Bin ich jetzt zu blöd zum Lesen?
Oder enthält der Artikel wirklich keine Distanzierung von den jetzigen Aussagen? Sachen von 2017 jucken doch jetzt nicht mehr?
Kardinal Müller neigt zu Verschwörungstheorien – Kirche distanziert sich
Kardinal Gerhard Ludwig Müller polemisiert gegen Bill Gates, George Soros und die Illusion einer neuen Schöpfung. Die Nähe zu den Thesen von Querdenkern ist frappierend.
VON
JULIUS MÜLLER-MEININGEN
Der Kardinal sitzt am Schreibtisch in seinem schwarzen Talar und blickt in den Computer. Ein Kronleuchter prangt über dem Haupt von Gerhard Ludwig Müller. Hinter ihm sind zwei große Bücherregale zu sehen, in denen einiges des theologischen Wissens dieses Kurienkardinals lagern dürfte. Doch Kardinal Müller, früherer Präfekt der Glaubenskongregation im Vatikan und seit Juni Richter an der Signatura Apostolica – dem höchsten Kuriengericht –, sagt in diesem Videointerview Sätze, die ihn in die Ecke der Verschwörungstheoretiker rücken.
Es ist nicht so, dass sich der 73-jährige Mainzer in den zweieinhalb auf Twitter veröffentlichten Interview-Minuten mit dem erzkonservativen St.Bonifaz-Institut in Österreich um Kopf und Kragen geredet hätte. Es ist schließlich nicht das erste Mal, dass der Theologe und frühere Bischof von Regensburg sich derart äußert. Doch woher kommt die Nähe zum Populisten-Milieu? Der Kardinal, der, sollte er bei der nächsten Papstwahl noch nicht 80 sein, wahlberechtigt sein wird, sagt unbelegte Dinge, die es in sich haben.
Spoiler
Nähe zu Querdenkern: Kardinal Müllers Vergleiche hinken immer häufiger
Müller erkennt etwa den Willen einiger, „die Menschen jetzt gleichzuschalten“ und „einer totalen Kontrolle zu unterziehen, einen Überwachungsstaat zu etablieren“. Immer wieder hat der Kardinal schiefe Vergleiche zum Totalitarismus gezogen, zuletzt etwa, als er einen Beschluss des Synodalen Weges in Deutschland mit dem Ermächtigungsgesetz der Nazis verglich. Es hinkt immer häufiger, wenn Müller spricht.
So auch in dem Ausschnitt des am 6. Dezember veröffentlichten Interviews. Als Hintermänner des totalitären Ansinnens nennt Müller den Gründer des Davoser Weltwirtschaftsforums Klaus Schwab, Microsoft-Gründer Bill Gates und US-Investor George Soros, Namen, die auch Rechtspopulisten gerne als Verantwortliche eines Weltumsturzes anführen. Diese Herren säßen „auf dem Thron ihres Reichtums“, um von dort aus „ihre Agenda durchzusetzen, eine Agenda, die auf Hochstapelei beruht“, sagt Müller. Sie hätten die zu verurteilende Meinung, „wir könnten mithilfe der modernen Technik und des Kommunikationswesens eine neue Schöpfung hervorrufen, einen neuen Menschen erschaffen, nach ihrem Bild und Gleichnis“.
Die Worte von Kardinal Müller sind Futter für Verschwörungstheoretiker
Man muss sich nicht auf die Seite dieser Männer schlagen, um Müllers Worte als extrem und Futter für Verschwörungstheoretiker einzustufen. Die gedankliche Nähe zum rechtsextremen Querdenker-Spektrum ist nicht zu übersehen. Gemeinsam haben konservative Katholiken und rechte Verschwörungstheoretiker vor allem ihre Feindbilder, die gewiss einflussreich und kritikwürdig sind, aber vor allem für Liberalität anstatt für christlich geprägten Traditionalismus stehen. Der konservative Katholizismus, den Müller repräsentiert, fordert Bewahrung und Schutz der kirchlichen Traditionen wie der Heterosexuellen vorbehaltenen Ehe, des Zölibats, der scharfen Trennung von Katholizismus und Protestantismus. Dass Papst Franziskus hier die Grenzen auflockert, verstört sie. Auch Gottesdienstverbote und Impfungen stoßen konservativen Katholiken auf. Die Impfungen, weil die Hersteller von Vektor-Impfstoffen wie AstraZeneca und Johnson & Johnson auf Zellen zweier 1973 und 1985 abgetriebener Föten im Produktionsverfahren zurückgriffen. Der Vatikan sah darin für Katholiken allerdings kein Hindernis, sich impfen zu lassen.
Dass es sich bei Müllers Aussagen nicht um einen Ausrutscher handelt, belegt die Unterzeichnung eines umstrittenen Appells im Mai vergangenen Jahres. Der erzkonservative Kurienbischof und ehemalige Vatikan-Nuntius in den USA, Carlo Maria Viganò, warnte damals schon vor einer mithilfe der Pandemie errichteten „Weltregierung“, die sich jeder Kontrolle entziehe. Corona werde als Vorwand genutzt, um „Grundfreiheiten unverhältnismäßig und ungerechtfertigt“ einzuschränken. „Supranationale Einheiten“ verfolgten auf diese Weise „politische und wirtschaftliche Interessen“.
Müller unterschrieb und wollte nach lauter Kritik an seiner Unterschrift dann doch nur seinem Freund Viganò einen Gefallen getan und einen „Appell zum Nachdenken“ unterzeichnet haben. Viganò gehört zur erzkonservativen Clique, die Papst Franziskus so schnell wie möglich loswerden will, er forderte ihn sogar öffentlich zum Rücktritt auf. Müller hat auch so seine Zweifel am Lehramt des Argentiniers Jorge Bergoglio, will aber der Figur des Papstes keinen Schaden antun und schrieb ein ausführliches Kompendium zum Thema. Die fachliche Abneigung beruht allerdings auf Gegenseitigkeit. Franziskus entließ den Kardinal, einen Gefährten Benedikt XVI., 2017 als Präfekt der Glaubenskongregation.
https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/katholische-kirche-kardinal-mueller-neigt-zu-verschwoerungstheorien-kirche-distanziert-sich-id61275071.htmlEs gibt Lausitzer, denen es jetzt reicht und die das Maul aufmachen, ganz so wie es die Quarkdep.pen wünschen ...
Montagsproteste
Tausende Oberlausitzer unterzeichnen Petitionen gegen Corona-Proteste
von MDR SACHSEN
Stand: 13. Dezember 2021, 21:07 Uhr
In mehreren Oberlausitzer Städten wollen Bürgerinnen und Bürger die Corona-Proteste in ihren Orten nicht länger unwidersprochen lassen. Sie bilden Bündnisse, um den montäglichen Demonstrationen etwas entgegenzusetzen. Mit offenen Briefen werben sie für mehr Solidarität. Tausende haben sich dem Aufruf bereits angeschlossen.
Die Polizei stellt sich auf eine wachsende Zahl von Kritikern der Corona-Maßnahmen ein, die am Montagabend in der Oberlausitz auf die Straßen gehen. "Wir lassen alles zu, was erlaubt ist - unterbinden aber das, was nicht zulässig ist", sagte ein Sprecher der Polizeidirektion Görlitz. Er rät den Protestteilnehmern, sich von Extremisten und Gewalt zu distanzieren: "Machen Sie keine gemeinsame Sache mit Personen, die Ihre Versammlung möglicherweise für sich und andere Ziele missbrauchen wollen."
Allein in Bautzen sind für den Abend des 13. Dezember neben der üblichen Protest-Kundgebung am Kornmarkt sechs weitere Versammlungen an unterschiedlichen Orten im Stadtgebiet angemeldet, teilt eine Sprecherin des Landratsamtes auf Nachfrage mit. In den vergangenen Wochen war Bautzen immer wieder Schwerpunkt der Proteste in der Oberlausitz.
Am vergangenen Montag zählte die Polizei hier gut 500 Teilnehmer, in Zittau knapp 400 und in Görlitz etwa 160. Aber auch in kleineren Orten wie Neugersdorf kamen rund 20 Menschen zusammen, um gegen die Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie zu protestieren.
Bürgermeisterin von Ebersbach-Neugersdorf will wachrütteln
Nach diesen Versammlungen wurden Protestzettel und Plakate der Corona-Maßnahmen-Kritiker vor dem Rathaus in Ebersbach-Neugersdorf abgelegt. Darauf seien zum Beispiel durchgestrichene Impfspritzen abgebildet gewesen, berichtet Bürgermeisterin Verena Hergenröder. Auch Kerzen wurden dort abgestellt und zwar so, dass befürchtet werden musste, dass sie einen Brand verursachen könnten. Ein Feuerwehrmann, der am Abend vorbeikam, habe die Kerzen deshalb gelöscht und die Sache der Stadtverwaltung gemeldet, erinnert sich Hergenröder.
Spoiler
Ein Schild gegen die Vereinnahmung öffentlicher Plätze
Die Bürgermeisterin von Ebersbach-Neugersdorf will solche Protestzeichen nicht länger hinnehmen. Sie empfinde diese Form des Protests als "anmaßend". Sie betont: "Das ist unser Raum." Den will sie nicht zweckentfremdet sehen. Deshalb hat sie am Freitag ein Schild an der Rathaustür anbringen lassen. "Hier zünden wir die Kerzen an", steht in großen grünen Buchstaben darauf. Das Schild wirbt um Wertschätzung für alle, die im Gesundheitswesen arbeiten und erinnert an die Menschen, die im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gestorben sind. Hergenröder sagt, sie will die Leute damit wachrütteln und eine "unsägliche Entwicklung aufhalten". Es gehe ihr darum, die Menschen zu erreichen, die still die Corona-Schutzmaßnahmen mittragen. Sie müssten lauter werden und dürften den Protest der Corona-Maßnahmen-Kritiker nicht unwidersprochen lassen.
Online-Petitionen als Ausdrucksmöglichkeit für die Stillen
Verena Hergenröder hat ihren Aushang anderen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern in der Region zugesandt. "Als Anregung" was sich gegen die Vereinnahmung von Straßen und öffentlichen Plätzen durch Corona-Leugner tun lässt, sagt Hergenröder. Erste Bürgermeister hätten ihr bereits angekündigt, ihrem Beispiel zu folgen. Am Rathaus in Ebersbach-Neugersdorf soll das Schild mindestens bis zum Jahreswechsel hängen, erklärt Bürgermeisterin Hergenröder.
Auch in Bautzen und Zittau formiert sich Widerspruch gegen den Corona-Protest. In beiden Städten haben sich in den vergangenen Tagen Bürgerbündnisse gebildet. Am Sonntag veröffentlichten sie auf Petitionsplattformen im Internet einen offenen Brief und eine "Bautzener Erklärung". Darin heißt es: "Wir wollen es nicht weiter hinnehmen, dass die Protestler die Krise durch Egoismus befeuern." Der einzige Weg schnell aus der Pandemie herauszukommen, sei ein solidarisches Miteinander. Zuvor hatte es auch schon in Freiberg einen solchen offenen Brief gegeben.
Ziel des Bautzener Bündnisses: Andere Bilder aus Bautzen liefern
Die Bautzenerin Katja Gerhardi gehört zu den Initiatorinnen. Bei der Vorstellung der Erklärung am Montagnachmittag vor Journalisten sagt sie, es mache sie fassungslos, dass bei den Montagsprotesten Regeln gebrochen würden, die dazu dienen sollen, die Pandemie schnell hinter uns zu bringen.
Es ist für uns nicht mehr hinnehmbar, dass Montag für Montag Begriffe wie Liebe, Wahrheit, Gemeinschaft und Friede in Anspruch genommen werden, um unter deren Deckmantel nichts Anderes zu tun als Hass und Hetze, Lügen, Beleidigungen und Unwahrheiten in Mikrofone und Megafone zu plärren.
Katja Gerhardi – Mitinitiatorin des Bündnisses "Bautzen gemeinsam"
Bautzen sei kein Zentrum für Corona-Leugner und Rechtsextreme. Das wolle das Bündnis "Bautzen gemeinsam" deutlich machen. Dazu seien auch Aktionen in der Innenstadt in Vorbereitung. Der Bautzener Unternehmer Heinrich Schleppers kündigt an, man werde den Kornmarkt wiedergewinnen.
Band Silbermond unter den Erstunterzeichnern der Bautzener Erklärung
Die Bilder, die in den vergangenen Wochen montags von Bautzen in die Welt gingen, sollen nicht die Bilder sein, die ihre Stadt präsentieren, erklären die Initiatoren. "Es kann nicht sein, dass die normale Stadtbevölkerung montags ab 17 Uhr die Bürgersteige hochklappt, dass Menschen Umwege in Kauf nehmen um nach Hause zu kommen, weil sie sich nicht mehr trauen, durchs Stadtzentrum zu laufen", betont Katja Gerhardi. "So wollen wir in dieser Stadt nicht miteinander leben." Es seien Grenzen verletzt worden, Grenzen des Anstands und Respekts, so Gerhardi weiter.
Die Initiatoren des Bündnisses "Bautzen gemeinsam" hätten dabei nicht länger tatenlos zusehen können. Für Lutz Hillmann, den Intendanten des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters sei dieser Punkt erreicht gewesen, als vor seinem Theater gegen die 2G-Regel protestiert wurde. "Das geht einem schon nahe und man denkt darüber nach", sagt Hillmann. Er habe sich deshalb "vorbehaltlos" der Bautzener Erklärung angeschlossen. Neben ihm gehören 80 Bautzener Bürgerinnen und Bürger zu den Erstunterzeichnern - darunter Ärzte, Unternehmer, Pfarrer, Vereins- und Verbandsvorsitzende und die Bautzener Band Silbermond. Im Internet haben die Erklärung bis zum Montagabend rund 2.000 Menschen unterschrieben.
Licht aus für Corona-Protest in Zittau
Ein ähnlich lautender Brief aus Zittau hat bereits mehr als 1.300 Unterstützerinnen und Unterstützer. Sven Rössel, der Leiter der Kreismusikschule Dreiländereck, hat ihn veröffentlicht. Formuliert hat ihn eine Initiative von rund 40 Zittauer Bürgerinnen und Bürgern. "Wir wollen damit den ruhigeren Menschen eine Ausdrucksmöglichkeit geben", sagt Rössel. Denn sich neben die Protestversammlungen stellen und widersprechen, gehe wegen der aktuellen Corona-Einschränkungen nicht.
Um den Protestlern keine Bühne zu geben, ruft die Initiative außerdem dazu auf, montags von 17 bis 20 Uhr die Lichter in der Innenstadt auszuschalten. Ihnen gehe es da vor allem um die Weihnachtsbeleuchtung, erklärt Sven Rössel. Christliche Symbolik und Versammlungen, auf denen lauthals "Widerstand" skandiert werde, das geht für Rössel nicht zusammen.
Quelle: MDR/mk
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/bautzen/bautzen-hoyerswerda-kamenz/petitionen-widerspruch-corona-demonstrationen-oberlausitz-100.html