Der Bericht des Schweizer Fernsehens über
"Staatsverweigerer" (dieser österreichische Begriff wird in letzter Zeit zunehmend auch in der Schweiz benutzt, na gut) scheint nun zumindest symbolische Folgen zu haben.
Die aarguische Mitte-Nationalrätin Marianne Binder-Keller hat
eine Interpellation eingereicht, die der Bundesrat in den kommenden Wochen schriftlich beantworten muss.
Staatsverweigernde Szene in der Schweiz. Eine unterschätzte Bedrohung?
Eingereicht von:
Binder-Keller Marianne
Die Mitte-Fraktion. Die Mitte. EVP.
Christlichdemokratische Volkspartei der Schweiz
Einreichungsdatum:
27.09.2023
Eingereicht im:
Nationalrat
Stand der Beratungen:
Eingereicht
Staatsverweigererinnen und Staatsverweigerer – in Deutschland oftmals als Reichsbürger oder Selbstverwalter bezeichnet – sprechen dem Staat die Legitimation ab. Sie halten sich nicht an Gesetze, bezahlen Steuern nicht oder erst nach Pfändungsandrohung und sie belästigen Behördenmitarbeitende. Letzteres zeigte eine neue Umfrage bei den Schweizer Betreibungsämtern eindrücklich auf (https://www.srf.ch/news/schweiz/exklusiv-umfrage-staatsverweigerer-schikanieren-beamte-so-steht-s-in-ihrem-kanton).
In Deutschland wird die Gruppe mit nationalistischem und rechtsextremen Gedankengut in Verbindung gebracht. Waffenfunde bei Razzien durch Sicherheitsbehörden bezeugen dort ein erhöhtes Gewaltpotenzial dieser Gruppierungen. Studien und Medienberichte deuten auf ein reges Treiben der staatsverweigernden Szene auch in der Schweiz hin. Aus diesem Grund ersuche ich den Bundesrat um die Beantwortung der nachfolgenden Fragen:
- Auf wie viele Personen schätzt der Bundesrat die staatsverweigernde Szene in der Schweiz?
- Wächst oder schrumpft die Szene?
- Wie schätzt der Bundesrat das Gewaltpotenzial dieser Bewegung in der Schweiz ein?
- Welche Verbindungen bestehen in der Schweiz zu rechtsextremen Gruppierungen? Welche Überlappungen gibt es in der «Mitgliedschaft»?
- Welche Verbindungen bestehen zwischen Schweizer Staatsverweigerern und der deutschen Reichsbürger-Struktur?
- Welche Massnahmen ergreift der Bundesrat, damit die Schweiz nicht als Ausweichstandort für staatsverweigernde Szenen wird, welchen im nahen Ausland die Strafverfolgung oder die Überwachung durch den Staatsschutz droht?
- Über welche Instrumente verfügt der Bundesrat, um auf die Bedrohung durch diese Szene angemessen reagieren zu können? Genügt beispielsweise Art. 8 Abs. 2 Bst. c. des Waffengesetzes um Staatsverweigerern bei Bedarf den Erwerb einer Feuerwaffe zu untersagen?
Ich bin nicht sicher, ob ich das nun gut finde oder mir besser gleich von Anfang an keine Illusionen mache. Jedenfalls würde es mich stark wundern, wenn da später was Konkretes draus wird (Frau Binder-Kellers Engagement in allen Ehren!).
Auf wie viele Personen schätzt der Bundesrat die staatsverweigernde Szene in der Schweiz?
Wie schätzt der Bundesrat das Gewaltpotenzial dieser Bewegung in der Schweiz ein?
Insbesondere auf diese beiden Fragen erwarte ich leider eine dumme Antwort vom Bundesrat, weil dieser sich voraussichtlich aufs Fedpol oder den NDB stützen wird, die die Szene nicht wirklich beobachten und ihr auch kein besonders alarmierendes Gewaltpotential zuschreiben. Weil halt bei uns bisher noch nix Schlimmes passiert ist.
Edith ergänzt noch den
Link zum Original.