Spoiler
Der vorletzte Eintrag zu diesem Thema, geschrieben von Winfried Stöcker offensichtlich selbst, stammt vom 20. Juni.
Darin geht es vor allem um die Meinung Stöckers, dass er ja eigentlich gar keinen Impfstoff selbst herstellt. Oder wie er es formuliert: "Es scheint einigen Behörden nicht zu gefallen, dass in Deutschland jeder Arzt einen Impfstoff selbst legal herstellen und ihn seinen Patienten verabreichen darf, indem er in seiner Praxis ein Antigen mit einem Adiuvans versetzt." Ein Adiuvans ist ein Hilfsstoff, der die Wirkung eines Reagenz in der Labormedizin oder eines Arzneistoffes in der Pharmakologie verstärkt.
Natürlich darf im Stöcker-Blog die Presseschelte nicht fehlen: "Die Behörden versuchen, eine Drohkulisse aufzubauen, wobei ihnen auch eine schlecht informierte Sensationspresse behilflich ist."
Den Stein gegen Stöckers Impf-Initiative hatte das Paul-Ehrlich-Institut ins Rollen gebracht. Bei dem hatte der Professor im Herbst 2020 eine Anfrage gestellt. Die Antwort: Seine bis dahin erfolgten Impfungen bei Verwandten und Kollegen könnten möglicherweise strafrechtliche Konsequenzen haben. Das tat es. Sowohl das Institut als auch das Landesamt für Soziale Dienste stellten Anzeigen. Die beiden Verfahren laufen noch, Ausgang ungewiss.
Der Vorwurf: Winfried Stöcker habe sich nicht an die üblichen Verfahren zur Genehmigung eines Impfstoffes gehalten, wie sie etwa Biontech und AstraZeneca durchlaufen haben. Winfried Stöcker lenkte ein, teilte über seinen Anwalt Wolfgang Kubicki mit, keine weiteren Impfungen vorzunehmen, auf Bitte des Landesamtes für Soziale Dienste in Schleswig-Holstein.
Aber Stöcker veröffentlicht auf seinem Blog auch zwei E-Mail-Adressen, über die "die Ärzte und bestimmt auch Heilpraktiker Antigen und Adiuvans" bestellen könnten. Die Adressen haben englische und US-Amerikanische Kennungen.
Die Reaktion auf den Eintrag Stöckers ist groß und die Kommentare, die zugelassen wurden, äußeren sich positiv zum Wirken des Professors.
Neben den Anfragen, wer denn nun endlich wo den Stöcker-Stoff impft und ob er dann auch im Impfausweis eingetragen wird, sticht ein Kommentar hervor.
Ein "Hans-Peter Friedel" schreibt: "Dr. Reinecke ist bereit, das Antigen zu verabreichen." Dazu gibt es eine konkrete Internetadresse. Sollte es so einfach sein, den Stöcker-Impfstoff zu bekommen? Die Adresse führt zu einer Urologie in Schrobenhausen. Das ist eine Stadt in Oberbayern, bekannt unter anderem durch den Schrobenhausener Spargel. Hier gibt es den Stöcker-Stoff? Zumindest den Arzt gibt es. Dr. Eckhard Reineke (ohne c) gehört zu einer Gemeinschaftspraxis.
Dr. Eckhard Reinecke kandidiert für die Partei in Freising. Er hat noch nicht den Stöcker-Impfstoff verwendet.
Ja, sagt Dr. Reineke, überrascht vom Anruf der SZ, von dem Stöcker-Impfstoff habe er schon gehört. Aber damit impfen? "Ich bin doch Urologe und kein Impfarzt", sagt er. Also hat er es auch noch nicht getan. Möglicherweise würde er es aber tun. Denn Dr. Reineke hat so seine Probleme mit den derzeit laufenden Impfungen mit den getesteten und zugelassenen Impfstoffen.
Eckhard Reineke ist 67, arbeitet nur noch zwei Tage in der Praxis. Er strebt eine Politik-Karriere an. Er wurde gerade zum Bundestagskandidaten der Partei "dieBasis" für den Wahlkreis Freising-Pfaffenhofen-Schrobenhausen gekürt. "Ich ziehe gerade mit dem Bollerwagen durch die Gegend und mache Wahlkampf", sagt Eckard Reineke. Er wurde in Dresden geboren, war von 1986 bis 1989 Oberarzt in der Urologischen Klinik Bautzen. Heute setzt er sich für "dieBasis" für Dinge wie die "Beendigung der Parteienoligarchie und Wiederherstellung der Machtbegrenzung" und eine Mitbestimmung des Volkes - ähnlich der in der Schweiz - ein. Dennoch, mit dem Stöcker-Impfstoff hat er nichts zu tun. Bisher jedenfalls.
Winfried Stöcker hat derweil ein neues Thema gefunden. Es geht wieder ums Impfen, allerdings für Genesene nach einer Corona-Erkrankung. Ein Antikörper-Test reicht für diese als Anerkennung nicht. Ein Skandal für Winfried Stöcker, "Sich jetzt nachträglich zu einer überflüssigen, aber gefährlichen Impfung zwingen zu lassen, sollten die Betroffenen verweigern, das muss man als Nötigung auffassen, eine vorsätzliche Körperverletzung", schreibt er in seinem Blog. Positive Kommentare gibt es schon.