Hier noch einmal das komplette Scheitern von Avocadolf.
Die beiden veröffentlichten Bilanzen im Vergleich. Jahresabschluss für 2016 ist noch nicht veröffentlicht, scheint aber zu existieren, da es in der 2017er Bilanz Vergleichszahlen aus 2016 gibt:
Aktiva
| 31.12.2018 | | 31.12.2017 | | 31.12.2016 |
A. Anlagevermögen | 76.159,00 | | 83.807,00 | | 6.085,00 |
I. Immaterielle Vermögensgegenstände | 6.125,00 | | 11.025,00 | | 0,00 |
II. Sachanlagen | 70.034,00 | | 72.782,00 | | 6.085,00 |
B. Umlaufvermögen | 304.786,90 | | 138.377,05 | | 77.250,86 |
I. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände | 293.016,93 | | 116.149,54 | | 29.370,78 |
1. eingeforderte noch ausstehende Kapitaleinlagen | 12.500,00 | | 12.500,00 | | 12.500,00 |
II. Kassenbestand, Bundesbankguthaben, Guthaben bei Kreditinstituten und Schecks | 11.769,97 | | 22.227,51 | | 47.880,08 |
C. nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag | 104.575,03 | | 0,00 | | 0,00 |
Bilanzsumme, Summe Aktiva | 485.520,93 | | 222.184,05 | | 83.335,86 |
Passiva
| 31.12.2018 | | 31.12.2017 | | 31.12.2016 |
A. Eigenkapital | 0,00 | | 34.014,72 | | 31.361,60 |
I. gezeichnetes Kapital | 25.000,00 | | 25.000,00 | | 25.000,00 |
II. Gewinnvortrag | 9.014,72 | | 6.361,60 | | 0,00 |
III. Jahresüberschuss | 0,00 | | 2.653,12 | | 6.361,60 |
III. Jahresfehlbetrag | 138.589,75 | | 0,00 | | 0,00 |
IV. nicht gedeckter Fehlbetrag | 104.575,03 | | 0,00 | | 0,00 |
B. Rückstellungen | 24.838,16 | | 21.080,48 | | 5.423,73 |
C. Verbindlichkeiten | 460.682,77 | | 167.088,85 | | 46.550,53 |
davon mit Restlaufzeit bis 1 Jahr | 404.812,12 | | 86.982,37 | | 46.550,53 |
davon mit einer Restlaufzeit von mehr als einem Jahr | 55.870,65 | | 80.106,48 | | 0,00 |
Bilanzsumme, Summe Passiva | 485.520,93 | | 222.184,05 | | 83.335,86 |
Was auffält:
1. Die Jahresabschlüsse für 2017 und 2018 wurden am 9. September
2020 festgestellt. Es wurde also nicht nur vergessen, die Bilanzen beim Elektronischen Handelsregister einzureichen, die wurden erst gemacht nachdem der Bußgeldbescheid des Bundesamtes für Justiz angeflattert kam.
2. Das erste Geschäftsjahr lief ganz vernünftig, wurde sogar mit kleinem Gewinn abgeschlossen. Das schafft nicht jeder, im Jahr der Gründung gleich einen Gewinn zu produzieren.
3. Die Schulden halten sich im ersten Jahr in Grenzen. Die kurzfristigen Verbindlichkeiten sind geringer als der Kassenbestand. Sehr gut.
4. Das Sachanlagevermögen im Jahr 2016 war sehr niedrig. Das kann fast nur Büroausstattung gewesen sein. Im Jahr 2017 wurde dann das Anlagevermögen um fast 78 TEUR gesteigert. Hat da wer den Porsche auf Unternehmenskosten gekauft? Allerdings ist die Abschreibung von 2017 nach 2018 geringer als für ein KfZ zu erwarten. Kann natürlich noch zusätzliches Anlagevermögen angeschafft worden sein.
Die immateriellen Vermögensgegenstände wurden dagegen um fast 50 % abgeschrieben (oder veräußert).
Zusammen mit der Investition ins Anlagevermögen entstand eine langfristige Verbindlichkeit in etwa gleichen Höhe. Da wurde also etwas auf Kredit gekauft.
5. Im Umlaufvermögen sind keine Vorräte ausgewiesen, Attila läßt also direkt vom Lieferanten an seine Kunden verschicken (drop shipping).
6. Attilas Kunden scheinen auch nicht gut bei Kasse zu sein. Die Außenstände verzigfachen sich jedes Jahr, während die Kassenbestände schrumpfen.
7. Im zweiten Jahr liefen die Geschäfte nicht mehr ganz so gut wie im ersten Jahr. Der Gewinn hat sich mehr als halbiert. Im Jahr 2018 gab es dann massive Verluste.
8. Im zweiten Jahr ist der Schuldenstand schon nicht mehr ausgeglichen. Die kurzfristigen Verbindlichkeiten übersteigen den Kassenbestand, sind aber durch die Forderungen mehr als ausgeglichen. Allerdings übersteigen die Verbindlichkeiten die Forderungen inzwischen deutlich.
9. Im dritten Geschäftsjahr dann die große Katastrophe. Die Verbindlichkeiten mit kurzer Laufzeit haben sich mehr als verdoppelt, während die Verbindlichkeiten mit Laufzeit von mehr als einem Jahr um etwa 14 TEUR gesunken sind.
Geschäftsmann scheint unser Spargel-Samurai nicht zu sein. Es macht überhaupt keinen Sinn die langfristigen Kredite auf kurzfristige umzuschulden. Auch gibt es kaum bilanziellen Gegenwert für die knapp 318 TEUR zusätzliche kurzfristige Verbindlichkeiten. Die Forderungen sind nur um knapp 177 TEUR gestiegen. Bleiben 141 TEUR, die sich als Zuwachs der Verbindlichkeiten, nicht aber als Zuwachs der Aktivseite der Bilanz bemerkbar machen.
10. Es bleibt unklar, warum und wofür im Jahr 2018 so viel Geld ausgegeben wurde. Es handelt sich dabei um gewinnwirksame Ausgaben, die aber bilanziell nur auf der Passivseite zu Buche schlagen. Das können außerordentliche Abschreibungen auf im gleichen Jahr angeschafte Vermögensgegenstände sein. Oder Aufwendungen für Personal bzw Dienstleistungen. Zum Beispiel könnte er sich ein exorbitantes Gehalt als Geschäftsführer gezahlt haben.
Erklärt aber noch nicht, waum die Kreditneuaufnahme deutlich höher ist als der Verlust.
Entweder ist Attila ein verdammt schlechter Geschäftsmann oder irgendwas riecht da fischig.