Was direkt ein Widerspruch zu dem ist was in MayLabs-Video behauptet wird. Sie meinte nämlich, dass das nicht geht
Ich versuche es mal.
@Neubuerger kann mich korrigieren, wenn ich mit meinem 25 Jahre alten Biochemie-Wissen daneben liege.
Unsere Erbinformation liegt in der DNA vor. Wenn sich eine Zelle teilt, dann wird eine Kopie der RNA erzeugt. Das Enzym dafür nennt sich DNA-Polymerase. Wenn aus einem Gen ein Protein produziert werden soll, dann wird aus dem entsprechenden DNA-Abschnitt zunächst eine Kopie in RNA erzeugt, das Enzym heißt RNA-Polymerase. Aus der RNA-Kopie erzeugen Ribosomen dann das Protein. Damit nicht zu viele Kopien hergestellt werden gibt es Enzyme, die RNA zerknabbern, die RNasen.
Viren nutzen diesen Mechanismus für die Verbreitung ihrer eigenen Erbinformation und Produktion ihrer viralen Proteine (zB Virushülle). Viren können ihre Erbinformation entweder als DNA oder RNA enthalten. Bei RNA-Viren geht die Produktion viraler Proteine besonders schnell und energieeffizient, allerdings ist die RNA auch dem Angriff der RNasen ausgesetzt. Daher haben Viren einen Trick entwickelt, sich davor zu schützen. Eines ihrer viralen Proteine ist eine Reverse Transkriptase. Diese macht aus der RNA des Virusgenoms DNA und baut diese in die Wirtszelle ein. Die Virusgene sind so vor dem Angriff der RNA geschützt und können sich lange in der Zelle einnisten. Bekanntestes Beispiel eines Virus mit Reverser Transkriptase ist HIV.
Die reverse Transkriptase wird auch beim RT-PCR Verfahren benötigt, welches für den SARS-CoV-2 Nachweis benutzt wird.
SARS-CoV-2 selbst enthält keine Reverse Transkriptase, das Genom kann also nicht in die Wirtszelle eingebaut werden. Man hat aber festgestellt, dass bei einigen Patienten auch nach Abklingen der Symptome der PCR-Test noch immer positiv ist, es also noch virale Gene in der Zelle gibt. Die Gene von SARS-CoV-2 sind also in die Zelle eingebaut worden.
Das hat bis hierher noch nichts mit der Impfung zu tun, sondern tritt in seltenen Fällen bei einer Corona-Erkrakung auf. Erklärt wird dieses Verhalten dadurch, dass in der Zelle eine Reverse Transkriptase aktiv sein muss, die dann eine Kopie der Corona-RNA in das Genom der Wirtszelle eingebaut hat. Zum Beispiel kann dies passieren, wenn eine Zelle von zwei Viren gleichzeitig befallen wird. Neben Corona hat man sich noch einen Virus mit Reverser Transkriptase eingefangen. Dabei kann es sich zum Beispiel um krebsauslösende Viren handeln. In einem solchen Fall werden nicht nur die Gene des tumorauslösenden Virus sondern auch die Gene von SARS-CoV-2 revers transkribiert. Wer also gleichzeitig Corona und Krebs hat, kann sich so etwas einfangen. Ob dieses Verhalten auch die Erklärung für Long Covid ist, ist noch nicht bekannt.
Was mit dem Virus-Genom passiert, kann natürlich auch mit dem Genom aus der mRNA-Impfung passieren.
Daneben gibt es aber noch einen zweiten Mechanismus. Unser Genom enthält große Bereich, die inaktiv sind und keinen Code für ein sinnvolles Protein enthalten. Eine bestimmte Art dieser Bereich, gennat LINE, hat nun die Eigenschaft, seine Position im Genom zu ändern. Dabei gibt es zwei Mechanismen. Beim ersten wird das nutzlose Stück DNA aus dem Strang ausgeschnitten und woanders wieder eingefügt. Der zweite Mechanismus verwendet dagegen RNA. Der nutzlose Teil enthält das Gen für eine Reverse Transkriptase. Diese sorgt dann dafür, dass die RNA-Kopie des nutzlosen Genabschnitts an anderer Stelle wieder ins Genom eingebaut wird. Wenn nun bei diesem Schritt die Corona-RNA in die Quere kommt, dann kann diese Erbinformation auch in die Wirtszelle eingebaut werden.
Jetzt kann man sich natürlich fragen, wozu die Natur so einen Quatsch macht. Mit Hilfe von LINEs sollen genetische Variationen erzeugt werden. Nach jeder Zellteilung sind die Genabschnitte ohne Funktion anders verteilt und machmal entstehen dabei sinnvolle Gensequenzen. Die Zelle hat so eine neue Eigenschaft bekommen, Evolution hat stattgefunden. Wichtig ist dieser Mechanismus auch bei der Immunabwehr. Die sog. B-Zellen erzeugen Antikörper. Antikörper sind Proteine, die an die Oberfläche eines Krankheitserregers binden. Die B-Zelle weiß aber nicht, wie dieser Krankheitserreger aussieht. Daher gibt es viele verschiedene B-Zell Spezies, die ganz verschiedene Antikörper erzeugen. Wenn einer dieser vielen verschiedenen Antikörper passt, dann wird die den Antikörper produzierende B-Zelle zur Vermehrung angeregt und kann so in kurzer Zeit viele Antikörper erzeugen.
Es wäre unpraktisch, wenn eine Stammzelle nun die Erbinformation für alle denkbaren Antikörper enthalten würde. Das Genom wäre riesig. Stattdessen findet sich hier so ein LINE-Mechanismus. Bei jeder Teilung einer Stammzelle, die sich zu einer B-Zelle weiterentwickelt, entsteht so eine andere B-Zell-Species. Aus einer Vorlage werden so viele verschieden aussehende Kopien erzeugt.
Fazit: Es muss schon extrem dumm laufen, wenn virale RNA in das Wirtsgenom eingebaut wird, kann aber passieren. Ob Impfung oder tatsächliche Infektion spielt dabei keine Rolle. Die Corona-Erbinformation muss auch in der richtigen Leserichtung eingebaut werden. In der Hälfte der Fälle ist die Kopie in der DNA falschrum und es kommt wieder Unsinn raus.
Also haben beide recht, Kékule und Mai. Im Normalfall kann bei der Impfung die RNA nicht in das menschliche Genom eingebaut werden, es gibt aber Situationen in denen das doch passiert.
tl;dr