Kann mir jemand erklären, warum ein ehemaliger NPD-Kader und wegen versuchter Brandstiftung Verurteilter pausenlos über Entnazifizierung schwadroniert?
Ich versuche es erst gar nicht.
Auf die Gefahr hin, mich durch mangelndes Verständnis von Rüdis Gebrabbel als geistig gesund zu erweisen, wage ich mal eine Erklärung:
In der Vorstellungswelt der RD gibt es gleichsam zwei Sphären: Zur einen gehört alles, was irgendwie mit der BRD zu tun hat. Wer BRD-Staatsangehöriger ist, befindet sich somit in dieser ersten Sphäre. Ja, und nun kommt's: Die BRD wendet bekanntlich "Nazigesetze" an. Zu diesen "Nazigesetzen" gehört die einheitliche Staatsangehörigkeit.
Nebenbei bemerkt spricht das Grundgesetz dem Bund die Gesetzgebung über die Staatsangehörigkeit im Bund zu, was wohl so zu verstehen ist, dass verfassungsrechtlich die Länder eine eigene Staatsangehörigkeit regeln könnten, was aber mangels Bedarfs und Sinnhaftigkeit kein Bundesland bisher getan hat. Ohnehin ist es weitgehend uninteressant, welche subnationale Staatsangehörigkeit jemand hat. Im Reiseverkehr kommt es nur auf die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Völkerrechtssubjekt an, und das ist nun mal bei einem Bundesstaat immer nur der Bund. Das trifft für die USA, Kanada, Mexiko oder Indien ebenso zu wie auf Deutschland. Österreich hat ebenfalls die einheitliche Staatsangehörigkeit eingeführt, entgegen dem Wortlaut des Bundes-Verfassungsgesetzes übrigens - das aber nach dem Krieg. M. W. besteht eine eigenständige subnationale Staatsangehörigkeit nur noch in der Schweiz - aber diese ist in der Praxis fast ohne Bedeutung, andere Staaten interessieren sich dafür ohnehin nicht.
Nun geht es in RD-"Logik" weiter: Wer also der BRD angehört, ist "Nazi". Wer der BRD nicht angehört, ist dann im Umkehrschluss kein Nazi. Indem man seinen "Austritt" aus der BRD erklärt, sei es mittels des "gelben Scheins" oder sonst eines Wischs, dem die RD eine geradezu magische Bedeutung zuschreiben, ist dann eben kein "Nazi" mehr und somit "entnazifiziert", da er dann ja nicht mehr der BRD angehöre und somit auch frei von "Nazigesetzen" sei. Das ist dann die zweite Sphäre, die sich RD so vorstellen.
Dass man auf diese Weise nicht aus dem Staat "austreten" kann, ist klar, nur den RD nicht.
Dass man seine nationalsozialistische Gesinnung nicht dadurch los wird, dass man einen Wisch ausfüllt, mit dem man aus der BRD auszutreten glaubt, ist ebenfalls klar.
Bei Rüdi kommt, vermute ich, ein persönliches Motiv hinzu: Er versucht mit allen Mitteln, das Stigma des Brandgeruchs einer Flüchtlingsunterkunft los zu werden oder wenigstens zu überdecken. Daher stammt ja wohl auch sein Versuch, seinen Geburtsnamen, den er hatte ändern lassen, wieder anzunehmen, obwohl er den angenommenen Namen gar nicht mehr führt (und man einen Namen, den man offiziell gar nicht führt, auch nicht ändern lassen kann).
Das Ganze dürfte dem Wunsch nach einem "clean break" mit seiner Vergangenheit entspringen. Aber so, wie er sich das vorstellt, wird es nie gehen.
Was die Schaufensterpuppen angeht, so haben diese gegenüber lebenden Menschen den Vorteil, dass sie unendlich lange zuhören und niemals widersprechen.