Dagegen spricht, dass Dienelt sich während seinem letzten Haftaufenthalt weitgehend manierlich aufgeführt haben muss und daher vergleichsweise frühzeitig wieder auf freien Fuß kam.
Bei ihm frage ich mich ohnehin, ob er sich im Knast nicht wohler fühlt als in der Freiheit. Draußen bekommt er gar nichts auf die Reihe und vergrätzt jeden noch so Wohlmeinenden mit seiner Unzuverlässigkeit und seiner Unberechenbarkeit. Das rein virtuelle und sehr hohle Vergnügen sich auf Facebook vor virtuellen Freunden als großer Held zu gerieren, scheint ihm auch nichts mehr zu geben. Und seinen Umgang mit Drogen scheint er auch nicht kontrollieren zu können. Ein waschechter Looser, der schon ahnt wie er betrachtet wird...
Es wirkt als ob er sich, wenigstens unbewusst, nach den klaren Strukturen einer JVA sehnt, die ihm direkt feste Grenzen setzen und damit Halt und Orientierung geben. Sicher wird er auch dort über Autoritäten schimpfen. Aber da ist alles viel realer und greifbarer. Dort ist er in einer Gemeinschaft von Gestrauchelten, die ähnlich große Fehler wie er gemacht haben. Da dürfte er weniger schmerzhafte moralische Vorhaltungen über sein Versagen zu hören bekommen. Da kann er sich manchem vielleicht überlegen fühlen. Und dort kann er durchaus auf das für ihn überschaubare Minimalziel der Entlassung hin arbeiten.
In der Realität ist er hingegen regelrecht damit überfordert, sein Leben selbst zu gestalten. Da wird er nur flugs wieder von seinen schlechten Angewohnheiten, seiner Widerborstigkeit, seiner Planlosigkeit und Sprunghaftigkeit bestimmt. Da ist er dann wieder der "Freiheitskämpfer", der Angst vor der Freiheit hat.