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Darin wird vor angeblich tödlichen Folgen der Corona-Impfung gewarnt, die Pathologen bei der Obduktion von geimpften Menschen entdeckt haben wollen. Sie berichten außerdem, dass sich im Impfstoff angeblich metallhaltige Bestandteile feststellen ließen. Sind diese Thesen haltbar?
Keine bekannte medizinische Einrichtung
Die im Video erwähnte „Pressekonferenz“ fand am 20. September 2021 in Reutlingen statt. Die Erwähnung eines „Pathologischen Instituts Reutlingen“ kann den Eindruck erwecken, dass eine bekannte medizinische Einrichtung dahinter stehe. Das ist aber nicht der Fall. Denn es handelt sich dabei keineswegs um das entsprechende Institut der Kreiskliniken Reutlingen.
Stattdessen gibt einer der beteiligten Pathologen an, früher ein privates „Pathologisches Institut Reutlingen“ geleitet zu haben – ohne jegliche Belege. Eine aktuelle Homepage des angeblichen Instituts ist zumindest schon mal nicht zu finden. Die Adresse im Impressum der Webseite mit dem Video führt zu einer Praxis von Radiologen. Beide auftretenden Pathologen sind zudem bereits im Ruhestand.
Fachgesellschaft: „Nicht wissenschaftlich fundiert“
In Fachkreisen werden die im Video geäußerten Thesen sowie die Art der Präsentation scharf kritisiert. „Wie auch von anderer Seite bereits kritisch bemerkt, sind die präsentierten Daten nicht wissenschaftlich fundiert“, teilte die Deutsche Gesellschaft für Pathologie mit. Eine auffällige Korrelation von Todesfällen im Zusammenhang mit der Covid-19-Impfung sei der Gesellschaft nicht bekannt. „Es handelt sich hier um persönliche Meinungsäußerungen und nicht um die Position unserer Fachgesellschaft“, schreibt die Pathologie-Organisation. „Der DGP ist bislang keine auffällige Korrelation von Todesfällen im Zusammenhang mit der Covid-19-Impfung bekannt – wobei natürlich nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Impfung auch Komplikationen verursachen kann.“
Pathologen im Ruhestand
Die beiden Pathologen im Ruhestand geben im Video an, acht Obduktionsergebnisse von Toten abschließend analysiert zu haben, die angeblich nach ihrer Corona-Impfung verstorben seien. Insgesamt lagen ihnen laut eigenen Angaben zehn Fälle vor. Die Obduktionen haben laut den Aussagen im Video nicht sie selbst, sondern andere Ärzte durchgeführt. Teils fehlen Daten wie der genaue Impfstatus oder der Abstand zwischen Impfung und Tod. Die angeblichen Resultate der Analyse wurden nicht in Fachpublikationen veröffentlicht, wie es im wissenschaftlichen Betrieb üblich wäre, sondern nur in dem Video und auf einer Homepage.
Es ist quasi ausgeschlossen, dass die acht im Video vorgestellten angeblichen Obduktionsergebnisse neuartige und bisher unentdeckte tödliche Nebenwirkungen zeigen. In Deutschland prüft das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) unerwünschte Reaktionen, die nach Impfungen auftraten und bei denen der Verdacht besteht, dass sie mit der Impfung zusammenhängen könnten.
Um auszuschließen, dass unbekannte medizinische Folgen zu einer erhöhten Sterblichkeit führen, vergleicht das PEI für seine regelmäßigen Sicherheitsberichte zu den Covid-19-Impfungen die Zahl der statistisch zu erwartenden Todesfälle mit den tatsächlich gemeldeten Todesfällen. Laut dem jüngsten PEI-Bericht vom 23. Dezember 2021 zeigte sich hierbei „für keinen der vier bisher in Deutschland eingesetzten Covid-19-Impfstoffe ein Risikosignal“.
1919 Verdachstmeldungen
Wörtlich heißt es im Bericht: „Ein Vergleich der Anzahl der gemeldeten Todesfälle im Abstand von einem Tag bis sechs Wochen nach einer Covid-19-Impfung mit der im gleichen Zeitraum statistisch zufällig zu erwartenden Anzahl der Todesfälle (Daten des Statistischen Bundesamtes) ergab für keinen der vier bisher in Deutschland eingesetzten Covid-19-Impfstoffe ein Risikosignal.“ Demnach wurden in 1919 Verdachtsfallmeldungen über einen tödlichen Ausgang in unterschiedlichem zeitlichen Abstand zur Impfung (0 Tage bis 289 Tage) berichtet. In 78 Einzelfällen, in denen Patienten an bekannten Impfrisiken wie Thrombose-mit-Thrombozytopenie-Syndrom (TTS), Blutungen aufgrund einer Immunthrombozytopenie oder Myokarditis im zeitlich plausiblen Abstand zur jeweiligen Impfung verstorben sind, hat das Paul-Ehrlich-Institut den ursächlichen Zusammenhang mit der Impfung als möglich oder wahrscheinlich bewertet.
Impfstoff Todesfälle Melderate für Todesfälle pro 1000 Impfungen
Comirnaty (Biontech) 1427 0,02
Spikevax (Moderna) 80 0,01
Vaxzevria (AstraZeneca) 307 0,02
Covid-19 Vaccine Janssen 52 0,02
Unbekannter Impfstoff 53 keine Aussage möglich
Gesamt 1919 0,02
Allerdings darf man nie vergessen, dass es sich dabei weiterhin nicht um bestätigte Fälle, sondern lediglich um Verdachtsfälle handelt: Die Tatsache, dass jemand ein medizinisches Problem hatte oder im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung gestorben ist, und dass die Behörden dies in ihren Berichten aufführen, bedeutet nicht unbedingt, dass dies durch den Impfstoff verursacht wurde.
Im Gegensatz dazu wurden in Deutschland seit Februar 2020 mehr als 7,2 Millionen Corona-Infektionen gemeldet. Insgesamt gab es in Deutschland mindestens 112.223 Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus – Langzeitfolgen unbeachtet.
Auf der Homepage des Bundesministeriums für Gesundheit heißt es im Bezug auf die Zulassungsstudie: „Informationen zum Impfen und der Frage: Stimmt es, dass Probandinnen und/oder Probanden in den Studien gestorben sind?“:
Bei klinischen Prüfungen mit großer Patientenzahl und einem Einschluss von Patienten mit hohem Alter und längerer Studiendauer ist es möglich, dass im Verlauf der Studie Patientinnen oder Patienten versterben können.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass ein Zusammenhang mit dem Impfstoff besteht. Jede aufgetretene Nebenwirkung wird erfasst und jeder Todesfall wird auf einen möglichen Zusammenhang mit der Impfung von einem unabhängigen Kontrollgremium genau untersucht.
„Verdächtige“ Stoffe in Vakzine
Darüber hinaus berichteten die pensionierten Pathologen in dem Video, in den Impfstoffen verdächtige und potenziell gefährliche Stoffe gefunden zu haben: etwa Metallgegenstände und sogar Parasiten. Schon länger kursieren im Netz mehrere Beiträge über Menschen, deren Arme magnetisch sein sollen – angeblich an der Stelle, wo sie zuvor mit einem Corona-Vakzin geimpft wurden.
In den Corona-Impfstoffen ist allerdings nichts enthalten, was dazu führen könnte, dass Magnete an der Haut haften. Oberflächenhaftung hat nichts mit Magnetismus zu tun. „Dass in einigen Videos (...) Magnete an der Einstichstelle haften, liegt an der sogenannten Adhäsions- oder auch Anhangskraft. Diese kann durch Schweiß, Fett oder Öle auf der Hautoberfläche verstärkt werden“, schreibt dazu das Bundesgesundheitsministerium.
Der Leiter der Pathologie und Molekularpathologie am Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Konrad Steinestel, bezeichnet die angeblich gezeigten Fremdkörper als Verunreinigungen auf dem Objektträger; „es ist vermutlich sogar eine Textilfaser dabei“, schrieb er auf Twitter. Auch der Virologe Christian Drosten sprach im NDR-Podcast „Coronavirus-Update“ von „typischen Verunreinigungen“. Sie können das Ergebnis der Austrocknung von Proben und Filtrationsprozessen sein, wenn sich etwa eine kleine Faser eines Zellulosefilters löst. „So was ist normal und erwartbar“, sagte Drosten.
Keine Belege für Behauptungen
Für die im Video geäußerten Behauptungen gibt es also keine Belege. Die Deutsche Fachgesellschaft für Pathologie bezeichnete sie als „Meinungsäußerungen“ und „nicht wissenschaftlich fundiert“. In Deutschland erhält und analysiert das Paul-Ehrlich-Institut Meldungen über mögliche Nebenwirkungen von Impfungen; dem Institut ist keine auffällig hohe Zahl von Todesfällen nach Covid-Impfungen bekannt.
Auf der Webseite zur „Pathologie-Konferenz“ steht im Kleingedruckten: „Die auf den Web-Seiten abrufbaren Beiträge dienen nur der allgemeinen Information und nicht der Beratung in konkreten Fällen. Wir sind bemüht, für die Richtigkeit und Aktualität aller auf der Website enthaltenen Informationen und Daten gemäß § 7 Abs.1 TMG zu sorgen. Für die Korrektheit, die Vollständigkeit, die Aktualität oder Qualität der bereitgestellten Informationen und Daten wird jedoch keine Gewähr nach § 8 bis 10 TMG übernommen.“
mz/dpa