Ich schreibe jetzt doch noch etwas:
Das Abkommen, das GB und die Schweiz eben unterzeichnet haben, liegt m. W. schon seit letztem Jahr unterschriftsreif vor. Wenn ich das richtig verstanden habe, liegt es sogar schon länger bereit als das Austrittsabkommen mit der EU, das das britische Parlament ja inzwischen abgelehnt hat. Erstaunlicherweise ist das GB-CH-Abkommen aber so abgefasst, dass es eine Regelung für den Austritt GBs aus der EU
ohne Austrittsabkommen vorwegnimmt. Das die Schweiz ja am Binnenmarkt der EU teilnimmt, würde ein Austrittsabkommen GBs mit der EU den gemeinsamen Markt mit der Schweiz ja weiter bestehen lassen. Vielleicht benötigte da man noch ein paar Zusatzregeln, aber die Grundlage wäre jedenfalls da.
Nun fragt sich: Haben die Unterhändler des GB-CH-Abkommens "auf Nummer sicher" verhandelt, oder war in den Verhandlungen schon klar, dass es kein Austrittsabkommen mit der EU geben werde? Da könnte man auf dumme Gedanken kommen, zumal May ja gleich nach dem Referendum erklärt hatte, der Austritt müsse "hart" sein. Falls sie schon immer im Sinn hatte, einen Austritt ohne Abkommen durchzuführen, dann dürfte sie dieses Ziel ja wohl doch erreichen. Aber will das auch die Mehrheit der Briten?
@0xFEEDDEAD May kann im Augenblick nicht gestürzt werden. Nach den Regeln der Conservative Party kann ein parteiinternes Misstrauensvotum erst nach Ablauf eines Jahres seit dem letzten Versuch angestrengt werden. Das bedeutet, dass ihr nichts Besseres geschehen konnte als das parteiinterne Misstrauensvotum letztes Jahr und dessen Scheitern. Damit ist sie innerhalb ihrer Partei vorerst unangreifbar. Theoretisch könnte das Unterhaus ihr mit einem Mehrheitsbeschluss ebenfalls das Vertrauen entziehen. Da die letzte Vertrauensabstimmung aber erst im Januar stattfand, erscheint dies nicht besonders realistisch.
Was geschähe zudem, falls das Unterhaus ihr das Misstrauen ausspräche? Dann müsste entweder binnen vierzehn Tagen eine Regierung gebildet werden, die das Vertrauen des Unterhauses erhält oder das Misstrauensvotum widerrufen werden. Geschieht dies nicht, müssten Wahlen zum Unterhaus angesetzt werden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist dies wohl die denkbar schlechteste Möglichkeit, da die Wahlen nicht mehr rechtzeitig vor dem geplanten Austrittszeitpunkt stattfinden könnten; falls doch, könnte das neu gewählte Unterhaus in der kurzen verbleibenden Zeit nichts Wichtiges mehr entscheiden.
Insofern gilt für May im Augenblick wohl: TINA.