Obwohl ... im Suez-Kanal ist ja dieses Schiff auf Grund gelaufen und die Autohersteller können keine Autos mehr herstellen, weil die Chips fehlen ... wenn man 1 und 1 zusammenzählt, krieg ich am Freitag vielleicht gar kein AZ?
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Schon im Januar mussten 9000 Termine wegen fehlenden Impfstoffs abgesagt werden.
Darüber ist der Hausärzteverband Brandenburg wütend und sprach von einem „Skandal“. Der Umgang mit den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen sei „absolut respektlos“, viele Patienten mit Terminen seien „vor den Kopf gestoßen“, kritisierte die Vorsitzende des Verbandes, Karin Harre.
Beschluss des Steuerungsausschusses: Alle Dosen in die Impfzentren
Für die Panne ist die Kassenärztliche Vereinigung zuständig. Sie hätte den Hausärzten die Lieferung des Impfstoffs zu keinem Zeitpunkt zusagen dürfen. Das geht aus dem Beschluss des Steuerungsausschusses des Impflogistik-Stabes des Landes hervor, der der MAZ vorliegt. „In die Kalenderwoche 17 werden 10.000 Dosen Biontech und 10.000 Dosen Moderna in die Impfzentren geliefert.“ Das bedeutet: Der Impfstoff war von vornherein für die Impfzentren vorgesehen gewesen.
Das für die Impflogistik zuständige Innenministerium spricht von einem „Fehler“, der sich nicht wiederholen dürfe. Es sei für alle Beteiligten bedauerlich, dass Termine abgesagt werden mussten, erklärte Sprecher Martin Burmeister. Die „Lastenplanung für die Impfstränge“ sei gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung vereinbart worden worden. Diese Planung sei „eindeutig“ gewesen, so der Sprecher weiter. Eine kurzfristige Lösung, um doch noch Impfdosen an Hausärzte nachzuliefern, wurde nicht gefunden.
Kassenärzte weisen Kritik zurück
Die Kassenärztliche Vereinigung weist jegliche Kritik von sich. Die Lieferungen für die Hausärzte seien „völlig unerwartet“ abgesagt worden, erklärte ein Sprecher auf Anfrage. Um alle 20.000 Impfdosen so schnell wie möglich zu verimpfen, seien die Pilotpraxen von Hausärzte mit einbezogen worden. Darüber sei der Impflogistik-Stab informiert worden. „Dem Plan hat niemand widersprochen“, so die KVBB. Der neue Beschluss des Stabes sei kurzfristig erfolgt und „ärgerlich“.
Nach Angaben der Hausärzte wurden in der vorigen Woche zahlreiche Praxen gebeten, schnellstmöglich Patienten zum Impfen zu finden. Entsprechen seien Termine und entsprechend die Patienten auf Terminmöglichkeiten hinzuweisen. Als Grund wurde angegeben, dass es wegen der kurzfristigen Lieferung der Impfdosen für die Impfzentren schwierig sei, so kurzfristig Termine vergeben zu können.
Stübgen: Ab Mai längerfristige Impf-Termine
Die niedergelassenen Ärzte sollen nach Angaben von Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) perspektivisch noch stärker in das Impfgeschehen einbezogen werden. Das bedeute aber nicht, dass auf die Impfzentren verzichtet werde, sagte er am Mittwoch im Landtag in der Debatte über die Folgen des „Impf-Gipfels“ von Bund und Ländern. Die Impfzentren seien nach wie vor ein elementarer Bestandteil der Impfkampagne.
Wer sich in Brandenburg impfen lassen will, kann ab Mai möglicherweise längerfristig einen Termin vereinbaren, kündigte Stübgen an. Bisher würden Termine erst vergeben, wenn der Impfstoff auch geliefert sei. Es gebe jetzt Impfstoffzusagen für den Mai einschließlich für den Juni.
Die Impfung der über 80-Jährigen sei fast abgeschlossen. Als gefährdetste Gruppe nannte der Minister die über 60-Jährigen. „Wir haben nach wie vor eine extrem dramastische Situation“, sagte Stübgen. Jeder dritte Covid-19-Patient auf den Intensivstationen der Krankenhäuser sterbe.
Woidke: Ab Juni Aufhebung der Priorisierung
Impfen für alle ist nach den Worten von Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) ab Juni möglich. „Die Aufhebung der Priorisierung ist in greifbarer Nähe“, sagte er. Bis Ende Mai soll einem Drittel aller Impfberechtigten in Brandenburg ein Impfangebot unterbreitet werden, kündigte er an. Derzeit sei jeder Vierte Brandenburger einmal geimpft worden. Beim Impfen komme das Land gut voran. „Die Kampagne muss optimiert und ausgeweitet werden und noch mehr Geschwindigkeit aufnehmen“, betonte Woidke.
Die AfD kritisierte die Pläne, Geimpften Lockerungen zuzugestehen. Damit würden gesunde Menschen indirekt diskriminiert, sagte AfD-Fraktionschef Hans-Christoph Berndt. Er wandte sich an Regierungschef Dietmar Woidke (SPD), der auf mehr Erleichterungen für Geimpfte hofft, und sagte: „Grundrechte, Herr Woidke, die Getestete und Geimpfte haben, aber nicht Gesunde, das sind Privilegien.“ Die AfD-Fraktion hält das Angebot zur Impfung für einen „Impfzwang durch die Hintertür“.
Linke: Debatte über mehr Freiheiten für Geimpfte zu früh
Linksfraktionschef Sebastian Walter hält die Debatte über Freiheiten für verfrüht. „Solange wir erst sieben Prozent der Menschen in Brandenburg doppelt geimpft haben, ist das eine Scheindebatte“, sagte Walter. Er forderte, sich auf Arztpraxen zu konzentrieren und die Impfzentren abzuschaffen. Walter wiederholte die Forderung, den Impfstoff von Astrazeneca für alle Altersgruppen freizugeben, und kritisierte, dass rund 40.000 Impfdosen des Präparats derzeit nicht genutzt würden. CDU-Fraktionschef Jan Redmann lehnte eine Freigabe für alle ab. Dafür sei nicht genug Impfstoff vorhanden.
Der Vorsitzende der Fraktion BVB/Freie Wähler, Péter Vida, forderte eine Perspektive mit Testen oder Impfen und Öffnen. Er zweifelte die Verhältnismäßigkeit des Lockdowns an und verlangte von der rot-schwarz-grünen Landesregierung einen Nachweis, ob die Schließung von Gaststätten und von kulturellen Einrichtungen zur Eindämmung der Pandemie notwendig sei. „Das erfolgt nicht“, sagte er.
Von Igor Göldner