Autor Thema: Ermittlungen gegen SS-Wachleute des KZ Sachsenhausen  (Gelesen 1238 mal)

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Offline Reichsschlafschaf

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Ermittlungen gegen SS-Wachleute des KZ Sachsenhausen
« am: 28. Juli 2020, 19:05:39 »
Hier würde ich gerne über den Fortgang der Verfahren zu Sachsenhausen berichten.

Letzte Woche schon haben wir erfahren, daß der Zeit gegen acht ehem. Wachleute ermittelt wird:


Zitat
Nach Angaben der Zentralen Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg führen die deutschen Staatsanwaltschaften insgesamt noch 14 Ermittlungsverfahren wegen Verbrechen in Konzentrationslagern. Offen seien drei Verfahren zu Buchenwald bei der Staatsanwaltschaft Erfurt und acht zu Sachsenhausen bei der Anklagebehörde in Neuruppin. Zudem beschäftige das Lager Mauthausen mit jeweils einem Verfahren die Staatsanwaltschaften München I und Berlin. Ferner ermittelt die Staatsanwaltschaft Itzehoe gegen eine ehemalige Schreibkraft im KZ Stutthof.

https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/lg-hamburg-strafverfahren-kz-wachmann-stutthof-verurteilt-beihilfe-mord/


Heute nun teilt die Staatsanwaltschaft Neuruppin mit, man hoffe in diesem Jahr noch anklagen zu können:


Zitat
NS-Verbrechen
Ermittlungen gegen SS-Wachleute des KZ Sachsenhausen

Klaus D. Grote/ 28.07.2020, 17:14 Uhr - Aktualisiert 28.07.2020, 18:04
Oranienburg (MOZ) Die Staatsanwaltschaft Neuruppin ermittelt gegen acht ehemalige Aufseher des Konzentrationslagers Sachsenhausen. Den betagten Männern, alle sind über 90 Jahre alt, wird Beihilfe zum Mord vorgeworfen. Oberstaatsanwalt Cyrill Klement hofft, dass es noch in diesem Jahr zur Anklageerhebung kommt. Erst dann könnten nähere Angaben zu den Beklagten gemacht werden.
Spoiler
Aufsehen erregte zuletzt die Bewährungsstrafe des ehemaligen SS-Wachmanns Bruno D. Das Hamburger Landgericht verurteilte ihn am 23. Juli zu zweijähriger Jugendhaft auf Bewährung. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass der 93-Jährige in den Jahren 1944 und 1945 mehrere Monate als Jugendlicher zur Wachmannschaft des Konzentrationslagers Stutthof bei Danzig gehört hatte. Er habe sich der Beihilfe zum Mord in 5 232 Fällen und zum versuchten Mord in einem Fall schuldig gemacht. Auch die Staatsanwaltschaft Neuruppin ermittelt wegen Beihilfe zum Mord. Mord verjährt aus juristischer Sicht nicht. Einige der Beschuldigten könnten wegen ihres damaligen Alters ebenfalls nach dem Jugendstrafrecht belangt werden.

Die Ermittlungen wurden zu Beginn des vergangenen Jahres aufgenommen. Die Staatsanwaltschaft ging Hinweisen der Zentralstelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg nach. In der Außenstelle des Bundesarchivs werden seit 1958  Angaben über NS-Täter gesammelt. Insgesamt gibt es dort Karteikarten zu 1,7 Millionen Personen. Während in den ersten Jahrzehnten nach Kriegsende viele Täter unbehelligt blieben und in neue Funktionen kamen, brachten spätere Generationen  die Ermittlungen wieder voran.

Durch frühere Verfahren gegen ehemalige SS-Wachleute seien die Hürden für die Anklage zur Beihilfe zum Mord herabgesetzt worden, sagt Staatsanwalt Cyrill Klement. Das Landgericht Lüneburg hatte 2015 den früheren SS-Mann Oskar Gröning wegen Beihilfe zum Mord in 300 000 Fällen in Auschwitz zu vier Jahren Haft verurteilt. "Bereits die allgemeine Dienstausübung in einem Konzentrationslager, in dem erkennbar systematische Massenmorde stattfanden, leistete den Führungspersonen in Staat und SS Hilfe", urteilte der Bundesgerichtshof. "Damit wurde endlich vom bis dahin über Jahrzehnte begangenen Weg abgewichen, dass eine konkrete Tat nachgewiesen werden musste", sagte der Erste Staatsanwalt und stellvertretende Leiter der Ludwigsburger Zentralstelle, Thomas Will. Im Falle der Wachleute der Lager Sachsenhausen und Ravensbrück habe es Erkenntnisse gegeben, die beim Militärarchiv der Russischen Föderation in Moskau gewonnen worden seien, sagte Will.

Zu insgesamt 14 Wachleuten des KZ Sachsenhausen und acht Aufseherinnen des KZ Ravensbrück nahm die Staatsanwaltschaft Neuruppin nach den Hinweisen aus Ludwigsburg Ermittlungen auf. Gegen die Beschuldigten aus Ravensbrück wird in keinem Fall Anklage erhoben. Dafür gebe es vorwiegend altersbedingte Gründe, so Klement. Dies gelte auch für die sechs Fälle zu Sachsenhausen, in denen nicht weiter ermittelt werde. Die acht Männer, gegen die die Ermittlungen laufen, seien derzeit dauerhaft verhandlungsfähig. Wo die Männer heute leben, wann und in welcher Funktion sie im Lager tätig waren, dazu hält sich der Oberstaatsanwalt bedeckt.

Signal für Überlebende des KZ Sachsenhausen
Astrid Ley, die stellvertretende Leiterin der Gedenkstätte Sachsenhausen, bestätigt, dass im vergangenen Jahr durch die Staatsanwaltschaft umfangreich im Archiv der Gedenkstätte nach Hinweisen zu den SS-Wachleuten gesucht wurde. "Die Mitarbeiter der Gedenkstätte Sachsenhausen sind der Staatsanwaltschaft für ihre Ermittlungsanstrengungen dankbar. Wir halten es für sehr wichtig, dass heute alle Möglichkeiten zur juristischen Aufarbeitung der NS-Verbrechen ausgeschöpft und die Täter endlich zur Verantwortung gezogen werden", sagt Astrid Ley. Auch für die Überlebenden und Familien seien solche Verfahren ein wichtiges Signal.

Der Berliner Leon Schwarzbaum, der die Konzentrationslager Auschwitz, Buchenwald und Sachsenhausen überlebte, drückte seinen Schmerz darüber aus, dass Deutschland mit den Tätern lange Zeit zu nachsichtig gewesen sei. "Nicht viele sind juristisch belangt worden. Die meisten sind davon gekommen. Das finde ich fürchterlich", sagte Schwarzbaum. Er sehe in solchen Verfahren eine Chance, "die historische Wahrheit für die Menschheit und Nachwelt" festzuhalten und Gerechtigkeit herzustellen, wie Schwarzbaum kürzlich im Detmolder Verfahren gegen Reinhold Hanning sagte.

Im Verfahren gegen Bruno D. traten mit  Abraham Koryski und Marek Dunin-Wasowicz auch zwei Nebenkläger im Prozess auf. Die KZ-Überlebenden schilderten das Leben der Häftlinge im Lager, zu dem Misshandlungen, Hinrichtungen, Willkür und Sadismus zählten. Auch aus Sachsenhausen sind die erschütternden Berichte von Zeitzeugen bekannt. Noch können sie auch vor Gericht als Zeugen reden.

TAUSENDE MÄNNER IM WACHDIENST
In das 1936  eingerichtete Konzentrationslager Sachsenhausen wurden bis 1945 etwa 200 000 Häftlinge deportiert.

Insgesamt waren nach Angaben der Gedenkstätte Sachsenhausen schätzungsweise 10 000 bis 12 000 SS-Männer für eine gewisse Zeit am SS-Standort Oranienburg tätig. 1 000 dieser Männer gehörten dem für den inneren Betrieb des KZ Sachsenhausen zuständigen Kommandanturstab an, die übrigen waren Wachmänner.

Die Größe von Kommandanturstab und Wachverband nahm stetig zu, bis im Frühjahr 1945 mit 350 Kommandanturstabs- und 3 000 Wachverbandsangehörigen der höchste SS-Personalstand erreicht war. Wie viele der Männer heute noch leben, ist der Gedenkstätte nicht bekannt.⇥kd
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https://www.moz.de/landkreise/oberhavel/oranienburg/oranienburg-artikel/dg/0/1/1816983/
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Re: Ermittlungen gegen SS-Wachleute des KZ Sachsenhausen
« Antwort #1 am: 28. Juli 2020, 19:20:15 »
So wichtig diese Prozesse auch sind, so muss ich doch mal fragen was das mit der Kundschaft zu tun hat?

Ich weiß das ich mich unbeliebt mache -und diese Prozesse sind wichtig- sie haben aber eher nix mit unserem normalen Augenmerk zu tun
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Re: Ermittlungen gegen SS-Wachleute des KZ Sachsenhausen
« Antwort #2 am: 28. Juli 2020, 19:41:53 »
Das geht ja rasend schnell. Kaum sind die Verbrechen begangen, fängt unsere Justiz auch schon an zu ermitteln.
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Re: Ermittlungen gegen SS-Wachleute des KZ Sachsenhausen
« Antwort #3 am: 28. Juli 2020, 19:53:48 »
was das mit der Kundschaft zu tun hat?


Seit Oktober bezog sich die Kundschaft mehrfach auf das Hamburger Verfahren (alter Mann, nur seine Pflicht getan, Schwamm drüber und blah und blubb).


Das geht ja rasend schnell.

Nun, ja, das alte Problem.
Die Verfahren wurden nun einmal verunmöglicht durch die segensreiche Tätigkeit eines Eduard Dreher
https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Dreher
einhergehend mit dem sog. Verjährungsskandal
https://de.wikipedia.org/wiki/Verj%C3%A4hrungsskandal_(1968)

Auch Rechtsbeugung unter dem berüchtigten Nazi-Richter Werner Sarstedt
https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Sarstedt
zugunsten des Nazi-Richters Rehse kommt infrage.

Oder eine Kombination aus beiden (das klärt vielleicht mal eine rechtshistorische Arbeit).

Tatsache ist: Durch das Demjanjuk-Verfahren 2010 wurde die falsche Rechtsprechung erkannt und korrigiert, erst im Falle Gröning vom BGH auch bestätigt.

Alternative: Man hat zwar 2010 das jahrzehntelange falsche Handeln erkannt und tut weiterhin nichts, denn warum sollte man Falsches korrigieren?

Diese Alternative kommt nicht in Betracht, finde ich.
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Re: Ermittlungen gegen SS-Wachleute des KZ Sachsenhausen
« Antwort #4 am: 28. Juli 2020, 20:22:52 »
was das mit der Kundschaft zu tun hat?


Seit Oktober bezog sich die Kundschaft mehrfach auf das Hamburger Verfahren (alter Mann, nur seine Pflicht getan, Schwamm drüber und blah und blubb).

Dann müssten wir auch ein Faden zur Bibel, Gott, Jesus, dem römischen Recht, dem Papst und Julius Cäsar eröffnen.
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Re: Ermittlungen gegen SS-Wachleute des KZ Sachsenhausen
« Antwort #5 am: 29. Juli 2020, 07:23:09 »
Dann müssten wir auch ein Faden zur Bibel, Gott, Jesus, dem römischen Recht, dem Papst und Julius Cäsar eröffnen.


Wäre nicht schlecht.

Der Zeithistoriker Götz Aly kommentiert den Zweck aus der Sicht des Historikers:

Zitat
Götz Aly

Der KZ-Wächter Bruno D. und wir Deutsche
Welche Lehren zieht man aus den NS-Verbrechen? Die Kinder zu Widerständlern erziehen? Die NSDAP war  eine Widerstandsbewegung. Und auch der IS und die AfD predigen Widerstand.

28.7.2020 - 06:53, Götz Aly
Spoiler
Berlin
Am vorigen Freitag bat mich die ARD-Tagesthemenredaktion,  „historisch einzuordnen“. Doch in der Sendung blieb davon nur ein Satzfetzen übrig. Womöglich hatte ich zu kompliziert oder zu ungemütlich „eingeordnet“, nämlich so: 1960/70 wäre Bruno D. niemals angeklagt worden. Doch seit ein paar Jahren werden einige hochbetagte Männer wegen Beihilfe zum Mord vor Gericht gestellt, auch wenn sie lediglich in der Schreibstube oder auf Wachtürmen eines KZs saßen.

Gut so. Aber was wäre gewesen, wenn österreichische, ost- und westdeutsche Staatsanwälte in den 1960er-Jahren derart streng vorgegangen wären? Dann hätten sie rund 300.000 Männer und einige Zehntausend Frauen wegen Beihilfe zum Mord anklagen und insgesamt auf mehrere Millionen Jahre Zuchthaus plädieren müssen. Die arbeitsteilig organisierten Mordapparate waren sehr personalintensiv.  Nimmt man die Größe eines Familienkreises mit 30 Personen an (Eltern, Geschwister, Kinder, Cousins und Cousinen, Großeltern, Tanten und Onkel), dann hatte damals jede siebte deutsche und österreichische Großfamilie einen Juden- oder KZ-Mörder oder -Mordgehilfen in ihrer Mitte. So viel Wahrheit ertrugen die Nachfolgegesellschaften Hitlerdeutschlands nicht. Bis heute verlagern sie die Schuld bevorzugt auf Firmen, den Staat und auf möglichst wenige, möglichst ferne Personen.

In dieser Rechnung fehlen noch Hunderttausende Kriegsverbrechen, die aus der Mitte von 18 Millionen Wehrmachtssoldaten vor allem in Polen und in der Sowjetunion verübt wurden. Dazu gehören die Morde an mehr als zwei Millionen gefangenen Rotarmisten: in Lagern, auf Märschen oder gleich an der Front; dazu zählen die Hungerblockaden und das Abbrennen Zehntausender Dörfer und Städte bei Eiseskälte. In den Befehlsstäben der Wehrmacht, der SS und den KZs arbeiteten Zehntausende unternehmungslustige junge Frauen (Stabshelferinnen): Sie tippten Befehle und Deportationslisten, stenographierten auf der Wannsee-Konferenz, orderten das Giftgas Zyklon B auf offenen Postkarten beim Hersteller. Gegen sie wurde niemals ermittelt. Bezieht man sie alle ein, dann hat jede dritte heutige Familie, die seit mindestens drei Generationen in Deutschland lebt, einen meist unerkannten, aber aus den Fotoalben wohlbekannten Kriegsverbrecher oder Mordgehilfen in ihren Reihen.
So genau wollen das die meisten nicht wissen. Stattdessen setzen sie sich als die besseren Menschen in Szene – so auch die junge Kommentatorin in besagter Tagesthemensendung. Schneidig peitschte sie auf den 1944 siebzehnjährigen Bruno D. ein und verkündete, ihre Lehre aus den NS-Verbrechen sei, „Kinder großzuziehen, die Widerstand leisten“. Wie kann man so einfältig sein? Die NSDAP erstarkte als soziale Bewegung des Widerstands – gegen „Versailler Diktat“, „Verjudung“, „die Roten“, „das Weimarer System“ und bürgerliche Normen. Widerstand predigen der IS und die AfD. In der Erziehung kommt es auf eine menschenfreundliche, liberale Grundhaltung an. Zudem sollte der Mut junger Leute gekräftigt werden, zuallererst unter Kollegen und Freunden dann Nein zu sagen, wenn Recht, Anstand und Moral aufgeweicht werden.
[close]
https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/der-kz-waechter-bruno-d-und-wir-deutsche-li.95318

(Stelle ich mal hier ein, obwohl es mehr zum Stutthof-Verfahren gehört.)

Wäre noch zu ergänzen, daß die NSDAP auch eine Partei war, die die Jungen frühzeitig an hohe Positionen bringen wollte und die gegen "die Alten" agitierte, die die Stellen "blockierten".
Eine Position - so gutmeinend sie auch ist - heute leider nicht nur in rechtsorientierten Parteien vertreten wird.

Erschreckend war, daß zwischen den Artikeln vom Montag letzter Woche, dem Tag des Letzten Wortes des Angeklagten, und dem Donnerstag, dem Tag der Urteilsverkündung, die Kommentare unter den Artikeln in FB nicht abrissen. Normalerweise kommt noch am Tag danach ein Nachklapp und das war's dann.

Nicht wenige der Kommentatoren bezogen sich explizit auf unsere Kundschaft afd oder hatten irgendwelche Flaggen früherer deutscher Staaten im Profil bzw. Avatar. Ganz offen wurde mehrfach die Hoffnung ausgesprochen, wenn die afd drankäme, dann sei es aber vorbei mit diesen "Schauprozessen" (!). Logisch. Rummaulen, die derzeitigen Verfahren seien politisch motiviert durch linksrotgrünjüdischversiffte Staatsanwälte und Richter, dann aber genau von einer Partei zu erwarten, die Verfahren einzustellen ...  :facepalm:

Die fühlten sich ganz offensichtlich angesprochen und betroffen - darunter viele Frauen, gerade auch jüngere.

Häufiger Tenor war "habt Ihr nichts besseres zu tun?/gibt es nichts Wichtigeres?" (Etwas Wichtigeres als den Mord an einem Menschen? Was haben diese Leute im Hirn?) oder "das war sein Job!" (sic!) bzw. "er handelte nur auf Befehl" (es ist also nicht schlimm, einen Menschen auf Befehl zu ermorden, man kann das "jobmäßig" machen?).

(Schon länger habe ich mich von einem früheren Bekannten getrennt und seit 2015 keinen Kontakt mehr zu ihm. Eigentlich ein netter Kerl, hatte ich immer das Gefühl, ein wenig schlicht, aber sonst recht freundlich, seine Freundin eine Äthiopierin, es gibt eine gemeinsame Tochter, ein wirklich süßes Kind. Dann kommt 2015 und er fängt an, auf alle Migranten zu schimpfen, die wollen Deutschland ja nur aussaugen, wenn einer seine Freundin antanzt, dann kann der aber was erleben! Seiner Freundin an den Po zu fassen, ist schlimmer als 10.000 Menschen zu ermorden. Inzwischen heftigster afd-Wähler, was ich von ihm in Foren so lese, mit dem gleichen Unsinn von Art. 146 wie wir ihn zur Genüge kennen.  Diese Leute merken gar nicht, was sie selbst für wandelnde Widersprüche sind! Für ihn, als Anhänger der Rechtsstaatspartei, sind die Prozesse natürlich alle politisch motiviert, von Merkel angeordnet ... etc etc).

Unsere Kundschaft stellt diese Bezüge her. Sie selbst fühlt sich angesprochen und betroffen. Warum auch immer.
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Offline Sandmännchen

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Re: Ermittlungen gegen SS-Wachleute des KZ Sachsenhausen
« Antwort #6 am: 29. Juli 2020, 07:57:11 »
So wichtig diese Prozesse auch sind, so muss ich doch mal fragen was das mit der Kundschaft zu tun hat?

Ich weiß das ich mich unbeliebt mache -und diese Prozesse sind wichtig- sie haben aber eher nix mit unserem normalen Augenmerk zu tun

Moderator Kommentar Dieser Forenbereich ist für einen Überblick über die Darstellung der Reichsbürger in der Presse - auch in der Auslands- und Weltpresse - gedacht, daher schließe ich hier. Eigentlich war schon der erste Thread unpassend. Ich finde auch keinen anderen Bereich hier, wo das thematisch passt.Vielleicht wollt Ihr Eure Energie in den Wikipedia-Artikel über Stutthof richten?
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P.S.: Cantor became famous by proving it can't be done.
 
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