Autor Thema: Königreich Neudeutschland - "Akutelle Neuigkeiten"  (Gelesen 153319 mal)

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Offline A.R.Schkrampe

Re: Königreich Neudeutschland - "Akutelle Neuigkeiten"
« Antwort #1050 am: 10. Dezember 2014, 16:35:13 »
Aus Sicht der Leute hat die Treuheit deren Betriebe zerstört. Ich kenne jetzt z.B. die Situation von Bitterfeld, großes Chemikombinat, hat nach der Wende dann binnen kurzem den Betrieb eingestellt, aber alles, was da als moderner Nachfolger auch nur in Frage kommt, beschäftigt halt höchstens ein Zehntel der Leute. So, und wer ist daran "schuld"? Die Geschichte? Das ist schwer zu ertragen, wenn man plötzlich nicht mehr gebraucht wird. Die Ausbildung war ja dann auch nicht das große Aushängeschild.

Auch wenn man das beiseite läßt, gab es noch genügend windige Geschäftemacher, die den unerfahrenen Leuten das Geld aus der Tasche gezogen haben. Spannend ist z.B., was da alles in überdimensionierte Kläranlagen investiert wurde, um nur mal ein Detail rauszugreifen ...

Ich finde den Begriff "Raubzug Ost" gar nicht so unpassend, aus Ossi-Perspektive eben; allerdings ist das wahrscheinlich eine unausweichliche Sache, wenn eine von der Weiterentwicklung der Produktivität abgeschnittene Region ohne Erfahrung mit freiem Wirtschaften sich so plötzlich dem Kapitalismus zuwendet. Das ist ein harter Schnitt, und viele werden das als extreme Ungerechtigkeit erfahren haben. Was dann für so Kuschel-Eso-Fiduziare nochmal empfänglicher macht, als es die Leute eh schon sind, weil die Komplexität des Lebens einem langsam über den Kopf wächst. Vereinfachende Weltbilder haben Hochkonjunktur.

Drastisch ausgedrückt, verzerrt hier die von Dir erwähnte Ossi-Perspektive die Wahrnehmung der Realitäten. Wir Wessis (wie ich), die die DDR vor dem Mauerfall bereisten, waren immer wieder (mehrfach am Tag, oftmals mehrfach in der Stunde) völlig fassungslos ob der dortigen Zustände und Gegebenheiten und vor allem ob der (Eigen-)Wahrnehmung der DDR-Bürger. Auf ihre eigene Situation und die ihres Staates bezogen, nicht über die im Westen. Da gab es teilweise noch groteskere Auffassungen als über den Westen.

Was das Chemiedreieck Bitterfeld und umzu angeht: der größte Teil der dort Ansässigen hat den Horror der seinerzeitigen dortigen Verhältnisse überhaupt nicht begriffen.
Übrigens haben sich die West-Kapitalisten um die dortige industielle Infrastruktur keineswegs gerissen. Im Gegenteil, es kam mehrfach vor, daß Konzerndelegationen, die zur Kontaktaufnahme dorthin geschickt wurden, sich nach der Ankunft einmal kurz umgesehen haben und fluchtartig wieder in heimische Gefilde zurückgedüst sind, ohne den Termin wahrgenommen zu haben.

 
Wäre es möglich das hochinteressante DDR-Thema hierüber https://forumzwo.sonnenstaatland.com/index.php/topic,653.135.html zu wuchten?  [/b]
 

Offline Noldor

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Re: Königreich Neudeutschland - "Akutelle Neuigkeiten"
« Antwort #1051 am: 10. Dezember 2014, 16:48:40 »
Da habe ich als Schweizer nur eine Frage: Wo wäre denn die Ex-DDR ohne Unterstützung der Sowietunion und ohne Beitritt zu Deutschland? Nur so auf sich alleine gestellt.
 

Offline Happy Hater

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Re: Königreich Neudeutschland - "Akutelle Neuigkeiten"
« Antwort #1052 am: 10. Dezember 2014, 16:53:32 »
Ich würde sagen, dass das ganz darauf ankommt was innenpolitisch passiert wäre.

Bei einer demokratischen Wende (mit oder ohne Gewalt) und durch eine wirtschaftliche Wende hin zur Marktwirtschaft wäre die DDR vielleicht heute ebenfalls da, wo viele andere EU-Mitgliedstaaten aus dem ehemaligen Ostblock zur Zeit sind.

Mit weiterer politischer Radikalisierung und wirtschaftlicher Abschottung -> Nordkorea.
 

Offline Sandmännchen

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Re: Königreich Neudeutschland - "Akutelle Neuigkeiten"
« Antwort #1053 am: 10. Dezember 2014, 16:59:31 »
Das Thema könnte man durchaus ausgliedern, aber der Zusammenhang zu einer Abstimmung, "was kann man gegen das KRD unternehmen", erschließt sich mir nicht.

Fasziniert war ich, neben dem ganzen Dreck und Gestank in Bitterfeld, von den wochenlangen Wasserrohrbrüchen, die von allen als etwas vollkommen normales angesehen wurden. ;)

Wo die DDR ohne Sowjetunion gestanden wäre? Hmm, wo willst Du da anfangen? Ohne Panzerunterstützung vom Ostblock wäre der 17.6.1953 wohl schon anders abgelaufen und die Wiedervereinigung hätte sich in den 50er-Jahren abgespielt, wahrscheinlich in anderer Form.

Aber ohne die Sowjetunion hätte es auch keine sowjetische Besatzungszone und damit auch keine DDR gegeben ;)

An Kuba sieht man, wie es einem sozialistischen Land nach Wegfall der Sowjetunion geht.
soɥdʎsıs sǝp soɥʇʎɯ ɹǝp 'snɯɐɔ ʇɹǝqlɐ –
˙uǝllǝʇsɹoʌ uǝɥɔsuǝɯ uǝɥɔılʞɔülƃ uǝuıǝ slɐ soɥdʎsıs sun uǝssüɯ ɹıʍ ˙uǝllüɟnzsnɐ zɹǝɥuǝɥɔsuǝɯ uıǝ ƃɐɯɹǝʌ lǝɟdıƃ uǝƃǝƃ ɟdɯɐʞ ɹǝp

P.S.: Cantor became famous by proving it can't be done.
 

Offline D.B.Cooper

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Re: Königreich Neudeutschland - "Akutelle Neuigkeiten"
« Antwort #1054 am: 10. Dezember 2014, 17:31:34 »
Bei einer demokratischen Wende (mit oder ohne Gewalt) und durch eine wirtschaftliche Wende hin zur Marktwirtschaft wäre die DDR vielleicht heute ebenfalls da, wo viele andere EU-Mitgliedstaaten aus dem ehemaligen Ostblock zur Zeit sind.
So in etwa. Einfach mal durch Tschechien oder die Slowakei fahren. Dann sieht man eine "DDR nach der Wende ohne Wiedervereinigung".
Das Problem der Welt ist, dass intelligente Menschen voller Zweifel und Dumme voller Selbstvertrauen sind.
 

Offline dieda

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Re: Königreich Neudeutschland - "Akutelle Neuigkeiten"
« Antwort #1055 am: 10. Dezember 2014, 18:58:38 »
Zitat
In einem aktuellen Fall kommt die Reichsbank dem Wunsch auf Rücküberlassung in Höhe von 20.000 € an eine Vertragspartnerin gerne nach, damit sie ihre Wohnung behalten kann. Dies ist nun nicht mehr ohne weiteres möglich, aber wir werden auch das schaffen.
Ein Ausbleiben von gewünschten Rücküberlassungen würde natürlich – von uns unverschuldet – einen Schein von Unseriosität auf uns werfen. Im Übrigen ist die juristische Legitimierung von BaFin und Stefan Oppermann dieser anderweitigen Verwertung unklar.

Da muss man doch automatisch an den Herrn Gantz denken, der ja bekanntermaßen noch immer auf sein Geld wartet und der allerdings schon wirklich keine Wohnung mehr haben soll und jetzt nur noch bei Freunden lebt...

Gesetzt den Fall das stimmt, was der Bezopfte bzw. das Reichspropagandaministerium in Abwicklung da zusammenschwurbeln, da fragt sich doch gleich mal wieder, woher hat dann seine Insolvenz plötzlich dafür die liquiden Mittel (20.000€) her, um damit den Generösen zu spielen und eine Vertragspartnerin auszuzahlen, während andere und trotz längerem Zuwartens noch gar nichts bekommen haben?
Was sind denn das nur für merkwürdige Vorstellungen von Gerechtigkeit und "Rechtsstaatlichkeit" im Schiloreich?

Und was ist denn das mal wieder für eine ganz besondere "Vertragspartnerin", die trotzdem und nur in ihrem Fall das Geld zurück bekommen durfte?
 :scratch:

Man kann nur hoffen, Herr Oppermann liest mit.
« Letzte Änderung: 10. Dezember 2014, 19:46:29 von dieda »
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Re: Königreich Neudeutschland - "Akutelle Neuigkeiten"
« Antwort #1056 am: 10. Dezember 2014, 21:45:36 »

So in etwa. Einfach mal durch Tschechien oder die Slowakei fahren. Dann sieht man eine "DDR nach der Wende ohne Wiedervereinigung".

Also ich war dieses Jahr ein paar mal in Tschechien und bin nicht über die Autobahn, sondern ab Chemnitz immer durch Sachsen getingelt und dann über Grenzübergang Deutschensiedel/Seiffen. Also da sah es bei den "Ossis" schlimmer aus als in Tschechien. Die haben sich gemacht.
 

FantaLimette

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Re: Königreich Neudeutschland - "Akutelle Neuigkeiten"
« Antwort #1057 am: 10. Dezember 2014, 21:49:35 »

So in etwa. Einfach mal durch Tschechien oder die Slowakei fahren. Dann sieht man eine "DDR nach der Wende ohne Wiedervereinigung".

Also ich war dieses Jahr ein paar mal in Tschechien und bin nicht über die Autobahn, sondern ab Chemnitz immer durch Sachsen getingelt und dann über Grenzübergang Deutschensiedel/Seiffen. Also da sah es bei den "Ossis" schlimmer aus als in Tschechien. Die haben sich gemacht.

Edit: Und ich war auch schon einige male ganz hinten drin nähe Brünn oder in der Slowakei. Man wundert sich, wie die sich gemacht haben.
 

Offline D.B.Cooper

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Re: Königreich Neudeutschland - "Akutelle Neuigkeiten"
« Antwort #1058 am: 10. Dezember 2014, 22:25:30 »
Dann fahr mal Bad Schandau/Hrensko weiter nach Decin. Oder Zinnwald/Teplice. Da merkt man hinter der Grenze gleich, dass man nicht mehr in (Ost-)Deutschland ist.
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Re: Königreich Neudeutschland - "Akutelle Neuigkeiten"
« Antwort #1059 am: 10. Dezember 2014, 22:52:39 »
In Teplice war ich auch, also in Sachsen fande ich es gruseliger...
 

malou

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Re: Königreich Neudeutschland - "Akutelle Neuigkeiten"
« Antwort #1060 am: 10. Dezember 2014, 23:04:31 »
In Teplice war ich auch, also in Sachsen fande ich es gruseliger...

Was mir im Osten (auch in der Geisterstadt Wittenberg) immer wieder auffällt: diese angenehme und noch immer melancholische Stille und Leere in den Strassen nach zwanzig Uhr..
 

Offline A.R.Schkrampe

Re: Königreich Neudeutschland - "Akutelle Neuigkeiten"
« Antwort #1061 am: 10. Dezember 2014, 23:11:12 »
Da habe ich als Schweizer nur eine Frage: Wo wäre denn die Ex-DDR ohne Unterstützung der Sowietunion und ohne Beitritt zu Deutschland? Nur so auf sich alleine gestellt.

Zum ersten Teil der Frage: sie hätte nicht existiert. De facto war die DDR eine sowjetische Kolonie, bzw. ein Vasall von sowjetischen Gnaden. Angefangen hat es mit der
http://de.wikipedia.org/wiki/Gruppe_Ulbricht
die über viele Jahre die oberste Riege der DDR-Nomenklatura darstellte. Bodenrefom, Zwangskollektivierung, die 5 Jahres-Pläne, der 17.Juni 1953, genaugenommen alles in der DDR, geschah auf Geheiß oder mit Billigung der Sowjets. Es wird kolportiert, daß der Mauerbau in erster Linie von Ulbricht initiiert worden sei, weil in Moskau das Ausbluten der DDR nicht so direkt wahrgenommen wurde, aber ohne zumindest Kenntnisnahme Moskaus wurde in der DDR nicht Entscheidendes ausgeführt.


Was den angedickten Teil Deines Satzes angeht, so war das die größte deutsch-deutsche Fußangel, das größte Fettnäpfchen überhaupt.  :shhh:
DDR-Bürger reagierten zutiefst getroffen, wenn der Westbesuch sagte "Jetzt fahre ich wieder zurück nach Deutschland" oder daß dieses legendäre Fußballspiel
http://de.wikipedia.org/wiki/Fu%C3%9Fballl%C3%A4nderspiel_BR_Deutschland_%E2%80%93_DDR_1974
im Westen meist mit "Deutschland - DDR" bezeichnet wurde.

Zitat meiner damals siebenjährigen Schwester, als ich nach langer Fummelei mit der Zimmerantenne DDR1 und DDR2 auf meinen Fernseher (übrigens ein STASSFURT made in DDR - in den 70ern war das das billigste TV-Gerät auf dem westdeutschen Markt) bekam: "Das sieht ja aus wie in Deutschland, aber ganz lange her"

Ja, es war wirklich so: die westdeutsche Jugend der 70er und 80er lebte mit dem Rücken zur Mauer. Die DDR kam einfach nicht vor. Wir waren westlich orientiert und hatten mehr Beziehung und Beziehungen zu anderen westeuropäischen Altersgenossen als zu denen in der DDR. Selbst mit gleichaltrigen US-Amerikanern und Australiern hatten wir mehr gemein. Nicht nur wegen derselben Musik, desselben Zeitgeistes oder vergleichbarer Lebensstile, auch die persönlichen Kontakte waren intensiver, bedingt durch Urlaubsreisen, Schüleraustausche oder Klassenfahrten. Gewiß, ein Drittel der Westdeutschen war mit der Hälfte der DDR-Bürger verwandt - aber im täglichen Leben spielte das keine Rolle.

Durch diese Fakten sind die Differenzen, Disharmonien und Mißverständnisse der West- und Ostdeutschen dieser Generationen bedingt, die z.T. bis heute andauern. Nach 1989 waren viele der zuvor extrem auf Westdeutschland fixiert gewesenden Ostler bitter enttäuscht, daß die Emotionslage im Westen eine ganz andere war und sie dementsprechenden Verhaltensweisen der Westler ausgesetzt waren.
Erst vor wenigen Monaten war ein ehem. DDR-Bürger (Jahrgang 1949) zutiefst entsetzt und niedergeschlagen, als ich ihm das mit unserem Leben mit dem Rücken zur Mauer darlegte. Er glaubte noch an die von West-Politikern in Reden beschworene Einheit der Deutschen - während die Westler das als Feiertags-Phrasendrescherei ansahen, bzw. überhaupt nicht zur Kenntnis nahmen.


Einen Spruch aus den 80ern habe ich bis heute behalten: "Die DDR ist wie Fußpilz. Jeder hat irgendwann irgendwie damit zu tun, aber man spricht nicht darüber."


In Teplice war ich auch, also in Sachsen fande ich es gruseliger...

Was mir im Osten (auch in der Geisterstadt Wittenberg) immer wieder auffällt: diese angenehme und noch immer melancholische Stille und Leere in den Strassen nach zwanzig Uhr..

Ist das heute noch so? Das war einer meiner ersten Eindrücke meiner DDR-Reisen: absolute Stille nach Acht Uhr abends. Zum echten DDR-Feeling fehlt dann noch der Geruch: Zweitaktabgase gemischt mit Braunkohlerauch.
Ehrlich jetzt, das war der authentische DDR-Geruch. Vor einiger Zeit hatte ich einen entsprechenden Deja-vu-Flash, als ich an einem Haus vorbeiging, in dem jemand den Ofen geheizt hat und gleichzeitig ein Moped vorbeifuhr. Es muß aber Braunkohle verfeuert werden. Steinkohle oder Holz sind falsch, damit klappt kein DDR-Flash.

Ich frage so naiv, weil ich, außer wenn ich z.B. aus familiären Gründen muß, seit 1990 keine Ambitionen habe, in den Osten zu reisen. Die DDR war ein unglaubliches Faszinosum, in das ich immer weider mit Begeisterung gereist bin, aber der heutige Osten ist mir irgendwie egal.
« Letzte Änderung: 10. Dezember 2014, 23:23:17 von A.R.Schkrampe »
 
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Re: Königreich Neudeutschland - "Akutelle Neuigkeiten"
« Antwort #1062 am: 11. Dezember 2014, 00:13:04 »
Krampe, dafür ein Däumchen und Karma! Erinnert mich sehr an meine jungen Jahre oder vielmehr an die Jahre nach dem Mauerfall und der Zeit meiner Jugend, als mir im Zuge des Älterwerdens die Geschichte, auch die von Teilen meiner Familie, erst bewusst wurde. Der Osten war und ist mir bis heute eher fremd geblieben, was auch daran liegt, daß der ehemalige DDR-Teil meiner Familie es geschafft hat nach Westen zu fliehen (u.a. Studienverbote etc.). Die sind aber gleich weiter westwärts gezogen ins liberalere Holland, die damalige BRD war ihnen verständlicherweise zu konservativ und patriarchalisch.
Die Welt ist noch nicht bereit!
 

malou

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Re: Königreich Neudeutschland - "Akutelle Neuigkeiten"
« Antwort #1063 am: 11. Dezember 2014, 00:24:12 »
Das Thema könnte man durchaus ausgliedern, aber der Zusammenhang zu einer Abstimmung, "was kann man gegen das KRD unternehmen", erschließt sich mir nicht.

Fasziniert war ich, neben dem ganzen Dreck und Gestank in Bitterfeld, von den wochenlangen Wasserrohrbrüchen, die von allen als etwas vollkommen normales angesehen wurden. ;)

Wo die DDR ohne Sowjetunion gestanden wäre? Hmm, wo willst Du da anfangen? Ohne Panzerunterstützung vom Ostblock wäre der 17.6.1953 wohl schon anders abgelaufen und die Wiedervereinigung hätte sich in den 50er-Jahren abgespielt, wahrscheinlich in anderer Form.

Aber ohne die Sowjetunion hätte es auch keine sowjetische Besatzungszone und damit auch keine DDR gegeben ;)

An Kuba sieht man, wie es einem sozialistischen Land nach Wegfall der Sowjetunion geht.
Da habe ich als Schweizer nur eine Frage: Wo wäre denn die Ex-DDR ohne Unterstützung der Sowietunion und ohne Beitritt zu Deutschland? Nur so auf sich alleine gestellt.

Die DDR und die BRD, die siamesischen Zwillinge der elternhaften Siegermächte, die über das Land kamen, es vom Unheil zu befreien.

Deutsche werden generell lieber befreit, als dass sie sich selbst befreien. Das deutsche Drama dabei ist, dass sie im Nachhinein immer irgendwie das Gefühl haben, man hätte sie dabei über den Tisch gezogen. Das geht zurück bis in die Reformationszeit, schon damals hatten die Deutschen den Eindruck, sie hätten nicht das erhalten, was ihnen versprochen wurde. Aber Revolutionen werden in Französien gemacht. In Deutschland wird gemurrt und ausgehalten und gewartet bis einer kommt, der das übernimmt und ihnen erklärt, was sie tun und glauben sollen, um endlich frei zu sein. Dieses Kleinbürgerliche, im Kopf diese ewige Utopie dieser "Himmelreich - schon - auf - Erden - errichten - Denkweise", in der Literatur zauberhaft deutsch, im Völkischen hundsgefährlich. "Quo vadis, Germania" bedeutet, eine Schlafende zu befragen, wohin sie im Traume wandelt. Deshalb ist dieses, auch bei Peter Fitzek zu findende, altbekannte Sentiment von "Deutschland erwache" derart gefährlich, denn Deutschland erwacht seit jeher durch Zauberworte der Selbstbestimmung, und latscht dann doch wieder nur jemandem hinterher.

Nicht erst seit 1989 hängen die Wittenberger an Luther wie Ertrinkende am Senkblei. Womit willst Du Dich dort auch sonst noch identifizieren, wenn Dir Cranach zu perspektivlos malte und Michael Kohlhaas zu gewagt erscheint, für diese dornröschenhaft schlafende Kleinstadtkulisse mit eigenwilliger Infrastruktur. Im Interesse des Marketings werden Luthers antisemitische Tendenzen dann auch höchstens mit gedämpfter Stimme bei der abendlichen Stadtführung offengelegt, wenn der Stadtführer vor der Stadtkirche steht und auf die Reliefplatte deutet, die die Sau darstellt, die aus der Stadt gejagt wird.

Zurück zum Thema, die DDR war immer ein recht unmündiges Besatzungskonstrukt. Und diese hypothetische Frage - tja, wo wäre sie nach 1989 gewesen, ohne russische Freunde und ohne Sympathien der BRD? Sie hätte sich wohl aufgefunden mit einer Menge Kultur, Aufrichtigkeit und Tatendrang; und gleichzeitig mit siebzehn Millionen unmündigen, oft misstrauischen und nach dem Konsum schielenden Einwohnern, die, ohne jegliche Chance, von aussen befreit werden zu können, vielleicht zum ersten Mal seit sehr, sehr langer Zeit deutscher Geschichte sich selbst erkannt hätten.

Ob man sich in unserer Glitzerwelt etwas davon hätte kaufen können steht auf einem anderen Papier.

 
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malou

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Re: Königreich Neudeutschland - "Akutelle Neuigkeiten"
« Antwort #1064 am: 11. Dezember 2014, 00:32:59 »
Ist das heute noch so? Das war einer meiner ersten Eindrücke meiner DDR-Reisen: absolute Stille nach Acht Uhr abends. Zum echten DDR-Feeling fehlt dann noch der Geruch: Zweitaktabgase gemischt mit Braunkohlerauch.
Ehrlich jetzt, das war der authentische DDR-Geruch. Vor einiger Zeit hatte ich einen entsprechenden Deja-vu-Flash, als ich an einem Haus vorbeiging, in dem jemand den Ofen geheizt hat und gleichzeitig ein Moped vorbeifuhr. Es muß aber Braunkohle verfeuert werden. Steinkohle oder Holz sind falsch, damit klappt kein DDR-Flash.

Ich frage so naiv, weil ich, außer wenn ich z.B. aus familiären Gründen muß, seit 1990 keine Ambitionen habe, in den Osten zu reisen. Die DDR war ein unglaubliches Faszinosum, in das ich immer weider mit Begeisterung gereist bin, aber der heutige Osten ist mir irgendwie egal.

Ja, ist vor allem in den ländlichen Situationen noch so. Zweitaktgeruch hat abgenommen, dafür ist es noch immer etwas dunkel in den Strassen und an alten Fassaden hängen bunte Werbeplakate für Baumärkte, Dienstleistungsanbieter und Erotikmessen, die keiner mehr haben will. Neue Infrastruktur gut und schön, aber blühende Landschaften sind anderswo. Viele ziehen da ja auch seit Jahren weg. In den grösseren Städten ist es natürlich etwas besser. Alles in Allem wirken die ostdeutschen Landstriche dadurch etwas melancholisch - verlassen. Aber irgendwie ehrlich und aufrichtiger, als so manche süddeutsche pastell- und leberkäsefarben angepinselte Kleinstadt.