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Weil bei solchen Proteinimpfstoffen die Immunantwort schwächer ausfällt, kommt ein Wirkverstärker hinzu – im Fachjargon „Adjuvans“, der im Fall von Nuvaxovid auf Saponinen basiert. Er alarmiert das Immunsystem direkt nach der Impfung, das dann besonders aufmerksam für das gespritzte körperfremde Protein wird. Wie bei allen anderen Impfungen auch wird die körpereigene Abwehr in Gang gesetzt, die dann mit spezifischen Antikörpern und T-Zellen auch die eigentlichen Coronaviren bekämpfen kann.
Manchen Impfskeptikern gilt das Novavax-Präparat als Hoffnungswert, weil es ein sogenannter Totimpfstoff sei, also ein „traditioneller“ Impfstoff, wie er – anders als etwa die mRNA-Präparate – in der Vergangenheit eingesetzt wurde. Ob sich Nuvaxovid wirklich als Totimpfstoff einstufen lässt, hängt aber von der Definition ab. Nach einer Erläuterung des Bundesforschungsministeriums enthalten Lebendimpfstoffe Erreger, die sich zwar vermehren können, also „lebensfähig“ sind, deren krankmachende Eigenschaften aber „abgezüchtet“ wurden. Diese sogenannten attenuierten Erreger sind in Vakzinen gegen Mumps, Masern und Röteln enthalten.
Totimpfstoffe enthalten nach dieser Formulierungsvorgabe dagegen abgetötete, also nicht mehr vermehrungsfähige Krankheitserreger. „Hierzu zählt man auch solche Impfstoffe, die nur Bestandteile oder einzelne Moleküle dieser Erreger enthalten“, konstatiert das Ministerium. Je nach Art der Herstellung und dem Grad der Aufreinigung spricht man von Ganzvirus-, Spalt- oder Untereinheiten- (Subunit-) Impfstoffen. Als Beispiele werden Impfstoffe gegen Hepatits A (Ganzvirus-) und Influenza (Spalt- und Subunit-Impfstoffe) genannt.
„Der Name ist falsch“
Im engeren Sinne handelt es sich bei Nuvaxovid nicht um einen Totimpfstoff. Denn der entscheidende Bestandteil, der die Immunantwort auslösen soll, wurde nicht dem Coronavirus entnommen, sondern ist ein gentechnisch hergestelltes Virus-Protein. Wer den Begriff weiter fasst, könnte sagen: Alle Impfstoffe ohne lebende Erreger sind Totimpfstoffe. Dazu würden dann freilich auch alle bislang auf dem Markt befindlichen und zugelassenen Covid-19-Vakzine gehören.
„Der Name ist falsch“, sagt Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Was viele mit „Totimpfstoff“ meinten, seien Impfstoffe, die auf Prinzipien basierten, die man auch bei anderen Impfungen anwende.
Experten wissen, dass sich Impfstoffe mit Virusprotein schon vor Corona bewährt haben – unter anderem gegen Hepatitis B und Grippe. Auch deshalb gilt das Novavax-Mittel manchem Impfskeptiker als ein Mittel der Wahl. Das gilt noch mehr für das Vakzin des französisch-österreichischen Unternehmens Valneva. Dessen Impfstoff VLA2001 basiert auf inaktivierten vollständigen SARS-CoV-2-Viren. Das Valneva-Präparat wird von der EMA ebenso wie der auf einer ähnlichen Technologie beruhende Impfstoff des französischen Herstellers Sanofi im „Rolling Review“ noch auf Risiken und Wirksamkeit geprüft.
Grundsätzlich haben sich diese „alternativen“ – wie auch die bereits vorhandenen – Impfstoffe als wirksam erwiesen. Fachleute empfehlen allerdings nicht, auf die Vakzine zu warten, sondern sich mit Blick auf Omikron sofort impfen zu lassen. Selbst das Management von Valneva gab in einem Interview zu Protokoll, niemandem zu raten, auf den hauseigenen Impfstoff zu warten.