Das Verhalten des gerechtesten aller Präsidenten und fanatischstem aller Demokraten ist doch bekannt: Andere anstiften, für ihn die Schmutzarbeit zu machen, im entscheidenden Augenblick aber nicht dabei sein. Wenn es klappt ist alles super und wenn es nicht so gut ausgeht, dann wirft man die Helfer halt unter den Bus. Leute, die nützlich sind bekommen Beifall, wenn sie nicht ganz so nützlich sind einen Tritt in den Hintern, damit sie ranklotzen und wer anderer Meinung ist, der wird gefeuert und als Feind behandelt. Wie schnell das geht, das haben eigentlich alle erfahren, die sich mit ihm eingelassen haben, und sein Verschleiß an Personal ist einmalig.
Seine Rede an die Fans war doch typisch: "Ich gehe mit Euch", nur dass er eben seinen Pöbel vorgeschickt hatte und schön brav zurück ins Büro gegangen war, um sich am TV an den Bildern zu ergötzen. Nachdem die Aktion schief ging und ein geistesgegenwärtiger Mitarbeiter die Schreiben der Bundesstaaten in Sicherheit gebracht hatte, der Vize sich weigerte einen offenen Rechtsbruch gegen die Verfassung zu begehen, kam zuerst die zaghafte Botschaft, dass diese lieben Menschen doch bitte auf die Beamten hören und nach Hause gehen sollten. Nachdem jetzt der Druck größer wird und das Wort Amtsenthebung die Runde macht schickt er schließlich seine Sprecherin vor, damit die erklärt, wie schrecklich das doch alles war und dass die Bösen natürlich bestraft gehören. Dabei ist dem Heuchler schon klar, dass es in den wenigen Tagen nicht zu Anklagen und nur zu wenigen Festnahmen kommen kann. Dass die nächste Regierung dann keine schützende Hand mehr über den Mob hält, ist unabwendbar sicher.
Aber was beschäftigt ihn sonst noch? Er hatte sich mit etlichen Beratern darüber unterhalten, ob und wie er sich noch in letzter Minute begnadigen könnte. Dass Pence ihn absetzt und dann in Ausübung der Präsidentenfunktion (er bliebe weiter Vize) begnadigt, sowas haben die bestimmt duchgespielt. Das würde zwar seine Eitelkeit verletzen, könnte ihn aber möglicherweise vor nicht maßgeschneiderten Anzügen in Leuchtorange bewahren.
Hier schließt sich der Kreis. In einem Interview ca. 2005 hatte er einem Reporter gegenüber einmal freimütig eingeräumt, wie er vorgeht, wenn etwas schief geht: Alles abstreiten, was die eigene Beteiligung vermuten lässt, ein Opfer suchen und dem die Schuld in die Schuhe schieben.
Von einem Kritiker wurde er als Vollzeit-Soziopath und Teilzeit-Psychopath bezeichnet. Es scheint, er hat von Teilzeit endgültig in Vollzeit gewechselt.
Nixon hatte wenigstens noch genug Ehre gehabt und ist gegangen. Der Chief in Cheat scheitert auch daran.