Und wer allein in einer rechtlich so aussichtslosen Situation und mit einem Revolver (oder einer umgebauten Schreckschusspistole oder eben nur einer Anscheinswaffe, aber das für das Eegebnis auch egal) in der Hand gegen 200 Mann einsatzbereite SEK anrennt und dabei auch noch rumballert, der wollte auch ein blutiges Fanal und sich damit selbst (!) als "Opfer" stilisieren.
Er mag anfangs naiv und leichtgläubig gewesen sein. Man ballert aber nicht aus purer Naivität und Leichtgläubigkeit auf 200 Mann SEK und MEK. Man lässt auch einen Streit nicht derart eskalieren.
Das haben zuerst die Reichsspinner behauptet und wird hier nun wiederholt. Dadurch wird das nicht richtig.
Nun, Ich würde
@Pantotheus zubilligen wollen, dass Herr U. sich in letzter Konsequenz hätte durch zwei EHUs und ein SEK hätte schießen müssen, wenn er sein „Finale“ siegreich mit Gewalt hätte bestreiten wollen. Kann man versuchen; in so einer Konstellation halte Ich persönlich Lotto aber für die erfolgversprechendere Strategie.
Folgendes ist richtig:
Die typische Einsatzstärke von SEK ist acht bis zwölf Mann. Nicht mehr!
Soweit taktisch geboten und zeitlich machbar, wird zur Außensicherung Bereitschaftspolizei, Notarzt, RTW mitgeführt, Rettungshubschrauber ist oft voralarmiert. Zeitlich ist es im übrigen nicht immer machbar. Die SEK-Beamten sind nicht nur auf diese Tätigkeit spezialisiert, jeder dieser Beamten hat noch eine Spezialqualifikation. So ist einer der SEK-Beamten typischerweise Rettungssanitäter, der Rettungstournister wird im EInsatzfahrzeug mitgeführt.
In Reuden waren im Einsatz: Das SEK (ca. 8-12) für den ersten Anfriff sowie zwei Bereitschaftshundertschaften der Bereitschaftspolizei Sachsen-Anhalt, diese zur Außensicherung des Einsatzes, Absperrung, Freihaltung Rettungsweg usw. Man darf annehmen, dass wegen der "Unterstützer" eine davon die Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (Hundertschaft) war: Wie der Name sagt sind diese Polizisten besser ausgebildet als normale Bereitschaftspolizei.
Ja, dass da BFEs rumgelaufen sind, wird man bereits aufgrund der Anzahl der „Unterstützer“ vom Vortag annehmen dürfen.
Auch ansonsten kann Ich
@Wittenberger nur zustimmen, was die taktische Einschätzung angeht. Dass an der Schießerei mehr als das SEK (in einer Stärke von vermutlich 12 Mann) beteiligt gewesen wäre, ist indes wohl unwahrscheinlich: Zunächst ist die Stürmung eines Einfamilienhauses in mehr als der von
@Wittenberger genannten Stärke nicht unbedingt notwendig; im Zweifel träten sich die Beamten auch gegenseitig auf die Füße, das ist auch nicht gerade im Sinne der Einsatzleitung. Weiterhin hat „Donatus“ ja dankenswerter eine „Tatortbegehung“ für uns gemacht (die die
@Bundespolizei für uns gesichert hat, danke!), die einige Rückschlüsse auf die taktische Lage zulässt:
Auf dem Boden sind diverse gelbe (anscheinend aufgesprühte) Markierungen zu sehen, die in den meisten Fällen Striche mit zugehöriger Nummer sind. Soweit auf dem Video ersichtlich, sind die Nummern eineindeutig (sinnvoll, wenn man bedenkt, dass diese Markierungen vermutlich der Spurensicherung dienen); die höchste vergebene Nummer scheint die Nr. 12 zu sein. Das Muster der Anordnung spricht mE sehr für die These, dass es sich hier um Positionsmarkierungen für einzelne Beamte des SEK handelt: Ich bin versucht, eine solche Positionierung bei Antreffen einer bewaffneten Person während einer Annäherung an ein Haus, das zum Zugriff durchsucht werden soll, als „klassisch“ zu bezeichnen.
Die Behauptung Donatus', dass es sich bei den Markierungen um Positionsmarkierungen der Beamten gehandelt haben soll, halte Ich daher für glaubhaft. Ebenso halte Ich die Behauptung, bei den einzelnen Punktmarkierungen habe es sich um Fundorte von Patronenhülsen gehandelt, für glaubhaft (schon aus Sicht einer Markierung für die Spurensicherung).
Einzig, dass für Herrn U. die Markierung Nr. 7 vorgesehen sein sollte, halte ich für eher unwahrscheinlich. Ein SEK wird nicht mit 11 Beamten anrücken (höchste Markierung 12, d.h. 11 Beamte, wenn eine davon Herrn U. darstellen soll); typischerweise führt man Häuserkampf (und darauf laufen solche Szenarios taktisch hinaus) nach „Buddy-Prinzp“ (immer im zweier-Team zur gegenseitigen Sicherung) oder aber in Trios. Ich bezweifle, dass SEK hier eine andere Strategie verfolgen. Weiterhin ist Position Nr. 7 zu nah an der Häuserwand und dazu exakt an der Ecke, als dass ich die Wahl einem aufgebrachten, möglw. psychotischen, mutmaßlich taktisch ungeschulten (in jedem Falle de facto suizidalen…) „Zivilisten“, der wohl nur noch affektgetrieben gewesen sein dürfte, zutrauen würde. Gleichzeitig ist die Blutlache (auch dieses Detail des Videos halte Ich zunächst für glaubhaft) an einer Position, die den Standort Nr. 7 für Hernn U. zumindest für mich unwahrscheinlich macht.
Ich mutmaße (!) daher, dass Herr. U. sich ausschließlich mit einem aus 12 Beamten bestehenden SEK konfrontiert sah, als er das Haus verließ.
Es wurde hier mehrfach thematisiert, dass mutmaßliche Zeugen ausgesagt hatten, Herr U. hätte die Waffe erst "holen" müssen. Das in Verbindung mit der Position der auf dem Video als solche erscheinenden Blutlache spricht dafür, dass das SEK sehr geduldig mit ihm war. Er war, ausweislich der Markierungen, zum Schusswechsel bereits umzingelt, mind. 2 Beamte dabei so nahe heran, dass möglw. sogar schon ein Zugriff auf seine Person lief, um ihm die Waffe zu entwinden (wie wahrscheinlich das ist, kann Ich mangels Inneneinsichten in SEK-Taktik nicht beurteilen). Die These wird gestützt davon, dass ein mutmaßlicher Zeuge (es wurde hier vor ein paar Seiten thematisiert, war es der Schwiegervater?) berichtet, Herr U. sei aufgefordert worden, die Waffe abzulegen.
Die vor ein paar Seiten diskutierten Schussfolgen 2-1-2 oder 1-2-2 (wobei die Dubletten wohl für die SEK-Beamten stehen) halte Ich angesichts dieser Überlegungen weiterhin beide für gleichermaßen möglich.