Elferrates Somsdorf. Allerdings: Die Lok wies eine Beschriftung auf, die in die rechte Ecke weist. Und weshalb nun der Staatsschutz ermittelt.
Spoiler
Auf den ersten Blick wirkt das alles ganz lustig. Eine lachende Dampflokomotive namens Gertrut, in der ein Mann mit Cowboyhut sitzt, am Fenster klemmt eine Flasche Bier. So etwas kann es nur beim Fasching geben und so rollte die Papp-Lok vor drei Wochen tatsächlich mitten im Karnevalsumzug durch Freital. Hinter sich her zog sie Waggons mit lachenden Kindern und Mitgliedern des Elferrates Somsdorf. Allerdings: Die Lok wies eine Beschriftung auf, die in die rechte Ecke weist. Und weshalb nun der Staatsschutz ermittelt.

Ganz groß steht an der Front des Lok-Aufbaus der Schriftzug Führerhaus, wobei das S am Wortende in seiner Form den SS-Runen gleicht. Dies ist auffällig, da die eckige Linienführung des S nicht zum sonstigen Stil der Beschriftung passt und somit nicht als zufällig ausgerutschter Pinsel wegdiskutiert werden kann, kommentiert Lydia Engelmann. Engelmann sitzt für die Grünen im Stadtrat und brachte das Thema dort zur Sprache. Nicht nur sie vermutet, dass die Urheber wussten, was sie tun.

Denn am Kessel der Lok prangt zudem die Zahl 0815. Umgangssprachlich steht die Redewendung für Gleichförmigkeit, Mittelmäßigkeit, Gewöhnlichkeit. 08/15, so die korrekte Schreibweise, heißt aber auch eine Romantriologie des Schriftstellers Hans Hellmut Kirst. Sie erschien 1954 und schildert die Erlebnisse deutscher Soldaten im Zweiten Weltkrieg. Das Werk gilt als Anti-Kriegsliteratur. Wollten die Somsdorfer auf ihre Liebe zur Lektüre anspielen? Wohl kaum. Der Buchtitel geht auf das Maschinengewehr 08/15 zurück, das als erstes genormtes Industrieprodukt überhaupt entwickelt wurde und im Ersten sowie später auch noch im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kam. Die deutsche Infanterie wurde damit ausgestattet. Kein Wunder also, dass die Zahlenkombination der Waffe später Pate für eine gleichnamige Rechtsrockband stand, die aus Düsseldorf kam und in den Neunzigerjahren existierte. Sie produzierte Alben, die Titel wie Odins Sohn oder Stinkende Zecke trugen, wobei Zecke in der rechten Szene als Schimpfwort für Andersdenkende und alles vermeintlich Linke verwendet wird.

2017 tauchte der Begriff 08/15 abermals in Zusammenhang mit zweifelhafter Kunst auf, nämlich auf dem Album Jung, brutal, gutaussehend 3 der Deutschrapper Kollegah und Farid Bang. Es ist genau jenes Lied, welches Textzeilen wie Mein Körper definierter als von Ausschwitzinsassen enthält. Die Formulierung provozierte heftige Diskussionen über Antisemitismus und Gewaltverherrlichung im Gangsta-Rapp und führte 2018 zur Aberkennung des Musikpreises Echo.

Hatten die Somsdorfer Faschingsfreunde das alles auf dem Schirm, als sie ihre Lok bepinselten? Nein, sagt Vereins-Chef Robert Rüger. Wir sind weder links noch rechts, wir sind Karnevalisten. Wer die Lok bemalte, weiß er angeblich nicht. Aber es war niemals rechts gemeint, beteuert Rüger. Also nur ein peinlicher Scherz? Die Somsdorfer wollen sich nun zusammensetzen und eine öffentliche Entschuldigung formulieren. Diese soll demnächst ins Internet eingestellt werden. Es tut uns leid, wenn das missverstanden wurde, sagt Rüger. Engelmann, die der Mitte-Links-Fraktion im Stadtrat - ein Bündnis von Grünen, SPD, Die Linke und der FDP - angehört, will das nicht so einfach abtun. Zunehmend würde in Freital rechtsextreme Symbolik unwidersprochen in den Alltag einsickern, sagt sie. Aufgrund der jüngsten Ereignisse in Hanau, Halle, Kassel und der jüngsten Geschichte Freitals halte ich, hält meine Fraktion und halten auch viele Freitalerinnen und Freitaler solche Anspielungen aber sehr wohl für brandgefährlich, da sie zu einer Normalisierung dessen beitragen, was in Deutschland eigentlich seit 1945 nicht mehr normal sein dürfte. Engelmann fordert den Oberbürgermeister auf, den Sachverhalt mit dem Elferrat Somsdorf zu klären und auch alle anderen Vereine zu verpflichten, solche Wagen oder Kostüme in Zukunft von öffentlichen Veranstaltungen auszuschließen.

Freitals Oberbürgermeister Uwe Rumberg (CDU) nahm das Statement entgegen und versicherte, sich um die Sache zu kümmern. Für ihn ist nicht nur die zweideutige Lok ein Ärgernis. Wir haben immer wieder auch rechte Schmierereien im Stadtbild, die wir beseitigen müssen und zur Anzeige bringen, berichtet er. In den meisten Fällen werden aber keine Verursacher gefunden. Im Falle der Lok vom Karnevalsumzug ist der Kreis der Verdächtigen klein - und intern bekannt. Noch aber lägen keine Ermittlungsergebnisse vor, heißt es seitens der Polizei.
[close]
https://www.saechsische.de/plus/freital-faschingsparade-lok-runen-fuehrerhaus-staatsschutz-5180444.html


Zitat
Maschinengewehr 08/15 ..., das als erstes genormtes Industrieprodukt überhaupt
ist natürlich völliger Blödsinn, da die ersten genormten Industrieprodukte "überhaupt" aus dem England des 19. Jhds. stammen. Aber so ist das halt, wenn ahnungslose Schreiberlinge  den Anspruch haben ,das Volk zu informieren.
In diesem Zusammenhang ist es allerdings marginal.
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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #438 am: 7. März 2020, 11:43:19 »
Für das 08/15 würde aber wohl die Allee erste DIN verfasst oder stimmt das auch nicht?
 
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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #439 am: 7. März 2020, 12:11:31 »
Für das 08/15 würde aber wohl die Allee erste DIN verfasst oder stimmt das auch nicht?
Nein, stimmt auch nicht. Die erste DIN gab es erst nach dem 1. Weltkrieg und sie betraf Kegelstifte als Verbindungselemente.

https://www.din.de/de/din-und-seine-partner/presse/mitteilungen/vor-95-jahren-erschien-die-erste-deutsche-norm-97388
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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #440 am: 7. März 2020, 12:13:00 »
Für das 08/15 würde aber wohl die Allee erste DIN verfasst

Nö.

Die erste DIN-Norm erschien am 1. März 1918: „DIN 1 – Kegelstifte“ und galt bis 1992, als sie durch die europäische Norm EN 22339 ersetzt wurde.

Der Schrägstrich /15 verweist ja auf das Jahr 1915 als dem Jahr der Einführung.

Das Maschinengewehr aus dem Jahre 1908 wurde also in überarbeiteter Form 1915 eingeführt.
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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #441 am: 7. März 2020, 12:27:02 »
Aha, wieder was gelernt. Danke für die Aufklärung.
 


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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #444 am: 12. März 2020, 10:04:58 »
Wer Dresden kennt, weiß, dass der Ort des Vorfalls rein "zufällig" auch die Haltestelle gegenüber der inzwischen auch überregional bekanntesten Dresdner Kneipe "Zum besorgten Bürger" ist.
D adaistische I lluminatinnen für die E rleuchtung D es A bendlandes

Tolereranzparadoxon: "Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, (...) dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.“ Karl Popper
 
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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #445 am: 12. März 2020, 22:52:21 »
Die Geschichte kommt mir irgendwie seltsam vor.
Zitat
„Die Verletzung hätte in sehr kurzer Zeit zum Verbluten des Geschädigten führen können“, teilte die Staatsanwaltschaft Dresden mit, die nun gegen den 36-Jährigen wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt.
Warum denn dann gefährliche Körperverletzung und nicht versuchter Totschlag? Dann wäre auch der Haftgrund offensichtlich.

Sind das die Messermänner von der Weidel gesprochen hat?
Nur, wenn der Deutsche von Sozialleistungen lebt, denn es geht Weidel ja um "alimentierte Messermänner". Als Deutscher hat man nach ihrer Auffassung wohl das Recht, von wohlsituierten Personen abgestochen zu werden. Auch eine Art Eintreten für die Rechte des Bürgertums, immerhin gibt die AfD ja vor, "bürgerlich" zu sein...
Eine von VRiBGH Prof. Dr. Thomas Fischer erfundene Statistik besagt, dass 90% der Prozessgewinner die fragliche Entscheidung für beispielhaft rechtstreu halten, 20% der Unterlegenen ihnen zustimmen, hingegen von den Verlierern 30% sie für grob fehlerhaft und 40% für glatt strafbar halten.
 
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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #447 am: 24. März 2020, 17:48:09 »
Ergänzend:



Zitat
Mit seiner Entscheidung blieb das Gericht bei den meisten Angeklagten ein Jahr unter den Forderungen der Bundesanwälte - bis auf eine Ausnahme.

Die Gruppe "Revolution Chemnitz" ist eine terroristische Vereinigung. So urteilte am Dienstag der Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Dresden, vor dem sich acht Männer im Alter zwischen 22 und 32 Jahren seit September vergangenen Jahres hatten verantworten müssen. Für die Gründung beziehungsweise die Mitgliedschaft in der rechtsextremen Terrorgruppe, die in einer Chatgruppe im Internet den Kauf von Schusswaffen für tödliche Anschläge zum Tag der Deutschen Einheit 2018 plante, wurden die Mitglieder, je nach ihren Chat- beziehungsweise Tatbeiträgen zu Strafen zwischen zwei Jahren und drei Monaten und fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt.
Spoiler
Mit seiner Strafzumessung blieb das Gericht bei den meisten Angeklagten ein Jahr unter den Forderungen der Bundesanwälte, mit Ausnahme des 32-jährigen Rädelsführer Christian K. Für diesen hatten die Ankläger in der Vorwoche fünfeinhalb Jahre Haft gefordert. Genau diese Strafe sehen die Richter für den Anführer der Gruppe auch vor. Bei den übrigen Beteiligten hatten die Bundesanwälte auf Strafen zwischen drei Jahren und viereinhalb Jahren Haft plädiert, von denen sich keine mehr in einem zur Bewährung auszusetzenden Rahmen bewegt hätte. Zwar fielen die am Dienstag gesprochenen Urteile milder aus. Bewährungsfähig indes war auch keine der vom Gericht vorgesehenen Haftstrafen. Dennoch hob man unter Auflagen die Haftbefehle jener drei Mittäter auf, die bereits einen Großteil ihrer Strafe abgesessen haben. Mit Ausnahme von Rädelsführer Christian K. sitzen die Täter seit Anfang Oktober 2018 in Untersuchungshaft. Den Anführer hatte man bereits zwei Wochen zuvor festgenommen und inhaftiert, als ein Teil der Gruppe auf der Insel im Chemnitzer Schlossteich eine Art "Probelauf" für spätere Aktionen veranstaltet hatte. In Manier einer Bürgerwehr hatten die Rechtsextremisten junge Leute angegriffen, die auf der Insel grillten.

Blieben die Richter am Donnerstag auch unter den Strafforderungen der Bundesanwaltschaft, so folgte der Senat um den Vorsitzenden Richter Hans Schlüter-Staats keineswegs der Sichtweise der meisten Verteidiger. Diese hatten Zweifel geäußert, ob angesichts der losen Verbindung über eine Chatgruppe auf der Messenger-Plattform "Telegram" überhaupt von einer terroristischen Vereinigung zu sprechen sei. Dass in den Chat-Beiträgen im Forum durchaus von Schusswaffenkäufen die Rede war, dass sogar bereits über zu wählende Modelle von halbautomatischen Pistolen und über den Typ einer zu beschaffenden Maschinenpistole beratschlagt wurde, dass die Gruppe davon sprach, Todesopfer bei ihrem Versuch eines Systemumsturzes in Kauf zu nehmen, hielten die Verteidiger für keinen ausreichenden Beleg möglichen Terrors. Aus Sicht der Ankläger sei wohl schon "der böse Geist der Beginn der Strafbarkeit" argumentierte der Chemnitzer Rechtsanwalt Marcel Börger. Wenn das so wäre, betrete man "rechtlichen Treibsand". Es werde gewissermaßen ein "Vermutungsstrafrecht etabliert" gab Börger den Richtern für die Urteilsberatung mit auf den Weg.

Die Richter sahen es anders. Mag ein "böser Geist" nicht per se strafbar sein, konkrete Planungen seien es schon. Die Anschlagspläne, die die Gruppe im Chat äußerte, seien zwar nicht zum Tragen gekommen. Immerhin sei der Spuk bereits nach fünf Tagen beendet worden, als die ersten Festnahmen am Schlossteich erfolgten und dadurch der Handychat aufflog. Zwar seien weder bereits Waffen beschafft worden, noch habe es "Blaupausen" für das gegeben, was am 3. Oktober hätte passieren sollen. Doch sei das allemal mehr als ein "Hirngespinst" gewesen, führte Richter Schlüter-Staats aus. "Es ging um ganz konkret zur Umsetzung gedachte Vorstellungen." Der Richter räumte ein, dass die Verurteilten wohl "nicht ansatzweise in der Lage gewesen" wären "Revolutionäres" umzusetzen. Doch gehe es eben nicht darum, ob es sich um "Revolutionäre oder Möchtegern-Revolutionäre" handelte.  Gruppen wie diese würden bestraft, weil sie "eine sehr eigene Dynamik" entwickelten. Dass selbst verwirrte Köpfe ansonsten äußerst schnell gefährlich werden, habe bereits die Terrorgruppe "Old School Society" gezeigt oder die "Gruppe Freital" und nicht zuletzt der Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke.
[close]
https://www.freiepresse.de/nachrichten/sachsen/haftstrafen-im-terror-prozess-gegen-revolution-chemnitz-artikel10757401


In gewissen Gruppen machte man sich ja noch letzte Woche darüber lustig, daß die nur ein Luftgewehr gehabt hätten ...



Das Folck weiß, was läuft:

« Letzte Änderung: 24. März 2020, 18:24:50 von Reichsschlafschaf »
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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #448 am: 9. April 2020, 08:02:22 »
Beim Tagesspiegel werden zwei Bücher zum Thema "sächsische Verhältnisse" vorgestellt. Im Einen liest man wohl, dass die momentane sächsische Regierung diejenige ist, die am intensivsten gegen den Rechtsruck (den es so aber ja irgendwie gar nicht gibt) "kämpft".

Das andere geht damit wohl eher kritischer um, erhebt aber auch nicht den Anspruch sich "wissenschaftlich" mit dem Thema zu beschäftigen.

Spoiler
Neonazis, Pegida und AfD Hand in Hand In Sachsen ist rechts außen fast schon normal

Pegida-Wiege, AfD-Hochburg - zwei Bücher zum Rechtsradikalismus in Sachsen. Das eine beschwichtigt, das andere wird deutlich. Eine Rezension. Matthias Meisner

Es ist erst ein paar Tage her, dass Thomas Haldenwang, der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Pegida-Anführer Lutz Bachmann klipp und klar als „Rechtsextremist“ benannte. Es ging um den Schulterschluss der AfD und der Anti-Islam-Bewegung, die in Dresden ihre Wiege hat – konkret um die Beziehungen des AfD-Ultrarechten Björn Höcke zu Bachmann.

Lutz Bachmann hatte politische Gegner bei einer Pegida-Kundgebung im Oktober 2019 „Schädlinge“, „miese Maden“ und „asoziale Elemente“ genannt, die man in „einen antifaschistischen Graben werfen und zuschütten müsse“. Konsequenzen im Freistaat? Das sächsische Landesamt für Verfassungsschutz blieb seltsam verhalten und machte deutlich, dass es bei Pegida insgesamt weiterhin keine Bestrebungen gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung sieht. Der sächsische Geheimdienst setzte sich damit – nicht zum ersten Mal – dem Vorwurf aus, im Umgang mit Rechtsextremisten wegzuschauen und zu verharmlosen.

Jetzt nehmen sich zwei neue Bücher des Themas Rechtsextremismus in Sachsen an – und jedes für sich hat seine Berechtigung. Eines stammt von dem Journalisten Michael Kraske, der nach dem Mauerfall aus Iserlohn nach Leipzig gezogen ist. Der im Ullstein-Verlag erschienene Band kommt im Titel ohne Fragezeichen aus: „Der Riss. Wie die Radikalisierung im Osten unser Zusammenleben zerstört“. Es geht nicht nur um Sachsen, aber der Freistaat bildet einen Schwerpunkt in den Analysen.
Vier rechte Terrorgruppen agierten im Freistaat

Buch zwei wird herausgegeben von den Politologen Uwe Backes und Steffen Kailitz: „Sachsen – eine Hochburg des Rechtsextremismus?“ Hier ist das Fragezeichen bewusst gesetzt. Denn Backes und Kailitz, vielleicht übervorsichtig, wollen kein Urteil fällen. Und dies, obwohl sich die Rechtsterroristen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) jahrelang in Sachsen versteckten, obwohl die rechtsextreme NPD zehn Jahre lang im Dresdner Landtag vertreten war, trotz fremdenfeindlicher Ausschreitungen und Krawalle in Freital, Heidenau, Bautzen und Chemnitz, trotz Pegida, trotz Sachsen als AfD-Hochburg. Und trotz des Umstands, dass neben dem NSU drei weitere rechte Terrorgruppen in Sachsen agierten: die „Gruppe Freital“, die „Old School Society“ und „Revolution Chemnitz“.

Die Lektüre eines der einführenden Beiträge in dem Sammelband macht allerdings ärgerlich. „Sind die Sachsen besonders anfällig für Rechtsextremismus?“, fragen die Leipziger Rechtsextremismus-Forscher Alexander Yendell und Gert Pickel. Die beiden Wissenschaftler glauben: nein. Und schwadronieren stattdessen von einem „ungünstigen medialen Image" Sachsens.

Die beiden Wissenschaftler schreiben, „zumindest auf der Einstellungsebene“ scheine Sachsen „keine Hochburg des Rechtsextremismus“ zu sein. Zwar gebe es „viele rechtsextreme Straftaten“. Diese sollen jedoch offenbar nur von „einer kleinen radikalen Gruppe mit hohem Aktivitätspotenzial“ verübt worden sein. Aber hat rechtsextremes Gedankengut nicht gerade in Sachsen längst die bürgerliche Mitte und breite Teile der Bevölkerung erreicht? Werden nicht immer häufiger aus Worten auch Taten? Nicht bei Yendell und Pickel, die ausdrücklich rechtsextreme Einstellungen „als sächsisches Massenphänomen“ negieren.
CDU-Regierungschef Kretschmer wird harte Linie bescheinigt

Die Forscher analysieren im Gegenteil, dass „eine geschlossene rechtsextreme Überzeugung“ der sächsischen Bevölkerung sogar seltener anzutreffen sei als im Bundesvergleich. Eine Einschränkung machen die beiden Autoren lediglich in einem Punkt: Es gebe in Sachsen, ausgeprägter als anderswo, einen „antimuslimischen Rassismus“, sie nennen das eine „gefährliche pauschalisierte Ablehnung einer spezifischen Fremdgruppe“.

Zugleich wird auch hier wieder relativiert: „Nun ist eine kritische Haltung gegenüber Muslimen keineswegs extremistisch.“ Entschuldigend wird zudem auf „fehlende Kontakterfahrungen mit Muslimen in Ostdeutschland“ verwiesen. Der Aufsatz schließt mit dem denkbar unentschiedenen Satz: „Differenzierung beinhaltet weder Entwarnung noch Dramatisierung.“

Fast möchte man dieses Buch nun entnervt beiseite legen. Zu wenig erscheint es als der dringend notwendige Warnruf. Zu sehr wirkt es wie ein Auftragswerk der sächsischen Staatskanzlei – zumal schon Backes und Kailitz in ihrer Einleitung recht wohlmeinend eine Kursänderung der CDU-Regierungspolitik loben: erst Ministerpräsident Kurt Biedenkopf, der 2000 die Sachsen noch für „immun gegen Rechtsextremismus“ erklärte, dann Georg Milbradt („langsames Umsteuern“) und Stanislaw Tillich („noch stärker als Milbradt für die Veränderung des Kurses“). Bis zum heutigen Regierungschef Michael Kretschmer: Dem vierten CDU-Ministerpräsidenten Sachsens wird eine „harte Linie gegenüber dem Rechtsextremismus" attestiert. Chapeau.

Doch ist das wirklich so? Gerade an dieser Stelle lohnt zum Vergleich die Lektüre von „Der Riss“ von Michael Kraske. Weniger wissenschaftlich, mehr essayistisch verfasst – aber wohl deshalb auch treffender. Kraske geht weit in der Geschichte zurück zur gewalttätigen rechtsextremistischen Szene in der DDR, die nach 1989 mit westdeutschen Neonazis zusammenwuchs und sich bis heute beständig weiter vernetzt und vielfältig organisiert hat. Er nennt es „auffällig, dass sich seit Jahren viele Eskalationen und Radikalisierungen ausgerechnet in Sachsen ereignen, bis hin zum Rechtsterrorismus“.
„Das Staatsversagen hat System“, analysiert Kraske

Der Journalist Kraske beschreibt, dass die Fackelzüge „gegen Asylmissbrauch und Einwanderung in unsere Sozialsysteme“ im erzgebirgischen Schneeberg, „Lichtelläufe“ genannt, von 2013 an zur „Blaupause für Pegida“ wurden. Und zitiert den Sozialarbeiter Michael Nattke vom Kulturbüro Sachsen mit der Feststellung: „Zwischen einem Teil der Bürgerschaft und neonazistischen Strukturen ist bezüglich ihrer politischen Forderungen, ihrer Wortwahl und ihres Auftretens kein Unterschied mehr zu erkennen.“

Kraske füllt die Fehlstelle, die Kailitz und Backes in ihrem Sammelband hinterlassen. Er belässt es nicht bei einer gar zu abgewogenen Bestandsaufnahme. Er kritisiert die fehlende Abgrenzung gegen völkischen Nationalismus und Rassismus auch bei Sachsens Machthabern und benennt sehr klar die Ursachen für die krisenhafte Lage im Freistaat, was den Umgang mit Rechtsextremismus angeht: „Die sächsischen Zustände sind nicht naturgegeben, sondern das Ergebnis konkreter Regierungspolitik, die ja seit der Vereinigung maßgeblich von der CDU bestimmt wird. Der Rechtsruck und das wiederholte Staatsversagen haben System.“

Traditionell seit Jahrzehnten verorte die Sachsen-CDU den politischen Gegner und Gefahren für die Demokratie links im politischen Spektrum. Viel zu leicht würden im Freistaat Menschen, die sich gegen Neonazis engagieren, in den Verdacht geraten, selbst Extremisten zu sein. Während zugleich beispielsweise der CDU-Landtagspräsident Matthias Rößler eine Sehnsucht nach „positiven nationalen Wallungen“ postuliere. Und die Anklage gegen die Hooligan-Gruppierung „Faust des Ostens“ über sechs Jahre nicht verhandelt worden sei. Zu Recht kratzt Kraske an der glänzenden Freistaats-Fassade.
Sachsen Schauplatz der AfD-Radikalisierung

Zurück zum Sammelband von Backes und Kailitz: Auch er enthält durchaus wertvolle Betrachtungen. Der schon in „Der Riss“ zitierte Nattke beschreibt gemeinsam mit Kulturbüro-Geschäftsführerin Grit Hanneforth den Rechtsextremismus im ländlichen Raum – Gegenden, „wo sich Rassist und Populist Gute Nacht sagen“. Zittau, Hoyerswerda, Freital werden als Beispiele für „Normalitätsgewinne“ von Rechtsextremen genannt. Die haben es gerade in der Provinz gefährlich einfach.

Ko-Herausgeber Kailitz befasst sich ausführlich mit der AfD. Er stellt fest: „Sachsen ist nicht nur eine Hochburg der AfD, sondern auch ein zentraler Schauplatz ihrer zunehmenden Radikalisierung.“ Schon 2014 sei Sachsen zum „organisatorischen Zentrum der Rechtsextremisten in und um die AfD“ geworden.

Gut begründet stellt Kailitz fest, dass die AfD in Sachsen „nach Phasen der Radikalisierung“ aus dem Bereich eines „radikalen Rechtspopulismus oder ,soften‘ Rechtsextremismus“ völlig abgedriftet sei ins extreme Milieu. Er verortet die Sachsen-AfD nahe an einem „harten“ Rechtsextremismus, „wie ihn die NPD vertritt“. Das ist eine Klarheit, die andere Texte im Buch leider vermissen lassen.
[close]
https://www.tagesspiegel.de/kultur/literatur/neonazis-pegida-und-afd-hand-in-hand-in-sachsen-ist-rechts-aussen-fast-schon-normal/25723492.html
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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #449 am: 25. April 2020, 10:20:56 »
Da muß erst ein Virus auftauchen und dann läuft es in Sachsen:   ;D


Zitat
18:09 24.04.2020
Mitteldeutschland
Nach Beschwerde

Sachsens Oberverwaltungsgericht verbietet Demonstration von Pro Chemnitz

Das Oberverwaltungsgericht in Sachsen hat die für Freitag geplante Demo von Pro Chemnitz untersagt. Entscheidend für das Urteil war auch das Verhalten mehrere Demoteilnehmer am Montag.
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Chemnitz

Das sächsische Oberverwaltungsgericht (OVG) hat eine für Freitagabend geplante Demonstration der rechtsextremen Vereinigung Pro Chemnitz untersagt. Die Stadt Chemnitz sei nicht verpflichtet, Pro Chemnitz eine Ausnahmegenehmigung vom derzeit in der Corona-Krise geltenden Verbot von Versammlungen zu erteilen, entschied das OVG am Freitag. Es hob damit eine vorherige Entscheidung des Chemnitzer Verwaltungsgerichts auf, wonach Pro Chemnitz mit maximal 15 Teilnehmern hätte protestieren dürfen.

Pro Chemnitz hatte die Genehmigung einer Versammlung unter dem Motto „Wir wollen raus! Staatliche Willkür beenden!“ beantragt und dafür 500 Teilnehmer angemeldet. Die Stadt Chemnitz hatte dies abgelehnt. Vor dem Verwaltungsgericht hatte die Vereinigung noch einen Teilerfolg errungen. Unter strengen Auflagen - höchstens 15 Teilnehmer, räumlich getrennt, nur eine Stunde lang - müsse die Genehmigung erteilt werden, so das Gericht. Sowohl Pro Chemnitz als auch die Stadt hatten dagegen Beschwerde beim OVG in Bautzen eingelegt.

Die Oberverwaltungsrichter entschieden nun, dass die Versammlung auch mit einer sehr geringen Teilnehmerzahl infektionsschutzrechtlich nicht vertretbar sei. Sie verwiesen dabei vor allem auf den vorigen Montag, als zu einer ersten Pro-Chemnitz-Demo zwar ebenfalls nur 15 Teilnehmer erlaubt worden waren, aber mehrere Hundert Menschen sich im Umfeld aufhielten. Diese hätten sich zudem uneinsichtig gezeigt, als die Polizei Platzverweise erteilte. Der Beschluss des OVG ist unanfechtbar.
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So ist das, wenn man unbrav ist ...   ;)
Merke: Es genügt natürlich nicht, dämlich zu sein. Es soll schon auch jeder davon wissen!

„Nur weil es Fakt ist, muß es noch lange nicht stimmen!“ (Nadine, unerkannte Philosophin)
 
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