Gleichwohl kann ich die ganzen Nazi-Bezüge nicht nachvollziehen. Gibt es irgenwo eine antisemitische Aussage von Gauland, Höcke, von Storch oder sonstigen führenden Köpfen?
Daß die "Spitzenpolitiker" eine Nähe zum Nationalsozialismus haben können, ohne sich immer gleich antisemitisch zu äußern, das kommt Dir nicht in den Sinn?
Gauland:
Man muss uns diese zwölf Jahre nicht mehr vorhalten. Sie betreffen unsere Identität heute nicht mehr. Deshalb haben wir auch das Recht, uns nicht nur unser Land, sondern auch unsere Vergangenheit zurückzuholen.
Quelle:
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-09/afd-alexander-gauland-nazi-zeit-neubewertungWas kann er denn meinen, wenn er fordert, man solle "diese zwölf Jahre" nicht mehr vorhalten? Welchen Grund kann es haben, daß er die Erinnerung an diese schreckliche Zeit und die daraus resultierende Verantwortung weg haben will?
Ich meine: nur jemand, der genau solche Zustände wieder haben ("unsere Vergangenheit zurück […] holen") will kann fordern, man dürfe sich nicht daran erinnern müssen!
Gauland:
Das sagt eine Deutsch-Türkin. Ladet sie mal ins Eichsfeld ein, und sagt ihr dann, was spezifisch deutsche Kultur ist. Danach kommt sie hier nie wieder her, und wir werden sie dann auch, Gott sei Dank, in Anatolien entsorgen können.
Quelle:
http://www.faz.net/aktuell/politik/bundestagswahl/afd-alexander-gauland-traeumt-von-entsorgung-aydan-oezoguz-15171141.htmlMenschen zu "entsorgen" kann man wohl nur verlangen, wenn man sich, wie von ihm ja auch gefordert – siehe obiges Zitat – "diese zwölf Jahre" schlicht weg- oder schönlügt. Gleiches gilt auch für Aussagen von von Storch ("Schießbefehl") und Höcke ("tausend Jahre").
Es mag sein, daß das "Spitzenpersonal" tatsächlich keine Nazis sind, wie die
Zeit meint, sondern daß die AfD eher vergleichbar ist mit Vorgängerorganisationen der NSDAP. Allein, das bedeutet nicht, daß es keine inhaltliche Nähe zu Positionen gäbe, derer sich auch die NSDAP fleißig bediente.
Auch wenn man diesen Gedanken aufgreift, so ändert sich doch nichts an der Gefährlichkeit der AfD, denn damals wie heute waren und sind diese Parteien – gleich wie "gemäßigt" (im Vergleich zur NSDAP) man ihre Führer sehen mag – ein Sammelbecken auch für die, die diese Aussagen genau so verstehen, wie sie gemeint sind; aller Schönrederei zum Trotz. Daß z.B. Höcke Gedeons Holocaustleugnung lobte, ist wohl eines der deutlichen Zeichen.
Da ich keine Journalistin bin, von der man eine ausgewogene Berichterstattung erwarten darf, kann ich es mir erlauben, ganz deutlich meine Meinung zu sagen:
Die Rhetorik der "Spitzenpolitiker" der AfD ist oftmals die der Nazis, sie agieren bewusst so und sie wissen auch ganz genau, wen sie damit erreichen. Damit sind sie für mich mit Politikern der NSDAP vergleichbar. Ob sie das zu Nazis macht, darf jede/r für sich selbst entscheiden. Für mich sind sie es!