Aus der Schiffschaukelheimat (Rhein Neckar Zeitung, 12.02.2021):
Sinsheim. Christian Beck. Zu Todesfällen kommt es das ganze Jahr. "Aber diesen Januar und Februar sind wir zumindest gefühlt mehr auf dem Friedhof als in anderen Jahren", berichtet Pfarrer Hendrik Fränkle über den Eindruck, den seine Kollegen und er gewonnen haben. Und Stephanie Willert-Pitz, Inhaberin des Bestattungshauses Meny, erklärt: Etwa 40 Prozent der Menschen, die sie und ihr Team im Januar bestattet haben, sind mit oder an Corona gestorben.
Das liege vor allem an den Infektionsgeschehen in verschiedenen Pflegeheimen, die zu mehreren Todesfällen geführt haben. Einige der Verstorbenen waren älter und hatten Vorerkrankungen, berichtet Willert-Pitz. Doch das treffe nicht auf jeden zu. Fränkle betont: "Ich habe auf jeden Fall Leute beerdigt, die definitiv nicht mit, sondern an Corona gestorben sind."
Vor allem für die Angehörigen sei das nicht leicht. Ihm sei mehrfach berichtet worden, dass den Erkrankten der Lebenswille verloren gegangen sei, erzählt Fränkle. "Das wird nicht mehr", hätten manche Corona-Patienten gesagt, noch bevor die Ärzte sich überhaupt zu den Aussichten auf Genesung geäußert hatten. Doch Corona-Patienten können aus Gründen des Infektionsschutzes nur in Ausnahmefällen besucht werden. Nämlich dann, wenn absehbar ist, dass sie sterben. Einige Hinterbliebene machten sich Vorwürfe, ob der Verstorbene noch leben würde, wenn er mehr Besuch bekommen, mehr Zuwendung erfahren hätte, berichtet Fränkle.
Und nach dem Tod gehen die Schwierigkeiten für Hinterbliebene oft weiter: Personen, die mit oder an Corona gestorben sind, dürfen nicht aufgebahrt werden. "Normalerweise bestärken wir Angehörige, noch einmal Abschied zu nehmen. Den Verstorbenen noch einmal anzufassen, um zu merken, dass er kalt ist", erklärt die Bestatterin. So würden die Hinterbliebenen selbst spüren, dass die Person wirklich tot ist. Das sei ein wichtiger Teil der Trauerarbeit. Bleibe der Sarg zu, "ist die Person einfach weg", berichtet Willert-Pitz von den Empfindungen der Hinterbliebenen. Was das mit der Psyche der Menschen mache, sei momentan noch nicht absehbar.
Soviel dazu vor Ort.