Mich beschäftigt immer was Grundsätzliches:
Was läuft im Leben schief, wenn sich ein Reichi tagelang auf Diskussionen einlässt, die er nicht versteht, behauptet er hätte ohnehin "gewonnen" und uns auch noch zum Nachbarn einlädt?
Welch sinnlose Existenz muss das sein? Wie kommt man auf sowas? Langeweile? Wohlstandsverwahrlosung?
peta1
Menschen brauchen und suchen Bestätigung.
Und zwar vorzugsweise von außen.
In sich geschlossene Überzeugungsgebilde haben aber das innewohnende Problem, daß sie gedankliche Zirkelschlüsse darstellen.
Eine Bestätigung von innen fühlt sich da folglich immer irgendwie unbefriedigend an.
Selbst wenn man sich selbst etwas vormacht und diese innere Bestätigung durch mehrere Argumentationsschritte als solche verschleiert.
Unbewusst fühlt man dann doch, daß die Bestätigung/Anerkennung von außen fehlt.
Es ist ein wiederkehrendes Muster daß Reichsbürger (und andere Verschwörungsgläubige) gelegentlich die "Reibung" an Außenstehenden und Kritikern/Andersdenkenden aufsuchen.
Und wie bei anderen Verschwörungsgläubigen auch, ist es ein elementarer Teil der eigenen in sich geschlossenen Ideologie, daß man Kritik automatisch als Beweis auffasst, daß man Recht hat.
Man hat also gleich zwei Bedürfnisse befriedigt, einmal das Gefühl von Außenstehenden "anerkannt" zu werden, und darüber hinaus die scheinbare Bestätigung daß der eigene Gedankliche Zirkelschluss keiner ist.
Daß sich der Reichsbürger (bzw. Verschwörungsgläubige) sich damit aber genauso selbst belügt wie durch eine rein innere Bestätigung, merkt er in der Regel nicht mehr.
Die Bestätigungskette ist zu sehr abstrahiert, als daß es dem Reichsbürger affiele, und das kurze Glücksgefühl durch die Bestätigung überdeckt das vielleicht noch vorhandene leise Gefühl des Zweifels.
Leider ist dieser Mechanismus ein selbstverstärkender Effekt, und der weitere Abstieg in extremere Überzeugungen leider die Regel.
Bei allen Reichsbürgern und anderen Verschwörungsgläubigen, die ich bisher kennengelernt habe, war dieser Effekt jedenfalls deutlich zu beobachten.
Und bei allen wurde das eigene innere Überzeugungsgebilde immer kleiner, verworrener und extremer.
Darauf folgte bei allen auch eine soziale Isolation, mit teils erheblichen Problemen im Alltag.
Die Unfähigkeit zur Selbstreflexion war da dann aber schon so weit fortgeschritten, daß auch diese Probleme letztlich wieder nur zu einer Bestätigung der eigenen (wahnhaften) Gedankenwelt umgedeutet wurden.
Es gibt zweifellos Leute, die den Weg aus dieser Abwärtsspirale irgendwann schaffen.
Aber es ist leider eine Minderheit.
Drum schätze ich dieses Forum so (und alle anderen Leute und ähnliche Plattformen, die sich um Aufklärung bemühen).
Wenn es nur einem einzigen hilft den Weg aus dieser Wahnwelt zu finden, dann ist es die Mühe schon wert gewesen.