Jetzt will er auch in Brackenheim Bürgermeister werden.
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Bürgermeisterwahl Illustre Kandidatenriege in der Heuss-Stadt
29. Oktober 2019, 17:10 Uhr•Brackenheim
Von Von Claus Pfitzer
Ab Februar 2020 hat die Stadt Brackenheim mit ihren 16 000 Einwohnern und den acht Ortsteilen einen neuen Bürgermeister – oder eine neue Bürgermeisterin. Nach 32 Jahren im Amt stellt sich der 66-jährige Rolf Kieser am 1. Dezember nicht mehr dem Votum der Bürger. Bislang haben sich Thomas Csaszar, Bürgermeister in Zaberfeld, der Speditionskaufmann Jochen Hartel aus Schwaigern-Stetten, AfD-Stadtrat Martin Fischer aus Schwaigern und Dauer-Kandidat Samuel Speitelsbach aus dem Neckar-Odenwald-Kreis um die frei werdende Stelle beworben.
Kieser wurde erstmals 1987 zum Stadtoberhaupt von Brackenheim gewählt. Zuvor war er Stadtkämmerer in Sachsenheim. Dort war Kieser im selben Jahr bei der Wahl zum Bügermeister Andreas Stein unterlegen. Der begeisterte Marathon-Läufer und regelmäßige Teilnehmer am Bietigheimer Silvesterlauf, der in der größten Weinbaugemeinde Württembergs sehr eng mit den Menschen und den Vereinen verbunden ist und noch immer gute Kontakte nach Sachsenheim pflegt, hinterlässt in Brackenheim ein bestelltes Feld und eine seit elf Jahren schuldenfreie Stadt.
Die Zabergäu-Metropole verfügt über gute Einkaufsmöglichkeiten, über eine modernes Ärztehaus und bald noch ein weiteres Medizinzentrum. Aktuell liegen Aufstellungsbeschlüsse für sieben neue Baugebiete innerhalb der Stadt und ihren Ortsteilen vor. Kieser ist es auch gelungen, Hochkaräter aus der Politik in die Geburtsstadt des ersten deutschen Bundespräsidenten Theodor Heuss zu locken. Erst kürzlich war der frühere Bundespräsident Joachim Gauck zu Gast.
Als erster Bewerber für die frei werdende Stelle im Brackenheimer Rathaus hat der 56-jährige Csaszar seinen Hut in den Ring geworfen. Der Diplom-Verwaltungswirt wurde 2009 bei einer Wahlbeteiligung von 82,5 Prozent mit 60,2 Prozent Zustimmung im ersten Urnengang zum Bürgermeister von Zaberfeld gewählt.
Klares Votum
2017 wurde er mit 97,4 Prozent Stimmen der über 4000 Einwohner zählenden Gemeinde im Amt bestätigt. Damals lag die Wahlbeteilung bei ebenfalls stolzen 75,9 Prozent. Der parteilose Csaszar war zuvor drei Jahre lang stellvertretender Leiter des Schul-, Sport- und Kulturamts der Stadt Heilbronn und 20 Jahre lang Leiter dieser Fachbereiche in Eppingen. Er hat eine sportliche Vergangenheit in Bietigheim-Bissingen. 1984 wechselte er zusammen mit seinem Bruder Markus Csaszar, der jahrelang auf dem Polizeirevier in Bietigheim gearbeitet hat, vom VfB Eppingen zum SV Germania Bietigheim.
„Brackenheim ist eine tolle und interessante Stadt mit einer prima Entwicklung in den vergangenen Jahren. Es gibt einige offene Aufgaben, die vom Gemeinderat und dem Bürgermeister erfolgreich weitergeführt werden müssen. Die erfolgten Spatenstiche wie bei der WeinZeit im Schloss müssen offensiv begleitet werden“, sagt Csaszar. Er nennt als Aufgaben die Schaffung von Wohnraum, den Schulausbau, die Mobilität, den Verkehr, die Stadtbahn und möchte die Infrastruktur weiterbringen. Wichtig ist ihm auch die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum. „Das sind alles Themen, die von einem Verwaltungsfachmann weitergeführt werden müssen“, so der Bewerber auf die Kieser-Nachfolge.
Als zweiter Kandidat hat sich der 36-jährige Jochen Halter aus der Nachbargemeinde Stetten, die zu Schwaigern gehört, beworben. Sollte Halter am 1. Dezember gewählt werden, könnte es sein, dass Brackenheim ab Februar eine Bürgermeisterin namens Josefine Halter bekommt. Jochen Halter ist transsexuell und wird wahrscheinlich noch in diesem Jahr als Frau anerkannt. „Ich lasse aber keine Geschlechterumwandlung vornehmen“, erzählt Halter im BZ-Gespräch. „Ich kann reden und repräsentieren“, ist er überzeugt. Seine Wahlplakate für Brackenheim möchte er doppelseitig bedrucken: Vorne mit ihm als Mann, hinten als Frau. Der 36-Jährige würde als Bürgermeister die Hälfte seines Gehalts für die Jugendarbeit und die Schulen zur Verfügung stellen. Einer seiner Wahlslogans lautet: „Was der Jochen hat versprochen, das wird auch nicht gebrochen.“
Bewerber Nummer drei ist Martin Fischer, der in seiner Heimstadt Schwaigern für die AfD im Gemeinderat sitzt. Beruflich ist er als Rettungswachtleiter tätig. Am Dienstag bewarb sich auf dem Brackenheimer Rathaus auch der 32-jährge Samuel Speitelsbach aus Ravenstein-Hüngheim im Neckar-Odenwald-Kreis. Als Beruf gibt er an, selbständig zu sein. Aktuell laufen Bewerbungen von ihm auch in Titisee-Neustadt, Höchenschwand, Müllheim und weiteren Gemeinden. Auffällig geworden ist Speitelsbach in Murrhardt am Ende der dortigen Kandidatenvorstellung. Wie die örtliche Zeitung berichtete, zeigte Speitelsbach die Hitlergrußpose, bevor er aufgrund von wirren Aussagen und provozierendem Verhalten zum Verlassen der Veranstaltung aufgefordert wurde. In Adelsheim wurde gegen ihn „wegen Verdachtsmomenten auf Volksverhetzung, Beleidigungen und Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten“ Anzeige erstattet. Das berichtete der Schwarzwälder Bote.
Info Die offizielle Bewerbervorstellung der Stadt Brackenheim findet am 26. November um 19 Uhr im Bürgerzentrum statt.