Das New Yorker Gesetz, das nun für "verfassungswidrig" erklärt wurde, existiert nämlich schon seit 1913.
Ja, gut, aber wird es deshalb schon verfassungskonform?
Bisher war halt noch keiner auf die Idee gekommen dagegen vorzugehen.
Eine (und mir scheint die überwiegende) Anzahl der Juristen im Common Law interpretiert nicht, sondern nimmt Verfassungs- und Gesetzestexte wörtlich.
Das scheint eine der beiden großen Schulen zu sein.
Was mich zu der Frage bringt: Ist nicht das Common Law mit seinem Grundsatz „Altes Recht bricht Junges Recht“ nicht sogar gerade der zementierte Konservatismus?
Und eine Abschaffung eines Amendments wäre ja möglich, wenn nur 38 der 50 Bundesstaaten dafür votieren (spektakuläres Beispiel aus der Geschichte. Abschaffung der Prohibition).
Die Mehrheit der Wähler da drüben will das halt so? (Was bei mir dazu führt, dass ich nicht in ein Land fahren will, das es ermöglicht 8-jährige Kinder zu inhaftieren und anzuklagen oder einem bei Tresspassing – je nach Bundessaat – die sofortige Hinrichtung erlaubt …).
Man kann nach meiner Meinung schlecht Bercow für die Anwendung einer Regel von 1604 gegen Johnson loben, dann aber die USA kritisieren, wenn sie eine Verfassungsbestimmung von 1791 anwenden.
Das ist inkonsequent.
Gerade sehe ich, die FAZ spricht von 1911:
Das Gericht entschied mit sechs zu drei Stimmen, wobei die drei liberalen Richter dagegen stimmten, das Gesetz von 1911 zu kippen.
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/oberstes-gericht-in-usa-tragen-von-waffen-als-grundrecht-18123516.htmlDer Artikel von Sofia Dreisbach in der FAZ erwähnt bisher wohl als einziger in der deutschen Medienlandschaft den im Urteil herangezogene 14. Amendment:
In der Erklärung des konservativen Richter Clarence Thomas heißt es: „Weil der Bundesstaat New York nur dann eine Lizenz zum Tragen einer Waffe erteilt, wenn der Bewerber einen speziellen Grund für die Selbstverteidigung angibt, kommen wir zu dem Schluss, dass das Vorgehen des Staates bei der Lizenzvergabe verfassungswidrig ist.“ Der zweite und der vierzehnte Verfassungszusatz schützten das Recht des Einzelnen, in der Öffentlichkeit eine Waffe mitzuführen.
Siehe auch
https://de.wikipedia.org/wiki/14._Zusatzartikel_zur_Verfassung_der_Vereinigten_Staaten#