Post-Brexit: Die Beziehungen zwischen EU und UK

[Sandmännchen]

Immerhin, anders als unsere Regierung in spe schaut Lügenboris mal auf die Realität und traut sich, die Folgen auszusprechen. Der ist weiter als Scholz.

[BlueOcean]

Tesco will sich aber nicht stoppen lassen. Und hat den Zorn der Cov♥♥♥en auf sich gezogen, weil Santa Clause in dem Clip durch die Zollkontrollen kommt. Da fühlen sich die armen Impfverweigerer aber böse diskriminiert und haben zum Boykott von Tesco aufgerufen.

Was dann überraschend von einer großen Mehrheit begrüßt und unterstützt wurde. "Ja, prima. Bleibt zu Hause! Dann können wir in Ruhe einkaufen gehen und müssen uns keine Sorgen machen von Impftrotteln angesteckt zu werden."

[BlueOcean]

Meanwhile... hat Boris sich mit einem Flurry von kleinen dummen Fehlern in der öffentlichen Meinung soweit herab gewirtschaftet, dass man Bercow nun wieder gern über den schlechtesten Premier lästern hört, den er je erlebt hat

"This guy stinks in the nostrils of decent people."

Und bei den letzten "Prime Minister Questions" hat Boris so ein verheerendes Bild abgegeben, dass die Regierung jetzt alle Register zieht, um die vorweihnachtlichen PMQs in der kommenden Woche ausfallen zu lassen. Dann kommt noch die Nachwahl in North Shropshire, was eigentlich ein todsicherer Wahrkreis für die Tories ist. Es wird schon gemutmaßt, dass die Tories Johnson fallen lassen wenn die Wahl eine Pleite werden sollte.

[BlueOcean]

Brexit läuft wie die eigenen Zahlen zum "Trade Flow" belegen:



Und nach dem Jahreswechsel wird es noch ein paar Zacken schärfer, weil das UK zum einen dann Importwaren, die aus der EU geliefert werden, kontrollieren will. Bisher werden die alle nämlich schlicht nur durchgewunken.

Und zum anderen wird der Export aus dem UK in der EU erheblich erschwert, weil die Herkunftsregeln dann vom Exporteur gegenüber der EU zu belegen sind. Bisher hat die EU als Übergangsregelung akzeptiert, dass die britischen Exporteure schlicht deklarieren, dass die "rules of origin" eingehalten wurden.

[Reichskasper Adulf Titler]

They wanted it, they're getting it.

[Sandmännchen]

Trade Flow

Was bedeuten diese Zahlen? Beziehen die sich auf die EU oder UK? Was wären 100 %?

[BlueOcean]

"Trade flow" wird typischerweise als "trade per GDP ratio" bezeichnet und (etwas unlogisch) in Prozent angegeben. Also der Anteil aller internationalen Im- und Exporte am Bruttogesamtprodukt des Landes.

0% wäre also völlige Autarkie und 100% wäre vermutlich der nominale Trade flow eines Butterschiffs in internationalen Gewässern.

Ihr GDP sinkt aber auch noch kräftig. Deutschlands GDP ist 2020 um $60 Mio gesunken; das (sowieso schon geringere) des UK um satte $120 Mio.

[Sandmännchen]

OK, sind das dann die Importe oder die Exporte? Oder die Handelsbilanz? Vom UK, der EU oder Deutschland? Und warum ist die Summe größer als 100 %?

P.S.: Es klingt ein bisschen, als ob es die Importe vom UK wären. Warum hat dann die UK aber einen Balken, die importiert doch nichts von sich selber?

[BlueOcean]

Die blauen Balken sind der Trade flow ratio des UK. Und die rosa Balken sind der Durchschnitt der Trade flow ratios von den "EU main countries" (Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien). Keinen Schimmer warum die Briten die Länder gewählt haben aber das scheint eine schon historische Festlegung zu sein.

Trade flow ist Import und Export summiert.

Und ein amüsanter Nachtrag, der in den britischen Medien so gut wie nie erwähnt wird: Eine Region des UK fällt völlig aus dem Rahmen und hat mit Abstand die besten Zahlen: Das im Markt der EU verbliebene Nordirland.

[Sandmännchen]

Gut, trade flow ratio finde ich im Wörterbuch.

Das sind also die Außenhandelsquoten des UK und der "EU main countries" im zeitlichen Verlauf, also die Summe aus Export + Import geteilt durchs Bruttoinlandsprodukt.

Ein Butterschiff hat eine Außenhandelsquote gegen Unendlich (da keine Güter produziert werden). Ein sinkender Wert sagt erst mal nur, dass die Verflechtungen mit anderen Ländern abnehmen. Auch wenn lediglich die Importe abnehmen, sinkt der Wert. Der Wert sinkt auch bei gleichbleibenden Importen und Exporten, wenn das BIP steigt.

Insofern zeigt das nur, dass die Politik das Ziel erreicht, die globalen Verflechtungen des UK zu reduzieren ("get your country back"), während das für die EU gleichbleibend ist.

Die Kennzahl kommt mir sinnlos vor ...

[BlueOcean]

Das Ziel des Brexit war doch nicht den internationalen Handel zu verringern. Der sollte mit den neuen, "viel besseren" Handelsabkommen durch die Decke gehen. Und das GDP ist nicht gestiegen, sondern gesunken.

[dtx]

Das Ziel des Brexit war doch nicht, den internationalen Handel zu verringern.

...

Stimmt. Global gesehen änderte sich nichts: Den Handel, den man bislang mit dem UK trieb, treibt man jetzt mit jemand anderem.

[BlueOcean]

Die Zustimmung zu Johnson stürzt gnadenlos ab. Die Tories würden ihn lieber heute als morgen aus dem Amt vertreiben - wenn sie nur wüssten wen sie dann auf den Schild heben sollen. Da bietet niemand wirklich an und eine Liz Truss als etwas dümmere Wiedergängerin von Theresa May will auch keiner.

Am Donnerstag könnte Johnson das Kunststück gelingen, dass die Tories den Wahlkreis verlieren, der seit über 200 Jahren verlässlich immer die Tories gewählt hat.

Und seine pompösen (auch zur Ablenkung gedachten) Omikron-Corona-Maßnahmen hat er heute nur mit Labor gegen fast hundert Deserteure aus der eigenen Partei durchs Unterhaus bringen können.

[kairo]

Und seine pompösen (auch zur Ablenkung gedachten) Omikron-Corona-Maßnahmen hat er heute nur mit Labor gegen fast hundert Deserteure aus der eigenen Partei durchs Unterhaus bringen können.

Na ja, "Deserteure" ... da haben Labour-Leute einem Vorschlag zugestimmt, der eben gut war, auch wenn er von der Regierung kam. Das nennt man Common Sense. Im Zerstrittenen Königreich. Kommt in Deutschland auch vor, aber eher selten.

[BlueOcean]

Bang! Nun ist es passiert. Mit einem epochalen Umschwung hat sich der Wähleranteil in North Shropshire um fast 35% Prozent von den Tories zu den Lib Dems verschoben. Boris Johnson hat es damit fertig gebracht, dass die Tories zum ersten Mal seit fast 200 Jahren diesen Wahlbezirk verloren haben. Und die böse Opposition frohlockt: "The party is over."