Wie das "Denken" von WE&Co. funktioniert, ist an diesem (inhaltlich m. E. eher belanglosen) Beispiel gut erkennbar:
Neu: 2018-10-17:
[15:25] Leserzuschrift-DE: Angekettet mit Familienrabatt:
Einer meiner besten Freunde rief mich letzte Woche an und teilte mir mit, dass er sich ein Haus kauft. Ich sagte erstmal, toll herzlichen Glückwunsch! Dann fragte ich was für ein Haus. Er meinte das wäre gleich groß wie das Haus in dem er grade zur Miete für 650 € (im Raum Stuttgart) wohnt. Ein Nachteil wäre, dass es keinen Garten mehr hat. Ich erwiderte Ihm, dass ein Garten ihm aber doch immer sehr wichtig gewesen sei, weil er gern Freunde einlädt und grillt. Er meinte, dass da halt keiner dabei ist. Ich fragte Ihn, was es denn kostet. Er meinte 180 T€. Aber das Haus hat keine Heizung. Und eine Küche muss er auch kaufen. Ich fragte Ihn dann wie er das bezahlt, weil er nie Geld für irgendwas hat. Er meinte er hätte jetzt von der Sparkasse die auch seine Eltern und seinem Bruder Kredite gewährt hat einen Familienrabatt bekommen. Er hat auch gleich noch nen 100.000er Bausparvertrag abgeschlossen in dem er und seine Frau je 89 € im Monat bezahlen.
Ich fragte dann warum, worauf er meinte, mit dem kann er dann das Haus in 30 Jahren abzahlen damit er zur Rente schuldenfrei ist. Er erklärte mir auf meine Frage ob er nicht generell mehr abzahlen möchte, dass er ja auch noch leben will. Auf meine weitere Frage ob er denn keine Angst hat, dass mal ein Wasserschaden ist, oder das Dach gemacht werden muss oder die neue Heizung kaputt geht in den 30 Jahren, meinte er nur, dass das alles net passieren kann. Das sei alles gut so. Er plant zudem nächstes Jahr ein Kind und seine Frau soll dann daheim sein, dabei kommen sie heute schon kaum über die Runden...
Sogar auf einen Garten hat er verzichtet - der innere Druck, ein Eigenheim zu besitzen muss schon enorm gewesen sein.
[16:00] Dieses "Haus" muss eine absolute Bruchbude sein. Man sehe auf den Preis. Mehr Kredit gab es wohl nicht.WE.
Zunächst geht es hier um einen "Bericht" eines anonym bleibenden "Zuschreibers", der aus der Erinnerung wiedergibt, was er von einem Dritten gehört hat. Da stellt sich zunächst die Frage, wie weit man sich auf solches Hörensagen verlassen kann oder will. Ich neige dazu, Hörensagen keinen Wert beizumessen. Angenommen, man schenkt dem Bericht in dessen Grundzügen Glauben, fragt sich weiter, ob und falls ja was man aus diesem einen Beispiel verallgemeinern könnte. Dass es immer wieder einmal Leute gibt, die Risiken auf sich nehmen, die sie am Ende nicht tragen können, ist ein Gemeinplatz. Um diesen zu "beweisen", bedarf es eines solchen Beispiels nicht.
Nun geht es aber einen Schritt weiter, denn auf das eben zitierte Hörensagen baut ein weiterer "Zuschreiber" eine doch recht weit gehenden Folgerung auf:
[16:25] Leserkommentar-DE:
Die treibende Kraft hinter dem Ganzen wird wohl die Frau sein. Er ist ein Opfer. Solange das gut geht und die Frau weiterhin shoppen kann und erzählen dass sie ein Haus kaufen werden und noch in Urlaub fahren können ist alles gut. Aber wehe es treten finanzielle Schwierigkeiten auf, dann ist er sie so schnell los und kann dann auch noch obendrein die Kosten der Scheidung tragen. Der Mann verliert in diesem Staat immer. Man kann nur sagen: Herzlichen Glückwunsch zu soviel Dummheit!
[17:40] Eine Bruchbude ist es auf jeden Fall, da werden Reparaturen ohne Ende anfallen.WE.
Das Frauenbild des durchschnittlichen Hartherz-"Zuschreibers" will ich gar nicht erst kommentieren, denn es kommentiert sich von selbst.
WE ist sich dann aber noch sicher, dass das Haus, das er nur von Hörensagen kennt, eine Bruchbude sein muss. Vielleicht handelt es sich dabei um das Argument des Fuchses bezüglich der angeblich sauren Trauben, vielleicht ist das Haus wirklich reparaturbedürftig, vielleicht aber auch nicht. Ein Bekannter wohnt in einem Haus aus den 1890er-Jahren, das auch nicht über eine Heizung verfügt. Allerdings sind die Mauern so dick, dass das Haus sich im Sommer kaum aufheizt und im Winter nur sehr langsam auskühlt. Mit einem kleinen Ofen und einer Literflasche Brennsprit kann er notfalls eine Woche lang heizen. Dass in Deutschland die Kücheneinrichtung im Allgemeinen nicht fest zum Haus gehört, sondern vom jeweiligen Bewohner gestellt werden muss, dürfte bekannt sein.
Kurz: Hier wird wieder einmal deutlich, wie aus unzureichenden und nicht überprüfbaren Informationen über einen Einzelfall doch recht weit gehende verallgemeinerte Folgerungen hergeleitet werden.