Ich mag Waffendiskussionen, grad weil "5,56mm" ja nicht gleich "5,56mm" sind (…)
Eben. Die Bezeichnung "Kleinkaliber" ist ziemlich nichtssagend.
Wir erinnern uns: "Kaliber" beschreibt den Durchmesser des Projektils.
Das trifft keinerlei Aussage zu dessen Länge (stimmt nicht ganz, wird idR mitangegeben, da "Kaliber" heutzutage mit "Patronentyp" gleichgesetzt wird), Form und Material, die allesamt die ballistischen Eigenschaften mitbestimmen.
Ebensowenig trifft es eine Aussage über die Hülse bzw. welche Treibladung diese aufnimmt.
Wenn die Wikipedia verlauten lässt:
"Als Kleinkaliber wurden bis in die 1950er Jahre alle Patronen mit einem Geschossdurchmesser unter 7 mm bezeichnet.", dann kann ich darüber nur milde lachen.
Zum Vergleich: Hierzulande übliches Kaliber für Pistolen und Maschinenpistolen (insb. die Heckler & Koch MP5, aber auch die Uzi) ist das "Luger/Parabellum" Kaliber 9x19mm. Für die P8 der Bundeswehr z.B., die diese Waffe immerhin im Krieg als Seitenwaffe benutzt bedeutet das eine optimale Kampfentfernung von bis zu 25m und eine maximale Kampfentfernung von 50m (je nach Schütze…). Das wäre wohl "großkalibrig".
In
"kleinerem" Kaliber (aber noch nicht "Kleinkaliber" nach der obigen Definition) verwendet die z.B. Bundeswehr 7,62x51mm (NATO) – früher für das Sturmgewehr G3, heute noch für das MG3. Auf dem Zweibein kann man hier noch auf 600m Ziele effektiv bekämpfen (maximale Kampfentfernung), lafettiert sogar auf 1,2km (nach 1,5km fällt ein 9x19 Projektil aus der P8 zu Boden bzw. kann [theoretisch] mit einem Teesieb aus der Luft gefangenwerden). Auf gleicher Entfernung hätte ich vor dem zmd. vom Durchmesser her kleineren Kaliber 7,62x51 definitiv mehr Angst als vor einer 9x19 (nein, ich möchte nichts davon in meine Richtung fliegen wissen).
Spaßfakt am Rande: Wenn in amerikanischen Krimis von "32ern" als Waffentypus die Rede ist, dann kann damit das Pistolenkaliber 7,65 gemeint sein (9mm wäre ggf. eine "38er"). Die Staaten grüßen das metrische System…
Ebenfalls ein
"kleineres" Kaliber ist das 5,56x45mm (NATO), das die Bundeswehr für ihr Sturmgewehr G36 einsetzt. Effektive Kampfentfernung (unter Verwendung des Reflexvisiers) bis 200m; die Strichplatte des Zielfernrohres ist mit Markierungen für Schüsse bis auf 800m ausgestattet. Diese Munition würde nach der obigen Definition als "kleinkalibrig" gelten (Durchmesser > 7mm). Ich wage allerdings zu bezweifeln, dass irgendjemand behaupten möchte, die Bundeswehr schieße in Afghanistan mit Kleinkalibern auf Taliban.
Und
noch kleiner ist das Kaliber 4,6x30mm, das Heckler & Koch für den MP5-Nachfolger MP7 entwickelt hat. Auf 200m schützen auch 1,6mm Titan und 20 Schichten Kevlar nicht vor Verletzungen. Dabei ist es nur etwas mehr als halb so dick, wie eine 9x19 Pistolenpatrone, die auf diese Entfernung gut 2/3 ihrer Geschossenergie verloren haben dürfte…
Von Material und Verarbeitung (Vollmantel, Weichkern, Hohlspitz…) haben wir noch garnicht gesprochen, ebensowenig von den Auswirkungen von Drall (der wäre von der verwendeten Waffe abhängig…) etc.
Fazit: Eine seriöse Aussage zur Waffenwirkung ist nur in Kenntnis der verwendeten Waffe und des Munitionstyps und ggf der Schussentfernung möglich. Alles andere ist halt, ich wiederhole mich da gerne (und fühle mich wie der
@Wittenberger in Sachen SEK und Kaffeekränzchen…), Gebäck in reinster Spekulatius-Form.
Aber mit Verlaub: Eine Gaspistole erzeugt keine Schürfwunde.
Zumindest theoretisch denkbar wäre, dass ein Nahbereichsschuss (d.h. "aufgesetzt") Schutzausrüstung gegen den Körper drückt oder an ihm entlang verschiebt, sodass nicht die Waffe selbst, sondern die Schutzausrüstung eine Schürfwunde hervorriefe. Ich teile allerdings die Theorie, dass Ursache ein Projektil verwendet hat, voll und ganz.
...
Was nun die Spekulationen um die Waffe angeht, so haben wir inzwischen Hinweise, die eine gewisse Wahrscheinlichkeit begründen, also nicht im luftleeren Raum drehen, sondern sich auf etwas abstützen: Wir haben die Anklage wegen Mordes und u. a. auch wegen Verstosses gegen das Waffenrecht. Dies schließt schon einmal alles aus, was nicht Waffe im Sinne des Waffenrechts ist. Weiter sagt die Pressemeldung, dass der verletzte Polizist eine Schürfwunde davon trug. Dass eine Gas-, Schreckschuss oder Luftpistole keineswegs ungefährlich sein muss, hatte ich selbst hier schon geschrieben, auch dass Platzpatronen u. U. gefährlich sein können, hatte ich bereits früher hier geschrieben. Aber mit Verlaub: Eine Gaspistole erzeugt keine Schürfwunde. Diese Hinweise zusammen gerechnet, ergibt sich eben die Wahrscheinlichkeit einer Schusswaffe mit Projektil. Das ist der Stand, der sich m. E. aus den verfügbaren Informationen als halbwegs gesichert ergibt.
Nun, wir wissen, das Wolfgang Plan in Reuden war. Aus der Ecke gab es im Nachgang auch diese Erkenntnisse:
https://de-de.facebook.com/Sonnenstaatland/posts/1088351507887480
Als recht gesichert betrachten dürfen wir (warum eigentlich?) dass Ursache eine Faustfeuerwaffe einsetzte. Plan durfte laut Einträgen auf seinen Waffenbesitzkarten 7 halbautomatische Pistolen, insg. 5 Wechselsysteme und 1 Wechsellauf für halbautomatische Pistolen, sowie 2 Revolver besitzen. Während die Anzahl der bei ihm sichergestellten Waffen aus ermittlungstaktischen Gründen bislang nicht veröffentlicht wurde, ist bekannt, dass 1.) ein Pistolengriffstück sichergestellt wurde, für das er keine Besitzberechtigung hatte und 2.) er im Vorfeld der Durchsuchung Waffen beseite geschafft hatte (vgl. den Facebook-Post, aber auch
Plans Eintrag im SSL-Wiki).
Es wurden also definitiv nicht alle Waffen, die zu besitzen Plan berechtigt war, bei ihm am 19. Oktober sichergestellt. Plan hat sich mind. ein wesentliches Waffenteil beschafft und illegal besessen. Ebenso hat er illegal Waffen und Munition weitergegeben. Die Theorie, dass die von Ursache verwendete Waffe von Plan stammt, ist nicht von vorn herein zu widerlegen. Außerdem erinnere ich mich, dass das Geheule groß war, der Verfassungsschutz (oder sogar das SSL) habe Ursache die Waffe gegeben, um gezielt zu eskalieren. Das könnte ein Indiz dafür sein, dass er die Waffe tatsächlich von einem seiner Reichsbürger"freunde" erhalten hat. Da Plan am Ende sogar selbst auf Polizisten geschossen hat, wird ihm der Umstand, dass auf Polizisten geschossen werden sollte, wohl kaum große Bauchschmerzen bereitet haben.
Dazu eine Verschwörungstheorie
Sollte die Waffe eine von Plans legal besessenen Waffen gewesen sein, so hätte die Polizei dies recht schnell feststellen können bzw. müssen. Wenn sie das getan hat, so wird die zuständige Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren mindestens wg. Verstoßes gegen das Waffengesetz, ggf. sogar wg. Beteiligung an Ursaches Delikten (zmd. Beihilfe stünde da in Rede) eröffnet haben. Davon ist nichts bekannt, was gegen die Theorie "Waffe von Plan" spricht.
Gleichwohl könnte dafür sprechen, dass ein enger zeitlicher Zusammenhang zwischen den Einsätzen gegen Ursache und Plan bestand. Wäre Plans Waffe bei Ursache gefunden worden und als Plans Waffe identifiziert worden, so hätte das einen Einsatz bei Plan beschleunigen können. Von dieser Verbindung ist allerdings nichts bekannt und auch offizielle Antworten auf die Frage, warum der Einsatz so durchgeführt wurde, wie er durchgeführt wurde, beinhalten keinerlei Hinweise darauf.
Was diese Theorie angeht, können wir wohl auch lediglich spekulieren. Vielleicht könnten Mitarbeiter aus dem Raum ST oder BY sich an die jeweils aufarbeitenden Parlamentarier wenden und unter Hinweis auf die Fernsehdokumentation, die einen Zusammenhang zwischen Ursache und Plan herstellt, anregen, hierzu eine Anfrage an die jeweilige Landesregierung zu stellen, ab wann man von welchen Verbindungen zwischen den beiden wusste?