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Nein, in die rechte Ecke will die Kabarettistin Lisa Fitz nicht gestellt werden. „Ich würde mich sehr freuen über aufrechte SPD-ler, Linke und Grüne, denen mein Song ‚Ich sehe was‘ auch gefällt“, fordert sie auf Facebook angesichts jener Zustimmung, mit der sie sich angeblich nicht gemein machen will. Und das in Großbuchstaben.
Dass sie in der Vergangenheit schon auf jener Klaviatur spielte, der die Rechte besonders gerne lauscht, weiß man seit 2016. Damals hatte Fitz dem Kremlsender RT ein Interview gegeben, ihre Kabarett-Kollegen als „systemimmanente Hofnarren“ abgewatscht und von der „Weglasspresse“ fabuliert, wie es AfD-Frau Alice Weidel auch nicht besser hinbekommt.
Im Musik-Video „Ich seh was“ offenbart Fitz ihren Anhängern eine weitere Facette ihres kulturpolitischen Schaffens: Ein Standbild zeigt die schwarz gekleidete Kabarettistin vor schwarzem Hintergrund mit einem Blick, der alle physikalischen Grenzen zu durchdringen vorgibt. Beschwörend legt sie ihren Zeigefinger an den Mund, ganz so, als dürfe nicht ausgesprochen werden, was nur die mutige Fitz in Form eines einprägsamen Sprechgesangs sich unter die Menschheit zu predigen traut.
Danke Frau Fitz, dass Sie die „Sünder“ beim Namen nennen
Erneut gibt sie die Alles-Checkerin, deren Lebensaufgabe es scheint, der verblendeten Schafsherde zu offenbaren, wie der Hase läuft. Die sieht nämlich vor lauter shoppen und chillen das Unheil nicht, will das Offensichtliche (weil Augen zu) nicht wahrhaben: „den Schattenstaat, die Schurkenbank, den Gierkonzern. Wer nennt die Namen und die Sünden dieser feinen Herrn?“ Die da lauten: „Rothschilds, Rockefeller, Soros und Konsorten. Die auf dem ♥♥♥berg des Teufels Dollars horten“. Danke Frau Fitz, dass Sie die „Sünder“ beim Namen nennen, und danke dafür, dass Sie bereits des globalen diabolischen Übels Kern in der ersten Strophe auf das „Finanzjudentum“ herunter brechen.
Aber nein, sie kritisiere lediglich das „korrumpierte Geld- und Machtsystem“ ohne Rücksicht auf Religion bzw. „auf Satans Drachenreiter“ und deren „dumme Schranzen im Tanz der Verleugnung“ – drunter macht Lisa Fitz es einfach nicht. Fragen sollte sie sich dennoch, weshalb sie auf antisemitische Stereotype zurückgreift und den Namen Rothschild in einem Weltherrschaftskontext behauptet, anstatt einfach zu ergoogeln, wer auf dem globalen Finanzplatz (der-bank-blog.de, 2017) so die Bigplayer sind: auf Platz 1 übrigens die Commercial Bank of China. Könnte man wissen, täte aber nicht zum Textchen passen, das eben keine Missstände anprangert, sondern wohl gezielt mit verschwörungstheoretischen Codes spielt und einen Antisemitismus bedient, mit dem sich die Rechte bestens auskennt. Was sich auch am Investmentbanker Soros festmacht, der vom ungarischen Regierungschef Viktor Orban der gezielten Bevölkerungsdurchmischung bezichtigt wird, da er migrationspolitisch in der EU die Strippen ziehe.
Fitz passt bestens zu Xavier Naidoo
„Ich sehe was, was Du nicht siehst, weil Du halt ganz a Brave bist“, so Frau Fitz weiter, die nicht brav ist, sondern „die Verbrecher gegen die Liebe, .., aus dem Fuchsbau jagen und zerknüllen will“. Die Mutige, die ihr Machwerk, das nebenbei auch noch frauenfeindliche Klischees bedient, auf dem Youtube-Kanal SchrangTV hochladen durfte, findet dort in Heiko Schrang einen Bruder im Geiste, der Bücher wie „Die Souveränitätslüge“ (‚Deutschland ist eine Firma‘ usw.) oder „Die Jahrhundertlüge, die nur Insider kennen“ (Bilderberger, Kennedy usw.) unters Volk zu jubeln versucht und bereits mehrere Videos mit Fitz gedreht hat. Schrang ist übrigens auch ein Fan von Xavier Naidoo, der ihm in einem Statement bestätigte, dass „Deutschland kein souveränes Land“ sei. Die Drei sollten unbedingt einmal zusammen auftreten.