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Auf Anfrage der „taz“ räumte eine SWR-Sprecherin am Freitag ein, dass die von Fitz genannte Zahl ganz offensichtlich falsch ist: „Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass die in diesem Antrag benannten Zahlen der Impftoten aller Wahrscheinlichkeit nach nicht belastbar sind.“ Den Beitrag, den die Sprecherin selbst als „heikel“ bezeichnet, trotzdem zu zeigen, begründet sie mit der Meinungsfreiheit, die dem SWR wichtig sei.
Konkrete Zahlen, wie viele Menschen tatsächlich durch eine Impfung gestorben sind, gibt es nicht. Die „taz“ verweist allerdings auf das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das in seinem aktuellen Sicherheitsbericht (Stand: Ende September) von 1802 Verdachtsmeldungen „über einen tödlichen Ausgang in unterschiedlichem zeitlichem Abstand zur Impfung“ berichtet. Keinesfalls sei allerdings klar, dass die Personen an den Folgen der Impfung selbst gestorben sind.
Zahlreiche problematische Aussagen
Der Beitrag „Lisa Fitz vs. Jens Spahn“ ist aber auch noch aus anderen Gründen problematisch: Die Kabarettistin bedient sich darin zahlreicher Behauptungen und Aussagen, wie sie auch von „Querdenkern“ und Verschwörungstheoretikern verbreitet werden. Es gebe in Deutschland „ein Prozent Panikmacher, die 99 Prozent Lemminge steuern“, sagt sie etwa. Über die Impfkampagne spottet die 70-Jährige: „Da wird geboostert und geroostert und geschustert, nach Delta und Omikron kommt die Xanthippen- und die Zombie-Mutante aus Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisistan und Dings-was-weiß-ich-Vergiss-es-dann. Hauptsache, die Panik bleibt frisch.“ Und die Impfpflicht nennt Fitz den „feuchten Traum“ der Pharmakonzerne – laut Fitz alles „Ganoven“. Statt auf die Gefahren durch die Impfungen hinzuweisen, werde auf die Ungeimpften „eingeprügelt“ und „zum Halali auf den Sündenbock“ geblasen.
Der SWR verteidigte gegenüber der „taz“ die Ausstrahlung des Beitrags, der auch in der ARD-Mediathek abrufbar ist: „In der Abwägung von einem möglichen und erwartbaren Vorwurf der Zensur versus Meinungsfreiheit im öffentlich-rechtlichen Rundfunk haben wir uns bewusst dazu entschieden, diesen Text zu senden, um die Pluralität der vorkommenden Meinungen in der ,Spätschicht‘ zu beweisen“, wird die Sprecherin zitiert. Andere Künstlerinnen und Künstler würden die Themen Fake News und Impfskepsis in der Sendung aus einer gegenteiligen Perspektive besprechen.
Tatsächlich sagte Florian Schroeder in seiner Anmoderation von Lisa Fitz: „Den Öffentlich-Rechtlichen wird ja häufig vorgeworfen: alles eins, immer die gleichen Meinungen, keine Vielfalt, immer seid ihr euch einig.“ In der „Spätschicht“ sei das nicht so, dort zähle Meinungsvielfalt, so Schroeder. „Und deshalb folgt jetzt eine Meinung, die ich persönlich absolut nicht teile und die trotzdem hier stattfinden darf.“
Stattfinden darf der Auftritt von Lisa Fitz auch weiterhin im Fernsehen: In der Nacht zu Samstag etwa auf 3sat, dann noch an zwei weiteren Terminen im SWR.
RND/seb