Man kann nicht 40 Jahre der Verwandtschaft schreiben , dass sie gerne jederzeit vorbeikommen können, um dann, wenn sie denn plötzlich vor der Tür stehen, zu sagen, dass das jetzt irgendwie gerade gar nicht passt.
Doch, doch, die Verwandten konnten das schon. Und die taten das auch. Schließlich hatten sie die Folgen davon auszubaden, daß der Dicke seinem Ego nicht widerstehen wollte. Die früheren Einladungen waren schließlich in dem Vertrauen geschrieben worden, daß Breshnew und seine Nachfolger zu Lebzeiten der Einladenen den Eisernen Vorhang nicht rosten lassen würden. Zumindest von denjenigen, die ihre getragenen Klamotten nicht in den Kleidercontainer warfen, um die neuen von der Steuer absetzen zu können.
Das wäre unredlich.
Soso.
Die DDR hat mit dem Ergebnis der ersten und letzten freien Volkskammerwahl ein recht eindeutiges Votum für eine Wiedervereinigung abgegeben.
Die DDR-Bevölkerung hat mehrheitlich mit der Volkskammerwahl Honecker und Co. gegen die Deutsche Mark als Zweitwährung tauschen wollen. Denn das wertvolle Geld für so profane Dinge wie Brot, Straßenbahnfahrkarten oder die Miete - und noch dazu in diesem Umfange - zu verschwenden, war einfach nicht geplant. Zumindest nicht von der Mehrheit.
Noch eine Anmerkung. Kohl hat 1990 die Zeichen der Zeit erkannt. Ihm war auch klar, dass eine so günstige Konstellation für eine Wiedervereinigung so schnell nicht wiederkommen würde. Daher die Eile.
Das mag zwar stimmen, aber nach dem, was man so aus dem Westen hörte, war er faktisch schon Altenteiler. Da kamen ihm die Stimmen der Neubürger gerade recht. Die hielten ihn dann noch zwei Legislaturperioden im Amt.
Ach, ja, zum Thema weiterbestehende DDR. Otto Reinhold hat Im September 1989 die Antwort gegeben.
...
Die Leute, insbesondere die Leistungsträger der Gesellschaft, hätten halt weiter mit den Füßen abgestimmt.
Der Herr Reinhold übersieht, daß die meisten Leute keinen Kapitalismus, sondern einen Sozialismus, der den Namen verdiente, haben wollten ... also das, was ihnen von der Partei- und Staatsführung schon lange versprochen worden war. Nur hatte man den Eindruck, daß dort Marx, Engels und Lenin genauso selektiv gelesen wurde, wie bei den Zeugen Jehovas die Bibelverse.
@mork77