OT: 500 Jahre Reformation - Lutherstadt Wittenberg

[Wittenberger]

OT: 500 Jahre Reformation - Lutherstadt Wittenberg
@Moderatoren: Bitte nicht ohne interne Abstimmung löschen. Ich hatte einen Moderator gefragt, er fand das ok. (Und falls es gefällt, kann das Thema oben festgenagelt werden.)

Ich bin von mehreren Lesern gefragt worden, was zu 500 Jahre Reformation in der (hier muss es sein) schönsten Kleinstadt der Welt los ist. Und was sich lohnt. Wann man sehen könne.

Das will ich gern beantworten.

Im Moment ist noch wenig los. Die Bürgersteige sind noch hochgeklappt. Wir bauen fleißig an tausend Sachen und können uns selbst nicht vorstellen, dass das mal fertig werden wird. Von pünktlich gar nicht zu reden.

Derzeit schon offen ist das, was immer offen ist: Die Schlosskirche mit der Thesentür. Die Stadtkirche mit dem Cranachaltar. Das Lutherhaus, ein Museum. Das Melanchthonhaus, ein weiteres Museum. Der Cranachhof mit einer Cranachdauerausstellung. Das neue Rundbild, siehe http://www.asisi.de/de/panoramen/luther-1517/photo-gallery-de.html .

Mitte Mai geht es dann so richtig los: Wir klappen die Bürgersteige runter, fegen nochmal durch - und dann wackelt die Heide:

- Am 13. Mai öffnet eine der drei nationalen Sonderausstellungen: https://www.3xhammer.de/ Die anderen sind in Berlin und Eisenach.

- Am 19. Mai öffnet "Luther und die Avantgarde", zeitgenössische Kunst: http://luther-avantgarde.de/r2017/

- Am 20. Mai öffnet die Weltausstellung Reformation, https://r2017.org/weltausstellung - der Gottesdienst zur Eröffnung wird live im Ersten übertragen. Die Weltausstellung geht bis 10. Oktober.

- Am 28. Mai ist der Abschlussgottesdienst des Deutschen Evangelischen Kirchentags, man rechnet derzeit mit 200.000 Besuchern. Auch er wird live übertragen. Dazu benötigt man kostenloses Ticket. An dem Tag sind viele Straßen und die Elbbrücke gesperrt.

- Im Rahmen der Weltausstellung Reformation (geht bis 10. Oktober) gibt es sieben Themenbereiche rund um die historische Innenstadt. Da sind die Grünanlagen, die ehemaligen Festungsanlagen. Bereits am Hauptbahnhof wird man durch den Bücherturm begrüßt. Viele Landeskirchen haben eigene Bereiche, Lichtdom usw. Vor Ort besonders umstritten sind die (noch nicht) versenkten Flüchtlingsboote im Schwanenteich.

- In gleichem Rahmen gibt es zwei Hauptbühnen, die jede Woche Mittwoch bis Sonntag bespielt werden - da ist es hilfreich, sich kurzfristig zu informieren.

- Von 9. bis 11.Juni ist das historische Stadtfest "Luthers Hochzeit", zur Feier des Jahres ausnahmsweise kostenlos. http://lutherhochzeit.de/

- Am 31.Oktober ist der Reformationstag, ausnahmsweise bundesweiter Feiertag. Der Staatsakt wird in Lutherstadt Wittenberg stattfinden.

Parkplätze können etwas knapp sein. Aber Wittenberg ist Kummer gewohnt, wir haben ein intelligentes Sonder-Parkleitsystem. Und Sonderparkplätze. Gaststätten können auch etwas knapp sein, da haben wir kein Leitsystem.

Hotels: Alle ausgebucht. Empfohlen wird Berlin bzw. Leipzig, beide mit ICE in ca. 45 Minuten. Via A9 eine gute Stunde.

Jetzt nicht abschrecken lassen: Endlich ist mal was los. Und das nächste Mal ist erst in 500 Jahren. Wir werden gute Gastgeber sein.

P.S: Fragen von allgemeiner Bedeutung beantworte ich gern im Thread. Spezielle Fragen bitte nur als PN.

[Chemtrail-Fan]

Als Nachtrag von mir (OK, ich bin auch nicht unparteiisch, da ich für einige Zeit eine Schule dort besuchen durfte, die mittlerweile mangels Schülern leer steht):
Wittenberg ist einen Besuch wert!
Vielleicht nicht grade eine ganze Woche lang, aber man sollte sich auch nicht nur eine Stunde Zeit nehmen.
Könnte allerdings durchaus sein, dass man lieber bis nächstes Jahr warten sollte, wenn man sich den Rummel nicht antun will.

Allerdings hätte dieses Jahr (bisher) noch den Vorteil, dass man die sieben Zwerge besuchen kann. Wer weiß, ob da nicht bereits nächstes Jahr andere Hausherren residieren.

[Stief]

Weitere Empfehlung: Das Haus der Geschichte. Originalgetreu nachgebaute Räume aus dem gesamten 20. Jahrhundert, mit einem Schwerpunkt auf die DDR (inklusive Schule, Dorfgaststätte, Tante-Emma-Laden, ...)

[Gerntroll]

Ja, Wittenberg lohnt sich. Habe viele Jahre ganz in der Nähe gewohnt. Besonders im Sommer ist es in der Stadt sehr schön. In den Aussenbereichen der Cafes in der Schlossstraße und Collegienstraße kommt italienischer Flair auf. Vieles gibt es zu entdecken. Gute Gastronomie gibts auch (Brauhaus mit eigenem Bier, Schwarzer Bär, Cranachstuben gegenüber der Schlosskirche und der Inder in der Coswiger Straße ist auch eine Empfehlung wert. Abends bietet sich das "Indi" an. Werd wohl auch dieses Jahr noch das eine oder andere Mal dort auftauchen.

[Tuska]

@Gerntroll Schön, dich wiederzulesen. 

[Bundespolizei]

[Aluhutträger]

Mal reinschauen:

Plakat 1:

"Luther würde die EKD zum Teufel jagen! Für die Freiheit - gegen Schuldkult"

Ausspruch: "500 Jahre Reformation, 500 Jahre Luther, 500 Jahre nichts dazu gelernt".

Schauen wir mal: Luther wollte in der Tat so einiges, was ihm nicht passte zum Teufel jagen, mit dem Papst und den Juden angefangen, insofern: chek!
- Freiheit? Wenn ich mich recht erinnere, hörte für Luther die Freiheit eines jeden genau da auf, wo die Freiheit seines Landesherren diesen einzelnen zu drangsalieren anfing, jedenfalls hat er sich während der damaligen unruhen recht klar positioniert.
- Gegen Schuldkult? So weit ich weiß war Luther in einem System (katholisch-christliche Welatanschauung) durchaus bereit jeden per se als schuldig und sündig zu betrachten, anderer Meinung als einige seiner Zeigtgenossen war er nur darin, wie mit dieser Schuld umzugehen sei.
Folglich, auf einem Plakat Luther hoch zu halten und sich gegen "Schuldkult" auszusprechen, auch wenn das sicherlich anders gemeint war ist schon himmelschreiend absurd, wenn viel mehr Schuldkult als Luther geht eigentlich nicht.

Fazit insofern, der Ausspruch stimmt, gelernt haben die Kerls offenbar tatsächlich nicht, auch wenn ich zu ihren Gunsten mal davon ausgehe, dass sie keine 500 Jahre Zeit dazu hatten. Zumindest hättens sie aber im Religions- oder Geschichtsunterricht aufpassen können.

Martin Luther wurde geächtet und verbannt, weil er politisch inkorrekt war und der Obrigkeit per se ans Bein pissen wollte.
Weswegen denn die selbe in Form des sächsischen Kurfürsten auch schützend ihre Hand über ihn hielt, nebst anderen nicht eben unbedeutenden Persönlichkeiten

Mahlers Horst ist Luther 2.0 und wird von der ferngesteuerten Presse als Nazi gehetzt. Wenige Leute machen sich Gedanken darum warum Mahlers Horst so verteufelt wird und warum Luther selbst von der evangelischen Kirche heute so verteufelt wird.
Das Luther von der evangelischen Kirchte verteufelt wird, wäre mir neu, und wenn die beiden in ihrer "Verteufelung" etwas gemein haben, dann dass diese die Reaktion auf deren Hasstiraden ist, wobei man Luther entgegenkommend hier einräumen muss, dass das vor 500 Jahren Mainstream war und religiöses Ressentiment des ausgehenden Mittelalters insofern nicht mit dem rassistischen Ressentiment der jüngeren Neuzeit vergleichbar ist, als dass das religiöse Stigma durch Konversion mindestens pro Forma abgelegt werden konnte, was bei pseudogenetischem Firlefanz natürlich deutlich schwerer fällt.
Sonst recht unsinniger Vergleich.

Mahlers Horst wird schlimm misshandelt, weil man ihn nicht vorzeitig entlassen und ihn hat machen lassen, was er will, worauf er quasi Anspruch hat, und außerdem ist er mit "Haftverschonung" begnadigt worden, sondern weil man ihm nach erneutem rechtswiedrigem Geschwurbel wieder drann hat.
Interesante Logik. Demnach muss man irgendwas verbrechen, bekommt dann Anspruch auf Begnadigung und "Haftverschonung", der einen gefälligst davor zu bewahren hat, wieder einzufahren, wenn man sich erneut nicht an Recht und Gesetz hällt. Demnach sollte ich versuchen, für irgendeine Klinigkeit kurzzeitig einzufahren, mich dann begnadigen zu lassen , damit ich anschließend Narrenfreiheit genieße und erstmal ein paar Banken überfallen kann, auch wenn das heutzutage keinen Sinn mehr macht. Wenn man mich dabei erwischt mache ich dann Einfach meinen Anspruch auf Haftverschonung geltend.

Interessante Ansichten

[Wittenberger]

Video

Bei 0:38 stehen die an genau der Stelle, an der auch Enrico Bohnet sein 4 Stunden-Video drehte. Gehören die etwa zusammen?

- Freiheit? Wenn ich mich recht erinnere, hörte für Luther die Freiheit eines jeden genau da auf, wo die Freiheit seines Landesherren diesen einzelnen zu drangsalieren anfing, jedenfalls hat er sich während der damaligen unruhen recht klar positioniert.

Gleichzeitig hat er in seiner Schrift "An den christlichen Adel deutscher Nation" gehörig ins Gewissen geredet: http://gutenberg.spiegel.de/buch/martin-luther-sonstige-texte-270/1 - So einfach ist Luther nicht für eine Seite zu vereinnahmen.

- Gegen Schuldkult? So weit ich weiß war Luther in einem System (katholisch-christliche Welatanschauung) durchaus bereit jeden per se als schuldig und sündig zu betrachten, anderer Meinung als einige seiner Zeigtgenossen war er nur darin, wie mit dieser Schuld umzugehen sei.

Die allgemeine Schuld jedes Menschen.

Folglich, auf einem Plakat Luther hoch zu halten und sich gegen "Schuldkult" auszusprechen, auch wenn das sicherlich anders gemeint war ist schon himmelschreiend absurd, wenn viel mehr Schuldkult als Luther geht eigentlich nicht.

Völlig falsch. Den Schuldenkult hatte die Papstkirche. Das ging bis zur klingenden Münze des Ablasshandels. Luther fand nach Studium der Bibel, dass das so nicht gedeckt sei. Er setzte "sola fide" (allein durch den Glauben) , "sola scriptura" (allein durch die Schrift, die Bibel) und "sola gratia" (allein aus Gnade [Gottes]) entgegen.

Damit entsteht ein gnädiger Gott. Und es entsteht der mündige Mensch, vergleiche auch Luthers Schrift "Von der Freiheit eines Christenmenschen", http://gutenberg.spiegel.de/buch/martin-luther-sonstige-texte-270/6

Man sieht: Luther zerlegt den Schuldenkult, es bleibt kein Stein auf dem anderen.

[Hesekiel]

Schöne Theorie, wenn da das Wörtchen sola nicht wäre

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[Alois]

Das habe ich doch schon mal irgendwo gesehen...



Ach ja, 1975!

[Bundespolizei]

@Wittenberger

[Bundespolizei]

[Wittenberger]

Weniger begeisterte Anhänger der schönsten Kleinstadt der Welt überlesen diesen Beitrag bitte gnädig.

Das Reformationsjahr neigt sich dem Ende zu, daher offtopic ein Update für Kurzentschlossene:

Die Weltausstellung Reformation endet am 10. September. Danach wird alles abgebaut, auch der Bibelturm. Lediglich die verspiegelten Gänge auf dem Bunkerberg werden bleiben. Der magischste Ort ist wohl "Taufe" in der Straße "Am Stadtgraben", dicht gefolgt vom Geheimtipp "Hängender Garten" in der Kupfergasse.

Rechts neben Fitzeks ehemaliger "Reichsbank" ist noch eine Woche länger ein Geheimtipp zu sehen, die Bibelausstellung - mit der kleinsten und der größten Bibel der Welt sowie der Mondbibel.

Auch "Luther und die Avantgarde" (Moderne Kunst) im alten Stadtgefängnis endet am 17. September. Die Nationale Sonderausstellung "95 Schätze - 95 Menschen" im Augusteum läuft hingegen noch bis zum 5. November 2017.

Am 31. Oktober, dem Reformationstag, ist dann einmalig bundesweiter Feiertag. Da sollte man Wittenberg vielleicht weiträumig umfahren: Der nationale Festakt findet in der Schlosskirche statt. Und zwar mit allem, was wir an Politprominenz und Leibwächtern in Deutschland zu bieten haben. Und mit Fernsehsendern - da wusste man vorher nicht einmal, dass es die überhaupt gibt. Und mit Betonpollern und Antiterror.

Was noch bleibt: Das große Reformations-Rundbild an der Post. Es wird dann noch vier Jahre offen sein, so ist jedenfalls der Plan.

Danach kehrt wieder Ruhe ein und das Städtchen wird wieder die Provinz, die Herr Müllmann auch nicht zu Unrecht beschrieb. Mal sehen, ob dann die Videokameras am Schlossplatz wieder verschwinden - versprochen war es.

[Tuska]

Euch allen einen schönen Feiertag! ✌

[comsubpac]

Ohne den Ehrengast PETER, war einfach nichts los.