Das Anliegen von Gauland, Höcke und anderen ist es, wieder einen positiven Nationalbezug herzustellen und eben nicht die ganze Geschichte der Nation immer auf die 12 Jahre reduziert zu sehen. Ich kann an diesem Bestreben nichts falsches erkennen. Natürlich, angemessene Erinnerung an die Geschichte und Ableitung von Verantwortung daraus. Aber bitte an die ganze Geschichte.
Ich habe es ja schon mal geschrieben und schreibe es hier noch einmal deutlich.
Es gibt in erster linie zwei Gruppen, die die deutsche Geschichte auf 12 Jahre reduzireren. Dieses sind entweder extremistische Linke und die selbsternannten "Patrioten". Ihr wollt ein positives Nationalbewusstsein herstellen? Ich teile dieses Ziel. Ohne ein gesundes Bewusstesein der Geschichte seines Volkes fördert man in meinen Augen nur den Extremismus. Ich denke, dass das Hervorheben der negativen Seiten in Deutschland den Linksextremismus fördert und dass das Auslassen der negativen Seiten den Rechtsextremismus fördert. Und Extremismus gleich welcher Couleur ist ♥♥♥. Aber strebt dieses Nationalbewusstsein nicht dadurch an, dass Ihr in dunklen Zeiten den Fokus auf einzelne Lichtblicke lenkt. Im Dritten Reich waren Polizei, Wehrmacht, SS, Wirtschaft und normale Bürger an Verbrechen beteiligt, die eigentlich jedes Vorstellungsvermögen sprengen. Und, vorweg bemerkt, ob jetzt ebenfalls in Russland, Armenien, oder Wakanda ebenfalls unvorstellbare Verbrechen stattgefunden haben, ist für diese Diskussion irrelevant.
Ja, nicht jeder Soldat der Wehrmacht war an Kriegsverbrechen beteiligt. Nicht jeder Soldat hätte sich bei Gelegenheit\auf Befehl an diesen beteiligt. Trotzdem wurde die Wehrmacht dazu benutzt Völker zu vertreiben, zu unterdrücken und der Ideologie einer Clique von menschenverachtenden Chauvinisten zu dienen. An der Organisation Wehrmacht gibt es kein gutes Haar zu lassen.
Die Schuld des Individuums muss einzelnd betrachtet werden. Und es wird keinen vernünftigen Menschen geben, der dieses bestreitet. Dass sich viele "Patrioten" vor allem mit den Argumenten der Unvernünftigen auseinandersetzen, lässt in meinen Augen deutliche Schlüsse zu, auf welchem Niveau diese sich bewegen.
Wieso wird ständig von den "Patrioten" über diese 12 Jahre geredet? Wieso werden nicht die übrigen Seiten der über 1000-jährigen Geschichte erwähnt. Ich habe noch von keinem AfD-Politiker gehört, der über den Thing als eine frühe Form der Demokratie geredet hat. Ich wüsste nicht, dass ein AfD-Politiker jemals über Otto I geredet hat, der einen sehr frühen Schritt zur Einigung Deutschlands geleistet hat. Wurde seitens der AfD jemals der Sachsenspiegel erwähnt, der unter anderem einer der ersten Schritte zu dem war, was wir heute als Rechtsstaat bezeichnen. Es gab keine Rede, die sich konkret über den Aufstieg Deutschlands zur technologischen Blüte befasste; Leibnitz, Siemens, Planck, sie spielen keine Rolle. Wieso konnte Deutschland solche Wissenschaftler hervorbringen. Damit wird sich nicht befasst.
Ihr seid diejenigen, die Deutschland auf 12 Jahre reduzieren. Weil Ihr glaubt, dass das Nationalbewusstsein ausschließlich von diesem abhängt.
Ich habe in der Schule selbst Claus von Clausewitz' Philosophie gelernt. Der Missbrauch seiner Lehre im Dritten Reich war in wenigen Sekunden abgehandelt, weil unser Lehrer uns (zu Recht) für hinreichend Intelligent befunden hat, dieses selbst zu erkennen. Wir haben daher nahezu ausschließlich die Zeit Clausevitz' betrachtet. Das wirft bei mir die Frage auf, wenn ich an einer öffentlichen Schule über einen Militärpholospohen diskutieren kann, ohne 'diese 12 Jahre' ausbreiten zu müssen. Was ist dann bei AfD'lern schief gelaufen, dass sie scheinbar nie über ein anderes Thema reden konnten.
Also in einem Satz zusammengefasst: Hör auf, diesen Unsinn von 'den 12 Jahren' zu verbreiten, geh mit gutem Beispiel voran und vertrete die übrigen 1000 Jahre. Anderenfalls lass bitte die Finger von historischen Themen.
Früher haben Politiker, die ganz sicher keine "Nazis" waren, da noch viel krassere Aussagen getroffen, die mir teilweise auch etwas weitgehen. Deshalb finde ich die ganze Aufregung um Höcke und Gauland etwas albern.
Also nur weil es früher schon gemacht wurde, ist es heute in Ordnung. Damals kann es ja nicht falsch gewesen sein.
Früher war alles besser...
Letzte Woche zum Beispiel. Da hatte ich noch UrlaubIch hab mir grade mal einen kleinen Spaß erlaubt und bei folgenden Zeilen den Namen "Höcke" eingesetzt:
"Höcke setzte sich für eine „Normalisierung“ des Geschichtsbewusstseins in Deutschland ein. Dieses viel kritisierte Engagement zielt auf eine partielle Relativierung der nationalsozialistischen Verbrechen und einer Fokusverlagerung hin zu einer positiven nationalen Identität in Deutschland. Dementsprechend klagte Höcke einen „elementaren Patriotismus“ gegenüber der seiner Ansicht nach vorherrschenden Geschichtslosigkeit und Rücksichtslosigkeit gegenüber der eigenen Nation in Deutschland ein. Sein Ziel war eine „nationale Regeneration“ gegenüber der von ihm in der Form kritisierten „Vergangenheitsbewältigung“."
(aus dem Wiki-Eintrag zu Alfred Dregger, CDU/CSU Fraktionsvorsitzender im Bundestag von 1982 bis 1991)
Dregger wurde dafür schwer kritisiert, war aber in der CDU, also darf Höcke es, ohne Kritisiert zu werden?
Was genau willst Du uns mit diesem Ausschnitt sagen?