Autor Thema: Brrrrrr-exit  (Gelesen 154407 mal)

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Offline Reichsschlafschaf

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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #210 am: 14. Dezember 2018, 16:25:18 »
Carmen Eller interviewt in der NZZ die schottische Schriftstellerin Allison Kennedy:


Zitat
Ihre Hauptfiguren Meg und Jon haben tiefe Verletzungen erlebt. Jon kämpft sich als frustrierter Staatsdiener durch den Tag, Meg als prekär lebende trockene Alkoholikerin. In diesen Tagen erscheint Grossbritannien selbst als schwer lädierter Protagonist.

Ich hätte nie gedacht, dass es zum Brexit kommt. Ein solches Mass an selbstmörderischer Dummheit war einfach nicht vorherzusehen – und jetzt wollen sie immer noch nicht wahrhaben, dass es keinen guten Deal gibt. Man kann einfach keinen guten Deal machen, indem man sich dafür entscheidet, die Handelsbeziehungen mit seinen nächsten Nachbarn komplizierter und teurer zu gestalten, statt es beim Alten zu belassen. Natürlich ist es ein schrecklicher Deal . . . ihr ♥♥♥en! Wir sind zu rückgratlos und klein, um zuzugeben, dass wir einen Fehler begangen haben.

...
Man hört häufiger «Brexshit» für Brexit. Dann gibt es das Wort «Schadenfuck». Das bedeutet, dass deine Schadenfreude auf dich selbst zurückfällt. «Farage» sagt man nun, wenn man die Feuchtigkeit am Boden einer Mülltonne meint. Und dann erst die schottischen Schimpfwörter für Trump! Unser Vokabular für Wut und Verzweiflung ist inzwischen riesig. Dieser phantasievolle Hass auf Trump und alles, wofür er steht! In Schottland heisst Trump «President Bawbag», das ist sein Name. Präsident Hodensack.
https://www.nzz.ch/feuilleton/a-l-kennedy-zum-brexit-ld.1442982?fbclid=IwAR0I0dLi5DBP2tbmC1299XlG2hDPu4E-8cU8a-x1oh88CAr8v97H4OEA3xo
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #211 am: 14. Dezember 2018, 16:48:42 »
GB hat in der Tat ein innenpolitisches Problem: Die Meinungen gehen auseinander. Neben den Befürwortern des Verbleibs in der EU gibt es die Befürworter des Austritts. Wenn sich wenigstens die Befürworter des Austritts einig wären, wie dieser aussehen solle, wäre eine kohärente Austritts-Strategie möglich. Nur sind sich die Befürworter des Austritts selbst nicht einig, wie "weich" oder "hart" dieser ausfallen soll.
Schon das Referendum war ja eher aus der Not geboren, um UKIP den Wind aus den Segeln zu nehmen. Mit dem Versprechen dieses Referendums konnte Cameron die damaligen Wahlen gewinnen, doch damit stand er in der Pflicht, sein Wort zu halten und das Referendum anzusetzen. Dessen Ausgang hat ihn vermutlich überrascht, er schien keinen Plan für einen Austritt zu haben, zumal er ja für den Verbleib in der EU warb.
May schien einen solchen Plan zu haben, nur wurde er durch den Einfluss verschiedener politischer Kräfte, selbst in ihrer Partei und in ihrem Kabinett, nach und nach verwässert.
Weiter kommt hinzu, dass man als austrittswilliger Staat natürlich sehr wohl einen klaren Plan haben kann, nur muss dieser erst mit der EU besprochen und von dieser akzeptiert werden.
Mir scheint, dass GB auf diese Probleme schlicht nicht vorbereitet war, dass auch der innenpolitische Diskussions- und letztlich Entscheidungsprozess nicht wirklich so weit gediehen war, dass eine brauchbare Austritts-Strategie denkbar gewesen wäre.

Nun ist aber natürlich angerichtet, und irgendwie muss man die Suppe auch auslöffeln.
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Jean Dark

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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #212 am: 14. Dezember 2018, 17:15:07 »
GB hat in der Tat ein innenpolitisches Problem: Die Meinungen gehen auseinander. Neben den Befürwortern des Verbleibs in der EU gibt es die Befürworter des Austritts. Wenn sich wenigstens die Befürworter des Austritts einig wären, wie dieser aussehen solle, wäre eine kohärente Austritts-Strategie möglich. Nur sind sich die Befürworter des Austritts selbst nicht einig, wie "weich" oder "hart" dieser ausfallen soll.

Das größte Problem der Brexiteers ist das "Sowohl-als-auch", das uns alle hier im schönsten Sonnenland der Erde ja schon bei all den Reichsdeppen nervt.
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Oder wie Boris Johnson ernsthaft mal sagte: "“I am pro having my cake and pro eating it".
(https://www.theguardian.com/politics/2016/feb/22/no-boris-johnson-you-cant-have-your-brexit-cake-and-eat-it-too)

Und in der Unvereinbarkeit dieser Aussage liegt das eigentlich Dilemma. Die Brexiteers haben die Briten schlichtweg so sehr in die ♥♥♥ gelogen, dass es fitzt.
 
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #213 am: 14. Dezember 2018, 19:17:09 »
Wie ich schon mal schrieb: Man will sich zwar die Haare waschen, doch sollen sie dabei nicht nass werden.
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Offline BlueOcean

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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #214 am: 14. Dezember 2018, 22:28:28 »
Wobei es mich wundert, dass von Seiten der Insel noch keiner mit dem nuklearen Argument gedroht hat: Wenn die EU wegen der offen zu haltenden Grenze in Nordirland auf dem Backstop beharrt und das UK sich deswegen nicht zu einer Unterzeichnung der Verträge durchringen kann und auch keine andere Einigung zustande bringt, dann fliegt Grossbritannien am 30.03.2019 - hard Brexit - ohne Deal aus der EU und am gleichen Tag muss die Grenze in Nordirland geschlossen werden, weil das gesamte UK dann ein Drittstaat ohne Handelsvereinbarung mit der EU ist.

Die Logik ähnelt zwar der von Trump, der den Demokraten mit dem Shutdown seiner Regierung droht. Aber politisch könnte man gewiss ausschlachten, dass die EU zur Bewahrung des Friedens in ein paar Jahren jetzt "dafür sorgt", dass dieser Frieden in nur drei Monaten untergraben wird.
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #215 am: 15. Dezember 2018, 07:40:44 »
Sehr gelungener Artikel im Guardian, der zurecht darauf hinweist, dass am momentanen Status des Brexit in erster Linie die Briten Schuld sind, weil sie die nun beinahe zwei Jahre seit dem offiziellen Austrittsantrag nicht mit Verhandlungen mit der EU, sondern mit internem "Klumpaquatsch" wie Neuwahlen und Misstrauensvoten verprasst haben:
Naja, man hatte halt schlicht keinen Plan, wie man diesen per Volksentscheid beschlossenen Austritt umsetzen soll. Und intern war man so zerstritten, dass man einen derartigen Plan auch nicht entwickeln konnte... wie sollen da Verhandlungen mit der EU funktionieren, wenn man letztlich selbst nicht weiß, was man will? Dann kann man doch nur Wunschvorstellungen in den Raum werfen, egal, ob die realistisch sind oder nicht.

Mich lässt das alles nach wie vor ratlos zurück. Ich bedauere es jedenfalls, dass die Briten die EU verlassen, und habe auch kein Interesse daran, dass die Briten eine Bauchlandung hinlegen. Aber es ist natürlich nachvollziehbar, dass die EU nicht auf die Wunschvorstellungen der Briten eingehen kann... vielleicht muss es dann dort einfach knallen und zu einem harten Brexit kommen, damit anschließend konstruktiv und befreit von irrationalen Gedankenwelten Lösungen für die Zukunft gesucht werden können.

Das Schlimmste ist für mich der Riss, der durch die Gesellschaft auf der Insel gegangen ist. Der lässt sich auch nicht mehr so schnell kitten, denn egal auf welche Seite man schaut, man sieht - aus jeweils anderen Gründen - die eigene Zukunft bedroht. Das würde sich auch nicht ändern, wenn durch ein neues Referendum der Brexit zurückgenommen würde. Da ist einfach zu vieles kaputt gegangen. Für mich ist es jedenfalls ein "schönes" Beispiel, wie gefährlich Populismus ist... und was für eine schlechte Idee es sein kann, das Volk zu befragen. Inzwischen halte ich abseits von kommunaler Politik von direkter Demokratie gar nichts mehr (und das Brexitreferendum war ja noch nicht einmal bindend).

Gollum...ähmmm Andy Serkis hat sich der Sache mal angenommen  ;D

[facebook]https://www.facebook.com/JolyonRubinstein1/videos/2294126790830328/[/facebook]
Hier findet sich übrigens das Video in voller Länge.
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Offline Reichsschlafschaf

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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #216 am: 15. Dezember 2018, 10:11:32 »
Für mich ist es jedenfalls ein "schönes" Beispiel, wie gefährlich Populismus ist... und was für eine schlechte Idee es sein kann, das Volk zu befragen. Inzwischen halte ich abseits von kommunaler Politik von direkter Demokratie gar nichts mehr (und das Brexitreferendum war ja noch nicht einmal bindend).

Wir fragen einfach nochmal!

;)

Zitat
Die meisten hochrangigen Minister in Großbritannien halten den Brexit-Plan von Regierungschefin Theresa May einem Medienbericht zufolge für nicht machbar und erwägen deshalb verschiedene Optionen wie ein zweites Referendum. May werde in der kommenden Woche mit ihren Bemühungen bei den Kabinettsmitgliedern wahrscheinlich auf Widerstand stoßen, berichtet die Zeitung „The Times“ am Wochenende.

Eine Gruppe von Ministern einschließlich Arbeitsministerin Amber Rudd und Finanzminister Philip Hammond neige widerwillig zu einer zweiten Volksabstimmung, sollten alle anderen Möglichkeiten erschöpft seien. Eine weitere Gruppe plädiere für das Norwegen-Modell als Vorbild für den Brexit. Andere Politiker wie Außenminister Jeremy Hunt seien indes bereit, die Europäische Union ohne eine Vereinbarung zu verlassen.
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/britische-minister-denken-ueber-zweites-brexit-referendum-nach-15942994.html?GEPC=s6&utm_content=buffer56419&utm_medium=social&utm_source=facebook.com&utm_campaign=GEPC%253Ds6
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #217 am: 15. Dezember 2018, 10:17:17 »
...
Das Schlimmste ist für mich der Riss, der durch die Gesellschaft auf der Insel gegangen ist. Der lässt sich auch nicht mehr so schnell kitten, denn egal auf welche Seite man schaut, man sieht - aus jeweils anderen Gründen - die eigene Zukunft bedroht. Das würde sich auch nicht ändern, wenn durch ein neues Referendum der Brexit zurückgenommen würde. Da ist einfach zu vieles kaputt gegangen. Für mich ist es jedenfalls ein "schönes" Beispiel, wie gefährlich Populismus ist... und was für eine schlechte Idee es sein kann, das Volk zu befragen. Inzwischen halte ich abseits von kommunaler Politik von direkter Demokratie gar nichts mehr (und das Brexitreferendum war ja noch nicht einmal bindend).
...

Ja, der Riss durch UK ist ähnlich erschreckend wie der Riss durch die USA. Und hat sehr ähnliche Ursachen: die Murdoch'schen Propagandamaschinen wie The Sun in Großbritannien und Fox News in den USA einerseits und die von Cambridge Analytica getriebene Desinformation via Facebook rund um den Brexit und rund um Trump.

Und eigentlich mag ich Deinen Pessimismus rund um direkte Demokratie nicht teilen. Die damalige Brexit-Abstimmung hätte der unsägliche Cameron eben vorbereiten müssen: Welche Varianten gibt es? Was sind die zu erwartenden Auswirkungen? Warum nicht ein Jahr Information und Diskussion, bevor es zum Referendum kommt? Dann wäre eine Entscheidung gefallen, die jeder hätte respektieren können. Eine Entscheidung, die auf den NHS-Lügen auf den Nigel-Farange-Bussen fusst, kann nur zu einem Riss in der Gesellschaft führen. Aber schön zu sehen, dass sich die Brexiteers wie Farange & Johnson schon längst verp.sst haben ...  >:D



 
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #218 am: 17. Dezember 2018, 17:32:51 »
Ich stelle diese zwei Meldungen einfach unkommentiert hier ein:
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KEYSTONE/EPA/STEPHANIE LECOCQ

(sda-ats)


Ein zweites Brexit-Referendum würde der britischen Politik nach Worten von Premierministerin Theresa May einen gewissen Schaden zufügen. Es würde das Land zudem "weiter spalten".

So heisst es in vorab veröffentlichten Auszügen einer Rede, die May am heutigen Montag im britischen Parlament halten will. "Lassen Sie uns den Briten gegenüber nicht Wort brechen, indem wir versuchen, ein weiteres Referendum abzuhalten."

Eine solche zweite Volksabstimmung würde "der Integrität unserer Politik irreparablen Schaden" zufügen, heisst es in Mays Redetext weiter. Ein zweites Referendum über einen Austritt Grossbritanniens aus der EU würde das Land ausserdem nicht weiterbringen. Es würde vielmehr das Land "in genau dem Moment, in dem wir daran arbeiten sollten, es zu vereinen, weiter spalten".

Die Briten hatten sich 2016 in einer Volksabstimmung mit knapper Mehrheit dafür ausgesprochen, die Europäische Union zu verlassen. May versucht nun, das Parlament in London von einem mit Brüssel ausgehandelten Austrittsabkommen zu überzeugen. In dem Brexit-Chaos in Grossbritannien werden immer wieder Forderungen nach einem neuen Referendum laut.
[close]

Spoiler

KEYSTONE/EPA/ANDY RAIN

(sda-ats)


Die verschobene Abstimmung über das Brexit-Abkommen im britischen Parlament wird in der dritten Januarwoche (ab 14.01.) stattfinden. Das kündigte Premierministerin Theresa May am Montag im Parlament an. Die Debatte werde bereits in der Woche davor fortgesetzt.

May hatte die eigentlich für den 11. Dezember angesetzte Abstimmung im letzten Moment verschoben, weil sich eine deutliche Niederlage abzeichnete. Sie hofft aber nach wie vor darauf, dass sie sich mit ihrem Brexit-Deal im Parlament durchsetzen kann. Doch das scheint inzwischen mehr als zweifelhaft.

Eine Vertrauensabstimmung in ihrer Fraktion kurz darauf gewann die Regierungschefin zwar, doch mehr als ein Drittel der konservativen Abgeordneten sprachen ihr das Misstrauen aus. Ein Ausweg ist nicht in Sicht.


Ungeregelter Brexit droht

Sollte das mit Brüssel ausgehandelte Abkommen vom Parlament abgelehnt werden, droht am 29. März 2019 ein ungeregelter Brexit mit unabsehbaren Folgen für die Wirtschaft und Chaos in vielen Lebensbereichen. Die britischen Wähler hatten im Juni 2016 mit knapper Mehrheit für den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU gestimmt.

Ein zweites Brexit-Referendum würde der britischen Politik nach den Worten von May "irreparablen Schaden" zufügen. Es würde das Land zudem "weiter spalten", heisst es in vorab veröffentlichten Auszügen einer Rede Mays. Eine zweite Volksabstimmung würde "der Integrität unserer Politik irreparablen Schaden" zufügen.

Ein zweites Referendum über einen Austritt Grossbritanniens aus der EU würde das Land zudem nicht weiterbringen. Es würde vielmehr das Land "in genau dem Moment, in dem wir daran arbeiten sollten, es zu vereinen, weiter spalten".


Kritik von Johnson

Scharfe Kritik an der Forderung nach einem zweiten Referendum übte auch Ex-Aussenminister Boris Johnson. Wer eine Wiederholung der Abstimmung fordere, sei "verrückt" geworden, schrieb der Brexit-Hardliner in seiner am Montag veröffentlichten wöchentlichen Kolumne für die Zeitung "Daily Telegraph". Ein zweites Votum würde "sofortige, tiefe und unauslöschliche Gefühle von Betrug" nach sich ziehen.

Die Briten hatten sich 2016 in einer Volksabstimmung mit knapper Mehrheit dafür ausgesprochen, die Europäische Union zu verlassen. May versucht nun, das Parlament in London von einem mit Brüssel ausgehandelten Austrittsabkommen zu überzeugen. Im Brexit-Chaos in Grossbritannien werden immer wieder Forderungen nach einem neuen Referendum laut, auch in Mays Kabinett.


Heftiger Streit mit Blair

Verfechter eines zweiten Votums ist auch der ehemalige Premierminister Tony Blair, mit dem sich May am Wochenende einen aussergewöhnlichen öffentlichen Streit geliefert hatte. Blairs Forderung nach einem zweiten Referendum sei "eine Beleidigung des Amtes, das er einst bekleidete und des Volkes, dem er einst diente", erklärte May.

Blair reagierte prompt und bezeichnete es als "unverantwortlich", die Abgeordneten des britischen Unterhauses dazu zwingen zu wollen, das mit der EU ausgehandelte Brexit-Abkommen anzunehmen. "Vernünftig wäre es, das Parlament über alle angebotenen Formen des Brexit abstimmen zu lassen." Gebe es keine Einigung, sollte erneut das Volk befragt werden.
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Das Wichtigste kurz: Das britische Parlament soll das Austrittsabkommen ab dem 14. 1. 2019 behandeln.
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Offline SchlafSchaf

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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #220 am: 19. Dezember 2018, 00:51:00 »
Jetzt wird es lustig:

Zitat
London - Britain's defense secretary announced that 3,500 troops will be on standby for a possible no-deal Brexit, as lawmakers said Tuesday that they have ramped up preparations for leaving the European Union without an agreement.

Haushalte und Unternehmen sollen sich auf einen "no deal" vorbereiten und werden in den kommenden Wochen mit Informationen angeschrieben. Und die Unternehmen werden aufgefordert ihre "no deal"-Pläne jetzt nach eigenem Ermessen auszulösen.

Neben weiterer Panikmache empfehle ich auch mal darüber zu sprechen, ab wann auf Plünderer geschossen werden darf.

Und dann stellt Theresa zum spätestmöglichen Zeitpunkt dem Parlament die entscheidende Frage: "May's deal or mayhem?"
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #221 am: 19. Dezember 2018, 01:16:53 »
3,500 troops?

die Briten halten das totale Chaos offensichtlich für problemlos beherrschbar  :banghead:
"gott erhalte putin. und zwar bald."

(danke an @siemers auf twitter für diesen wunderschönen tweet)
 

Offline Reichsschlafschaf

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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #222 am: 19. Dezember 2018, 16:22:38 »
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #223 am: 19. Dezember 2018, 17:47:18 »
Ach, hätten sie doch nur auf John Oliver gehört:

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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #224 am: 19. Dezember 2018, 18:03:39 »
Immer wieder gut:   ;)

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