Angeblich war May ja für "remain", ist mir aber nicht als große Wahlkämpferin in dieser Hinsicht aufgefallen. (Zugegeben, labour war da eher lau, aber auch Cameron und seine Umgebung haben eher lau für "remain" geworben. Irgendwie ist es schon ein wenig [Herzchen einsetzen!], wenn man ein Referendum anberaumt, dabei offiziell für eine bestimmte Option eintritt, aber die Propaganda weitgehend den politischen Gegnern überlässt.)
Als das Ergebnis da war und nach einem Nachfolger für Cameron gesucht wurde, war May plötzlich "da". Damals verkündete sie, der "Brexit" müsse nun "hart" werden, das Volk wolle dies so. (Bei der Interpretation eines solchen Abstimmungsergebnisses bin ich mir allerdings nicht sicher, ob man davon ausgehen kann, dass jeweils die "härteste" Option auch der "Volksmeinung" entspricht, falls es denn eine solche auch wirklich geben sollte. Wie auch die Debatten und Abstimmungen im Unterhaus zeigen, ist dies ganz und gar nicht klar. Auch Umfragen deuten eher darauf hin, dass unterschiedliche Gruppen mit unterschiedlichen Vorstellungen für den Austritt stimmten.)
Zwischendurch ist der "harte" Austritt etwas in den Hintergrund getreten, Widerstände gab es von verschiedenster Seite. Daher wurde dann also auch über das nun vorliegende Abkommen verhandelt, das aber nun vom Tisch zu sein scheint. Falls sich nicht doch irgendwie noch eine Mehrheit dafür findet, vielleicht unter wachsendem Druck, wird dieses nie in Kraft treten.
Eine Mehrheit für eine Verschiebung des Austrittsdatums ist nicht auszumachen, ebenso wenig eine für einen Widerruf des Austritts. Angesichts des Umstandes, dass es bis zum "Fallbeil" keine zwei Monate mehr dauert, wird es also wohl auf den "harten Brexit" hinauslaufen.
Falls es das ist, was May von Anfang an wollte, wird sie es also bekommen. Die Frage bleibt nur, welchen Preis GB und am Ende wohl auch sie selbst dafür bezahlen werden.