Wahrscheinlich verstehe ich Dich wieder falsch.
Das kann man so sagen.
Bei uns im Westen gab es auch damals mehr Gesellen, als Meister.
Wir haben in diesem Forum ja auch einen Bildungsauftrag, also los:
In der späten DDR schlossen die meisten Schüler die 10. Klasse mit Prüfungen ab, in der (ich nenne das aus Abgrenzungsgründen jetzt so) BRD war das die mittlere Reife. Abiturienten lassen wir mal weg, jedenfalls wurden praktisch alle dann nach 2 oder 2,5 oder 3 Jahren Facharbeiter. Diese Ausbildung darf wohl als ganz gut gelten.
Es gab wenige, die es beim besten Willen nicht bis zur 10. Klasse schafften, die gingen nach der 8. Klasse oder noch früher ab. Diese wurden dann Teilfacharbeiter. Das war in nur wenigen Berufen möglich, beispielsweise Reinigungskräfte, Küchenhilfen.
Den Gesellen gab es in der späten DDR nicht. Und es gab keine Gesellenprüfung, logisch. Den Gesellen gab es weder im offiziellen Sprachgebrauch noch im inoffiziellen, jedenfalls hörte ich das nie.
Die nächste berufliche Qualifikationsebene war dann der Meister, das ging über die Meisterschule. Zahlenmäßig kann ich das schlecht abschätzen, vielleicht jeder 20. Facharbeiter? Also ganz grob die Richtung. Das mit den Meistern wurde in DDR-Zeit durchaus ausgeweitet, ich hörte immer wieder, dass es mehr Meister-Richtungen geben würde als in der BRD. Ich verstehe Dich nun aber so, dass es den Industriemeister auch in der BRD gegeben habe?
Zurück zu Fitzek:
Der wird wohl eine ganz normale Koch-Lehre gemacht haben. Und war dann Facharbeiter für Gastro-irgendwas. Rein altersmäßig wird es bei ihm dann schon knapp: Ob er wirklich Meister im Gastro-Bereich wurde ist unklar. Denn er hat ja zu ganz späten DDR-Zeiten auch noch als Schwimm-Aufsicht rumgeturnt. Möglicherweise hatte er auch nur irgend eine der vielen Qualifikationslehrgänge mitgemacht und das später mit warmen Worten aufgepustet.
Industriemeister zu werden, war eine durchaus angesehene Aufstiegsmöglichkeit für Industriegesellen und wurde auch deutlich besser vergütet. Aber egal - uns trennt wohl gerade nur die gemeinsame Sprache.
(Aber wenn ich mich recht erinnere, wurde mir beigebracht, sie wäre an 14. Stelle. Nur, falls es Dich interessieren sollte.)
Mir hat man damals was vom 10. Platz erzählt und stolz darauf verwiesen, dass "wir" zu den 10 größten Industrienationen der Welt gehören würden. Niemand musste da weit gehen: Drei Industriebetriebe vom Zaun aus angesehen und es war klar, dass dieser Schrott nie und nimmer in der 1. Liga spielt.