Leider vergessen wir bei dieser Diskussion über das Verhalten von Behörden, dass wir uns im Wilden Osten der Republik befinden.
Meine persönliche Erfahrung beim Häuslebau irgendwo tief im Osten:
Bei der Sanierung einer alten Fabrik und Umbau zu einem Wohngebäude hatte ich einige Punkte auf meiner Liste, die zu massiven Eingriffen in die Bausubstanz geführt hätten. Also habe ich eine Liste mit 21 Punkten erstellt, ein paar statische Nachweise geführt, den Ist-Zustand dokumentiert und das Bau-Soll skizziert.
Das Gespräch mit der Leiterin des Bauamtes bei einem Kaffee lief wie folgt:
Sie wollen den Anbau mit 83 m² Grundfläche entfernen? Wenn Sie die erste Wand einreißen, kann man dann mit einem Auto reinfahren?
Meine Antwort ja, warum nicht. Weil 2 und Autos reinpassen würden, wurde aus dem Anbau mehrere Garagen. Die genehmigungsfreie Entfernung nach der BauO war somit angezeigt und erledigt.
Ich wollte einige Fenster und Türen in Lage, Anzahl und Größe ändern. Unter anderem der Einbau eines Garagentors (4,0 m x 3,6 m). Die Frage der Amtsleiterin, ob wir irgendwelche Baupläne zu dem Gebäude hätten, musste ich verneinen. Die Antwort der Behörde: haben wir auch nüscht, was sollen wir dann prüfen? Das Thema wurde mit dem Zauberwort beendet: "Bauen im Bestand"
Der letzte Punkt war die Umgestaltung der Innenräume. Ich wollte einen massiven Holzbalken von 12 m Länge, der auf mehrere Zwischenwände gelagert war, entfernen. Für die Deckenkonstruktion hatte ich eine Stahlkonstruktion mit vorgewölbten Trägern ausgeknobelt und für mich selber einen kleinen Nachweis mit FEM in 3D gerechnet.
Die bunten Bilder haben wohl beeindruckt und mit dem Zauberwort: "Bauen im Bestand" war meine kurze Liaison mit der Baubehörde endgültig beendet.
Ein ähnliches Gespräch hatte ich mit der Denkmalbehörde, die mir erklärte das ein historisches Gebäude mit so vielen Veränderungen für sie uninteressant wäre. Ob ich darauf bestehe, dass das Ensemble in die Liste aufgenommen wird?S eit dem treffen wir uns einmal im Jahr auf der Dorfkirmes und haben interessantere Gesprächsthemen.
Das Finanzamt hatte einen Gutachter geschickt. Es ging um die Höhe der Grundsteuer. Er kam während der Umbauarbeiten und meinte nur, dass ist ja eine Ruine! Ich mache einen Vermerk, dass wir uns später noch einmal bei Ihnen melden. 5 Jahre später habe ich die Grundrisse an das Finanzamt geschickt. Seit dem zahlen wir Grundsteuer.
Die einzige langfristige Investition in Genehmigungen ist die jährliche Flasche Schnaps für den Schornsteinfeger. Aber für unser Heizungssystem, natürlich auch very special und selbstgebaut bringe ich dieses Opfer gerne.