Als arbeitsunfähige und chronisch kranke Patientin fiel sie in das Raster der 1940 einsetzenden zentralen Krankenmorde, der so genannten "Aktion T4". Sie erlebte, wie mehrere hundert Menschen aus anderen psychiatrischen Anstalten nach Arnsdorf verlegt wurden und die ohnehin vorhandene Enge in der Anstalt noch drängender wurde. Arnsdorf war im Sommer 1940 zur Zwischenastalt für die Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein geworden. Am 31. Juli erfolgte der vierte Transport von Patienten aus Arnsdorf nach Pirna. Unter den 33 Männern und 53 Frauen befand sich auch Elfriede Lohse-Wächtler. Vermutlich noch am selben Tag wurde sie dort in der Gaskammer mit Kohlenmonoxidgas ermordet.
Das sind die historischen Fakten.
Diese sind durch historische Forschung hinreichend belegt.
Somit ist dein "Biertischnazi" in der Bringschuld. Er hat eine Position, die der allgemeinen Lehrmeinung entgegensteht. Also muss er für seine Thesen Beweise liefern. Er muss beweisen, dass sie NICHT im Rahmen der Aktion T4 umgebracht worden ist. Kann er das nicht, bleibt halt alles wie es ist und er kann dir egal sein.
Du musst nicht seine Arbeit machen.
Er wird ausweichen, er wird versuchen, das Thema zu wechseln und so das Gespräch zu kontrollieren. Du gehst im nächsten Satz wieder zu den historischen Fakten zurück und sagst ihm erneut, er soll wiederkommen, wenn er diese widerlegen kann. usw. IMMER WIEDER zu diesem Punkt zurückkehren.
übrigens, Paragraf 130 StGB ist dein Freund. nutze ihn. Weise darauf hin.
Die Diskussion ist eine virtuelle in den sozialen Netzwerken, das Gegenüber ein durchaus gewiefter 130-Surfer. Mir geht es nicht drum, den zu überzeugen, sondern ihm, auf durchaus subversive Weise, die Hosen runterzuziehen, ihn also bloßzustellen, und das am besten, indem ich versuche, ihn in seine eigenen Widersprüche einzuwickeln. Das VOR ALLEM auch im Hinblick auf die Mitleser, sowohl seine Fäns als auch gerade die stillen und eventuell in ihren Ansichten nicht gefestigten. Mit 130 hätte ich da in der Diskussion in meinem Sinne nur kontraproduktive Effekte und würde denen bestätigen, daß ich halt der "Systembüttel" bin, der auf Argument nur mit der "BRD-Paragraphenkeule" antworten kann.
Das Gegenüber bezeichnet sich als "bürgerlich-konservativ" aber "Nicht-Nazi", und nur an Fakten interessiert. Und sein "Fakten-Studium" habe für ihn zweifelsfrei erwiesen, daß das "Deutsche Volk" im Auftrag feindlicher und, natürlich, jüdischer Geld-Eliten geknechtet würde. Hitler wäre dagegen das letzte Staatsoberhaupt gewesen, das etwas "für das Deutsche Volk getan hat." Die etablierten Historiker wären folglich alles Lohnschreiber und Lügner die quasi im Auftrag arbeiteten, den NS zu "verteufeln" und daher immer nur die immer gleichen Geschichtslügen voneinander abschrieben.
Diese permanenten Hitler-Apologien gehen einher mit einem zutiefst weinerlichen Gejammer über den Abbau von Grundrechten in der "Jüdischen Weltordnung" ("JWO") und deren phööser "Corona-Diktatur" und dies ist ein Punkt, wo ich dachte den zu fassen zu kriegen und richtig rund zu machen. Nicht im Sinne von "überzeugen" sondern von einen reinwürgen und ihn in seinen eigenen argumentativen Fallstricken zur allgemeinen Belustigung zappeln zu lassen.
Ich habe zuletzt über den Fall Elfriede Lohse-Wächtler in der FAZ gelesen und mich hatte die Geschichte wirklich betrübt. Angesichts der Hitler-Apologien im Verbund mit dem Grundrechte-Geheule schien sich mir da ein reingrätschen zu lohnen - wenn also die Demokratie nur ein Mittel der "JWO" wäre, warum dann Grundrechten hinterherheulen? Wenn also Hitler der Letzte war, der was "für das Deutsche Volk getan hat" - was ist dann mit der Elfriede? Gehörte die nicht zum "Deutschen Volk"? Was war mit deren Grundrechten? Was war überhaupt mit Grundrechten unter Hitler?
Und dann wird einem sowas entgegengeknallt:
https://www.welt.de/print-welt/article322874/In-den-Niederlanden-werden-jaehrlich-1000-Patienten-ohne-ihre-Zustimmung-getoetet.htmlDie Zahlen werden dann auf T4 hochgerechnet und, voila!, ist der "Nachweis" erbracht, daß Hitler selbst unter heutigen Verhältnissen doch gar nicht sooo schlimm war, geschweige unter den damaligen: Ureinwohner und Schwarze in den USA, Kolonialismus, Eugenik bei den Anderen, Stalinismus und "Roter Terror" und was der Whataboutismus sonst noch so liefert. Natürlich ist Whataboutismus alleine eine schlechte Argumentationsgrundlage, aber wenn der fragt, warum man denn dem lieben Onkel Adolf die Euthanasie als Verbrechen ankreide während es um die Praxis in Holland recht still bleibe, da bin ich auch erstmal baff. Natürlich ändert das nichts an meiner Grundhaltung dem NS gegenüber, aber eine Gegenargumentation ist da für mich nicht sooo locker aus dem Ärmel zu schütteln!
So auch im Fall Elfriede Lohse Wächtler. Da fragt der nach einem konkreten Beleg für die Ermordung der Frau. Ich antworte erstmal damit, daß es bestätigter Fakt ist, daß psychisch Kranke zwangssterilisiert und getötet wurden, daß das mit der Elfriede kein Einzelfall sondern eine gängige Praxis im Rahmen des T4-Programms war. Vor allem auch, daß das auf Widerstand aus dem Volk traf, daß es deutsche Geistliche und Juristen gab (also keine "Besatzer"), die das protokolliert und dokumentiert hatten (und zwar zeitnah und nicht nach Kriegsende) und dadurch vermutlich dafür sorgten, daß das Tötungsprogramm offiziell eingestellt wurde. Ich bring dem auch die entsprechenden Links und frag den, ob er denn diese Zeitzeugen und Chronisten als Lügner abkanzeln möchte und daß es anhand der von diesen dokumentierten Fakten über Deportationen, Todesfälle usw. doch keinen Anlaß zum Zweifel gibt, daß mit der Elfriede ebenso verfahren wurde. Die Antwort ist dann, daß ich nach wie vor keinen konkreten Nachweis über die Ermordung der Frau aufs Tapet gebracht hätte und schlicht nichts hätte außer meinem Glauben! Und irgendwie frage ich mich da, ob er nicht ein Stück weit Recht hat - aufgrund der genannten Fakten GLAUBE ich es ja tatsächlich, aber ich kann es nicht nachweisen! In der Opferliste vom Bundesarchiv ist sie nicht aufgeführt, und warum fehlt bei Wikipedia bei der Angabe "Ermordung" jeder Quellenverweis? Klar gilt es als historischer Fakt, aber das ist aus bereits dargelegten Gründen hier ja kein durchschlagendes Argument sondern eine Bestätigung im Sinne von "na siehste, wird behauptet aber Nachweise gibts keine! Warum denn, wenn das so zweifelsfrei feststeht?" - und eben das will ich nicht! Und ich stelle mich dann schon selber in Frage - ja ich GLAUBE es, ich bin mir aus dem und dem Punkt heraus absolut sicher, aber ich habe für den Mord selbst keine Belege. Und das kotzt mich an.
Btw.: Bin aber nicht so ganz der wohlmeinende Naivling. Im Grunde liebe ich das mittlerweile schon fast verschwundene Internet des freien Schlagabtauschs ohne Limits. Grundsätzlich geht es mir auch mehr ums Gaudium, Jux und Trollerei, aber manchmal wird aus Spaß halt Ernst.