Autor Thema: Presseschnipsel - Reichsbürger  (Gelesen 8084 mal)

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Re: Presseschnipsel - Reichsbürger
« Antwort #16 am: 29. September 2023, 16:29:02 »
Kundschaft und Waffen ist nichts neues, aber gleich handeln damit?
An Rüdiger Hoffmann: Der Faschist sagt immer, da ist der Faschist  (in Anlehnung an die Signatur des geschätzten MitAgenten Schnabelgroß)

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Re: Presseschnipsel - Reichsbürger
« Antwort #17 am: 29. September 2023, 17:05:07 »
Königreichsbürger in Kanada:
Zitat
Woanders lebe die "Königin"! Kanadisches Dorf wehrt sich gegen Zuzug von Kultführerin

Sie ist 48 Jahre alt, Kultführerin – und selbsternannte Königin von Kanada. Die bekannte Verschwörungstheoretikerin Romana Didulo hat sich in einer 150-Seelen-Gemeinde häuslich eingerichtet. Den Dorfbewohnern passt das allerdings gar nicht. 

"Raus aus unserer Stadt" schreit ein am Kühlergrill eines Trucks angebrachtes Plakat in Großbuchstaben. Es ist nur eines von vielen Bildern aus dem kanadischen Örtchen Richmound, die Medien am Sonntag veröffentlichen.

Die Botschaft der Richmounder ist klar, doch ist sie tatsächlich kein Ausdruck offener Fremdenfeindlichkeit. Vielmehr richtet sich die Wut der rund 150 Einwohner des kanadischen Dörfchens im Südwesten der Provinz Saskatchewan auf eine bestimmte Person: Romana Didulo. Die meisten sehen in der 48-Jährigen die Anführerin einer absurden Sekte mit Nähe zu rechtsextremen Verschwörungsideologie QAnon. Sie selbst sieht sich freilich ganz anders: als die Königin von Kanada.

Für die Richmounder steht jedenfalls fest: Sie soll weg, die selbsternannte Majestät. Doch ist sie offenbar gekommen, um zu bleiben.

Kanadas "Königin" hält Hof in einer verlassenen Schule
Seit einer Woche residieren die bisherigen Nomaden Medienberichten zufolge mit 15 bis 25 Leuten in Richmound. In dem von einem Meer aus Feldern umgebenen Fleckchen haben sie sich offenbar ungefragt in der verlassenen Dorfschule einquartiert – sehr zum Missfallen der Anwohner. "Es ist der einzige Ort im Dorf, an dem es einen Spielplatz gibt und an dem die Kinder sicher mit ihren Fahrrädern fahren können, weit weg von der Autobahn", zitiert die BBC den Lokalreporter Thomas Fougere. Der Journalist sei mehrfach bedroht worden, seit er über die Gruppe berichte.

Wie ernst es den Richmoundern ist, zeigten sie am vergangenen Sonntag, als ein Großteil der Gemeinde mit Plakaten bewaffnet in Traktoren, Trucks und Pickups gegen den Verbleib von Didulo und ihrem Hofstaat vorgingen. Doch die ungebetenen Gäste ließen sich davon offenbar wenig stören.

Dass sich die Verschwörungstheoretiker auf diese Art vertreiben lassen, das hatten die Bewohner von Kamsack nur wenige Tage zuvor bewiesen. Hunderte waren in der rund 700 Kilometer entfernten Kleinstadt ebenfalls gegen Didulo und ihre Gruppe auf die Straße gegangen – erfolgreich. Die Polizei eskortierte die Nomaden schließlich aus der Stadt.

Ob den Richmoundern ein ähnlicher Sieg gelingt, ist fraglich. "Es ist zu einer hochspannenden Situation geworden", so Fougere. Didulo suche bereits nach Handwerkern für Bauprojekte, einige Anhänger sollen bereits via Telegram angekündigt haben, nach Richmound zu reisen. Der BBC zufolge können die Bürger selbst wenig gegen die Didulo und ihre Anhänger tun, solange sie nicht gegen das Gesetz verstoßen. Das Land, auf dem sie sich eingerichtet haben, sei im Privatbesitz, was es den Behörden schwer machen dürfte, sie umzusiedeln.

 Eine philippinische Einwanderin wird zur Kultführerin
Didulo, die als Jugendliche von den Philippinen nach Kanada kam, sorgt nicht zum ersten Mal für Schlagzeilen. Die Verschwörungstheoretikerin reist mit ihren Anhängern seit Jahren durchs Land, vornehmlich per Wohnmobil. Bis vor kurzem campierten sie abseits der Zivilisation. Das soll sich nun womöglich ändern. 

Didulo gründete mehrere Unternehmen, bevor sie 2020 ihre eigene Partei gründete, die "Canada 1st Party". Damit wiederum zog sie vor allem Vertreter der teils rechtsextremen Verschwörungsideologie QAnon an. In der Folgezeit schwang sie sich zur Anführerin ihres eigenen Personenkultes auf und behauptete Berichten zufolge, dass sie eigenhändig die kanadische Regierung gestürzt und nun Anspruch auf den Titel der Königin Kanadas habe – schließlich werde sie von einer geheimen, mächtigen US-Organisation unterstützt. Vergangenes Jahr nahm sie mit ihrer Gruppe an Protesten teil, wobei sie unter anderem versuchten, Polizisten zu verhaften – die Beamten hätten "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" begangen.

Auf der mehrsprachigen Website ihrer Gruppe "Königreich von Kanada" reklamiert sie für sich die Titel der Oberbefehlshaberin, Regierungschefin und nationalen Anführerin der Indigenen. Außerdem präsentiert sie ihre eigene Staatsflagge (ein durch ein goldenes Schwert geteiltes, weißes Ahornblatt auf violettem Grund) und ruft zu Spenden auf.

 Didulo erlässt per Telegram "königliche" Dekrete – und stürzt Anhänger ins Unglück
Auf Telegram folgen ihre Tausende. Didulo nutzt ihre Reichweite nicht nur zur Verbreitung von Verschwörungsmythen, in denen sie unter anderem behauptet, Ex-US-Präsident Donald Trump führe einen ominösen Krieg gegen eine geheime Elite von Satansanbetern. Auch rief sie angeblich dazu auf, Menschen zu erschießen, die Kindern Corona-Impfungen verabreichen. Sie selbst droht ihren Gegnern offenbar mit Hinrichtungen. "Dies ist nicht unbedingt eine Gruppe harmloser Menschen. Wir sprechen hier von einer Sekte", sagte Evan Balgord, Geschäftsführer einer NGO, die extremistische Gruppen überwacht, gegenüber der CBC.

In ihrer Funktion als "Königin" bietet sie ihren Anhängern auch andere Dienstleistungen. So will sie ihren Follower unter anderem "per Dekret" alle Rechnungen und Schulden erlassen haben. Für einige ihrer Anhänger, die Didulos vermeintliche Befugnisse allzu ernst nahmen, hatte das ernsthafte Konsequenzen. Sie verloren teils sogar ihre Häuser, erklärt Extremismus-Expertin Christine Sarteschi von der Chatham University in Pittsburgh der BBC.
https://www.stern.de/panorama/kanada--dorf-wehrt-sich-gegen-zuzug-von-selbsternannter-qanon-koenigin-33868162.html

Wikipediaartikel zur "Königin":
https://en.wikipedia.org/wiki/Romana_Didulo

Her Royal Majesty Queen Romana Didulo, Head of State and Commander-in-Chief, Head of Government, National Indigenous Chief, President and Queen of the Kingdom of Canada
hat auch eine HP:
https://www.thekingdomofcanada.ca/
Niemand sollte diskreditiert werden, weil er anderer Meinung ist. Aber wer Blödsinn erzählt, hat kein Recht darauf, ernst genommen zu werden.
 
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Offline Kontra-Bass

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Re: Presseschnipsel - Reichsbürger
« Antwort #18 am: 29. September 2023, 17:51:58 »
Königreichsbürger in Kanada:



...hehe
 
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Offline Reichsschlafschaf

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Re: Presseschnipsel - Reichsbürger
« Antwort #19 am: 29. September 2023, 19:03:12 »
Zitat
POLIZEIEINSATZ IN QUERFURT
Hausdurchsuchung: Wühlmausfalle zu Schusswaffe umgebaut - Wie gefährlich ist der Reichsbürger?

Bei einer Hausdurchsuchung in Querfurt fand die Polizei bei einem Mann eine zu einem Schussapparat umgebaute geladene Wühlmausfalle. Gegen den 73-Jährigen wird nun ermittelt - er soll der Reichsbürgerszene zuzuordnen sein.

Von Undine Freyberg
Aktualisiert: 29.09.2023, 17:26


Querfurt/MZ - Am Donnerstag haben Polizisten vom Revier Saalekreis eine Durchsuchung in einem Ortsteil von Querfurt durchgeführt. Grund war ein Beschluss des Amtsgerichtes Halle. Die Beamten durchsuchten Wohnräume und Nebengelass eines 73-jährigen Mannes wegen des Verdachtes des Verstoßes gegen das Waffengesetz.

Sichergestellt wurden eine zu einem Schussapparat umgebaute geladene Wühlmausfalle, die auch schussbereit war, verschiedene Patronen, 14 Gasflaschen und weitere Beweismittel. Das Gericht hatte die Durchsuchung angeordnet, weil der Mann gedroht hatte, Straftaten zu verüben, bei denen er unter anderem auch Gasflaschen einsetzen wollte. Die Ermittlungen gegen den 73-Jährigen wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz und Androhung von Straftaten dauern an.

Der Mann sei der Reichsbürgerszene zuzuordnen, wie eine Polizeisprecherin auf Nachfrage der MZ bestätigte. In welchem Ortsteil die Durchsuchung stattgefunden hat, wurde nicht bekanntgegeben.
https://www.mz.de/lokal/merseburg/polizeieinsatz-wuhlmausfalle-zu-schusswaffe-umgebaut-3701389



Traditionspflege.
Schon unter dem Kaiser hat man Wühlmäuse standrechtlich erschossen.
Merke: Es genügt natürlich nicht, dämlich zu sein. Es soll schon auch jeder davon wissen!

„Nur weil es Fakt ist, muß es noch lange nicht stimmen!“ (Nadine, unerkannte Philosophin)
 
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Offline Mr. Devious

Re: Presseschnipsel - Reichsbürger
« Antwort #20 am: 30. September 2023, 06:43:26 »
Haben wir für die verhinderten Lauterbach-Entführer keinen eigenen Faden? Prozessbericht von Lars Wienand:

Spoiler
Lauterbach-Entführung geplant
Polizei organisierte Putsch-Truppe Treffpunkt und Waffen

Seit Mai stehen in Koblenz "Reichsbürger" vor Gericht, die putschen und Karl Lauterbach entführen wollten. Der Prozess offenbart, wie der Staat seinen Feinden auf die Spur kommt.

Schwarzes Jackett, Jeans, schwarze Haare, drahtig, 35 Jahre alt – groß übertragen auf zwei Bildschirme im Oberlandesgericht Koblenz. Als erster Zeuge im Prozess um eine mutmaßliche Putschisten-Gruppe sitzt der Kriminalhauptkommissar im Saal. Der Mann war der Ermittlungsführer vom Landeskriminalamt gegen die mutmaßlichen Terroristen: Er und seine Leute haben die Gruppe auffliegen lassen, die ein Deutschland nach anderen Regeln schaffen und mutmaßlich dabei auch über Leichen gehen wollte. So wird es ihnen jedenfalls vorgeworfen.

Bislang hatten im Prozess nur die Angeklagten gesprochen. Jetzt spricht der Fahnder und gibt Einblick: Wie kommt der Staat seinen Feinden auf die Spur? Anhand der Aussage des Hauptkommissars lässt es sich nachvollziehen. Nicht immer ist klar, wie sicher die Erkenntnisse sind, es gilt die Unschuldsvermutung.

Die Staatsfeinde: Es geht in erster Linie um fünf Angeklagte, die auch als Gruppe "Vereinte Patrioten" bekannt wurden. Im April 2022 wurden die vier Männer – Sven Birkmann, Thomas O., Michael H. und Thomas K. – nach einer Waffenübergabe festgenommen, Monate später auch die einzige Frau der Gruppe, die 75-jährige Pfarrerin Elisabeth R. mit Verbindungen in die europäische Holocaustleugner-Szene. Seit Mai 2023 läuft der Prozess gegen das sehr unterschiedliche Quintett. Einer, der frühere NVA-Soldat Birkmann, hat im Vorfeld umfangreich ausgepackt über die Pläne und deren Stand, die Pfarrerin will von Gewalt als Teil der Pläne nichts gewusst haben. Ziel war, Karl Lauterbach zu entführen, ein neues Parlament einzusetzen und mit einem Blackout die Bevölkerung von Informationen abzuschneiden.

Die Zutaten: Um der Gruppe auf die Schliche zu kommen, nutzte die Polizei diverse Mittel: drei Scheinidentitäten von verdeckten Ermittlern, also Polizeibeamte mit einer Legende, dazu viel Technik. Zum Einsatz kamen Telekommunikationsüberwachung, Verkehrsdatenabfrage, IMSI-Catcher, die ein Mobilfunknetz simulieren, um Handys identifizieren zu können, Innenraumüberwachung von Kraftfahrzeugen, Beschlagnahme und Auswertung von Post, Observationen sowie eine fest installierte Überwachungskamera bei der Pfarrerin. Ein verdeckter Ermittler stellte auch Waffen in Aussicht und besorgte diese. Nach der Übergabe erfolgte der Zugriff.

Die Vorgeschichte: Der erste Hinweis kam vom rheinland-pfälzischen Verfassungsschutz. Schon im Frühjahr 2021 war die Aufregung in der Öffentlichkeit groß, als sich bei Telegram eine Gruppe namens "Veteranen-Pool" gründete, scheinbar eine Zusammenkunft von Reservisten der Bundeswehr. Das Verteidigungsministerium ging öffentlich auf Distanz zu den vorgeblichen Soldaten und ehemaligen Soldaten, die sich bei Corona-Demos schützend zwischen "Volk" und Polizei stellen wollten. Es entstanden weitere Veteranengruppen, in denen sich Menschen zunehmend radikalisierten. In einer Gruppe "Tag X Deutschland" fiel ein Account besonders auf: @ThomundAnni, auf dem von konkreten Anschlägen oder deren Planung geschrieben wurde.

In seinen Gruppen waren nicht nur Gleichgesinnte, sondern auch ein antifaschistisches Recherchekollektiv, Journalisten – und Behördenmitarbeiter. Über den Account gab es Erkenntnisse: Der Mann heißt mit richtigem Namen Thomas O., er lebt in Rheinland-Pfalz, besitzt eine 70-seitige Bauanleitung für Bomben, suchte nach einem Chemiker und wollte das Stromnetz angreifen. O. hat viele Verbindungen und ist Netzwerker, er hatte sich Monate zuvor schon damit gerühmt, "Corona-Rebellen" aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und den Bundesverband zusammengebracht zu haben. Der Verfassungsschutz schlug bei der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz im Oktober 2021 Alarm.

Der Auftakt: Die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz leitete ein Ermittlungsverfahren ein und beauftragte das LKA mit dem Fall. Mehrere Beschlüsse des Amtsgerichts Koblenz machten es zunächst möglich, Thomas O. genauer unter die Lupe zu nehmen. Er wurde observiert, sein Telefon abgehört, darüber lief aber wenig. Also setzten die Spezialisten den sogenannten IMSI-Catcher ein – ein digitales Tool, das herausfindet, ob es im Haushalt weitere Handys gibt. Abfragen bei Onlinehändlern, Zahlungsdienstleistern und Banken sollten zeigen, ob er schon eingekauft hatte für einen gewaltsamen Umsturz – hatte er nicht. Aber O. sprach von Metallverbindungen, die für Sprengkapseln genutzt werden könnten. Die Rückfrage im Fachdezernat für Chemie des LKA ergab, dass O. keinen Unsinn erzählte. Die Chemie-Experten bestätigten auch bei anderen Plänen zu Sprengmitteln, dass sie funktionieren könnten.

Die Tuchfühlung: Auf der Suche nach Mitstreitern für seine Pläne tauschte sich O. auf Telegram mit einem Account aus, den er lose kannte, der aber von einem verdeckten Ermittler übernommen worden war – VE1. VE1 führte VE2 an O. heran, er empfahl dem Möchtegernumstürzler also einen vermeintlich vertrauenswürdigen Mitstreiter. Bei einem ersten Treffen mit VE2 erzählte O. vom Plan, zahlreiche Umspannwerke zu zerstören. VE2 sollte bei einigen folgenden Treffen dabei sein und mit den Mitverantwortlichen des "militärischen Arms" der Gruppe immer wieder Kontakt haben, er wurde aber auch zu deren Helfer.

Die Ausweitung: VE2 genoss bei O. bald so viel Vertrauen, dass er eine weitere Person einführen konnte. Das ist nicht weiter verwunderlich, O. brauchte Mitstreiter und beauftragte auch sein Umfeld, vertrauenswürdige Helfer zu finden. Doch hinter der neuen Person steckte wieder eine Legende, als VE3 trat der Undercover-Polizist auf, der auch mit der Identität von VE1 operierte.

VE3 wurde von O. eingebunden, um ein kleineres Treffen an einer Grillhütte am 11. Dezember 2021 bei Koblenz zu organisieren. Hier konkretisierten sich die Pläne und erschienen als bedrohlich: Auch der Bahnbeschäftigte für Oberleitungsbau, Thomas K. aus Bayern, war dabei, der auf seiner Arbeitsstätte Waffen aufbohrte und bei dem später etliche illegale, scharfe Waffen gefunden wurden. Er soll hier angeboten haben, Thermit zu besorgen.

Bedenken gegen einen großen Blackout habe O. fortgewischt, meldete der verdeckte Ermittler seinen Kollegen. O. habe gesagt, man müsse "Kollateralschäden zwingend in Kauf zu nehmen" und könne "nicht jedes Leben retten". O. wollte schnelles Handeln, bei einem Übungsplatz in der Nähe des Wohnorts von Sven Birkmann, dem Ex-NVA-Mann, könne der Umgang mit Sprengsätzen geübt werden.

Birkmann brachte sich von nun an ein und wurde ab Anfang Januar auch überwacht. VE2 meldete, O. sehe sich als eine Art Oberst und Birkmann als eine Art General. Die Aussage habe der Ermittler O. in den Mund gelegt, sagt Birkmann im Prozess. Die Verteidiger kommen häufiger mit solchen Fragen: Wie treibend waren die Initiativen der Undercover-Polizisten für die Gruppe?

Die Treffen: Die Polizei war immer dabei, wenn sich mehrere der Verschwörer trafen – aber unterschiedlich dicht dran: Am ersten großen Treffen in einer verlassenen Klinik in Nordhessen am 18. Dezember nahm zwar keiner der verdeckten Ermittler teil, die Polizei hörte nicht, was gesprochen wurde, aber ein Observationsteam hat fotografiert. Den Polizisten entging jedoch auf dem abgelegenen und weitläufigen Gelände, dass auch die Theologin Elisabeth R. teilnahm, die eine enge Vertraute eines "Reichspräsidenten" ist. Erst später erfuhren die Ermittler: Sie und der Alleinunterhalter Michael H. haben dort Pläne für ein neues Parlament vorgestellt nach dem Vorbild von 1871, erklärt, dass es dafür Männer mit nachgewiesenen deutschen Wurzeln bis 1913 brauche. Birkmann sollte den Schutz der ersten Versammlung des neuen Parlaments organisieren.
Verlassene Klinik: Hier in einem früheren Sanatorium für Krebspatienten im Urbachtal nahe Kassel trafen sich die Verschwörer im Dezember 2021 zum ersten Mal.

Das Umfeld: Die Ermittler bekamen mit, dass sich Thomas O. kurz nach Weihnachten 2021 mit dem Leiter der "Corona-Rebellen Rheinland-Pfalz" an der Autobahnraststätte Nahetal traf. Der "Corona-Rebell" sprach von ähnlichen Plänen wie O.: Man stehe in Verbindung mit "Anonymous"-Hackern, man wolle digital angreifen, und das schon im Januar. Die Zeit dränge, notieren die Ermittler seine Ansicht. Impfpflicht werde bald vom Militär umgesetzt. Thomas O. erklärte, er sei gegen eine Einzelaktion, es brauche den großen Paukenschlag. Wenn alles gelinge, sei ganz Deutschland betroffen, vielleicht auch Frankreich. Er behauptete, über eine vierstellige Anzahl an Helfern zu verfügen – eine kühne Behauptung. Ab da wurde auch der "Corona-Rebell" abgehört.

Die Ermittler observierten, als sich Birkmann mit dem früheren AfD-Politiker Christian W. aus dem sächsischen Olbernhau und dem Survival-Trainer Peter Wörner, einem ehemaligen Elitesoldaten, traf. Die Ermittler stellten im Nachgang nur noch "einzelne Kontakte" fest. Eine angedachte Zusammenarbeit kam nicht zustande – Christian W. und Wörner planten in anderer Besetzung. Sie wurden am 7. Dezember 2022 festgenommen, als bei der größten Razzia in der Geschichte der Bundesrepublik die Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß hochgenommen wird.

Die Ermittler bekamen unterdessen mit, dass O. nach einem Treffen am Rhein-Neckar-Kreis berichtete, die "Weinheimer Gruppe" mit 120 Mann warte nur auf einen Einsatzbefehl.

Die Waffen: Immer wieder wurde in den Gesprächen deutlich, dass die Gruppe noch Waffen suchte. Ein Neonazi aus Bayern, den anderen bekannt als "Landser", stellte O. bei einem Treffen im Februar 2022 in Aussicht, er könne aus Ex-Jugoslawien "10 Tonnen Bohnen mit Löffeln" besorgen, eine Umschreibung für Handgranaten. "Landser" wurde fortan auch überwacht. Als O. vorschlug, statt Umspannwerken Masten an sieben Haupttrassen zu zerstören und dafür Handgranaten zu nutzen, brachte sich VE2 ins Gespräch. Er habe VE3 mal eine Waffe besorgt und gesehen, dass sein Kontakt auch Handgranaten habe. Bei dem Polizisten mit falscher Identität gingen dauafhin Bestellwünsche ein: Kontaktminen, Sprengschnüre, Kurz- und Langwaffen, Bazookas. Es gehe um 16 "Spielplätze", 12 Sprengorte im Westen und vier im Osten.

Die Finanzen: Tatsächlich war es um die Mittel nicht so gut bestellt. Ins Spiel kam "Money Coach" David W., ein Bekannter des angeklagten Alleinunterhalters Michael H. Der Mann zierte schon die Titelseite der Investment-Zeitschrift "Sachwert Magazin", und er sicherte Mittel zu. Eine erste per SMS mit Birkmann besprochene Übergabe eines "Päckchens" am 7. März platzte, aber die Polizei ermittelte gegen den Finanzberater da bereits wegen Terrorfinanzierung. Bis heute wird er gesucht, nachdem er sich am 10. April 2022 nach Dubai abgesetzt hatte. Am Tag vor der Ausreise brachte er zu einem Treffen bei Birkmann Goldplättchen und Silbermünzen für den Kauf von Waffen im Wert von 10.500 Euro mit. Birkmann gab das Edelmetall mit einer weiteren Münze Thomas O., der händigte es am 12. April dem heimlichen Polizisten VE2 für Waffen aus.

Der Showdown: Während O. erklärte, man habe 55.000 bis 60.000 Euro zur Verfügung, blieb er nach der Anzahlung bei VE2 den Rest schuldig und bat um Aufschub. Vereinbart wurde, dass er für die Teilzahlung schon eine Teillieferung bekomme: vier Kurz-, zwei Langwaffen. Diese Waffen, zwei Kalaschnikows und vier Pistolen, sollten in einer Holzkiste in einem Auto liegen, das VE3 am 13. April zum vereinbarten Treffpunkt auf einem Globus-Parkplatz in Neustadt an der Weinstraße brachte. O. habe nicht mal in die Kiste geschaut, sondern das Auto übernommen. Unmittelbar danach schlug das wartende SEK zu und nahm den überrumpelten Rädelsführer fest. 20 Objekte in neun Bundesländern wurden anschließend durchsucht.

Die weiteren Ermittlungen: Bei den Durchsuchungen wurden neben einer SS-Uniform, Waffen und Munition Leitfäden zum Verhalten am Tag X gefunden, dazu wurden Urkunden, Schreiben, Datenträger und Smartphones beschlagnahmt. Auswertungen dieser Daten werden im jetzt laufenden Prozess immer noch nachgereicht. Die Ermittler sahen Tage nach den Festnahmen bereits "zureichende Anhaltspunkte", dass die Beschuldigten eine terroristische Vereinigung gegründet oder sich als Mitglieder betätigt haben könnten. Deshalb zog am 26. April 2022 die Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe den Fall von den rheinland-pfälzischen Behörden an sich.

Die Befragungen liefen weiter, einer packte früh aus: Sven Birkmann. Bereits im Mai 2022 meldete er sich über seinen Anwalt. Nachdem er Akteneinsicht hatte, packte er im Juli 2022 aus: Es ist Bestätigung für vieles, was die Ermittlungen bereits ergeben hatten, und für manches, was sie erst später zeigten.

"Hilfreich" war das, sagt der Ermittlungsführer im Zeugenstand. Über manches könne er aber noch nicht reden: Es habe durch die Aussagen zu verschiedenen Personen neue Erkenntnisse gegeben. "Aber da kann ich derzeit noch keine Angaben machen wegen weiterer Ermittlungsverfahren."
[close]

https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/kriminalitaet/id_100250676/plaene-fuer-lauterbach-entfuehrung-so-spionierte-der-staat-die-putsch-truppe-aus.html

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Re: Presseschnipsel - Reichsbürger
« Antwort #22 am: 30. September 2023, 10:06:46 »
Haben wir doch: https://forumzwo.sonnenstaatland.com/index.php?topic=7842.msg449271#new

Nope, das die Gruppe um Reus und Eder, es gab eine zweite um eine studierte Theologin; die wird im QuerdeppenFaden behandelt, meine ich
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Re: Presseschnipsel - Reichsbürger
« Antwort #23 am: 30. September 2023, 14:56:18 »
Sorry, stimmt. Asche auf mein Haupt. Aber nicht zu viel bitte!
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Re: Presseschnipsel - Reichsbürger
« Antwort #25 am: 1. Oktober 2023, 08:38:09 »
Ein bisschen was zum Rechtsruck und die wirtschaftlichen Zusammenhänge.

Vorwärts, dem Abgrund entgegen!

Wirtschaftliche Krisen begünstigen politische Radikalisierung. Das ist bekannt, das hatten wir in Deutschland schon mal, nur dass die heutigen Verhältnisse der reine Luxus sind im Vergleich zu denen damals. In den Abgrund jedenfalls ging es damals schon.
 
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Offline Schrohm Napoleon

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Re: Presseschnipsel - Reichsbürger
« Antwort #26 am: 3. Oktober 2023, 19:51:45 »
Zitat
Seit der vergangenen Woche machen sich kremlkritische und proukrainische Kanäle lustig darüber, was in dem neuen Geschichtsbuch für Elftklässler an russischen Gymnasien auf Seite 77 steht: "Im Oktober 1990 fand der Anschluss der Bundesrepublik an die Deutsche Demokratische Republik statt." Ein Anschluss der Bundesrepublik an die DDR?


https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/id_100252838/russland-deutsche-wiedervereinigung-ist-illegal-putins-propaganda.html
"Die förmlich-respektvolle Höflichkeit schafft den nötigen Raum für inhaltliche Verachtung."
-Chan-jo Jun, Philosoph (und Rechtsanwalt)
 
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Offline Reichsschlafschaf

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Re: Presseschnipsel - Reichsbürger
« Antwort #27 am: 4. Oktober 2023, 09:14:17 »
Zitat
Justiz: Bedrohungen durch "Reichsbürger" auf Höchststand

dpa 04.10.2023, 06:56

ERFURT.  Manche Menschen glauben oder geben vor zu glauben, die Bundesrepublik Deutschland existiere nicht. Die sogenannten Reichsbürger bedrohen immer wieder Staatsdiener.

Beschäftigte der Thüringer Justiz sind im vergangenen Jahr so häufig wie noch nie in der jüngeren Vergangenheit von sogenannten Reichsbürgern bedroht worden. Das Thüringer Justizministerium habe im vergangenen Jahr etwa 230 Fälle verzeichnet, in denen Mitarbeiter mündlich oder schriftlich während ihres Dienstes bedroht worden seien, sagte ein Sprecher des Ministeriums auf Anfrage in Erfurt. "Dies ist ein neuer Höchststand."

Als "Reichsbürger" werden Menschen bezeichnet, die die Existenz der Bundesrepublik Deutschland leugnen. Nach den jüngsten Daten des Verfassungsschutzes gibt es etwa 1000 "Reichsbürger" in Thüringen.

Reichsbürger fordern Geld mit "Malta-Masche"
Dem Ministerium seien für 2022 inzwischen fast 300 Fälle bekannt, in denen "Reichsbürger" finanzielle Forderungen an die öffentliche Verwaltung gestellt hätten, sagte der Sprecher. Für das laufende Jahr liegen den Angaben nach bislang keine Daten vor, weil sie nur einmal jährlich erhoben würden.
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Die sogenannte Malta-Masche, die nicht mehr beobachtet worden sei, war noch vor einigen Jahren eine unter Mitarbeitern des öffentlichen Dienstes einigermaßen gefürchtete Art, wie "Reichsbürger" versuchten, Druck auf sie auszuüben. Dabei ließen "Reichsbürger" eine fiktive Forderung an beispielsweise Gerichtsvollzieher oder Polizisten in einem amerikanischen Schuldnerverzeichnis eintragen. Diese Forderung versuchten sie dann über Inkasso-Unternehmen aus Malta in Deutschland durchzusetzen. Nicht selten ging es dabei um Forderungen in Höhe von mehreren Millionen Euro.

Im Jahr 2017 hatte das Thüringer Innenministerium auf die Anfrage des CDU-Landtagsabgeordneten Raymond Walk beispielsweise geantwortet, damals hätten gegen 16 Bedienstete der Landes-Polizei Geldforderungen von "Reichsbürgern" vorgelegen, die sich jeweils auf Summen zwischen 228,50 Euro und zehn Millionen Euro beliefen.

Aus dem Innenministerium hieß es nun, derzeit spiele die "Malta-Masche" in der Praxis keine Rolle mehr. Nachdem es Einigungen zwischen der Bundesrepublik und Malta gegeben hatte, die Eintreibung solcher Forderungen über maltesische Inkassounternehmen nicht mehr zuzulassen, "wurde dieser Masche der Nährboden entzogen", wie ein Sprecher des Innenministeriums sagte.

Milieu ist ausgesprochen vielschichtig
Nach Angaben aus Justizkreisen kommen die derzeitigen Forderungen von Reichsbürgern an Beschäftigte des Staates in der Regel als "Rechnungen" daher, in der die Empfänger aufgefordert werden, eine bestimmte Summe in Euro oder Reichsmark zu bezahlen. Diese Forderungen begründen "Reichsbürger" zum Beispiel damit, dass ihnen ein Aufwand entstanden sei, weil bei ihnen etwa ein Gerichtsvollzieher angeblich unberechtigterweise eine offene Schuld habe eintreiben wollen.

Das "Reichsbürger"-Milieu ist nach Angaben von Fachleuten ausgesprochen vielschichtig: Es gebe mehrere Menschen, die sich als Führer innerhalb der Szene sähen und Anhänger um sich scharten. Sie alle eint unter anderem die Ablehnung der demokratischen Ordnung in Deutschland und der Glaube daran, die Bundesrepublik sei "besetzt".
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https://www.otz.de/leben/land-und-leute/justiz-bedrohungen-durch-reichsbuerger-auf-hoechststand-id239724075.html


Woran könnte dieser Höchststand liegen?   :think:

Doch auf gar keinen Fall an dem locken und verständnisvollen Umgang in Thüringen mit Exemplaren unserer Kundschaft?
Merke: Es genügt natürlich nicht, dämlich zu sein. Es soll schon auch jeder davon wissen!

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Offline kairo

Re: Presseschnipsel - Reichsbürger
« Antwort #28 am: 4. Oktober 2023, 12:27:17 »
Zitat
"Im Oktober 1990 fand der Anschluss der Bundesrepublik an die Deutsche Demokratische Republik statt." Ein Anschluss der Bundesrepublik an die DDR?

Na klar, kannst du dich denn gar nicht mehr an Bundeskanzler Honecker erinnern? Komisch nur, dass für kurze Zeit Bonn die Hauptstadt des vereinten Deutschland war.
 
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Re: Presseschnipsel - Reichsbürger
« Antwort #29 am: 4. Oktober 2023, 13:30:51 »
Neues aus Ravensburg:

Reichsbürger-Fall an Waldorfschule nicht ausreichend aufgearbeitet

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Der Landesverband der Waldorfschulen droht den Ravensburgern mit einem Ausschluss. Das liegt an einem Positionspapier zu den Werten, die an der Schule gelebt werden.

Nachdem ein Lehrer an der Ravensburger Waldorfschule als bekennender Reichsbürger aufgeflogen war, kommt die Schulgemeinschaft jetzt bei der Arbeit an einem neuen Wertekompass unter Druck.

Denn der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Waldorfschulen in Baden-Württemberg (LAG) will bald Ergebnisse sehen: Sollte das Positionspapier zu den an der Schule gelebten Werten nicht bis Ende Oktober von allen Mitgliedern der Schulgemeinschaft unterschrieben sein, droht der Rauswurf aus dem Landesverband. So zumindest schildert es die Ravensburger Schule in ihrem internen Mitteilungsblatt. Über diese Schärfe im Umgang sei man überrascht.

Schule hatte auf Abschluss der Aufarbeitung gehofft
An der Schule hatte man gehofft, den Reichsbürger-Fall ausreichend aufgearbeitet zu haben und nach den Sommerferien einen Neustart hinlegen zu können, wie Vorstandsmitglied Celina Liszka noch im Juni sagte. Zu aktuellen Entwicklung will Liszka auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“ mit Verweis auf den laufenden Prozess keine Fragen beantworten.

Von dem Gartenbaulehrer, der sich der Reichsbürgerszene zuordnete, hat sich die Schule nach Bekanntwerden der Vorwürfe im April getrennt. Der Lehrer soll einen Reichsbürgerausweis in der Schule dabei gehabt haben und hat sich nach Angaben des Schulvorstandes tendenziös und suggestiv in Zusammenhang mit dieser Ideologie gegenüber Schülern geäußert. Reichsbürger lehnen die Existenz oder Legitimität der Bundesrepublik Deutschland sowie deren Rechtsordnung ab. Eltern hatten den Fall über das Nachrichtenportal „Zeit-Online“ öffentlich gemacht.

Begleiter kritisiert uneinheitliche Haltung zur Aufarbeitung
Für den Aufarbeitungsprozess hat sich die Schule die Hilfe des Vereins „Bildung gegen Rechts“ geholt. Diese Aufgabe hat dort Albrecht Hüttig übernommen, der nun offenbar in einem Bericht über die Aufarbeitungsbemühungen in Ravensburg geschrieben hat, dass diese nicht ausreichend waren. So steht es im internen Mitteilungsblatt der Schule, dem „Gelben Boten“. Der Bericht von Hüttig verweist demnach „auf eine noch immer uneinheitliche Haltung der Beteiligten hinsichtlich der Aufarbeitung mehr als deutlich hin“.

Das Kollegium habe ein Positionspapier zur Wertegemeinschaft erstellt. „Allerdings wurde der Entwurf als nicht scharf genug abgelehnt und eine Erweiterung auf die gesamte Genossenschaft verlangt“, heißt es im Schulmitteilungsblatt weiter. Die Schule wird von einer Genossenschaft getragen.

Verband aus Stuttgart droht offenbar mit Rauswurf
Der Landesverband der Waldorfschulen LAG habe nun verlangt, dass das Papier überarbeitet und von allen Mitgliedern der Schulgemeinschaft, Lehrerkollegium sowie Eltern unterzeichnet werden muss ‐ und zwar bis zum Beginn der Herbstferien. „Es wird damit gedroht, bei Weigerung und Nichtunterzeichnung die Schule aus der Landesarbeitsgemeinschaft auszuschließen“, steht im „Gelben Boten“.

Weiter heißt es: „Wir sind tief betroffen, dass die Landesarbeitsgemeinschaft zu solch drastischen Mitteln greift.“ Die Schule habe durchaus vorgehabt, Aufarbeitungsprozesse weiterzuführen und am Leitbild zu arbeiten. Man suche das Gespräch mit der LAG. Denn Ziel der Schule sei es, in der nächsten Generalversammlung, die voraussichtlich Anfang März 2024 stattfindet, ein neues Leitbild „als Leitstern unserer Wertegemeinschaft“ per Abstimmung in Kraft zu setzen.

Landesverband will sich der gemeinsamen Werte versichern
Sollte es zum Ausschluss der Schule kommen, wäre das ein einmaliger Vorgang. „Bezogen auf die politische Ausrichtung oder die politische Haltung einzelner Akteure an einer unserer Mitgliedsschulen hat es noch keinen Ausschluss einer Schule gegeben“, sagt Birke Bähr aus dem Team der LAG-Geschäftsführung auf SZ-Anfrage. Welche Folgen ein Ausschluss für eine Schule hätte, lässt sie unbeantwortet.
Sie bestätigt, dass der Verband die Fortführung der begonnenen Aufarbeitung in Ravensburg gefordert hat. Wegen der Geschehnisse in Ravensburg wolle man sich der gemeinsam getragenen Werte auf diese Weise vergewissern. Wichtig sei, dass „die gemeinsame Positionierung gegen jede Form der Diskriminierung und gegen rechtsstaatlichkeitsfeindliches Verhalten ausformuliert und unterschrieben ist“, sagt Bähr.

Noch kein Termin für weitere Zusammenarbeit mit Verein
Der Vorstand des Vereins „Bildung gegen Rechts“ will vor Abschluss des gesamten Aufarbeitungsprozesses weiterhin keine Fragen beantworten. Albrecht Hüttig teilte am 28. September auf Anfrage der SZ lediglich mit, dass die Schule bisher kein Datum mit dem Verein vereinbart habe, um die Aufarbeitung mit seiner Unterstützung weiterzutreiben.
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https://www.schwaebische.de/t-1940345

Es würde mich interessieren, wie eine Schulform, deren esoterischer Unterbau auf teilweise rassistische und antisemitische Ideen Steiners beruht, "jede Form der Diskriminerung" ausschließen will.

Kennt jemand den Verein https://www.bildung-gegen-rechts.de? Das könnte ein ernstzunehmender Laden sein, ebenso ist aber auch eine Alibiorganisation der Waldis denkbar...
 
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