Zu den gerade so gern kolportierte Zahlen:
Ich will nicht bestreiten, dass die Zahlen Realität werden könnten. Aber trotz mehrfacher Versuche verstehe ich nicht wie (der mutmaßliche Verfasser) Michael Kunz in dieser Tabelle gerechnet hat. Er gibt über fünf Wochen kontinuierlich steigende Hospitalisierungsraten an, obwohl er zugleich bestreitet die zukünftigen, derzeit noch unbekannten Infektionsraten zu berücksichtigen. Dies kann aber kaum sein!
Aus den jetzigen Infektionszahlen kann man sicher auf eine Zunahme der Hospitalisierungen in den kommenden zwei bis drei Wochen schließen. Aber die Vorhersagekraft der jetzigen "festen" Zahlen ist damit erst einmal ausgeschöpft. Für danach weiter steigende Hospitalisierungen müssten erst einmal die Infektionen in den kommenden zwei Wochen weiter steigen. Das ist nicht auszuschließen aber wahrlich keine unumstössliche Gewissheit wie der Verfasser der Tabelle reichlich schrill behauptet.
Zudem werden alle Notmaßnahmen ausgeblendet, die bei einem solchen Verlauf gewiss zum Einsatz kämen. Es stehen ein Sanitäts-Airbus und ein Sanitäts-A400M für Patienten-Transporte aus überlasteten Regionen zur Verfügung. Und einige Länder, denen Deutschland zuvor geholfen hat, haben nun ihrerseits Deutschland Hilfe angeboten.
In den Krankenhäusern sind mehr als 5000 gut ausgestattete Intensivbetten vorhanden, die kurzfristig verwendet werden können. Da fehlt nur tragischerweise das Personal. Trotzdem sollte es möglich sein, etliche dieser Plätze, und sei es auch nur notdürftig, in Betrieb zu nehmen. Mit Sanitätseinheiten der Bundeswehr, reaktiviertem Pflegepersonal oder auch eingeflogenem Personal aus Ländern, wo es rosiger aussieht.
Ich bezweifele auch, dass in der genannten Zahl freier Intensivbetten die Plätze in Bundeswehrkrankenhäusern miterfasst sind. Die wären dann auch noch verfügbar und im Zweifel können wir noch den großen Bruder fragen, der in Rammstein die größte Kranken- und Pflegestation außerhalb der USA betreibt. Wäre doch ein schöner Fall von Bündnisbeistand (für den dann gewiss eine happige aber auch verdiente Rechnung folgt).
So ganz kann ich dem Tenor "Alles vergebens! Alles wird untergehen!" also noch(!) nicht folgen. Aber Wieler hatte mit seinem "es ist fünf nach Zwölf" leider auch nicht Unrecht.