Danke @Wittenberger für die Erklärung.
Für eine bodenständige Lebensweise hätte es dagegen vermutlich gereicht, wenn der Kredit zehn Jahre lang bedient werden konnte. Damit hätte in der Gegend - am Rande eines Braunkohleloches - jede Immobilie lastenfrei sein müssen. Stattdessen deckte der Verkehrswert der Immobilie grade mal zwei Drittel der Schulden bei der finanzierenden Bank.
Bei einem bodenständigen bis 80%- Annuitätendarlehn mit einer mehr als 1%- Tilgung sollte das ja auch so sein, dass zumindest nach 10 Jahren deutlich "Land in Sicht" ist.
Dummerweise "grassierten" im struktur- und steuerarmen Osten auch bei Hinz und Kunz und hinter jeder Streuobstwiese sehr lange diese unsäglichen "Steuersparmodelle" mit 100+x% Finanzierung und mit jener fatalen Kombination aus reinem Hypothekendarlehen und kapitalbildender Lebensversicherung, vertickert von zweifelhaften "Finanzdienstleistern" im Drückerkolonnenstil. Diese Hausfinanzierungen gehen nun reihenweise nicht mehr auf und hinterlassen teilweise flächendechend Frust bzw. für manche am Ende von 10 harten Jahren noch immer riesige Schuldenberge bzw. bisweilen auch mal wörtlich: ein "Interesse an Andreas Popp"...
Stimmt zwar, aber in diesem konkreten Fall wurde nicht Lieschen Müller gelinkt, sondern ein Absolvent eines Masterstudienganges, der schon das Bachelorexamen hätte vergeigen müssen, da er offenbar nicht in der Lage war, eine schlichte Baufinanzierung nachzuvollziehen.
Außerdem hätte ihm einleuchten müssen, daß man keine Werte schafft, wenn man 200.000 aufwendet, um am Ende 90.000 auf der Wiese stehen zu haben. Eine schlichte Anfrage beim Gutachterausschuß zu den ortsgängigen Marktwerten hätte ihn irgendwas sehr deutlich unter 100 Euro gekostet.
Gerade bei massiv verschlechterter Einkommensituation geht es bei diesem Finanzierungsmodell in der Regel dann auch sehr schnell: da werden schon nach wenigen Rückständen und mit erheblichen Einbußen die LV gekündigt und der Rest aufgerechnet und eine Tilgungsaussetzung ist ja auch nicht möglich, so dass der laufende Zins auf die volle Summe weiter stehen bleibt. Wenn dann die Zwangsvollstreckung die Restschuld nun auch nicht mehr deckt, ist die private Katastrophe perfekt. Nicht nur echte Deppen hat es so schon voll "erwischt".
Na ja, die Frage stellt sich schon, wo man bei einer wahnwitzigen Finanzierung eines privaten Wohnhauses Steuern sparen kann. Solche Modelle gehen ja oft mit der schrägen Idee einher, eine Reihe von Jahren gar nichts zu tilgen und die Bank sich mit der puren Verzinsung des in voller Höhe stehen bleibenden Schuldsaldos dumm und dämlich verdienen zu lassen. Und wenn die Finanzjongleure dieser Coleur dann in Hauptversammlungen oder vor Gericht angegriffen werden, argumentieren die nicht ganz zu Unrecht, daß die Anleger satte Verluste haben wollten und vereinbarungsgemäß bedient wurden.
Damit daß Adrian die Vergänglichkeit seines Schlaraffenlandes nicht auf dem Schirm hatte, ist er in guter Gesellschaft. Aber da hätten ihn die gestandenen Ossis in der Familie einbremsen können bzw. müssen, die vielleicht nicht über das Finanzierungsmodell nachgedacht, aber für eine allseits bekannte Summe X gebürgt haben und sich fragen mußten, weshalb sie der Bank für die Kreditbedienung des angeheirateten Sprößlings garantieren sollten. Die Begründung dafür, sich den Strick um den Hals zu legen, konnte doch nur sein, daß nicht mal die Bank das Einkommen des Buben für in Stein gemeißelt hielt.
Ich vermute, daß die Schwiegerleute mit an dem Kredit gezahlt haben und irgendwann mal selbst Einkommenseinbußen hatten, so daß sie das nicht mehr konnten. Die Bild berichtete über die Ersatzfreiheitsstrafe, seit der er endgültig freidreht, erst im April 2015, läßt aber dabei mit Verweis auf den damaligen Staatsanwalt durchblicken, daß Ursachen in mehreren Instanzen verloren habe:
http://www.bild.de/regional/stuttgart/konstanz/mister-gegen-germany-40640814.bild.html Es ist also wahrscheinlich, daß zwischen Ursaches Kündigung und dem Zeitpunkt, da der Kredit notleidend wurde, noch eine beträchtliche Zeit verging.
Im Übrigen der Artikel der MZ zur Verlegung ins Haftkrankenhaus:
http://www.mz-web.de/burgenlandkreis/nach-schusswechsel-in-reuden-adrian-ursache-in-haftkrankenhaus-verlegt-24670200Demnach dürften die Verantwortlichen der Uniklinik Ursache am Montag erstmal aus der Schußlinie genommen und auf eine andere Station verlegt haben, bevor er am nächsten Tag ins Haftkrankenhaus kam.