Nicht in allen Einzelheiten, aber mehr als genug. Er sagte später, wer nichts gewußt habe, der habe nichts wissen wollen.
Das deckt sich mit dem, was meine Großeltern immer erzählt haben. Meine Großmutter hat mir oft erzählt, dass eine ganz "normale Drohung" für unartige Kinder z.B. war: "Paß auf, sonst kommst Du nach "auch da". Man hat öffentlich allerdings oft nicht gewagt das Wort Dachau und die dort stattfindenden Grauskamkeiten zu nennen.
Auch sie sagte immer wieder: Wer behauptet er hätte nichts gewusst oder bemerkt, der wollte nichts wissen.
Auch die Industriebosse wussten ganz genau wie mit ihren "Zwangsarbeitern" außerhalb der Fabrikhallen verfahren wurde. Es gab welche, die zumindest versucht haben den Leuten einigermaßen ausreichende Nahrungsmittel zukommen zu lassen, das konnte allerdings sehr böse enden, z.B. in einer "Irrenanstalt" weil man dem Befehl des Führers eben nicht gefolgt ist. Auch wenn das keine KZs waren, hinterher war man auf jeden Fall gebrochen.
Hätten mehr so gehandelt bzw. ihr handeln öffentlich gemacht und nicht so viele geschwiegen, weggesehen und einfach von "nichts nichts gewusst", dann wäre es wahrscheinlich nie so weit gekommen. Diese Situation, angefangen damit, dass man versucht die Presse auszuschalten, haben wir heute wieder. 20 % rennen den Führern hinterher und der große Rest (nicht alle) ziehen es vor zu schweigen, zuzusehen oder von nichts nichts zu wissen. Irgendwie wird sich das ja hoffentlich ganz von alleine lösen und wenn nicht...
Das die wenigsten Täter/Helfer hinterher über die Taten gesprochen haben, wird mit großer Sicherheit auch dem Verdrängungsprinzip zuzusprechen sein.
Nun, das lag zum einen daran, dass die Täter auch hinterher wieder in den oberen/obersten Positionen zu finden waren und durchaus wussten, wie sie die (ich nenne es jetzt mal so) "kleinen Leute" mundtot machen konnten. Du kannst davon ausgehen, dass die, denen es nach dem Krieg am Schnellsten wieder richtig gut ging, am dicksten ihre "schmutzigen Pfoten" im Geschäft hatten und vor-, während- und nachher ordentlich verdient haben. Gerüchten zu Folge sollen einige sogar Ministerposten erhalten haben oder große Geschäftsmänner (Arbeitgeber) bzw. "Banker" geworden sein.
Mit guten Taten wiederum brüstet man sich nicht, das ist kein guter Stil.
Ich habe erst Jahrzehnte später, nicht von meiner Großmutter, sondern von dem Geretteten selbst, erfahren, das eben sie mit ein paar anderen aus dem Viertel den "Judenjungen" gerettet und abwechselnd wohnen lassen bzw. versorgt haben. Darauf angesprochen meinte sie nur zu mir: Das war doch ein anständiger, lieber, fleissiger Junge, Der hat niemand was getan, da musste man doch helfen. Sonst nichts.
Die Schule auf die ich ging hat hunderte jüdischer Mädchen "katholiziert" und geretten bzw. ins Ausland verbracht (die Synagoge war gleich um die Ecke). Kein Wort haben die Nonnen darüber verloren, Pressearteikel dazu hätten sie am liebsten vermieden. Das war nämlich selbstverständlich. Auch im Unterricht wurde darüber nicht berichtet, nicht mal, wenn man nachgebohrt hat. "Nächstenliebe", Verantwortung", "Menschenliebe" oder einfach "Ehre" nennt sich so etwas. Damit geht man nicht hausieren, das hat man, oder man hat es nicht.