Yo, das war die Zeit, als man noch glaubte, dass Erwachsene a) Vorbilder sind, b) niemals lügen, und c) Ahnung haben. Punkt c) habe ich noch teilweise in die Schule auf Lehrer übertragen.
Und der weitverbreitete Glaube, dass etwas, das als Buch "schwarz auf weiß" vor einem steht und sich gar noch auf Wissenschaftler beruft, kein ausgemachter Schwachsinn sein kann. Wer würde denn ein Buch mit dreisten Lügen drucken?
Leider einige... wie mir noch vor dem Teenageralter schmerzhaft bewusst geworden ist als mir ein Buch von Thorwald Dethlefsen in die Hände fiel, das ich zuerst mit Kopfschütteln und dann mit atemlosem Erstaunen gelesen habe. Darin standen reißerisch-wüste Geschichten wie Menschen in Hypnose sich an frühere Leben erinnert hätten und dass sich deren Angaben über historische Fakten als wahr erwiesen hätten. Ich war mehr als nur fasziniert. Aber wie konnte es sein, dass ich von so etwas Weltbewegendem noch nie gehört hatte?
Je länger ich las desto mulmiger wurde mir aber. Die Großmäuligkeit des Autors nervte und die Behauptungen wurden immer steiler. Dann stolperte ich über unlogische Schlüsse und innere Fehler in den Geschichten. Und es waren genau solche Fehler wie sie einem Aufschneider passieren wenn er die Übersicht über seine Schwindeleien verliert. Ich wurde immer skeptischer aber wollte die faszinierende Idee nicht einfach sausen lassen.
Missmutig trottete ich zu meinem Vater und erzählte ihm alles. Und natürlich lachte er lauthals los, so als ob
ich der ♥♥♥ wäre. "Weißt du denn nicht was das bedeuten würde, wenn das wahr wäre?" fragte er mich. "Ja, schon," knurrte ich, "deswegen war ich mir auch nicht sicher."
"Wer so etwas entdeckt, schreibt darüber in `Nature` oder `Science` und bekommt den Nobelpreis. Das hier ist eine billiges Buch vom `Goldmann Verlag`." "Hab' mir ja gedacht, dass es Unsinn ist." erwiderte ich zerknirscht. "Aber darf man das denn?" "Darf man was?" fragte mein Vater. "Einfach so etwas als Buch drucken? Das ist doch gelogen!" sagte ich erzürnt. "Ach, Kind..." meinte mein Vater lächelnd. Eine der Antworten, die ich mit am wenigsten mochte.
Jahrzehnte später erzählte mir dann jemand umfangreich von einem ganz tollen Buch: "Krankheit als Weg" Als mir aber nach einiger Zeit der Autor des Buchs genannt wurde, meinte ich schon etwas betroffen, dass ich zu Thorwald Detlefsen auch etwas sagen kann.