Genau 2 Jahre und 8 Monate später sieht es nicht mehr ganz so glorreich aus für ihn ...
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Vor der Urteilsverkündung bat der 39-jährige Tarrio, der aus Miami kommt, um eine milde Strafe und bezeichnete den Kapitolsturm als „nationale Peinlichkeit“. Er entschuldigte sich bei den Polizeibeamten, die das Kapitol verteidigt hatten, und bei den Abgeordneten, die in Angst geflohen waren. Mit stockender Stimme brachte er seine Reue darüber zum Ausdruck, seine Familie im Stich gelassen zu haben, und schwor, dass er mit der Politik fertig sei. „Bitte zeigen Sie Gnade“, flehte Tarrio. „Ich bitte Sie, mir nicht meine 40er zu nehmen.“ Auch Tarrios jüngere Schwester, seine Verlobte und seine Mutter baten den Richter unter Tränen, Gnade walten zu lassen.
Richter: Tarrio sei von „revolutionärem Eifer“ gepackt gewesen
Der einst von Trump ernannte US-Bezirksrichter Timothy Kelly bescheinigte Tarrio, er sei von „revolutionärem Eifer“ motiviert gewesen, eine Verschwörung anzuführen. Diese habe dazu geführt, dass „200 kampfbereite Männer das Kapitol umzingelten“. Der Richter wies darauf hin, dass Tarrio zuvor öffentlich keine Reue für seine Verbrechen gezeigt habe. Eine harte Strafe sei notwendig, um Nachahmer von der Ausübung politischer Gewalt abzuschrecken. „Das darf nicht wieder passieren. Es darf nicht wieder passieren“, wiederholte Kelly.
Anhänger des damals abgewählten Präsidenten Donald Trump hatten am 6. Januar 2021 gewaltsam den Sitz des US-Parlaments in Washington erstürmt. Dort war der Kongress an jenem Tag zusammengekommen, um den Sieg des Demokraten Joe Biden bei der Präsidentenwahl formal zu bestätigen. Trump hatte seine Anhänger zuvor bei einer Rede mit der Falschbehauptung aufgewiegelt, er sei durch massiven Wahlbetrug um einen Sieg gebracht worden. Als Folge der Krawalle kamen damals fünf Menschen ums Leben. Die Attacke auf das Herz der US-Demokratie erschütterte das Land.
Kurz vor Kapitolattacke: Tarrio verunstaltete „Black Lives Matter“-Banner
Die Staatsanwaltschaft hatte 33 Jahre Haft für Enrique Tarrio gefordert. „Wir müssen sicherstellen, dass die Konsequenzen für jeden, der mit den Ergebnissen von 2024, 2028, 2032 oder irgendeiner zukünftigen Wahl unzufrieden sein könnte, überdeutlich sind“, sagte Staatsanwalt Conor Mulroe. Der Sturm auf das Kapitol sei „ein kalkulierter terroristischer Akt“ gewesen.
Tarrios Anwalt Nayib Hassan beantragte nicht mehr als 15 Jahre Gefängnis und gab nach der Anhörung bekannt, man werde gegen das Urteil in Berufung gehen. Er beschrieb seinen Mandanten als „Tastatur-Ninja“, der zwar dazu neige, „Müll zu reden“. Er habe aber nicht wirklich die Absicht gehabt, die Regierung zu stürzen.
Tarrio hatte zwei Tage vor dem Kapitolsturm bei einer Kundgebung in der Hauptstadt ein Transparent der Bewegung „Black Lives Matter“ verunstaltet und war deswegen kurzzeitig verhaftet worden. Ein Richter hatte daraufhin angeordnet, dass er Washington verlassen müsse, was Tarrio daraufhin tat. Der als charismatisch geltende Tarrio habe aber zwei andere Mitglieder der „Proud Boys“ beauftragt, die Aktivitäten der Gruppe in seiner Abwesenheit vor Ort zu leiten, hieß es.
Im Zusammenhang mit dem Sturm auf das Kapitol wurden mehr als 1100 Verdächtige angeklagt. Mehr als 600 von ihnen wurden bereits verurteilt.
RND/AP/dpa
Peinlich, soso.