Die Lebensmittelgeschäfte waren praktisch leer.
Das war so ab 88 auch in Leningrad so. Meine Gastgeber haben damals darauf bestanden, daß ich in der Wohnung bleibe, wenn sie einkaufen gingen - die schämten sich, mir abends die Läden zu zeigen. Aber da konnte mich schon nichts mehr schocken: Ich hatte schon tagsüber Fleischläden gesehen, die zwar völlig leer, aber nicht geschlossen waren. Das Verkaufspersonal war immer noch da. Dann hielt mal ein LKW am Straßenrand und ließ die Ladebordwand herunter. Sofort stellten sich da Leute an, obwohl sie gar nicht wußten, was es geben würde.
... Meine Kameraden und ich haben extra mitgebrachten Bohnenkaffee (war in der DDR schon sehr teuer) zu Mondpreisen verkauft.
Du warst eben 'ne ehrliche Haut. Die Bulgarinnen haben im Zug den Ersatzkaffee, der in der DDR 1,20 M kostete, für umgerrechnet 10 M an die Rumänen verkauft. Die konnten halt den Text auf der Tüte nicht lesen und das Zeug roch nach Kaffee. Den Rondo für 8,75 M haben die selber behalten.
Im Winter 1986 mußte ich einen Tag in Bukarest bleiben, weil ich den Anschlußzug verpaßt hatte. Es war saukalt, aber im Bahnhofsrestaurant gab es noch nicht mal Tee, nur irgendeine Limo. Und am Abend kam ich dann in die Waggons, die man für die Einheimischen an den Zug von Berlin nach Sofia angehängt hatte. Die waren nicht geheizt, die Fenster komplett zugefroren, da waren innen drei Millimeter Reif an der Scheibe. Kurz vor der Grenze kam erst der Schaffner und wollte die Platzkarte sehen (außer mir war nur noch ein Rumäne in dem Waggon) und dann kam der rumänische Zoll und fragte, ob ich Waffen und Munition dabei hätte ...
... und andererseits über mein Glück, in der versorgungsmäßig vergleichsweise paradiesischen DDR zu leben. Reisen bildet ungemein!
Stimmt. Unsere Leute haben ja immer geschimpft, daß es nichts zu kaufen gäbe. Dabei hatten die nie einen völlig leeren Laden zu Gesicht bekommen. So etwas gab es nur in der Sowjetunion und in Rumänien.
Was hat doch der Ursache nur für einen Dusel gehabt, nach Deutschland kommen zu können. Selbst unter den Bedingungen eines Verbraucherinsolvenzverfahrens hätte er ein im Vergleich zu seiner alten Heimat phantastisches Lebensniveau gehabt.
Das würde er aber erst begreifen, wenn man ihn wieder heimschickt. Der sollte sich mal mit seinen Landsleuten unterhalten, die nach Hamburg zum Betteln kommen.