Eines muss man der AfD lassen: Sie betreibt die permanente Vorwärzverteidigung, ist ständig am Provozieren und schafft damit erfolgreich Aufmerksamkeit für sich selbst. Aber das eigentliche Novum ist m.E., dass sie es regelmäßig schafft, sich dabei erfolgreich als Opfer zu inszenieren, auch wenn sie dabei kiloweise Dreck am Stecken hat.
Neue Parteien wollten ja immer irgendein konkretes Ziel erreichen. Bei der AfD ist es mal anders, bei gibt es keine klaren Ziele und Konzepte, nur eine grandiose Opferinszenierung, die sogar noch gegen Migranten funktioniert und es schafft, ein 16jähriges Mädchen zur pychsisch kranken "Gefährderin" umzudefiniern. Eine Partei, die also nicht für etwas kämpft, sondern gerade mal den Stammtisch in das Parlament getragen hat und bei der Gelegenheit mal ein paar "Schuldige" laut "beim Namen" nennt, auch wenn es bisweilen die völlig Falschen sind (Johden, Gender-Frauen, "Messermörder", Altparteien und "Klimakinder").
Diese professionelle Opferinszenierung ist m.E. die größte und vermutlich auch einzige Quelle ihres Erfolgs, weil sie mit genau diesem Muster in Ressonanz zu ihrem Klientel geht und denen sogar eine 2. "Chance" in ihren Reihen bietet: den wirklich Abgehängten und Beschädigten, den erfolglosen oder schon gescheiterten Geschäftemachern, den abgestürzten Narzissten, den tragischen Pechvögeln, den vom "GenderKlimawandel" bedrohtem Macho, dem dauermotzenden Malle- Rentner, den etwas burschikoseren Exemplaren von der Fraktion der "Verfolgten des linksgrünfaschistischen Schuldkults", dazu allen sonstigen "Berufsopfern" weie denen mit den offenen Vorwenderechnungen, denen mit den offenen Wenderechnungen und denen mit den offenen Nachwenderechnungen und sogar denen, die noch gar keine Opfer sind, aber schon mal Angst haben, eines werden zu können...
Und an der Stelle kommt schon ein gewisser Ost- Westunterschied zum Tragen, aber nur, weil sich im Osten tatsächlich größere Bevölkerungsteile aus der illustren Opferecke angesprochen fühlen, die sich entweder in ihrem Motzwinkel verkrochen hatten zu sehr mit sich selbst beschäftigt waren oder per se mit der Demokratie "gedickscht" hatten.
Ich kann nur hoffen, dass es den meisten aus diesem illustren Haufen irgendwann mal selbst zu "bunt" wird, und sie merken, mit wem sie in einem Topf stecken und welchen merkwürdigen Leuten sie da zusammen hinterher laufen und dass die Ziele und die Lösungen, die die noch im Ärmel haben, allenfalls noch mehr grässliche Opfer bringen wird, aber keine echte Lösung. Aber einige merken leider auch nie was.
Wenn man aber hier wirklich was verändern will, darf man also nicht nur das Symptom, sprich die blaurote Sammlungsbewegung des professionellen Opfertums bekämpfen. Das regelmäßige Rumgequike und Rumgeopfere, wenn man diese falsche Opfertum entlarft zeigt ja auch, dass da der Finger wohl in der Wunde ist. Aber vielleicht soll dieser ganze Spuk ja auch gerade eine echte Lösung verhindern, denn sie bindet ja seit einigen Jahren für sich schon enorme gesellschaftliche Energien.
Und vielleicht hat die Lösung ja auch irgendwas mit "Freiheit für" und Würde zu tun, Art. 1 GG. Aber was weiß ich.