Fitzeks Prozess vor dem Landgericht Halle

[dtx]

Das ist bei Anlagebetrügern und ähnlichen irgendwie die geistige Kondition sine qua non.

Ohne den Größenwahn können die nicht so überzeugend rüberkommen. Fitzeks Opfer sind zwar einfältig, aber auch bei seriös erscheinenden Anlagebetrügereien fehlt häufig eine abgefeimte  Exit-Strategie weil der Betrüger zu sehr  mit seiner Scheinwelt eins geworden ist. Ganzheitlicher Fail, sozusagen.

Hast Recht. Erinnert sich einer von Euch an den https://de.wikipedia.org/wiki/Bernard_L._Madoff ?
Der hätte schon 1999 auffliegen sollen, aber da hat man bei der SEC noch jahrelang die Hühneraugen zugedrückt - weil nicht sein kann, was nicht sein darf. So konnte er im Laufe der Jahre geschätzte 65 Mrd. USD an Anlagegeldern atomisieren.

Madoff betrieb die Anwerbung immer neuer Investoren bis zuletzt persönlich, doch hat ein Teil der von ihm Angeworbenen weitere Investoren angesprochen. ...

und

... Für die Prüfung der Bücher war laut der New Yorker Anlageberatung Aksia das Unternehmen Friehling & Horowitz verantwortlich, eine Firma mit drei Angestellten: einem 78-Jährigen in Florida, einer Sekretärin und einem 47-jährigen Buchhalter in einem 22 Quadratmeter großen Büro in New York. ...

Man darf wohl annehmen, daß Fitzek sich den Fall genau angeschaut hat. Und da wird er gesehen haben, daß man den Anlegern nicht mit zuviel Details kommen darf. Weil die die Leute entweder zu bequem sind, sich damit auseinanderzusetzen oder sie einfach nicht verstehen und weil man darauf festgenagelt werden kann. Wäre es anders, dann würden die Fonds, deren Anlegerprospekte von den Landgerichten zerrissen werden, von den Banken gar nicht erst angeboten, weil sie ohnehin niemand zeichnet. 

[Pantotheus]

Mir scheint der Bericht ziemlich neutral. Dass Fatzke endlich ein Urteil erhalten möchte, ist nachvollziehbar. Dass der Prozess verzögert wurde, ist unter anderem ihm selbst zuzuschreiben (man erinnert sich: zwei Wahlverteidiger binnen weniger Wochen verschlissen ...).
Der Tenor der Zeugenaussagen ist wiederum derselbe: Ja, sie wollten das Geld eben nicht verschenken, sondern Anlegen und erwarteten eine Rückzahlung zu einem späteren Zeitpunkt. Überdies scheinen sie nicht zu wissen, dass sie das Geld kaum je wieder sehen werden.
Auch die ellenlangen Schwurbeleien Fatzkes werden deutlich benannt, die Richterin wird zitiert und zwar zutreffend: Die Darlegung seiner politischen Ansichten spielt für die Frage der Untreue keine Rolle. Auch seine Gewissensnöte oder -konflikte dürften hier nicht von Belang sein. Ich sehe zumindest nicht, was sie am Umgang mit den eingenommenen Geldern ändern sollten. Diese sind für die Anleger zum weitaus überwiegenden Teil verloren.

[Tano Cariddi]

Aus dem MZ-Bericht

Zusammen 23.500 Euro überwies das Paar aus München, um es nicht nur zinslos, sondern auch noch gegen eine jährliche Mitgliedsgebühr von 240 Euro anzulegen. „Ich habe das als normales Investment gesehen“, sagt der Ingenieur, „und das tue ich heute noch.“
Im Augenblick benötigten sie und ihr Mann das Geld nicht, bekräftigt eine andere Zeugin, die auf diese Weise 3.000 Euro angelegt hat. „Aber ich vertraue dem Peter“, sagt sie und schaut zur Anklagebank, „und wenn ich ihn da sitzen sehe, weiß ich, das Geld ist da.“

Was die Zeugen vermutlich nicht ahnen: Sie bestätigen den Tatvorwurf gegen Fitzek.

Man kann also von einer Verurteilung ausgehen. Ich würde bei dem Vorstrafenregister einmal von einer Freiheitsstrafe von etwa drei Jahren ausgehen.

TC

[Neuschwabenland]

Man kann also von einer Verurteilung ausgehen. Ich würde bei dem Vorstrafenregister einmal von einer Freiheitsstrafe von etwa drei Jahren ausgehen.

TC

Ich will eigentlich nur ungern spekulieren, da ich keinerlei Erfahrungswerte habe und juristisch (fast) ungebildet bin.
Jedoch glaube ich mich zu erinnern, dass die Richter dem Zopf zu Beginn der Verhandlung eine Freiheitsstrafe zwischen 3 und 3,5 Jahren angeboten haben - sofern er ein Geständnis ablegt.

Da er dieses Angebot in seiner unendlichen Weisheit abgelehnt hat, kann ich mir kaum vorstellen, dass das zu erwartende Strafmaß unter dem oben genannten Zeitraum liegen wird.

...aber ich will's nicht verschreien.

[Stief]

Müsste da nicht einiges noch dazukommen wegen seiner diversen anderen Straftaten? Ich gehe davon aus, dass eine Gesamtstrafe gebildet wird, die im Bereich von fünf Jahren liegt.

[Tuska]

Ein vollumfängliches Geständnis wirkt sich gerade vorm Landgericht meist positiv auf das Urteil aus. Böse Zungen behaupten, dass eine verweigerte Kooperation einen Malus auf das Urteil scheffelt.

Dennoch gibt es nur eine Möglichkeit, das Urteil bereits jetzt abschätzen zu können. Nämlich diese.

[Maklas]

Um die 5 Jahre reicht meiner Meinung nach immer noch nicht.
Fitzek drohte mehrfach, die Haft zum Schreiben seines künftigen Bestsellers zu nutzen.
Aus Basis seiner bisherigen Schriftstücke kann man eine Wochenleistung von >> 100 Seiten zugrunde legen.

Und wie Haitzer einst so schön formulierte:

Nicht zu Ende Gedachtes beansprucht viele Wörter.“

Also hoffen wir, dass Fitzek genug Zeit hat. Dann passt das alles vielleicht sogar in ein Reclamheftchen.

[Sandmännchen]

Ich erwarte eher, daß die anderen Verfahren arbeitssparend eingestellt werden, weil die zu erwartende Strafe gegenüber der Freiheitsstrafe hier nicht ins Gewicht falle.

[dtx]

Ich erwarte eher, daß die anderen Verfahren arbeitssparend eingestellt werden, weil die zu erwartende Strafe gegenüber der Freiheitsstrafe hier nicht ins Gewicht falle.

Meinst Du? Bei der Krankenversicherung, deren Betrieb seit dem erstinstanzlichen Urteil bekanntlich ungeniert fortgesetzt wird, hängen 4.000 Euro Geldstrafe im Raum. Da Fitzek die wieder nur aus veruntreuten Geldern bezahlen würde und ohne geregeltes Einkommen ist, dürfte ein Tagessatz von 10 bis 15 Euro in Betracht kommen. Daß ein Jahr Ersatzfreiheitsstrafe "nicht ins Gewicht falle", kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

[Wittenberger]

Ich erwarte eher, daß die anderen Verfahren arbeitssparend eingestellt werden, weil die zu erwartende Strafe gegenüber der Freiheitsstrafe hier nicht ins Gewicht falle.

An welche Verfahren denkst Du konkret?

Auch die Verkehrssachen? Da ist er ja zweimal nicht rechtskräftig verurteilt, mindestens ein Verfahren (der Unfall mit Personenschaden) steht noch aus.

[Sandmännchen]

Auch an die Verkehrssachen.

[Oberstes_souterrain]

Denn Peter Fitzek hat genug. „Ich sitze seit acht Monaten im Gefängnis, wegen nichts“, – Quelle: http://www.mz-web.de/25672650 ©2017

Wie wahr.  Wäre alles noch da, säße man weder auf der Anklagebank noch in Uhaft.

[Das Chaos]

Das ist so schön, ich muss es ganz zitieren:

Spoiler

Halle (Saale) -
In der Mittagspause darf Lebensgefährtin Annett vor die Bank des Angeklagten treten. Es gibt Küsschen und leise Gespräche, Peter Fitzek, der sich vor vier Jahren selbst zum König eines Zwergenreiches bei Wittenberg ausgerufen hatte und nun schon seit Oktober vor Gericht steht, lächelt entspannt. Zum letzten Mal an diesem 16. Verhandlungstag in einem Verfahren, in dem der 51-Jährige der Untreue angeklagt ist.
König von Deutschland: Peter Fitzek will endlich ein Urteil
Denn Peter Fitzek hat genug. „Ich sitze seit acht Monaten im Gefängnis, wegen nichts“, zischt er seinen Anwälten zu. Fitzek will endlich ein Urteil, das lässt er heute auch in seinen vielen Einlassungen erkennen, die als Nachfragen an Zeugen getarnt sind.
Viel Neues erbringt deren Befragung durch Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung auch nicht mehr. Auch an diesem Tag treten wieder hochgebildete Menschen auf, ein Ingenieur, eine Mitarbeiterin eines EU-Amtes, die erstaunliche Dinge berichten. Wie sie im Internet recherchiert haben, um ein Projekt zu finden, bei dem man Gutes tun kann. Und wie sie auf den gelernten Koch aus Halle stießen, der genau das zu tun versprach: „Neue Strukturen aufbauen“, wie es Peter Fitzek nennt.
Zusammen 23.500 Euro überwies das Paar aus München, um es nicht nur zinslos, sondern auch noch gegen eine jährliche Mitgliedsgebühr von 240 Euro anzulegen. „Ich habe das als normales Investment gesehen“, sagt der Ingenieur, „und das tue ich heute noch.“ Im Augenblick benötigten sie und ihr Mann das Geld nicht, bekräftigt eine andere Zeugin, die auf diese Weise 3.000 Euro angelegt hat. „Aber ich vertraue dem Peter“, sagt sie und schaut zur Anklagebank, „und wenn ich ihn da sitzen sehe, weiß ich, das Geld ist da.“
Peter Fitzek holt zu einer „Darlegung zu meinen Gewissensnöten“ aus
Nur gerade nicht greifbar, weil der Staat, den er doch hatte verbessern, ja, ganz neu gründen wollen, alle seine Bemühungen torpediert hat, wie Fitzek argumentiert. Bei aller Ungeduld, die inzwischen in dem König ohne Reich brennt, holt er deshalb am Ende noch einmal zu einer seiner ausufernden Erklärungen aus. In einer „Darlegung zu meinen Gewissensnöten“ (Fitzek) führt er aus, wie er als „Erfüllungsgehilfe der gemeinschaftlichen Interessen“ eine „Alternative zum Raubtierkapitalismus“ habe schaffen wollen. Richterin Ursula Mertens unterbricht ihn schließlich mit dem Hinweis, dass eine politische Rede nicht in den Gerichtsaal gehöre. Ende Februar wird weiterverhandelt. (mz)
– Quelle: http://www.mz-web.de/25672650 ©2017

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http://www.mz-web.de/25672650

[Resting Bench]

Die Printausgabe:

[D.B.Cooper]

Denn Peter Fitzek hat genug. „Ich sitze seit acht Monaten im Gefängnis, wegen nichts“, – Quelle: http://www.mz-web.de/25672650 ©2017

Wie wahr.  Wäre alles noch da, säße man weder auf der Anklagebank noch in Uhaft.

Absolute Uneinsichtigkeit. Das lässt ihn vermutlich mit 2 Jahren auf Bewährung davonkommen.