Nach ihrer Freilassung hält sich die Sea-Watch-3-Kapitänin Carola Rackete an einem unbekannten Ort in Italien auf. Die 31-jährige Deutsche hat sich zuletzt nicht mehr geäussert. Zu Wort meldete sich jedoch einer ihrer Anwälte, Alessandro Gamberini. Wie Gamberini gemäss Medienberichten erklärte, unternimmt Kapitänin Rackete juristische Schritte gegen den italienischen Vizepremier Matteo Salvini. Das heisst: Sie wird ihn wegen Verleumdung verklagen.
Salvini hatte Rackete tagelang mit Beschimpfungen und Beleidigungen eingedeckt. Er bezeichnete Rackete unter anderem als «Nervensäge», «verbrecherische Kapitänin» und erklärte, Rackete habe «versucht, fünf italienische Soldaten zu töten». Laut Anwalt Gamberini ist es «nicht einfach, alle Beschimpfungen Salvinis zu sammeln». Mit seiner Hetze habe Salvini ausserdem Drohungen aus der Bevölkerung gegen die Kapitänin der Sea-Watch 3 gefördert. Dies alles wiege umso schwerer, als es sich bei Salvini um den italienischen Innenminister handle, gab Gamberini zu bedenken. «Mit der Klage gegen Salvini wollen wir ein Zeichen setzen», sagte Gamberini weiter.
Salvini reagiert mit Provokationen
Italiens Vizepremier reagierte auf seine bekannte aggressive Art auf die angekündigte Ehrverletzungsklage von Rackete. Dabei bezeichnet er sie erneut als Rechtsbrecherin. «Rackete verletzt Gesetze, attackiert italienische Polizeiboote und verklagt mich.» Und weiter schreibt Salvini auf Twitter: «Ich habe keine Angst vor Mafiosi, geschweige denn vor einer reichen und verhätschelten Kommunistin aus Deutschland.»
Infrange leggi e attacca navi militari italiane, e poi mi querela.
???Non mi fanno paura i mafiosi, figurarsi una ricca e viziata comunista tedesca!Bacioni
?https://t.co/9CTRhoIT2C
— Matteo Salvini (@matteosalvinimi) 5. Juli 2019
Gegen die deutsche Kapitänin läuft in Italien noch ein Verfahren wegen Widerstands gegen die Polizei und wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung, nachdem sie am Samstag die Sea-Watch 3 trotz Verbots der Behörden in den Hafen Lampedusas gesteuert hatte. Rackete muss am Dienstag zur Gerichtsanhörung erscheinen.
Italiens Innenminister Salvini will Rackete so schnell wie möglich des Landes verweisen. «Landesverweis?», fragt Rackete-Anwalt Gamberini. «Das ist schwierig bei Bürgern der EU.»
2019-07-05 13:49 Vincenzo Capodici